Ausgegebenem Anlass habe ich heute auch eine Flasche 14er Kabinett trocken aufgemacht. Nach dem ersten Schluck hätte ich Ulli sofort zugestimmt, die Säure schien sehr mild. Mir drängte sich sofort der Vergleich zu 09 auf. Mit etwas Luft entwickelte aber auch die Säure ihren Fokus und nach einer Stunde rückte sie sich sogar immer mehr in den Mittelpunkt (ohne aber ihren mild-schlanken Charakter zu verlieren).
Grundsätzlich habe ich kaum Erfahrung mit jungen K-R Ich kaufe die Weine schon seit Jahren blind und trinke sie in der Regel nicht vor dem 7. Jahr. So ist auch die Nase ganz anders, als ich sie mit K-R verbinde. Blind hätte ich den Wein nicht erkannt.
Aber vielleicht bist du, Ulli, letztlich von falschen Erwartungen ausgegangen. Etwas "Knackiges", also eventuell straffer Zug, Grip, mundwässernde Säure gibt es meines Erachtens bei K.-R. nicht. Deine Assoziation von „Labberigkeit“ kann ich durchaus nachvollziehen. Sie ist für mich auch ein Grund, weshalb K-R polarisiert (was manche bestreiten, was wiederum polarisiert
), diese weiche Textur ist aber für mich keine Schwäche, sondern stilprägend und mit Reife treten Aromen auf, die genau diese weiche Bühne brauchen, um ihr Spiel aufführen und uns mit immer neuen Variationen überraschen zu können. Restsüße spüre ich keine, der Wein ist für mich sensorisch trocken.
Der Wein ist aber letztlich für mich vor allem eines: erstaunlich. Meines Erachtens könnte das der bisher beste Kabinett unter Dominik Sona sein, vielleicht einer der besten Kabinette seit längerer Zeit. Ich vermute eine weitere Entwicklung hin zu Hintergründigkeit, Facettenreichtum und Wandlungsfähigkeit.