Re: Markus Schneider
Verfasst: Mi 21. Sep 2011, 23:53
Hmm, kann man diese Barriqueweine als "deutsch" bezeichnen?
Ja, ich finde, dass man das kann, wobei ich zugebe, dass die deutsche Winzer nach ihrer Entdeckung des Barriques den Holzeinsatz oft arg übertrieben haben. Bei den besseren Erzeugern hat sich aber jetzt doch einigermaßen herumgesprochen, dass gerade der Spätburgunder viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem neuen Holz verlangt.
Das ist doch eine eher junge Entwicklung, die schon durch eine gewisse Internationalisierung geprägt ist.
Temporae mutantur...
Und alleine durch den Faktor Neuholz wird der Stil nicht "international". Ich denke, bei einer Blindprobe wäre es nicht so schwer, in vernünftigem Maße barriquisierte deutsche Spätburgunder von in vernünftigem Maße barriquisierten burgundischen Burgundern zu unterscheiden.
Ich denke bei "deutsch" eher an die Zeiten, als ein Holzton noch ein Weinfehler war. Da hat es doch auch schon gute Erzeuger gegeben (Aßmannshausen, J. B. Becker).
Da gab es auch schon gute Erzeuger (die teilweise sogar beachtliche restsüße Spätburgunder auf die Flasche gebracht haben!), aber zum einen waren es im Vergleich zu heute deutlich weniger Winzer, zum anderen handelte es sich bei dieser Nischenstilistik eindeutig um ein Vorgehen, das nur im relativen Norden funktioniert hat (nicht ohne Grund hast du Rheingauer und keine Kaiserstühler Erzeuger angeführt).
Wenn man trockene Rotweine auf hohem Niveau erzeugen will, scheint mir am (sensibel genutzten) Neuholzfass auf Dauer kein Weg vorbeizuführen, überall, in Deutschland so wie anderswo auch. Und jenseits dieser Regel, die von gewissen Ausnahmen bestätigt wird, kann man dann über Fragen des regionalen Stils debattieren. Oder auch des nichtregionalen Stils -wie im Falle Markus Schneider.
Herzliche Grüße
Bernd