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Re: Salwey

BeitragVerfasst: Do 6. Dez 2018, 12:41
von amateur des vins
Hach, dafür liebe ich dieses Forum!
Gestern habe ich in einem kleinen Resto um die Ecke einen

Salwey Grauburgunder Henkenberg 2015

geordert. Eigentlich sollte es laut Karte ein 2014er sein. Da ich befürchtete, Salwey + Grauburgunder + 2015 könnte zuviel des guten sein, habe ich sogar nochmal nachgefragt. Es wurde dann aber doch der 2015er.

Die Überraschung hätte nicht größer sein können, denn der Wein wird von einer wirklich knackigen Säure dominiert, hinter der die Rebsorte kaum zu erkennen ist. Auch war die Säure irgendwie... unpassend. Ich habe mich und den (sehr weinaffinen) Gastronomen gefragt, ob hier wohl Aufsäuerung im Spiel sein könnte? Aufklärung ergab sich dann später am Abend nach einem Blick hier ins Forum in diesem Post - danke, Ulli!

Der Wein selber hat zwar ein gewisses Potential, erscheint mir aber unablanciert und auch untypisch. Mit etwas Luft hat es sich ein klein' wenig gebessert, aber nicht wesentlich. Ich könnte mir vorstellen, daß das in vielen Jahren harmonischer werden könnte, aber das werde ich nicht überprüfen - zumindest nicht vorsätzlich.

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Do 6. Dez 2018, 15:41
von EThC
amateur des vins hat geschrieben:Der Wein selber hat zwar ein gewisses Potential, erscheint mir aber unablanciert und auch untypisch.

...also ich freue mich eigentlich regelmäßig, wenn ich KEINEN typischen GB ins Glas bekomme... :lol:

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Do 6. Dez 2018, 18:17
von amateur des vins
EThC hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Der Wein selber hat zwar ein gewisses Potential, erscheint mir aber unablanciert und auch untypisch.

...also ich freue mich eigentlich regelmäßig, wenn ich KEINEN typischen GB ins Glas bekomme... :lol:
Hehe :twisted: Ich bitte doch höflichst darum, zwischen "typisch" und "normal" zu differenzieren. :ugeek: ;)
Nee, ich weiß schon, was Du meinst. Da hab ich garnicht dran gedacht, weil mir so Breitlinge eh nicht in's Glas kommen. Aber ein kleines bißchen der ursprünglichen Aromatik möchte ich doch bitte erkennen können. Das war hier schon nicht mehr so ganz einfach...

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 19:46
von amateur des vins
Gerade im Glas:

Salwey, Henkenberg GG 2015 (13%)


Wie Ulli hier schon schrieb:
UlliB hat geschrieben:Da derartige Säurewerte für Grauburgunder schon sehr ungewöhnlich sind, habe ich mal auf dem Gut vorbeigeschaut (ich war sowieso gerade in der Gegend) und mich erkundigt, wie es denn gelungen ist, ausgerechnet im Hitzejahr 2015 so hohe Säurewerte zu erhalten. Nun, erhalten wurde da tatsächlich gar nichts, denn die Antwort auf meine Frage war ebenso offen wie verblüffend: "Na, wir haben ordentlich aufgesäuert! Das ist ja jetzt in solchen Jahren erlaubt".

Grundsätzlich habe ich mit Aufsäuerung in heißen und trockenen Jahren kein ideologisches Problem, wenn das in einem für die Rebsorte typischen Maße geschieht, aber hier ist man offensichtlich unter völliger Ausschöpfung des rechtlichen Rahmens bis an den Anschlag gegangen, was ich für Grauburgunder schon als etwas deformierend empfinde. Allerdings ist der Wein in einem abstrakten Sinne durchaus beeindruckend, ebenso wie das GG aus dem Henkenberg aus gleicher Rebsorte und gleichem Jahr, das noch etwas duftiger daherkommt, aber insgesant etwas weniger dicht angelegt ist.
"Deformierend" ist hier das Schlüsselwort. Das ist schlank, frisch, balanciert, knackig - und seelenlos und sortenuntypisch. Ich hatte den Wein vor einer Weile in der Gastronomie. Hatte den Verdacht der Aufsäuerung, der sich nach Recherche zuhause bestätigte.

Und jetzt erneut: Das ist nicht wirklich schlecht, die Nase ist überaus charmant. Am Gaumen bügelt die Säure aber über alles drüber, und Grauburgunder erkenne ich hier nicht mehr. Schade, hier wurde zu sehr eingegriffen.

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Sa 6. Apr 2019, 20:32
von amateur des vins
amateur des vins hat geschrieben:Salwey, Henkenberg GG 2015 (13%)
[+1d] Update:
Ich korrigiere: Ich habe noch keinen Wein erlebt (schon garnicht mit diesem Anspruch!), bei dem die Aufsäuerung dermaßen schiefgegangen ist. Enttäuschend.

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Sa 6. Apr 2019, 20:49
von EThC
amateur des vins hat geschrieben:Ich habe noch keinen Wein erlebt (schon garnicht mit diesem Anspruch!), bei dem die Aufsäuerung dermaßen schiefgegangen ist. Enttäuschend.

Echt schade! Bis jetzt habe ich die weißen Burgunder-GG's von Salwey immer als Bank eingeordnet... :cry:

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Sa 6. Apr 2019, 21:01
von amateur des vins
Ich hatte bis dato auch nur gute Erfahrungen...

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Fr 31. Mai 2019, 19:17
von AmonA
amateur des vins hat geschrieben:Ich hatte bis dato auch nur gute Erfahrungen...

Tja, ging mir auch so. Die restlichen 2015er weissen GG liegen bei mir wie Blei im Keller. Vor zwei Wochen im Kaiserstuhlurlaub haben wir u.a. zwei 2015er Spätburgunder GG, Henkenberg und Eichberg probieren können. Die Weine waren selbst meiner Frau zu sauer!
Sehr gelungen fanden wir die WB RS 2016 und GB RS 2017.
An diesem Verkostungssonntag konnte man die Weingüter Abril, Bercher, Salwey und Johner besuchen und einige der neu abgefüllten Weine probieren. Klarer - glasklarer - "Sieger" für unseren Geschmack war letzteres Weingut: Johner mit einer beeindruckenden Kollektion (v.a. "Chardonnay wie in Burgund" :mrgreen: ).

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Fr 31. Mai 2019, 21:42
von Der Wein-Schwede
AmonA hat geschrieben:Klarer - glasklarer - "Sieger" für unseren Geschmack war letzteres Weingut: Johner mit einer beeindruckenden Kollektion (v.a. "Chardonnay wie in Burgund" :mrgreen: ).
Aha, kann sein, kenne die Johner Weine nicht, würde bei Gelegenheit gerne probieren. Die Kaiserstuhlweine haben noch etwas zu beweisen um mich zu beeindrucken, schmecken mir unabhängig von Rebsorte immer zu "breit" und "warm". Vulkan/Lössböden in der "Hitze-Ecke" Deutschlands - schmeckt ein Chardonnay von dort burgundisch?

Mit dem Klimawandel und die wieter steigenden Temperaturen, sehe ich eher nicht das Kaiserstuhlgebiet als die Zukunft - vielleicht für Syrah und Grenanche?

Re: Salwey

BeitragVerfasst: Fr 31. Mai 2019, 21:50
von amateur des vins
Johner landete für mich nach dem Antesten vor vielen Jahren in der Ecke "zuviel Holz, mog i net". Hat sich das geändert?