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Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

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Bernd Schulz

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSa 1. Jun 2013, 22:04

Ich denke, die trockene 9,5% Alk. Spätlese von Christoffel ist vielleicht auch extrem im niedrigen Alkoholbereich.


Fraglos! Die trockene 09er Spätlese hatte ja dann auch schon satte 10,5%.... :mrgreen:

O-Ton KaJo Christoffel: "Viele Winzer machen ihre Weine heutzutage einfach zu fett!" Und mit seinen eigenen Produkten beweist der Altmeister, dass es eben nicht am Klima liegt, sondern dass es (sehr oft) auch anders geht, wenn man das unbedingt will und über das notwendige Know-How verfügt.

ch habe leider zu wenig Trinkerfahrung, aber mir kam es manchmal so vor, als würden gerade leichte trockene, feinherbe oder restsüße Rieslinge besonders geeignet sein, ihre Herkunft zu transportieren.


Ich erinnere mich gut an eine inzwischen schon ein paar Jährchen zurückliegende Diskussion in einem anderen Forum - dort vertrat Lars Daalgard, der damals noch als Winzer in Manubach tätig war, die Meinung, leichtgewichtigere Kabinette und Spätlesen würden ihre Herkunft viel besser transportieren als dicke GGs und Auslesen. Nach meinen Erfahrungen trifft das in vielen Fällen auch tatsächlich zu - das Terroir tritt nicht unbedingt in den schwergewichtigen Weinen am deutlichsten zutage!

Warum darf man eigentlich von einem Riesling in der 8-10 Euro Klasse nicht erwarten, dass er seine regionale Herkunft nicht repräsentiert?


Gute Frage !!

Und in diesem Zusammenhang ist vielleicht noch erwähnenswert, dass die sehr lagentypischen trockenen Spätlesen von KaJo Christoffel 8,50 Euro kosten (seinerzeit war die 07er Spätlese noch günstiger). Im Hinblick darauf erwarte ich, wenn ich mir einen trockenen VDP-Gutsriesling kaufe, schon etwas mehr als nur Feierabend-Terrassenspaß. Warum sollte ich denn sonst die 11 oder 12 Euro ausgeben? Einen soliden just-for-fun-Wein ohne (und teilweise sogar mit) Gebietscharakter bekomme ich auch schon für 6 Euro....

Beste Grüße

Bernd
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Markus Vahlefeld

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSo 2. Jun 2013, 08:57

Hi Bernd,

nichts gegen Deine Werbung für Moselwein, aber könnten wir das bitte in einem anderen Thread vornehmen? Bitte zurück zu dem Traditionsbetrieben der Mittelhaardt...
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UlliB

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSo 2. Jun 2013, 09:03

Bernd Schulz hat geschrieben:Ich erinnere mich gut an eine inzwischen schon ein paar Jährchen zurückliegende Diskussion in einem anderen Forum - dort vertrat Lars Daalgard, der damals noch als Winzer in Manubach tätig war, die Meinung, leichtgewichtigere Kabinette und Spätlesen würden ihre Herkunft viel besser transportieren als dicke GGs und Auslesen. Nach meinen Erfahrungen trifft das in vielen Fällen auch tatsächlich zu - das Terroir tritt nicht unbedingt in den schwergewichtigen Weinen am deutlichsten zutage!


Man muss allerdings zugeben, dass auch etliche "schwergewichtige" GGs ihre Herkunft deutlich zeigen. Richtig ist aber zweifellos, dass das gut gemachte leichtgewichtige Weine eben auch können. Ich erinnere mich in dem Zusammenhang immer wieder gerne an die trockenen Kabinette aus dem Frühlingsplätzchen und dem Halenberg, die es früher bei Emrich-Schönleber gab - diese transportierten die Lagenunterschiede genauso messerscharf, wie das heute die beiden GGs tun, aber natürlich in einer anderen Tonlage.

Gerade der Riesling hat die faszinierende Eigenschaft, seine Herkunft über eine große Bandbreite von Mostgewichten vermitteln zu können. Da braucht es keineswegs 95° Oechsle und mehr. Es ist der (buchstäblich) dickste Irrtum der VDP-Lagenklassifikation, die Nennung der Lage bei trockenen Weinen zwanghaft an hohe Reifegrade zu koppeln (statt "dicker Irrtum" könnte man auch weniger freundlich "dreiste Lüge" sagen, denn den meisten VDP-Winzern dürfte die Wahrheit sehr wohl bekannt sein).

Gruß
Ulli
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Charlie

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSo 2. Jun 2013, 14:59

Zu den gutsweinen: Herkunft zu zeigen erwarte man eher von pradikatsweinen und GGs als von gutsweinen. Wenn sie es dennoch tun, OK.
Übrigens sind 12 € für einen GutsWein nicht zuviel, auch wenn er keine Herkunft zeigt, wenn er nur gut genug schmeckt.
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dylan

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSo 16. Jun 2013, 18:24

dylan hat geschrieben:Laut homepage schon. Vielleicht ergibt sich beim nächsten Pfalzbesuch die Gelegenheit, die Weine mal zu probieren. Wenn ich mich recht erinnere gab es die im zum von Winning gehörenden Restaurant Leopold zu sehr fairen Kursen.

Gruß

dylan


Gesagt, getan: Vor zwei Tagen habe ich mir im Restaurant den Neustadter Mönchgarten :lol: Riesling 2009 der Villa Niederberger zum moderaten Preis von 24 Euro (Hofpreis 14 Euro) bestellt. Der Wein kommt in einer schweren Schlegelflasche mit hochwertiger Ausstattung (lange Kapsel mit Silhouette der Villa Niederberger, Etikett offensichtlich vom Etikettendesigner der von Winning Weine), aber was hilft das schon, wenn er (mir) nicht schmeckt. Der Wein ist sehr deutlich Neuholz geprägt (wobei mir der Holzeinsatz wesentlich schlechter als bei den von Winning Weinen gelungen zu sein scheint) und als Riesling kaum zu identifizieren. Vielleicht braucht der Wein aber auch noch ein paar Jahre, um das Holz zu verdauen und aufzublühen. Die Tatsache, daß es sich beim 2009er um den jüngsten auf den Markt gebrachten Jahrgang handelt spricht dafür, daß die Macher wohl die Intention hatten,einen reifebedürftigen und langlebigen Wein zu kreieren.
Demjenigen, der dieses Experiment wiederholen will, sei dringend empfohlen, den Wein ausgiebig zu karaffieren. Er wird aber auch dann nicht auf einen Wein treffen, der ihn an die MC Weine der Ära HG Schwarz erinnert.

Grüße

dylan
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Bernd Schulz

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSa 22. Jun 2013, 21:30

Die 2001er Bürgergarten-Spätlese trocken von Müller-Catoir hat "Weinaffe" Bodo schon sehr treffend beschrieben (nachzulesen hier im Thread auf Seite 3). Meine Notiz fällt etwas prosaischer aus, aber haut grundsätzlich in genau die gleiche Kerbe:

Bild

Von meinen durchaus sehr versierten Mittrinkern wurde dieser trockene Riesling angesichts seiner Eleganz erst einmal als besonders exzellentes, da besonders würziges Möselchen eingeschätzt. Hans-Günther Schwarz hat hier in seinem letzten Jahrgang bei M-C noch einmal deutlich klargemacht, dass auch (und gerade) in der Pfalz ein auf Knalleffekte verzichtender, den "Druck am Gaumen" eher vernachlässigender Stil zu großartigen Resultaten führen kann.

Beste Grüße

Bernd
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Markus Vahlefeld

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSo 23. Jun 2013, 08:48

Bernd Schulz hat geschrieben:Von meinen durchaus sehr versierten Mittrinkern wurde dieser trockene Riesling angesichts seiner Eleganz erst einmal als besonders exzellentes, da besonders würziges Möselchen eingeschätzt.

Komisch, dass die Verwechslung eines Pfälzer Weins mit einem Moselwein als Auszeichnung gesehen wird. So weit zur Herkunftstypizität.
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Bernd Schulz

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSo 23. Jun 2013, 09:45

Das eigentlich Komische (oder vielleicht auch Tragikomische) daran ist, dass solche eleganten und gleichzeitig tiefgründigen Rieslinge auch in der Pfalz und auch in durchaus nicht mageren Jahren erzeugbar sind/waren - während man sie inzwischen überhaupt nicht mehr als Pfälzer auf der Rechnung hat. Woran das wohl liegen mag?

Beste Grüße

Bernd
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Barrique-Haus

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragMo 26. Aug 2013, 13:11

Weingut Georg Mosbacher - Riesling "Wachenheimer Königswingert" 2009

http://barriquehaus.de/2013/08/barrique ... ng-zum-52/

Auf den Punkt gebracht: Typisch Pfalz, Typisch Mosbacher - sehr gut!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen hervorragend balancierten, sehr trinkigen und animierenden Tropfen im Glas haben. Erfrischend, schlank und leicht wirkend, trotz Reife und Üppgikeit der Frucht. Herrlich die erdig-kräutrige Würze und die Mineralität. Die Nase intensiv und enorm kräutrig. Erdig, mineralisch, pflanzlich, würzig, ein wenig Kühle und eine Spur Reife. Reifes Kern- und Steinobst mit Zitrusaromen. Gewisse Opulenz, durchaus mit Druck und schön klar. Am Gaumen kühl und mineralisch. Markant die erdig-kräutrige Würze sowie die üppige reife, süßliche Frucht. Leicht und schlank, dabei körperreich und dicht. Ordentlich Schmelz und eine lebhafte Säure. Der Abgang sehr gut und lang. Eine Prise Salz, schmelzig, stoffig und guter Zug. Erneut die Mineralität, erdig-kräutrige Würze und die süßliche, reife Frucht. Stimmig von vorn bis hinten.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)
Viele Grüße
Das Barrique-Haus

http://barriquehaus.de/
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Ralf Gundlach

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Re: Die Traditionsbetriebe der Mittelhaardt

BeitragSo 8. Sep 2013, 20:07

So ,bewußt nicht bei von Winning reingesetzt, denn dieser Riesling von Dr. Deinhard gehört definitv noch einer anderen Dekade an und überrascht mich, es ist die 2004er Deidesheimer Grainhübel Riesling Spätlese trocken, wunderbar gereift, kaum Alterstöne, ausgestattet mit einer vornehmen Pfirsichnote, die Säure ganz fein, dabei mineralisch, durchaus mit ordentlich Kraft, die durch die elegante Seite alles andere als breitschultrig daher kommt, wunderbar gereifter Pfälzer, 90 Punkte

Gruß

Ralf
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