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Weingut Bischel

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Bernd Schulz

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Re: Weingut Bischel

BeitragDo 23. Mai 2019, 19:07

Der gestern zusammen mir Ralf Gundlach verbrachte Weinabend begann mit einem richtig guten 2017er Riesling:

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Hier stellt sich bei mir durchaus ein gewisser Nachkaufreflex ein, obwohl ich in dieser Riesling-Preisklasse normalerweise nur Lagenweine kaufe. Wahrscheinlich habe ich das Weingut Bischel bislang deutlich unterschätzt! :oops:

Herzliche Grüße

Bernd
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stollinger

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Re: Weingut Bischel

BeitragSo 8. Dez 2019, 12:59

Neulich kam Winzerpost, mit dem Auszug aus dem Eichelmann 2020: Riesling GG Scharlachberg 2018, 97 Punkte (in Worten: ich kote mich ein, muss ich haben).

Da ich ja eh ein großer Fan vom Jahrgang 2018 bin, und Riesling meine absolute Rebsorte Nr.1 ist, musste ich probieren. Zum Kalibrieren habe ich mir dann noch den Gutsriesling aus 2018 mit besorgt.

Weingut Bischel - Riesling - trocken 2018:

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Der Wein ist recht ordentlich, auch fair bepreist. Im Vergleich zum 17er Ortsriesling fällt dieser etwas Substanzreicher aus, könnte aber etwas besser strukturiert sein, etwas undefiniert. Der Nachgeschmack ist wenig erbaulich. Der Wein besitzt eine schöne Nase und ist auch ohne erwähnenswerten Süßeeindruck. Da es aber genug Angebot aus 2016, 2017, etc. gibt, sehe ich wenig Argumente, sich diesen Jahrgang zu kaufen.

Im direkten Vergleich lasst das GG den Gutsriesling deutlich hinter sich, besonders in Feinheit und Reintönigkeit.

Weingut Bischel - Binger Scharlachberg Riesling GG 2018:

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Das ist zweifelsohne ein sehr gelungener Wein! Über zwei Tage getrunken, hat er sich nicht verändert. Zugänglich und trinkanimierend. Der Wein erscheint sehr fein und leicht und hat dabei trotzdem eine gute Fülle und Intensität, m.M. nach weil sich die Aromatik auf einige wenige Komponenten konzentriert. Diese sind beeindruckend reintönig. Die Händlerbeschreibung Ein echtes Kraftbündel, das vor Spannung strotzt finde ich nicht wieder. Eher gegenteilig, ich empfinde den Wein filigran und mild.

Der Wein hat mich schon begeistert, es macht großen Spass, sich mit der Klarheit und Reitönigkeit zu beschäftigen. Ich habe länger überlegt, ob ich noch etwas nachbestelle, es wird aber bei dem Rest der einen Flasche (bin mit Coravin bei gegangen) bleiben. Ich denke, eine Flasche kann ich jedem empfehlen, Liebhabern von Riesling mit einer solchen Stilistik wohl auch mehr, für ein GG ist der Wein ja recht niedrig bepreist.

Bei 97P würde ich aber eine kleine Offenbarung erwarten, das ist m.M. nach hier nicht der Fall. Ich musste unserer Nachbarin zwischendrin beim Einfangen ihrer Katze helfen, mit etwas Temperatur hat der Wein dann seine positiven Attribute weitgehend eingebüßt. Vielleicht ist das ganze etwas auf Kante genäht, ich würde bei 97P eine gewisse Unantastbarkeit erwarten.

Das Weingut ist seit diesem Jahrgang auch Mitglied im VDP, der Eichelmann prämiert es als Weingut des Jahres mit der besten Weißweinkollektion. Man könnte denken, die 97 Punkte sind weinpolitisch motiviert. Das kann aber bei einem seriösen Weinführer natürlich nicht der Fall sein...

Grüße, Josef
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stollinger

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Re: Weingut Bischel

BeitragMo 1. Jun 2020, 17:03

Bei unserer Chardonnay-Verkostung gestern (Burgunder, Dautel und Fürst) war auch einer von Bischel dabei. Der hat auch von Luft profitiert, ist m.M. nach auch etwas in einer Umbruchphase und besitzt noch Potential.

Weingut Bischel - Chardonnay Reserve - trocken 2016:

Bild

Den von Dautel und von Eric Forest sehe ich noch etwas besser, bei der Frucht hätte der Wein noch punkten können, wenn diese etwas schöner und klarer wär. Ansonsten finde ich den Wein sehr gelungen. Das Holz ist noch präsent, ich meine aber, dass der Wein genug Substanz hat, um das noch richtig schön einzubinden und sich weiter zu entwickeln.

Dritter Platz der Probe, dicht hinter Eric Forest und Dautel.

Grüße, Josef
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stollinger

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Re: Weingut Bischel

BeitragFr 19. Jun 2020, 12:10

So, die ersten Weine aus 2019, die ich getrunken habe.

Weingut Bischel - Silvaner- trocken 2019:

Bild

Silvaner hat ja öfters mal mit den Klischee zu kämpfen, neutral und langweilig zu sein. Dieser Wein trägt leider dazu bei, diesem Nahrung zu geben. Erwähnt sei die angenehme Phenolik.

Weingut Bischel - Riesling - trocken 2019:

Bild

Den Riesling fand ich eigentlich ganz gut, paradoxerweise wirkt er irgendwie natürlich, obwohl die Aromen doch sehr einem künstlichen Spektrum zuordnenbar sind. Ich würde das Eisbonbon und den möglichen Waldmeister aber wohl eher der kürzlichen Abfüllung zuschreiben, ich denke das gibt sich noch.

Ich habe nach dem Schreiben meine VKN vom 2018er gelesen (etwas weiter oben), scheinbar sind sie sich aromatisch schon ähnlich. Ich würde sagen, dass der 2019er auch eine gewisse Würzigkeit von grünen Kräutern besitzt, aber aktuell überdeckt von dem quietschig-grellen jugendlichen Eindruck.

Beim 2018er hatte ich ja das Strukturlose und den seifig-bitteren Nachgeschmack kritisiert, da verhält sich der 2019er m.M. nach gänzlich anders. Sowohl beim Silvaner und besonders auch beim Riesling ist mir eine sehr angenehme, reife Phenolik aufgefallen. Beim Riesling ging das sogar in so eine röstige-crunchy-artige Richtung wie von ganz ausgereiften, getrockneten Traubenkernen. Das fand ich richtig gut.

Wird höchste Zeit, nach dem Genuss von zwei Gutsweinen, mein Jahrgangsresumee zu ziehen: Ich bin zuversichtlich, dass ich mit 2019 deutlich mehr Freude haben werde als mit 2018. Zumindest in Gebieten mit mäßigem Trockenstress (wie z.B. Rheinhessen, in Franken sah es wohl nicht so gut aus).

Grüße, Josef
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Allegro

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Re: Weingut Bischel

BeitragMi 4. Nov 2020, 21:32

Ich habe dieser Tage mal Lust auf was ganz Neues gehabt - und mal zwei der einfachen Gutsweine von Bischel mitbestellt. Gerade geöffnet habe ich die

Scheuerebe trocken 2019

Schon die Nase ist hocharomatisch: Pfirsiche, Ananas, weiße Blüten, Honig und Mandeln.
Im Mund dann ebenfalls sehr blumig-duftig-fruchtig, dabei recht schlank und straff.
Ordentliche Säure, keine Süße schmeckbar. Langer, voluminöser Abgang.

Ich hatte bisher zwar nur wenige Scheureben im Glase, aber ich denke, diese hier ist in der Tat meine bisher Beste. Und das für knappe 10,-- EUR - und noch dazu von einem VDP-Weingut ;)

Zur Weinherstellung zitiere ich mal aus der Beschreibung des Händlers:
"Die Scheurebe stammt aus dem unteren Teil der Lage Gau-Algesheimer St. Laurenzikapelle. Die bis zu 35 Jahre alten Rebstöcke gedeihen hier auf Boden aus tertiärem Kalkmergel.
Im Sommer staut sich die Hitze gern in dem Kessel dieser Lage, so daß die Trauben gut reifen und satte Fruchtaromen bilden.
Wie bei allen Bischel Weinen erfolgt die Lese per Hand. Die Trauben werden schonend gemahlen und dann im eigenen Saft für rund 48 Stunden stehen gelassen. Nach einer schonenden Pressung lassen die Runkel Brüder den Saft in Edelstahltanks mit wilden Hefen vergären. Im Anschluss an ein 4 monatiges Hefelager wird der Wein dann im Frühjahr auf Flaschen gezogen."

Demnächst kann ich dann auch noch vom Silvaner berichten ...
Viele Grüße - Allegro
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Allegro

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Re: Weingut Bischel

BeitragMi 4. Nov 2020, 21:44

P.S. ich hatte die Scheurebe übrigens nicht im Kühschrank stehen, sondern im ca. 12 ° kühlen Schlafzimmer und ich würde sagen, dass das die perfekte Temperatur für den Wein ist ;)
Im übrigen wird er mit Luft immer köstlicher .... :mrgreen:
Viele Grüße - Allegro
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austria_traveller

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Re: Weingut Bischel

BeitragDo 5. Nov 2020, 12:10

Allegro hat geschrieben: im ca. 12 ° kühlen Schlafzimmer

:o :o :o :o :o
Legst du dir im Sommer ein paar Eisblöcke in dein Schlafzimmer ?
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Allegro

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Re: Weingut Bischel

BeitragDo 5. Nov 2020, 17:14

Nö - ich lasse nur die herrliche kühle Nachtluft herein und heize dieses Zimmer nicht ;)
Wobei 12 ° + doch nun noch nicht wirklich kalt ist 8-)
Viele Grüße - Allegro
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Michl

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Re: Weingut Bischel

BeitragMi 17. Mär 2021, 20:17

Bisher konnten mich die Weißburgunder/Chardonnay-Cuvées, die ja einige Weingüter anbieten, nie wirklich überzeugen. Häufig waren das zwar durchaus erfreuliche Alltagsweine, wenn man nicht mehr als 10 € bezahlen musste, auch Weine mit okayem PGV, aber eben nichts wirklich Besonderes.
Der heutige Wein jedoch ragt jedoch eindeutig heraus und beeindruckt mich sehr. Charakterlich ist das für mich ein Chardonnay und blind hätte ich niemals auf eine Cuvée getippt. Aber, mann ist das gut. An sich stehe ich nicht so auf die kräftigen Vertreter dieser Sorte, v.a. nicht aus Deutschalnd. Zu oft tendieren sie ins Breite, Schwerfällige und zeigen dabei dann nicht selten trägen Schmelz. Dieser Wein jedoch ist kräftig, aber zugleich perfekt definiert und athletisch-agil aufgestellt. Das ist schon saugut! Und so prominenten, aber dennoch gekonnten Holzeinsatz hat man auch nicht immer. Toll! Würde ich mir wieder kaufen, wenn ich noch wüsste, woher ich ihn hatte... :?

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Viele Grüße

Michl
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mineralsaft

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Re: Weingut Bischel

BeitragFr 19. Mär 2021, 12:21

Sehr schön, beim Weingut Bischel staut sich so langsam einiges auf, sodass ich bald um meine erste Bestellung nicht mehr drum rum komme...

Da gibt es dann eben auch noch Knewitz in der Nähe, die auch sehr schöne Weine machen und mit ähnlicher Dynamik unterwegs sind.

Für mich ein Klassiker in dieser Kategorie WeiBU+Chard: Hubers Malterdinger weiß (wobei hier der WeiBu-Anteil ja beständig reduziert werden soll).

Was mich sehr interessiert: hat hier jemand schonmal den neuen WeiBu+Chard von Keller probiert? Oder auch den Chardonnay? Waren beide unter 20€ und wurden letztes Jahr bei Pinard angepreist. Klang echt spannend, was K-Ps Sohn da ausprobiert.
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