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Weingut Rings

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amateur des vins

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Re: Weingut Rings

BeitragSa 20. Jun 2020, 19:42

Der dritte Streich:

Rings, Weilberg GG 2017
    Weisser Burgunder


Nase schwefelig-reduziert. Etwas grün-zitrische Frucht. Gaumen dito. Einigermaßen knackige Säure. Im Abgang etwas kräuterig-herb (getr. Thymian). Auch nach 4½ Stunden unverändert.

Ich könnte mir vorstellen, daß Freunde dieser Stilistik (Wein-Schwede!?) großen Gefallen daran finden. Ich selber mag das in dieser Form allerdings nicht besonders. Mir scheint das ein beispielhafter Vertreter der besonders unter Jungwinzern populären Mode zu sein, alles auf reduziert und betont knackig zu trimmen. Und auch wenn ich an anderer Stelle schrieb, daß mir Typizität nicht besonders wichtig ist: Man muß auch nicht alles unter dem Reduktionsmäntelchen plattbügeln; ein Weißburgunder wird dadurch trotzdem nicht zum Riesling.

Dieser Wein ist ambitioniert und sicher gekonnt gemacht; ich denke, er sollte genau so werden. Ich bin trotzdem nicht sicher, ob ich ihn nicht als fehlerhaft ansehen möchte. Ich glaube, Rings' Hausstilistik und mein Geschmack passen nicht so recht zueinander...
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Weingut Rings

BeitragSa 20. Jun 2020, 20:14

amateur des vins hat geschrieben:Dieser Wein ist ambitioniert und sicher gekonnt gemacht; ich denke, er sollte genau so werden. Ich bin trotzdem nicht sicher, ob ich ihn nicht als fehlerhaft ansehen möchte. Ich glaube, Rings' Hausstilistik und mein Geschmack passen nicht so recht zueinander...

...von Rings kenne ich bisher nur einen Streichholzschachtelreibeflächen-Guts-Riesling, der mir damals recht gut gefallen hat.
Der WB scheint dann mehr in die Knewitz'sche Burgunder-Schublade zu passen, mit der ich bis jetzt auch nicht so nachhaltig glücklich geworden bin, obwohl ich diesen reduktiv-reduzierten Grünholzstil an sich recht gerne mag, wenn's denn gemäß meinen Präferenzen wirklich schön gemacht ist...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Trapattoni

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Re: Weingut Rings

BeitragSo 21. Jun 2020, 16:15

Ich werde gleich mal den 2016-er Nussriegel antesten. Hatte den in letzter Zeit mal jemand im Glas?
Grüße
Dieter
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
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amateur des vins

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Re: Weingut Rings

BeitragSo 21. Jun 2020, 17:52

Und zum Abschluß meiner Ringstesttage:

Rings, Steinacker 1. Lage 2017
    Spätburgunder


Purpurrot, mitteldicht(-).
Dunkle, würzige, leicht rauchige Nase. Relativ verhalten, auch wenig Frucht, am ehesten Richtung Schattenmorelle und Cassis. Ganz leicht ätherisch.
Am Gaumen kühl, frisch und lebendig. Ziemlich säurebetont, aber im Ggs. zu den weißen nicht "over the top". Nur knapp reif und etwas reduziert. Recht geradlinig/schnörkellos und nicht allzu komplex. Ein empfindlicher Magen könnte sich an der Säure stören; für mich noch ok.

Über die 3 höherklassigen Weine hinweg (der Rosé ist da etwas anders gestrickt) ist eine klare Linie zu erkennen, nämlich hin zu Reduktion und reichlich Säure. Das wird sicherlich seine Anhänger finden; für mich ist das zu sehr auf die Spitze getrieben und zuwenig ausgewogen. Die Weine wirken auf mich anstrengend (auch: angestrengt) und unharmonisch.

Bis zu einer Änderung des Stils und/oder meiner Vorlieben wende ich mich anderen Weinen zu... :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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Lorne Malvo

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Re: Weingut Rings

BeitragSo 21. Jun 2020, 19:54

Interessant.
Hatte von Rings nur mal den Basis -Spätburgunder.
Das ist aber auch schon sicher über 5 Jahre her.
War noch in der alten Cordobar(komme aber aus NRW ;) ).

Dieser gefiel mir ganz gut. Hatte ihn aber nicht säuerlich dünn in Erinnerung.

Eine 1. Lage, die dann so gar nicht den eigenen Geschmack trifft, ist natürlich
schon blöd.
Vielleicht ist es ein zu sehr in die gehypte schlank karge Richtung wollen???
Oder meinst du dass es mit dem doch sehr jungen Zustand zusammenhängen könnte.
Dass sich die Säure mehr einbindet?
„Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es schön war.“
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amateur des vins

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Re: Weingut Rings

BeitragSo 21. Jun 2020, 23:51

Lorne Malvo hat geschrieben:Basis -Spätburgunder [...] gefiel mir ganz gut. Hatte ihn aber nicht säuerlich dünn in Erinnerung.
Vorsicht, das habe ich auch zu diesem Steinacker nicht geschrieben. ;)
Säurebetont ≉ säuerlich dünn
Lorne Malvo hat geschrieben:Eine 1. Lage, die dann so gar nicht den eigenen Geschmack trifft, ist natürlich schon blöd.
Das ist überhaupt kein Problem für mich: Ich habe die Weine bewußt als "Testballons" verstanden. Naturgemäß ist die Quote der "Treffer" viel geringer als die der "Nicht-Treffer".
Lorne Malvo hat geschrieben:Vielleicht ist es ein zu sehr in die gehypte schlank karge Richtung wollen???
Ja, das ist meine Vermutung; habe ich ja auch hinreichend penetrant raushängen lassen. :mrgreen:
Und weil diese Mode ohne Resonanz auf Konsumentenseite keine wäre, denke ich auch, daß Freunde dieser Stilistik mit meinem Urteil nichts anfangen können. Zurecht!
Lorne Malvo hat geschrieben:Oder meinst du dass es mit dem doch sehr jungen Zustand zusammenhängen könnte.
Dass sich die Säure mehr einbindet?
Uff, keine Ahnung, dafür weiß ich zuwenig über die Chemie. Früher habe ich das auch mal geglaubt; jetzt nicht mehr so.

Freue mich, wenn jemand mit Chemiekenntnissen für Aufklärung darüber sorgen könnte, was den Säureeindruck über das Leben eines (trockenen) Weines beeinflußt...!
Besten Gruß, Karsten
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Lorne Malvo

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Re: Weingut Rings

BeitragMo 22. Jun 2020, 05:18

Vorsicht, das habe ich auch zu diesem Steinacker nicht geschrieben. ;)
Säurebetont ≉ säuerlich dünn

...immer diese Empfängerproblematik :roll:

Normalerweise sagt man ja:
"Säure bleibt stehen"
Dennoch sind so junge Weine ja oft noch sehr kraftvoll und unruhig.
Vielleicht verändert sich nur der Gesamteindruck mit den Jahren.
Trotz Chemie LK (oh je) kann ich da aber nicht weiter..

Das ist überhaupt kein Problem für mich: Ich habe die Weine bewußt als "Testballons" verstanden.

Ok, bleibt manchmal die Ungewissheit, ob man dem in der jungen Phase so gerecht wird.
Und bei so dynamischen Weingütern weiß man auch nie ob das, was vor einigen Jahren war, heute noch gilt.
Manchmal gut, manchmal auch nicht so gut.
Das ist häufig mein Argument für die Klassiker.

Aber wie du sagst. Entweder packt es einen oder nicht.
Und wenn nicht, dann gibt es einfach zu viel anderes da draußen.
Und ich bin da auch raus, da ich von Rings bislang wirklich nicht viel getrunken habe.
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Trapattoni

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Re: Weingut Rings

BeitragMo 22. Jun 2020, 19:18

Gestern ein schöner Erfolg der Rings-Brothers:
Riesling 2016 Ungsteiner Nussriegel
VDP Erste Lage, Alkohol 13,0 % vol., RZ: 1,7 g/L, S: 6,3 g/L
Da war sie wieder, die dezente Zitrusnase nach Amalfi-Zitrone neben Pfirsich, hellen exotischen Früchten und ein wenig Marille. Dazu ein kräftiger Körper und m.E. präziser als in den Vorjahren. Einzig: es fehlt noch ein wenig Länge. Dies ändert sich aber schon mit etwas Luft und die Länge wird sich auch mit weiterer Reife einstellen. Für mich momentan 92 Punkte mit weterem Potenzial in den kommenden Jahren. Meinen Geschmack traf immer eher der Kallstadter Steinacker. Das scheint sich mit diesem Jahrgang geändert zu haben.
Grüße
Dieter
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(Joachim Ringelnatz)
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amateur des vins

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Re: Weingut Rings

BeitragMo 22. Jun 2020, 19:50

Et voilà! :lol:

Dieter, wie stehst Du grundsätzlich zu meinen Kritikpunkten (Über-)Reduktion und (zuviel) Säure, wie siehst Du das bei Deinem Nussriegel, und kennst Du zufällig einen der Weine, die ich probiert hatte?

Nur, damit ich Deine Vorlieben und VKN besser einschätzen kann...
Besten Gruß, Karsten
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Trapattoni

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Re: Weingut Rings

BeitragMo 22. Jun 2020, 20:10

amateur des vins hat geschrieben:Et voilà! :lol:

Dieter, wie stehst Du grundsätzlich zu meinen Kritikpunkten (Über-)Reduktion und (zuviel) Säure, wie siehst Du das bei Deinem Nussriegel, und kennst Du zufällig einen der Weine, die ich probiert hatte?

Nur, damit ich Deine Vorlieben und VKN besser einschätzen kann...

Ich denke, die Fachleute würden hier eher von "gemäßigt reduktiv" reden, es kommt ca. 25% Holzfass zum Einsatz. Diesbezüglich kann ich deine Kritik bei Rings' Rieslingen nicht nachvollziehen, bei sehr, sehr vielen anderen höherpreisigen deutschen Weißweinen schon. Für mich haben alle Ringsrieslinge eine eigene Charakteristik um nicht von "Terroir" zu schreiben.
Gegen Schwefel bin ich sehr empfindlich, davon ist hier kaum was zu merken. Säure könnte ich sogar mehr vertragen aber die Balance stimmt schon.
Ich komme vom Literriesling bis zum Saumagen mit allen Rings-Rieslingen sehr gut klar. Auch mit dem Grauburgunder, Rote trinke ich lieber aus Frankreich. :mrgreen:
Grüße
Dieter
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