Guten Tag allerseits,
wie bereits angekündigt, haben wir am vorletzten Samstag unsere "Halenberg-Vertikale 2006-2015 - 10 Jahre Halenberg" durchgeführt.
Grundsätzlich kann ich sagen, dass es eine sehr gelungene Veranstaltung war, was natürlich vor allem an den Weinen lag, die eine sehr gute Performance ablieferten. Eine Kollektion ohne wirkliche Ausfälle, alle sehr stimmig und mit einer enormen Frische und Trinkigkeit. Erst der Jahrgang 2006 zeigte die ersten schmeckbaren Alterungsnoten.
Die Flaschen wurden allesamt von uns eine Stunde vor Beginn geöffnet und auf evtl. Fehler geprüft. Die Weine verblieben dann in der Flasche und wurden nicht dekantiert. Unter den Teilnehmern waren auch einige Winzer aus der Region, so dass wir in Summe, so glaube ich, recht viel Know How versammelt hatten.
Hier das Line Up (wer findet den Fehler?):
Wir haben allesamt keine Notizen gemacht, es wurde philosophiert und diskutiert - vor allem aber genossen!! Verkostet wurde der Reihenfolge nach, beginnend mit dem Jahrgang 2015.
Zu den ersten drei Jahrgängen gab es als Vorspeise Spargel mit einer Frischkäsevariation und Mousse von der Entenstopfleber:
Nun zu den Jahrgängen:
2015 - toller Wein, hohe jahrgangsbedingte Qualität, harmonisch, große Dichte, aber noch viel zu jung
2014 - sehr strahlig, schlank, sehr niedriger Restzucker, wirkt fast etwas uncharmant, bleibt jedoch spannend zu beobachten, wie sich der Wein in der Zukunft entwickeln wird. Hat auf jeden Fall Potential!
2013 - ebenfalls sehr schön elegant aber auch harmonisch, nicht ganz so viel Volumen wie 2015
2012 und 2011 - sorry! Irgendwie ist bei diesen Weinen meine Erinnerung vollkommen gelöscht! Das heißt aber nicht, dass sie nicht gut waren!!
2010 - toller Wein, schlank, filigran aber trotzdem mit einer enormen Dichte, Druck! Einer meiner Top 3 Weine!
2009 - der Gewinner des Abends (und das fast einstimmig)! Eigentlich war ich etwas skeptisch bezüglich des Jahrgangs, der ja sehr früh sehr hoch gelobt wurde! Aber der Wein widerlegt jegliches Vorurteil: Sehr komplex, enorm viel Volumen, hohe Reife, aber trotzdem auch filigran - die perfekte Harmonie, geiler Stoff!! Aus der Erinnerung auch heute noch locker 98 Punkte wert!
2008 - ähnlich wie 2010 ein toller schlankerer Wein (gerade auch im Vergleich zu 2009), hohe Mineralität - wie 2009 und 2010 einer meiner Top 3 Weine!
2007 - vielleicht der schwächste Wein der Vertikale, wirkt etwas plumper, breiter, müder, etwas weniger Säure - aber letztendlich solo immer noch ein guter Halenberg
2006 - wie schon erwähnt der erste Wein mit spürbaren Alterungsnoten. Das steht ihm aber recht gut und verleiht dem etwas schlankeren Jahrgang dann auch etwas mehr Tiefe.
Im Anschluss hatten wir noch einen 2005er Frühlingsplätzchen GG. Ebenfalls ein toller Wein, sehr viel wärmer, "roter" als der Halenberg, der durch seine dunkle salzige Mineralität besticht!
Nach der Vorspeise wurden die Weine übrigens von einem Coq au Vin auf Weißweinbasis (mit wenig Knoblauch) begleitet.
Nach dem 2005er Frühlingsplätzchen haben wir noch einen weiteren 2005er aufgezogen: Clos de la Coulée de Serrant von Nicolas Joly. Outstanding in jeglicher Beziehung. Ebenfalls nicht müde oder plump, viele getrocknete tropische Früchte, schöne Säure. In einer Runde von Weinenthusiasten bestens aufgehoben!
Zur anschließende Käseplatte und da besonders zum Blauschimmelkäse gab es noch eine 1994er Frühlingsplätzchen Auslese** - grandioser Süßwein. Perfektes Süße/Säure-Spiel, hohe Reife - geiler Stoff!!
Der anschließende 1986er Riesling Eiswein vom Weingut Meinhard hatte dann schon deutliche Tertiäraromen, solo auch sehr gut, aber gegen die Auslese nur zweiter Sieger!
Zum Dessert gab's einen Brownie, der von einer Vintage Reserve 2012 von Mas Amiel aus der Magnum begleitet wurde. Toller Wein, aber eindeutig viel zu früh geöffnet!!
Den Abschluss bildete ein 2009er Luitmar von Philip Kuhn aus der Magnum. Der Wein hatte noch sehr viele unreife grüne Paprika-Noten. Wirkte eher unharmonisch!
Aber alles in Allem ein sehr sehr gelungener Abend mit einer grandiosen Abfolge von tollen Rieslingen.
Der Halenberg ist eine geniale Einzellage und über eine Strecke von zehn Jahren lässt sich sehr schön erkennen, wie die einzelnen Jahre dem Wein ihren Stempel aufdrücken. Doch über Allem schwebt diese dunkle Mineralität, die alle Weine verbindet und zum Wiedererkennungsmerkmal wird!
Ich denke, dass war nicht die letzte Probe in dieser Runde!
Gruß,
Jochen