Aktuelle Zeit: Fr 29. Mär 2024, 06:05


Kühling-Gillot

  • Autor
  • Nachricht
Offline

BerlinKitchen

  • Beiträge: 1535
  • Bilder: 199
  • Registriert: Di 23. Nov 2010, 19:21

Re: Kühling-Gillot

BeitragSa 22. Jun 2013, 17:41

Und was das 2011 Pettenthal GG angeht, hatte ich da schon diverse Diskussionen mit Dirk Würtz. Ich hab das Pettenthal nie so toll gesehen und das schlechte Abschneiden beim BRC zeigte dies auch.

Platz 32 Kühling Gillot "Pettenthal" 90,5 Punkte

Allerdings hab ich mir ein paar Pullen vom 2011 "Schwarzer Hergott" von HO gekauft, das ist wahrlich großer Stoff.
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
Offline
Benutzeravatar

Markus Vahlefeld

Administrator

  • Beiträge: 1689
  • Bilder: 2
  • Registriert: Do 4. Nov 2010, 10:43

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 08:45

Ich persönlich glaube nicht, dass die 2011er früh schlapp machen. Die mangelnde Säure sehe ich auch nicht als Reifeproblem, höchstens als Vorliebeeigenschaft. Bei Grossen Gewächsen habe ich ein Geschmacksbild im Kopf, das eher den Smaragden aus der Wachau oder weissen Ch9dP entgegenkommt. Bei vielen dieser Weine ist die Säure beim Alterungsprozess nicht die entscheidende Komponente, sondern vielmehr, wie Ulli schreibt, der Extrakt. Und der war bei vielen GGs aus 2011 durchaus gegeben - wenn nicht zu früh geerntet wurde.

Da habe ich, so gut mir manche der 2010er gefallen haben, mit diesem Jahrgang mehr Probleme. Da wurden wegen der hohen Säure zu hohe Öchslewerte abgewartet und die spitze Säure wird ein großes Problem mit dem hohen-Alkohol ergeben. Just my 2cents.

Es gibt ja öfter große GG-Proben nach 5 Jahren, da wird es sich zeigen, wie die einzelnen Jahrgänge sich entwickelt haben.

Und das Pettenthal hat ja schon bei der Ankunft wahnsinnig polarisiert. Dirk Würtz gab irgendwas nahe der 100 und Stephan Reinhardt irgendwas nahe der 90. Die 10-Punkte-Spanne ist weniger der Unkenntnis des jeweiligen Verkosters, als vielmehr seiner Präferenz geschuldet. Erst die Zukunft wird zeigen, wer richtig liegt oder besser: ob das Reifepotential richtig eingeschätzt wurde.
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 12:32

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Ich persönlich glaube nicht, dass die 2011er früh schlapp machen. Die mangelnde Säure sehe ich auch nicht als Reifeproblem, höchstens als Vorliebeeigenschaft.

Das mit der Reife wird sich zeigen, kann ich aktuell nicht wirklich beurteilen. Das mit den unterschiedlichen Vorlieben sehe ich genauso. Wer mehr Säure und einen schlankeren Stil mag, ist in 2005 oder 2011 im Zweifel nicht gut bedient, wer es lieber etwas üppiger mag, wird eher 2008 und 2010 meiden.

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Bei Grossen Gewächsen habe ich ein Geschmacksbild im Kopf, das eher ... weissen Ch9dP entgegenkommt.

Chacun à son gout. Aber das lässt mir echt alle Fingernägel kräuseln. Es geht doch immerhin noch um Riesling.
Beste Grüße, Stephan
Offline

Volker

  • Beiträge: 271
  • Registriert: Sa 26. Feb 2011, 23:22
  • Wohnort: Osnabrück

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 13:05

Hallo Markus,

erst mal Danke für das kleine Statement bzgl. der Haltbarkeit der Weine. Mir fehlen da auch die Erfahrungswerte. Zumindest werde ich keine operative Hektik bei der Vernichtung der 2011'er Weine aufkommen lassen. Es sind in dem Jahr sowieso weniger Rieslinge in meinen Keller gewandert als sonst und dabei primär trockene bis feinherbe, da mir bei den restsüßen Weinen von vornherein die Säure gefehlt hat, sie zu weich/rund war auch wenn es schöne Weine dabei gab. Es waren aber keine Weine, die ich für mein Verständnis und meine Präferenzen mit Rieling gleichsetze. An einen mangelnden Extrakt mag ich, zumindest bei den Weinen die ich aus 2011 getrunken habe, auch nicht glauben.
Abgesehen davon gab es aus meiner Sicht auch deutlich regionale Unterschiede, was die Säure in 2011 angeht. Gerade an der Nahe habe ich dann doch einige Weine gesehen, die eine gute Säurestruktur hatten (von dort stammen auch die einzigen restsüßen 2011'er in meinem Keller).

Was die allgemeinen Vorlieben angeht, wird 2011 wohl nie mein Lieblingsjahrgang werden, da auch ich eher eine etwas prägnantere Säure mit Riesling verbinde. Trotzdem machen doch genau diese Unterschiede das spannende beim Wein aus und ich muss mir ja auch nicht aus jedem Jahrgang jeden Wein kaufen ;-) Ob ich bei deutschen Rieslingen dann unbedingt Weine im Stil der Smaragde oder eines weißen Ch9dp brauche, bezweifele ich stark.

Das hat dann aber nichts mit Qualität sondern eben nur mit Vorlieben und vielleicht eben auch mit Typizität zu tun.

Volker
Offline
Benutzeravatar

Oh Dae-Su

  • Beiträge: 745
  • Bilder: 2
  • Registriert: Di 1. Nov 2011, 14:00
  • Wohnort: BW
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 13:12

Hallo zusammen,

ich kann hier den letzten Aussagen sehr gut zustimmen. Es ist sicher eine Geschmacksfrage bzw. eine Frage von gewissen Vorlieben. Also, total vereinfacht formuliert: ob man eher etwas extrahiertere/reichhaltigere Rieslinge oder eher frischere/säurebetontere Rieslinge aus bevorzugt. Ich persönlich bevorzuge ganz klar Letztere. Aber wie gesagt eine Geschmacksfrage ... ;)

Chacun à son gout. Aber das lässt mir echt alle Fingernägel kräuseln. Es geht doch immerhin noch um Riesling.


Was die Orientierung nach erwähntem Riesling Ch9dP-Geschmacksbild betrifft - naja ich bin kein Riesling-Trocken-Freak und werde es wohl auch nie werden - doch da muss ich Stephan ganz klar beipflichten!

Nun ja, da ich auch bei der schon erwähnten aktuellen Pettenthal '11 Verkostung dabei war kopiere ich meine Eindrücke zu dem Wein auch mal hier rein. Im Grunde gleichen sie denen von Pointless:

Weingut Kühling-Gillot Pettenthal Riesling GG 2011, Rheinhessen

Die Farbe des Pettenthal erschien mir frisch und ziemlich gut getönt. In mir kamen Gedanken einer vermeintlichen barocken Farbtönung auf!? Die Nase konnte mich wirklich beeindrucken! Ein Nasenspiel von hoher Komplexität, Dichte und Wandlungsfähigkeit konnte mich überzeugen. Es zeigte sich eine feine Rauchigkeit, eine präsente und gut nuancierte grüne Würzigkeit, mildem Honig und Fruchteindrücke von strammen und expressiven Zitronen die von Eindrücken dunkler Beeren gekonnt unterstützt wurden. Soweit ganz sicher ein sehr anständiger Riesling (nach meiner schlechten-alten Einschätzungsskala). Doch dert Geschmack konnte diese beeindruckende Nasenperformanz leider nicht weiterführen. Vorab soll erwähnt werden, dass mir die Jugendlichkeit des Weines natürlich klar ist! Doch die Jugendlichkeit eines Weines erklärt mir nicht den Mangel an Frische und Säure. Der Geschmack zeigte über Stunden hinweg feste Aromen von gelben und grünen Zitronen, eine zugegebenermaßen feine Würzigkeit, sicherlich auch Tiefe und nicht nur barock anmutende Frucht und natürlich auch ein hohes Maß an Länge. Mein Gesamteindruck wurde durch die sehr lahm, lustlos und nicht lebensfroh wirkende Säure in Kombination mit dem sehr kräftigen und bulligen Körper leider sehr getrübt. Auch die klein wenig zu präsente Süße im Abgang empfand ich als störend. Letztlich ist das nicht die Art von Riesling die ich bevorzuge. Trotz allem für mich ein anständiger (+) Wein, den ich zugegebenermaßen nicht in alle Ewigkeit aufheben würde.


Es sollte noch erwähnt sein, dass auch die weiteren verkosteten GG Rieslinge mich und ebenso die Anderen überhaupt nicht begeistern konnten :( ... Letztlich hat ein sehr günstiger Blaufränkisch von Rosi Schuster mir den Abend gerettet :lol:

Besten Gruss

Chris
Offline

C9dP

  • Beiträge: 801
  • Bilder: 3
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:10

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 13:31

Was mir hier wieder auffällt, ist das in Deutschland immer alle Gebiete gleichgesetzt werde. Mit den Rieslingen und gerade den GG aus Rheinhessen und der Pfalz habe ich in 2011 auch so meine Bedenken. K-G mit eingeschlossen. Von den für mich interessanten Gütern habe ich bisher Abtserde und Hubacker von Keller noch nicht getestet. Kellers Kirchspiel und auch Wittmanns Brunnenhäuschen fand ich jedoch nur solala. Der Morstein von Wittmann war noch ganz ok, aber nachkaufen würde ich mir lieber 2008.

Überragend waren jedoch Weine von der Nahe und auch von der Mosel. Dönnhoff mit einer phantastischen Hermannshöhle und Schäfer-Fröhlich mit einem grandiosen Halenberg. E-S ist da dieses Jahr nur zweiter Sieger. Auch hier lohnen 2008-2010 deutlich mehr eine Investition. Ebenfalls großes Kino ist die komplette Kollektion von Jakob Schneider. Schon der Grauschiefer ist für den Preis ein echter Hammer.

Wer einen Wein im Stile eines Wachauer Smaragdes will, sollte in 2011 mal die Zeltinger Sonnenuhr Spätlese trocken von Molitor probieren. Da brauchts keine hohen Preise für eine üppige Stilistik. Und bitte einen Tag vorher öffnen, Korken drauf und in den Kühlschrank.
Viele Grüße

Aloys
Online
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7485
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 07:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 13:39

Wer einen Wein im Stile eines Wachauer Smaragdes will,


der könnte ja sogar einen Wachauer Smaragd kaufen ;) . Gibt es - wenn man nicht gerade bei den Starwinzern kauft - schon ab ca. 10 Euro, also deutlich günstiger als die meisten GGs ...

Grüße,
Gerald
Offline

C9dP

  • Beiträge: 801
  • Bilder: 3
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:10

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 14:47

Ich weiß Gerald. Allerdings ist es Deutschland nicht so ganz einfach die Weine abseits von Pichler, Prager usw. zu bekommen.

Es wird aber langsam besser :D
Viele Grüße

Aloys
Online
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7485
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 07:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 15:02

Hallo Aloys,

Allerdings ist es Deutschland nicht so ganz einfach die Weine abseits von Pichler, Prager usw. zu bekommen.


na ja, z.B. die Domäne Wachau liefert ab 99,- versandkostenfrei nach Deutschland. Dort gibt es beispielsweise den Riesling Smaragd Terrassen oder Weißenkirchen um 13,50. Diese wären nach VDP-Nomenklatur allerdings Guts- bzw. Ortsweine - aber wiederum Smaragde nach Vinea-Klassifikation. ;) Die Lagensmaragde sind mit ca. 20 Euro natürlich etwas teurer.

Grüße,
Gerald
Offline
Benutzeravatar

Markus Vahlefeld

Administrator

  • Beiträge: 1689
  • Bilder: 2
  • Registriert: Do 4. Nov 2010, 10:43

Re: Kühling-Gillot

BeitragSo 23. Jun 2013, 18:28

octopussy hat geschrieben:
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Bei Grossen Gewächsen habe ich ein Geschmacksbild im Kopf, das eher ... weissen Ch9dP entgegenkommt.

Chacun à son gout. Aber das lässt mir echt alle Fingernägel kräuseln. Es geht doch immerhin noch um Riesling.

Also das mit den Fingernägeln sieht sicherlich nicht sehr schön aus. Ich schwöre, das wollte ich nicht :roll:

Natürlich muss man sich mit einem Jahrgang wie 2011 (oder auch 2009, noch mehr 2007) von einer "cool climate"-Stilistik verabschieden - zumindest in Rheinhessen, der Pfalz und dem Rheingau. In einem Gebiet wie der Nahe oder der Mosel gibt es dagegen selbst in 2011 eine Annäherung an "cool climate" - aber das ist ein anderes Thema.

Und auch wenn es "noch" Riesling sein soll, ist mir die Traubensorte doch ziemlich gleich. Ich stimme da durchaus Dirk Würtz zu, der vor ein paar Monaten auf seinem Blog schrieb, dass sich die Traubensorte "verwischt", wenn es um Parameter wie Reife und Authentizität geht. Diese Art Weine liegen auch mir ungemein, aber ich glaube, das ist jetzt eine Ideologiefrage.

Trotzdem bin ich immer leicht genervt, wenn ich merke, dass an den Weinen rumgefrickelt wurde. Sei es das Ausreizen des Botrytizideinsatzes, sei es der Verschnitt zwischen unreifem und vollreifem Material, was man dann intelligente Cuveetierung nennt, die zu frühe Lese, um "Frische" im Wein zu haben, bis hin zum Einsatz von Ascorbinsäure. In 2011 und auch in 2012 (!) war in Deutschland bekanntlich die Aufsäuerung erlaubt. Warum wohl? Weil ein deutscher Wein halt Säure haben muss. Und wenn sie nicht natürlich kommt, hilft man halt nach. I moag des net! Mir geht es auf den Keks, ständig zu hören, dass deutsche Weine so und so sein müssten. Müssen sie nicht und die, die es nicht sind, schmecken mir einfach besser.

Ganz konkret: ich habe gerade einen 2003er Doosberg von Kühn im Glas. Was für ein großer Stoff! Hat aber wirklich nichts mit Riesling zu tun, aber sehr viel mit Weltklasse-Wein: Marzipan, Karamell, Passionsfrucht, großer Körper, wunderbare Länge, ganz leicht bitter im Abgang, was sich in den nä. Jahren legen dürfte. Ist das jetzt ein schlechter Wein, nur weil's nicht "Riesling-typisch" ist?

Mir ist es wichtiger, dass es ein großer Wein ist.

Just my 2cents
VorherigeNächste

Zurück zu Rheinhessen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen