Mit Dönnhof hatte ich bislang nicht sehr viel Berührung. An der Nahe waren es eher die anderen. Bin etwas unsicher, ob sich das trotz der Qualität nachhaltig und intensiv ändert...
Dönnhoff - Niederhäuser Hermannshöhle GG - 2015Einer dieser kompakten und gewissermaßen vollständigen und fruchtbefreiten Weine, der sich aufgrund seiner Nähe zur Perfektion nur schwer in Worte zerlegen lässt.
Leicht strohiges Hellgold mit grünlichen Reflexen
Jodiges Steinsalz und schiefrige Würze in der Nase, einerseits hellfleischig, andererseits mit etwas braun-würzigem, das etwas an gemahlenen Kümmel oder auch eine Spur Sojasauce erinnert. Eine minimale Bitternote einer Limette.
Wer unbedingt noch Frucht sucht, findet maximal etwas Litschi oder Honimelone, aber gaanz dezent.
Etwas Schnittlauch vermeldet mein Kolben noch und eine kleine Petrolspur begleitet das Nasen-Schauspiel. Alles extrem verwoben und kompakt. Die Tiefe schlägt mir einen Haken ins Hirn, den ich auch 1-2 Tage kaum loswerde.
Zum Gaumenauftakt etwas cremige Süße. Dann auch im Mund enorm kompakt, dicht und noch etwas fest, zugleich sehr komplex. Auch große Noblesse zeigend. Etwas herbe Kräuter wie Salbei, salzige Limettenschale und kleine Bitternote nach Wacholder. Fein im Saft durchsetzte Säure. Nochmal etwas Braunwürziges. Langer Abgang durch die enorm mineralhaltige Gewürzigkeit. Sehr viel Salz und was Pesto-/Rucola-artig Herbkräutriges ergänzt die Limettenspur.
Nach 24h entfaltete sich der Wein nochmal ein gutes Stück. Sicher noch sehr jung, aber schon auf gutem Weg. Ein deutsches Riesling-Mineralien-Monument.
Das bewegt.
94-95P+.
Zwei Punkte, die ich nicht dem Wein direkt anlaste, aber trotz aller Qualität mich ganz persönlich nicht perfekt ansprechen. In der Klasse muss nicht nur alles stimmen, sondern möglichst auch ideal zum Konsumenten passen.
1. Die etwas cremige Süßespur am Gaumenauftakt ist diskutabel, auch wenn sie nach hinten durch die Salz-Limetten-Würze total verschwindet, bin ich nicht sicher, ob sich das für mich komplett „passend“ einfängt.
2. Trotz der großen aromatischen Länge und Komplexität fehlt mir etwas Zug und ein Hauch Spannung.
Das Positive an der etwas „milderen“ Struktur ist, dass der Trunk auch meiner nicht so Riesling affinen Frau gefallen hat.
Zur Wiedervorlage, falls es dereinst noch mal einen kühleren Jahrgang gibt.