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Diese Woche haben wir Australier zu Gast, denen wir die Vielfalt des deutschen Rieslings nahebringen wollten. In der Kategorie schlank und nervig fiel die Wahl auf einen 2007 Rüdesheimer Berg Roseneck Riesling Kabinett Trocken vom Johannishof, den ich seinerzeit im Rahmen meiner Rheinsteigwanderung erworben hatte. Den Weingutsbesuch habe ich übrigens als besonders nett und persönlich in Erinnerung. Der Johannishof geht aus meiner Sicht oft ein wenig unter. Der Gault Millau schätzt den Betrieb in letzter Zeit nicht mehr so. Und auch ansonsten kommt es mir so vor, als würde der Johannishof oft in die gefällige und langweilige Rheingauer "Nummer sicher" Ecke gestellt.

Echt aufregende Weine muss man vielleicht tatsächlich woanders suchen, aber für den (aus meiner limitierten Erfahrung heraus beurteilt) eher klassischen Rheingauer Stil ist Herr Eser aus meiner Sicht nicht die schlechteste Wahl. Jedenfalls waren die Australier doch etwas überrascht, was für stahlige Weine mit spitzer Säure die Deutschen so trinken.

octopussy hat geschrieben:

Bernd Schulz hat geschrieben:

Angesichts des Muskelspiels, das die v. Kanitz-Rieslinge seit der Übernahme des Betriebs durch Kurt Gabelmann zeigen, wundern mich die vier Sterne bei Wein-Plus nicht. Dort steht man halt auf Powerplay, wobei ich in diesem Fall zugeben muss, dass Gabelmann, ein Könner, der schon in den 90ern auf der Staatsdomäne an der Nahe gute Sachen auf die Flasche gebracht hat, den für Lorch bislang eher untypischen Kraftmeierstil ausgezeichnet beherrscht. Zumindestens zeigten seine von mir bislang probierten Weine ein durchgängig eindrucksvolles Niveau.

Die ganz unterschiedliche, deutlich leichtgewichtigere Stilistik, die man davor bei v. Kanitz pflegte, hatte aber auch ihren Reiz. Ich würde die beiden Richtungen nicht gegeneinander auspielen wollen und insofern erst einmal behaupten, dass die Rieslinge dieses Traditionsbetriebs zuletzt nicht unbedingt besser oder schlechter, aber auf jeden Fall deutlich anders geworden sind.

Ich hatte gestern meine erste Begegnung mit einem Wein von Graf von Kanitz, der mir extrem gut geschmeckt hat. Es war eine trockene Spätlese Alte Reben aus der Lorcher Krone aus 2009. Powerplay oder Kraftmeierstil konnte ich allerdings nicht erkennen. Vielmehr fand ich ihn eher spritzig und schön herb. Auch der Alkohol hielt sich mit 12,5° Alkohol in Grenzen. Ich kann natürlich keinen Vergleich zu anderen Weinen des Guts ziehen. Mit diesem Stil konnte ich mich aber sehr gut anfreunden.

Am Dienstag hatte ich eine Flasche 2006 Lorcher Kapellenberg Erstes Gewächs (Graf von Kanitz. Mit 14,5 Umdrehungen war hier auf jeden Fall ne Menge Power dahinter. Etwas zu viel für meinen Geschmack. Dennoch eine wunderbare Säure und tolle reife Fruchtaromen. Von reifen Äpfeln bis Maracuja. Auf der Zunge sehr mineralisch inkl. einem Hauch von Petroleum. Im Finish ein sehr langer fruchtige Abgang. Würde dem Wein 90 - 91 Punkte geben.
Zudem ist er mit 17 Euro erschwinglich und sein Geld wert. Gutes PLV!
Bezogen auf meine Vorredner hätte ich gerne ein Erstes Gewächs aus der "älteren Stilistik" im Vergleich verkostet. Das wäre mit Sicherheit äußerst reizvoll.

Hallo zusammen,

hier ein gelungener gereifter Riesling aus dem Rheingau von einem weniger im Rampenlicht stehenden Erzeuger:




Gruss
Bodo

Hallo zusammen,

noch ein no-name-Rheingauer im very-oldfashioned-style:




Gruss
Bodo

Hallo,

irgendwann könnte man für Graf von Kanitz auch einen eigenen Thread eröffnen. Die Kollektionen der letzten Jahre waren durchweg recht stabil. Aber in der Spitze sind mir persönlich die Großen Gewächse doch zu austauschbar. Wie dem auch sei. Heute hatte ich zur Rinderbrühe diesen Wein im Glas und das war eine schöne Kombination:



Grüße,

wolf

Wie sind eigentlich so die Erfahrungen mit den Rieslingen von Querbach? Auf dem Papier und vom Preis her hört sich das Weingut nach einer guten Option für den klassischen Rheingau-Riesling an. Wie sieht das in der Praxis aus?

Besten Dank!

Hallo Stephan,

das, was ich bislang von Querbach getrunken habe, fand ich durchaus solide (sprich: für Rheingau-Verhältnisse sehr gut ), aber einen richtigen Kaufreflex haben die Weine bei mir dann doch nicht ausgelöst. Wenn es mal nichts von H.J. Becker sein soll, würde ich mich eher bei Flick umschauen oder bei August Eser oder beim Grafen Kanitz.

Zudem ist mir Herr Querbach mit seiner doch recht lautstarken Stainless-Cap-Propaganda nur bedingt sympathisch...

Beste Grüße

Bernd

Ich habe viel weniger aktuelle Rheingau-Erfahrung als Du, aber mit August Eser rennst Du bei mir offene Türen ein. Becker will ich endlich einmal ausprobieren und warte täglich auf die Preisliste...
Kanitz sollte (von den Lagen her) aber eher Mittelrhein- als Rheingau-Weine machen.

Beste Grüße

Bernd Schulz hat geschrieben:Hallo Stephan,

das, was ich bislang von Querbach getrunken habe, fand ich durchaus solide (sprich: für Rheingau-Verhältnisse sehr gut ), aber einen richtigen Kaufreflex haben die Weine bei mir dann doch nicht ausgelöst. Wenn es mal nichts von H.J. Becker sein soll, würde ich mich eher bei Flick umschauen oder bei August Eser oder beim Grafen Kanitz.

Zudem ist mir Herr Querbach mit seiner doch recht lautstarken Stainless-Cap-Propaganda nur bedingt sympathisch...

Beste Grüße

Bernd

Kanitz sollte (von den Lagen her) aber eher Mittelrhein- als Rheingau-Weine machen.

Jein. Klar, das ist quasi die andere Seite von Bacharach - in 2010 habe ich häufig auf die Lorcher Lagen hinübergeschaut und bin auch mal durch einen Teil von ihnen gelatscht. In der Vor-Gabelmann-Ära wirkten die Kanitz-Rieslinge von der Stilistik her auch eher mittelrheinig, aber inzwischen.....

Das läuft dann wieder auf die alte Diskussion hinaus: Wer oder was ist am Ende für die *Typizität* verantwortlich? Eher das *Terroir* oder eher der einzelne Winzer? Welche Wechselwirkung findet zwischen diesen beiden Faktoren statt?

Herzliche Grüße

Bernd

Was das "Terroir" betrifft, ist Lorch sicher Mittelrhein, und für die Zuweisung zum "Rheingau" spielt nur die Landesgrenze eine Rolle: die Gemeinden in Rheinland-Pfalz gehören eben zum Mittelrhein und die in Hessen zum Rheingau. Wenn bei dem Lorcher Betrieb jetzt etwas anderes als "Mittelrhein-Wein " produziert wird, weiß ich erst mal nicht, wie ich das finden soll:-) Ich muß es ja nicht kaufen.