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Emrich-Schönleber

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amateur des vins

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragDi 2. Apr 2019, 12:56

Dilbert hat geschrieben:hier gibt's dann auch nächste Woche wieder etwas zu den Weinen von Emrich-Schönleber zu lesen. :shock:
Was?! :shock: Das geht nicht:

Bitte weitergehen.
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Bitte eröffnen Sie einen neuen.
Bitte weitergehen.
...
:lol:

Dilbert hat geschrieben:Wir starten am Samstag Abend eine Jahrgangsvertikale der Jahre 2006 bis 2015!!

Ich werde berichten! :mrgreen: :mrgreen:
Ui, bitte mach' das! (Auch hier, wenn's denn sein muß. :mrgreen: ) Bin sehr gespannt...
Besten Gruß, Karsten
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Bradetti

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragSa 6. Apr 2019, 22:36

Über die letzten 3 Wochen hatte ich folgende 2017er Rieslinge im Glas (ohne großartig Notizen zu machen):

Riesling trocken
Riesling trocken "Mineral"
Riesling trocken "Frühtau"
Riesling trocken "Halgans"


Grundhafter Sieger ist der Halgans, bei dem man durchaus Größe erkennen kann. Mineralische Tiefe, die dunkle Seite der vier verkosteten Weine, komplex, dürfte mit etwas mehr Lagerung zulegen.
Platz 2 ist der Frühtau. Nicht ganz so vielschichtig und mehr auf der fruchtigen Seite mit Kräuter-Einschlag.
Frühtau zu Halgans ist so bissel wie Dellchen zu Hermannshöhle.
Platz 3 ist der Riesling trocken. Sehr gutes PLV. Von guter Säure getragen mit leichtem Rauch und Mineralik.
Platz 4 geht an den Mineral, der nicht schlecht ist, aber nicht den entscheidenden Unterschied zum Riesling trocken schafft.
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Dilbert

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragMo 15. Apr 2019, 14:00

Guten Tag allerseits,

wie bereits angekündigt, haben wir am vorletzten Samstag unsere "Halenberg-Vertikale 2006-2015 - 10 Jahre Halenberg" durchgeführt.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass es eine sehr gelungene Veranstaltung war, was natürlich vor allem an den Weinen lag, die eine sehr gute Performance ablieferten. Eine Kollektion ohne wirkliche Ausfälle, alle sehr stimmig und mit einer enormen Frische und Trinkigkeit. Erst der Jahrgang 2006 zeigte die ersten schmeckbaren Alterungsnoten.

Die Flaschen wurden allesamt von uns eine Stunde vor Beginn geöffnet und auf evtl. Fehler geprüft. Die Weine verblieben dann in der Flasche und wurden nicht dekantiert. Unter den Teilnehmern waren auch einige Winzer aus der Region, so dass wir in Summe, so glaube ich, recht viel Know How versammelt hatten.

Hier das Line Up (wer findet den Fehler?):

3345

Wir haben allesamt keine Notizen gemacht, es wurde philosophiert und diskutiert - vor allem aber genossen!! Verkostet wurde der Reihenfolge nach, beginnend mit dem Jahrgang 2015.

Zu den ersten drei Jahrgängen gab es als Vorspeise Spargel mit einer Frischkäsevariation und Mousse von der Entenstopfleber:

3348

Nun zu den Jahrgängen:

2015 - toller Wein, hohe jahrgangsbedingte Qualität, harmonisch, große Dichte, aber noch viel zu jung
2014 - sehr strahlig, schlank, sehr niedriger Restzucker, wirkt fast etwas uncharmant, bleibt jedoch spannend zu beobachten, wie sich der Wein in der Zukunft entwickeln wird. Hat auf jeden Fall Potential!
2013 - ebenfalls sehr schön elegant aber auch harmonisch, nicht ganz so viel Volumen wie 2015
2012 und 2011 - sorry! Irgendwie ist bei diesen Weinen meine Erinnerung vollkommen gelöscht! Das heißt aber nicht, dass sie nicht gut waren!! ;)
2010 - toller Wein, schlank, filigran aber trotzdem mit einer enormen Dichte, Druck! Einer meiner Top 3 Weine!
2009 - der Gewinner des Abends (und das fast einstimmig)! Eigentlich war ich etwas skeptisch bezüglich des Jahrgangs, der ja sehr früh sehr hoch gelobt wurde! Aber der Wein widerlegt jegliches Vorurteil: Sehr komplex, enorm viel Volumen, hohe Reife, aber trotzdem auch filigran - die perfekte Harmonie, geiler Stoff!! Aus der Erinnerung auch heute noch locker 98 Punkte wert!
2008 - ähnlich wie 2010 ein toller schlankerer Wein (gerade auch im Vergleich zu 2009), hohe Mineralität - wie 2009 und 2010 einer meiner Top 3 Weine!
2007 - vielleicht der schwächste Wein der Vertikale, wirkt etwas plumper, breiter, müder, etwas weniger Säure - aber letztendlich solo immer noch ein guter Halenberg
2006 - wie schon erwähnt der erste Wein mit spürbaren Alterungsnoten. Das steht ihm aber recht gut und verleiht dem etwas schlankeren Jahrgang dann auch etwas mehr Tiefe.

Im Anschluss hatten wir noch einen 2005er Frühlingsplätzchen GG. Ebenfalls ein toller Wein, sehr viel wärmer, "roter" als der Halenberg, der durch seine dunkle salzige Mineralität besticht!

Nach der Vorspeise wurden die Weine übrigens von einem Coq au Vin auf Weißweinbasis (mit wenig Knoblauch) begleitet.

Nach dem 2005er Frühlingsplätzchen haben wir noch einen weiteren 2005er aufgezogen: Clos de la Coulée de Serrant von Nicolas Joly. Outstanding in jeglicher Beziehung. Ebenfalls nicht müde oder plump, viele getrocknete tropische Früchte, schöne Säure. In einer Runde von Weinenthusiasten bestens aufgehoben! ;)

Zur anschließende Käseplatte und da besonders zum Blauschimmelkäse gab es noch eine 1994er Frühlingsplätzchen Auslese** - grandioser Süßwein. Perfektes Süße/Säure-Spiel, hohe Reife - geiler Stoff!! :mrgreen:

Der anschließende 1986er Riesling Eiswein vom Weingut Meinhard hatte dann schon deutliche Tertiäraromen, solo auch sehr gut, aber gegen die Auslese nur zweiter Sieger!

3346

Zum Dessert gab's einen Brownie, der von einer Vintage Reserve 2012 von Mas Amiel aus der Magnum begleitet wurde. Toller Wein, aber eindeutig viel zu früh geöffnet!!

Den Abschluss bildete ein 2009er Luitmar von Philip Kuhn aus der Magnum. Der Wein hatte noch sehr viele unreife grüne Paprika-Noten. Wirkte eher unharmonisch! :?

Aber alles in Allem ein sehr sehr gelungener Abend mit einer grandiosen Abfolge von tollen Rieslingen.
Der Halenberg ist eine geniale Einzellage und über eine Strecke von zehn Jahren lässt sich sehr schön erkennen, wie die einzelnen Jahre dem Wein ihren Stempel aufdrücken. Doch über Allem schwebt diese dunkle Mineralität, die alle Weine verbindet und zum Wiedererkennungsmerkmal wird!

Ich denke, dass war nicht die letzte Probe in dieser Runde!

Gruß,
Jochen
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niers_runner

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragMo 15. Apr 2019, 16:54

Hallo Jochen,
vielen Dank für Deinen interessanten Bericht.
Schade nur, dass diese Jahrgänge weder beim Winzer noch im Weinhandel zu erwerben sind :(
Man kann natürlich auch sagen, wer zu spät kommt ...

Beste Grüße

Peter
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puschel

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragMo 15. Apr 2019, 18:28

Hallo Jochen,
auch von mir vielen Dank für deinen Halenberg-Veranstaltungsbericht.
Interessant auch deine Top 3 Weine des Abends.
Gruß Adi
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Dilbert

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragDi 16. Apr 2019, 07:04

Hallo Adi,

Top Weine des Abends ist natürlich immer relativ!

Auch der 2015er war hervorragend und wird in einigen Jahren mit Sicherheit ähnlich grandios sein wie ein 2009er. Selbst 2014 bleibt spannend, weil er eine sehr eigene Stilistik hat - die Zeit wird’s zeigen!! 8-)

Für mich war das eigentlich beeindruckende die Klarheit und Struktur der Weine - eine nahezu perfekte Serie, keine Petroltöne, keine Überreife! Die schmeckbaren Differenzen ließen sich sehr schön auf den Jahrgang und die dazugehörigen Umstände zurückführen.

Gruß
Jochen
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Michl

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragFr 26. Apr 2019, 17:41

Wer einen wirklich rebsortenpypischen Riesling-Sekt sucht, sowohl in der Nase, als auch im Mund, der kann sehr viel Gefallen an dem von Emrich-Schönleber finden. Im Mund überzeugt unmittelbar die äußerst schlanke, sehr pointierte "helle" Säure. Für etwas Erdung sorgen dann etwas "braunere" Aromen wie Brotkrume. Insgesamt bleibt das aber ein heller, wirklich frischer, säurebetonter und sehr zitrischer Schäumer, der im besten Sinn als Aperitiv die Sinne anregt, ja richtig gute Laune verbreitet. Bildlich gesprochen heller Sonnenschein in einer Winterlandschaft, in der so langsam der Schnee wegtaut. Gefällt mir richtig gut.
Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragFr 26. Apr 2019, 19:35

Übrigens: Der Sekt (brut) harmonierte gerade wunderbar mit Spargel (aus dem Ofen, nicht Wasser!), "Kratzede" (ganz fluffige, zerstoßene Pfannkuchen) und Hollandaise. Dieses Gerede vom Spargelwein, also einer leichten, nichtssagenden Plörre, ist offensichtlich nicht aus der Welt zu schaffen und gehört zu den einflussreichsten und fatalsten Stragtegien der Weinbranche, Drittklassiges aufzupimpen. Ein Verbrechen am Spargel! :twisted:
Viele Grüße

Michl
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amateur des vins

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragFr 1. Nov 2019, 18:02

Ist ja nicht so, als hätte ich nicht noch ein paar Babys zum Ermorden:

Emrich-Schönleber, Halenberg GG 2018

13% muß man in so einem heißen Jahr erstmal hinkriegen. Ja, da ist eine ganz leicht grüne Tendenz: Fenchel, dann Birne. Aber nichts, was auch nur ansatzweise tatsächlich den Eindruck von Unreife entstehen ließe. Mit jedem Moment steiniger, aber doch irgendwie "seidig" (in der Nase ?! Was denk' ich mir bloß...).

Gaumen ziemlich cremig; etwas Maracuja. Ziemlich milde Säure, ganz leichte Adstringenz. Ein wenig Mandarine.

In sich ruhend, sehr zugänglich und erstaunlich "fertig". Sehr lang (Kräuter, Stein). Trotz einiger Konzentration sehr leiser und balancierter Wein. Unkompliziert, aber mitnichten banal.

Nicht unbedingt mein zumeist favorisierter Stil, aber diese buddhaëske Souveränität muß man einfach mögen.

Potential? Keine Ahnung, aber auch hier wieder - jahrgangsbedingt - alles andere als ein Säuremonster, wenngleich ausreichend frisch. Wenn man kein ausgewiesener Tertiäraromenjunkie ist, braucht man hier aber auch nicht zu warten.
Besten Gruß, Karsten
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niers_runner

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Re: Emrich-Schönleber

BeitragFr 1. Nov 2019, 19:49

Das liest sich gut und macht mich neugierig.
Das könnte das erste 18er GG werden, das dieses Jahr noch seiner Bestimmung zugeführt wird.
Vielen Dank für die Bewertung.

Beste Grüße

Peter
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(Voltaire)
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