J.B. Becker

Hallo zusammen,

gersten gab es - zunächst zum Essen und danach solo - auch bei uns einen reifen Becker: Wallufer Walkenberg, Spätlese trocken 1998:

am 19./20. und 26./27. november jeweils von 14.00-19.00 uhr finden in beckers wunderschönem weingarten übrigens die weinprobiertage 2011 mit der vorstellung des jahrgangs 2010 und der möglichkeit zur probe aller weine der aktuellen preisliste (über 80 weine )statt.
ich hatte die einladung heute in der post und werde mir dies am kommenden wochenende sicher nicht entgehen lassen......(am wochenende darauf ist dann huber dran... ).

gestern praktisch den gesamten tag und abend bei hajo becker auf dem weinprobiertag verbracht. es war eine sehr schöne veranstaltung, bei der sowohl die 2010er kollektion, als auch alle weiteren weine der aktuellen preisliste sehr ausgiebig verkostet werden konnten. hier gibt es keine kleinen pfützchen in die gläser sondern beliebig oft die gläser nachgefüllt.

das 2010 ein schwieriges jahr war kann auch die kollektion von becker nicht ganz verleugnen. insbesondere der trockene kabinett und die trockenen spätlesen haben im moment doch eine sehr prägnante spitze säure und wirken noch nicht ausbalanciert. erfahrungsgemäß kann sich das jedoch mit zunehmender reife noch geben und auch daraus sehr anständige weine werden.
gut gefallen hat mir die trockene auslese vom wallufer walkenberg. hier kommt ein sehr schönes süße-säure-spiel zum tragen und der wein hat einen wundervoll schmelzigen körper - unter den trockenen weinen aus 2010 ganz klar mein favourit.
sehr gut ist auch der einfache halbtrockene kabinett vom wallufer oberberg gelungen, der dazu auch ein sehr gutes preis-genuss-verhältnis bietet. einfach ein schöner alltags-riesling.
im restsüßen bereich hat mich die auslese vom martinsthaler rödchen begeistert. hier zeigt sich, dass 2010 das jahr der restsüßen weine war und die hohe säure diesen weinen eine sehr schöne balance und frische gibt. das rödchen ist ein wunderbar komplexer riesling, der sicher hervorragend altern wird und von dem einige flaschen in meinen keller wandern.

wie grandios beckers weine altern zeigte sich mal wieder, als die 1989er spätlese vom wallufer walkenberg ins glas kam. bernsteinfarben deutet die farbe auf das alter des weins hin, allerdings ist dieser wein sowohl in der nase als auch vor allem am gaumen noch so frisch, voll da und einfach ein grandioser genuss. gibt es noch ab hof und wandert ebenfalls in meinen keller.
selbst ein einfacher trockener kabinett aus 1994 machte ebenfalls noch großen spaß und war ein toller genuss. die ebenfalls aus 1994 stammende trockene spätlese hatte dann von allem noch ein bißchen mehr zu bieten, war extrem frisch und zeigte keine unangenehmen alterserscheinungen.
so schwer es fällt beckers weine liegen zu lassen, es lohnt sich !

als der wein des tages präsentierte sich aber eine 2009er auslese wallufer walkenberg von den alten reben. mit 10,3g restzucker knapp über der grenze des trockenen, jedoch aufgrund der grandios eingebundenen säure mit absolut trockener anmutung und so wundervoll komplex und vielschichtig, wie ein riesling nur sein kann. hier gilt der alte spruch, dass riesling nicht mehr besser, sondern nur noch anders geht. ich wage die prognose, dass auch dieser wein mit zunehmendem alter noch einmal grandios zulegen wird.

hajo becker gehört schon lange zu meinen lieblingserzeugern im rheingau und sein etwas eigenwilliger stil trifft sehr oft genau meinen geschmack (im gegensatz zu vielen aktuellen weinen von p.j. kühn, bei dessen weinen mir häufig etwas die spannung fehlt).
gestern zur foie gras hatte ich die nicht trocken ausgebaute spätlese aus 1990 erneut im glas und war aufs neue begeistert von der reifefähigkeit dieses wundervollen weins.

diese 1990er spätlese ist definitiv völlig unkaputtbar !
ich hatte am letzten samstag eine flasche als begleiter zu einer scharfen asiatischen suppe mit entenbrust geöffnet und es wurden nur 2/3 der flasche geleert, den rest habe ich offen stehend im kühlschrank vergessen und heute wiederentdeckt....und, was soll ich sagen ? nach den 5 tagen in der offenen flasche steht der wein weiterhin wie eine 1 im glas und ist noch immer ein faszinierendes weinerlebnis.

Ich kenne diese Spätlese auch sehr gut, aber ich finde sie doch sehr anstrengend, eigenwillig und "unkaputtbar", das ist schon ein heftiger Wein, extrem polarisierend.. , aber di Beckers wollen ja auch nicht jeden gefallen

Gruß

Ralf

Ich kenne diese Spätlese auch sehr gut, aber ich finde sie doch sehr anstrengend, eigenwillig und "unkaputtbar", das ist schon ein heftiger Wein, extrem polarisierend.. , aber di Beckers wollen ja auch nicht jeden gefallen

Gruß

Ralf

ja, sicher kein riesling für jeden tag und "heftiger wein" trifft es ganz sicher, aber ich bin froh davon noch ein dutzend flaschen im keller zu haben.....der ließe sich sicher auch in 20 jahren noch trinken.

Na ja, vielleicht wird ja der 2010er ein neuer 1990er, wer weiß, so eine ausgiebige Weinprobe bei den Beckers fände ich auch sehr faszinierend, denn wo gibt es in der deutschen Weinszene solche (bekannten)Winzer??? Ganz, ganz wenige!! Das nennt man europaweit Kultstatus.

Gruß

Ralf

tja, was die 2010er betrifft, da bin ich mir nicht so sicher, aber man sollte auch die sicher nicht zu früh abschreiben....wirklich überzeugt haben diese (bis auf die trockene auslese) mich aber nicht.
dann eher schon 2009 oder vermutlich auch 2011....

Hallo Marko,

laß dich überraschen, der 1990er war am Anfang sicher ein ganz gruseliger Geselle...

Gruß

Ralf

... und weil gerade irgendwie Rheingauzeit ist:

2005 Wallufer Walkenberg SL trocken Alte Reben
Schoene, wenn auch verhaltene Nase; keinerlei Reifetoene. Am Gaumen weiche und genauso verhaltene Frucht (langes Fasslager macht sich bemerkbar); gute Struktur, fuer den Jahrgang erstaunlich schlank - hat viel Babyspeck abgelegt. Trinkt sich aber sehr gut so oder zum Essen. Ordentliche Laenge. Deutlich Rheingau/Loess. 87-88 Punkte, sowas um den Dreh. War als Testballon gedacht: kann man jetzt schon trinken oder noch liegen lassen, aber das Entwicklungspotential scheint ausgeschoepft.

Cheers,
Ollie