Rotweine aus Baden - diverse Winzer

Heute Abend etwas Versöhnliches im Glas, das auch Bernd gefallen könnte

Weingut Frey Spätburgunder trocken 2020 13%

Unter dem Schraubverschluss verbirgt sich ein typisch aussehender Spätburgunder, der in der Nase dann sehr seriös wirkt. Rauchige und ätherische Noten dominieren, man meint die Tannen des Glottertals zu riechen, ein Hauch Pfefferminze ist auch dabei. Die typische Kirschfrucht ist eher gedeckt und im Hintergrund. Mit etwas Luft macht der Wein auf und wird etwas weicher.
Im Mund setzt sich dieser Eindruck fort. Auch hier ist das ein sehr seriöser Vertreter, der deutliches Tannin und eine ausgeprägte aber nicht anstrengende Säure zeigt. Ätherische Noten auch hier, die mit der Kirsche ein Wechselspiel eingeht, das mir gut gefällt. Die Intensität und Länge sind sehr ordentlich.
Das ist richtig viel Anspruch und Können für 8 (sic!) Euro ab Weingut (ich hatte im Handel sogar nur 7,50 € bezahlt).
88 P

Hallo Clemens,

deine Notiz ist in mehrerlei Hinsicht für mich hochinteressant! Zum einen stellt ein ordentlicher bis schöner Spätburgunder in der Preiskategorie von um die 8 Euro mittlerweile eine absolute Rarität dar, und zum anderen habe ich als Kind unvergessliche Familienurlaube im Glottertal verbracht; die Grundlagen meiner Weinleidenschaft haben genau hier ihren Ursprung (meine völlig verantwortungslosen Eltern ließen mich immer wieder den einen oder anderen Schluck mitprobieren).

Gerade habe ich ein Probierpaket bei Frey bestellt - ich bin sehr gespannt auf die Weine!

Herzliche Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

da bin ich jetzt schon gespannt auf dein Urteil.
Ich habe vor ein paar Jahren das Weingut besucht und meine Frau und ich waren damals sehr begeistert von den Weinen (und auch von den zivilen Preisen und der netten Familie).

(Und natürlich ist das Glottertal eine ganz wunderbare Ecke)

Gruß
Wolfgang

Hallo,

vom Weingut Frey habe ich im Rahmen eines Urlaubs im Schwarzwald seinerzeit einiges probiert, und fand unter Preis-Genuss-Gesichtspunkten vor allem die Spätburgunder sehr schön.

Dabei fand ich den "Alte Reben" im Vergleich zum Basis-Spätburgunder nochmal deutlich stärker.

https://www.verkostungsnotizen.net/vkn_ ... p?ID=71153
https://www.verkostungsnotizen.net/vkn_ ... p?ID=71186

Ein Blick in den E-Shop des Weinguts sagt mir, dass die Preise nach wie vor als relativ moderat gelten können. Insofern wäre auch ich an einer Wasserstandsmeldung zum Weingut Frey interessiert.

Das Probierpaket von Frey ist heute eingetroffen, und der Spätburgunder "Alte Reben" ist erfreulicherweise ebenso enthalten wie der Basis-Spätburgunder. Ich werde also den Vergleich anstellen können. Aber heute fange ich mit dem Probieren unten an - näheres dazu folgt gleich im Nachbarthread, denn Müller-Thurgau ist nun mal keine rote Sorte.

So, in pucto Frey wird es jetzt richtig ernst - der einfache Spätburgunder trocken aus 2022 befindet sich gerade in meinem Glas:



Wenn der 2020er so ähnlich riecht und schmeckt (wovon ich jetzt einfach mal ausgehe), hat ihn Clemens weiter oben bravourös beschrieben! ich ziehe meinen Hut, Clemens! Und für gerade mal 8 Euro handelt es sich in der Tat um einen Spätburgunder mit Charakter zu einem außergewöhnlich konsumentenfreundlich kalkulierten Preis. Das kleine "aber" in meinem Fall lautet: Es gibt an der Ahr Basis-Spätburgunder wie den E&C von Fiebrich, die meinem Bedürfnis nach Finesse besser entgegenkommen. Die kosten dann allerdings auch gute 30 Prozent mehr, was für jeden, der nur ein geringes Budget zur Verfügung hat, einen durchaus nicht unwesentlichen Faktor darstellen kann.

Mein Fazit lautet trotzdem: Viel Spätburgunder zu einem ungewöhnlich bescheidenen Preis, insofern eine tolle Leistung des Erzeugers, Nachkauf 3 von 3 auf der Erich-Skala!

Herzliche Grüße

Bernd

Mein Fazit lautet trotzdem: Viel Spätburgunder zu einem ungewöhnlich bescheidenen Preis, insofern eine tolle Leistung des Erzeugers, Nachkauf 3 von 3 auf der Erich-Skala!

...so wie Du das beschreibst, könnte ich Dir da bei einem Einsatz von lediglich 8 Euronen für die Reben-Diva vermutlich folgen!

Mein Fazit lautet trotzdem: Viel Spätburgunder zu einem ungewöhnlich bescheidenen Preis, insofern eine tolle Leistung des Erzeugers, Nachkauf 3 von 3 auf der Erich-Skala!

...so wie Du das beschreibst, könnte ich Dir da bei einem Einsatz von lediglich 8 Euronen für die Reben-Diva vermutlich folgen!

Ja - einen ernsthaften Spätburgunder für 8 Euro gibt es meines Wissens inzwischen nirgendwo mehr - außer bei Frey!

Mich wundert nur, dass dieses Weingut über etliche Jahre hinweg völlig an mir (und am Forum ) vorbeigegangen ist.

Mich wundert nur, dass dieses Weingut über etliche Jahre hinweg völlig an mir (und am Forum ) vorbeigegangen ist.

Ich blättere zufällig in einem Buch "Küchengeheimnisse und Weinentdeckungen" von Eckart Witzigmann und Paula Bosch, der prominenten Sommelière, und lese:

"GLOTTERTÄLER EICHBERG

Weißer Burgunder, Kabinett, trocken
Weingut Otto & Martin Frey, Denzlingen, Baden
2001

Ein großes Kompliment für den 2oo1er Weißburgunder von Otto und Martin Frey aus dem kleinen, völlig unbekannten Weingut Frey im Breisgau. Überzeugt von der Qualität dieses Weines war ich schon nach den ersten Probeschlucken. Richtig überrascht hat er mich, nachdem ich meine einzige Probeflasche einer zehntägigen Folter im Kühlschrank ausgesetzt hatte. Denn zu meinen hartnäckigen Proben zählen auch Versuche mit angebrochenen Flaschen, die — einfach mit einem ordentlichen Stöpsel verschlossen — kühl und dunkel aufbewahrt wurden: Der Wein behielt auch nach zehn Tagen Kühlschrank sein typisches Traubenaroma, seine Klarheit und Transparenz im Geschmack ebenso wie seine Frische, Spiel, Säure und Substanz. Was will man als Weintrinker mehr, außer vielleicht einem angemessenen Preis? Die Geschichte des Weinguts ist kurz, denn Junior Martin (vierte Generation) hat erst 1994 damit begonnen, die eigenen Trauben selbst zu verarbeiten; sie stammen zu achtzig Prozent aus der Lage des Glottertäler Eichbergs. Er produziert auf dem acht Hektar großen Weingut zu sechzig Prozent weiße und zu vierzig Prozent rote Burgunder-Sorten. Ein Newcomer — vielleicht noch in der Experimentierphase, aber mit diesem Weißen Burgunder hat er ein erstes Ziel erreicht, bravo! 5,20 Euro

2002 Nachlese
Duftiges, delikates Bouquet, weiße Blüten, gelbe Früchte, Apfel, Birne, Mirabelle, Honigmelone, Traubenbeeren. Lebendiger Gaumen mit erfrischender, reifer Säure, gut balanciert mit köstlichem Nachklang."

Frey war auch damals "völlig unbekannt", wurde aber wahrgenommen. Ich muss mal wieder nach Denzlingen!

Als wir vor einigen Jahren da waren, haben uns vor allem die Weine der "Gneis**"-Linie fasziniert. Da liegen auch heute noch die weißen mit 10-12€ PLV-mäßig gut im Rennen, der Spätburgunder hat mit 18€ schon seinen Preis.

Herzlichen Dank für Deine aussagekräftigen Verkostungsnotizen, Bernd!

Grüße
Wolfgang

Wolfgang, für mich ist es sehr interessant zu lesen, was schon vor mehr als 20 Jahren von kompetenter Seite über einen Wein aus dem Hause Frey geschrieben wurde! Umso mehr wundert es mich, dass in den Foren - ich war ja damals bei TAW und Wein-Plus schon ziemlich aktiv - von diesem Betrieb nie die Rede war.

Im Glas liegt jetzt der Spätburgunder "Alte Rebe" 2020 aus dem Glottertäler Eichberg (oh weh - plötzlich packt mich eine tiefe Sehnsucht nach dem Glottertal!):



Der wirkt erwartungsgemäß feiner als der einfache Spätburgunder, weshalb er mir zwei Pünktchen mehr wert ist. Aber rein vom Trinkfluss her gesehen hat mir der kleine Bruder einen Hauch mehr Spaß gemacht, weshalb der "Alte Rebe" bei mir auf der Erich-Nachkauf-Skala nur die 2,9 erreicht. Um einen für den Preis von gut 10 Euro erstaunlich schönen, anspruchsvollen Spätburgunder handelt es sich jedoch trotzdem! Großartig, dass es für weniger betuchte Weinfreunde noch so etwas zu entdecken gibt, ohne dass der Winzer verhungern muss!