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Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 15:05
von Dilbert
Na ja, und so ein wenig befeuert KPK diesen Trend ja schon, in dem er einen Teil seiner vermeintlichen Spitzengewächse in die Versteigerung gibt und damit den Gesetzmäßigkeiten der freien Marktwirtschaft unterwirft.

Wohlgemerkt, ich verurteile das nicht, er hat ja keinen sozialen Auftrag, ... wenn andere diese Preise zahlen!!! :roll:
Von daher kann man natürlich schon sagen, dass er alles richtig macht! :shock:

Gruß,
Jochen

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 16:29
von Leo
Hallo Forum,
Als Weinfreund, der ca. 1/3 seines Jahresbedarfs vom Weingut Keller bezieht, kann ich ob des angehäuften Unsinns ( z.B. "vermeintliche Spitzengewächse" bei der VDP-Versteigerung ) ,der über den Winzer geschrieben wird, nur den Kopf schütteln.

Ich beziehe meine Kellerweine direkt ab Weingut zu sehr fairen Konditionen, meist durch Selbstabholung und das seit vielen Jahren. Vier Generationen Keller habe ich dadurch schon kennenlernen dürfen.
Da darf ich mir vielleicht diese Bemerkungen erlauben :

Mich beeindruckt stets aufs Neue, wie engagiert alle Familienmitglieder in diesem Betrieb sind ( gut, das gibt's auch in anderen Weingütern ).Hier wird echt gearbeitet ( auf rheinhessisch :"geschafft") und Showeffekte ( kühne Vinotheken mit Architekturpreis, Schaukeller, Erlebniskellerführungen u.a.) gibt's hier nicht.
Dafür aber topgepflegte, Round-up freie Weinberge ( so etwas pflege ich mir anzuschauen ), selbst in den Steillagen in Nierstein oder in Piesport gilt diese Regel ( dort wird der Grünwuchs mit der Motorsense kurzgehalten). Und natürlich sehr gute bis geniale Weine, die ich in ihrer ganzen Anzahl bei den Keller-Open-Tagen verkosten kann. Dabei kommt immer wieder die Weinbegeisterung der Kellerfamilie voll zum Tragen, es ist ein Jahreshighlight.
Großartig auch der Blick über den Tellerrand hinaus, der in der Familie geübt wird. Ich durfte einmal in die Schatzkammer reinschaun......
Da wird auf den Austausch mit europ. Spitzenwinzern großer Wert gelegt ( Tip auf Instagram:"Kellerwein").
15ooo Follower für einen deutschen Winzern sind nicht gerade schlecht.
Kurz gesagt:

Hier lebt eine Familie für und auch ( wohl nicht schlecht, aber nie überheblich ) vom Wein. Das Produkt und nicht die Show drumherum steht absolut im Vordergrund. Und dies dürfte in meinen Augen der Hauptgrund für das beachtliche Ansehen und die gestiegene Nachfrage sein, die paar Spekulanten lassen wir mal außen vor.

Gruß Leo

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 16:43
von Dilbert
Leo hat geschrieben: ... kann ich ob des angehäuften Unsinns ( z.B. "vermeintliche Spitzengewächse" bei der VDP-Versteigerung ) ,der über den Winzer geschrieben wird, nur den Kopf schütteln.


Ich kann Deine Begeisterung sehr gut nachvollziehen, gerade wenn man seit Jahren mit einem Weingut verwachsen ist. Frage mich nur, was an meiner Aussage Unsinn gewesen sein soll!

Gruß,
Jochen

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 16:59
von Leo
hallo Jochen,

wenn Keller Morstein und Pettenthal " vermeintliche " Spitzengewächse sind, dann benennen Sie mir bitte mal die "wahren" Spitzengewächse.

Gruß Leo

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 17:04
von Dilbert
Hallo Leo,

G-Max?

Das vermeintlich war auch nicht negativ gemeint. Ich finds eben immer wieder schwierig Spitzengewächs zu definieren, wenn neben der vom VDP vorgegebenen Struktur noch weitere Weine erzeugt werden, die oberhalb dieser Struktur angesiedelt sind. Von daher war vermeintlich nicht abwertend, sonder relativierend gemeint!

Gruß,
Jochen

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 17:19
von Bradetti
Dilbert hat geschrieben:Btw: der Pettenthal ist definitiv ein genialer Wein, trotzdem käme ich nie auf die Idee solche Preise zu zahlen, da die qualitative Distanz zu bezahlbaren Alternativen einfach nicht groß genug ist (und auch nie groß genug sein wird!).

Na gut, aber das ist ja kein "Keller-Problem". Das gibts ja in jeder Weinregion mit seinen Kultweinen. Wenn den Pettenthal keiner auf der Auktion haben will, dann geht der halt für das Mindestgebot weg und das geht dann Jahr für Jahr runter. Den will aber offensichtlich jemand haben und ist bereit dafür, das zu zahlen. Angebot und Nachfrage halt.

Grundhaft muss ich sagen: Ich habe nichts gegen solche deutschen Weine und den entsprechenden Preisen.
Sie bringen Deutschland gesamthaft ja schon wieder auf die Landkarte, wie hier bereits geäußert wurde.
Schaut euch doch Fußball an, speziell die internationalen Klub-Wettbewerbe. Ich bin kein Bayern-Fan, aber wenn die nix gerissen hätten die letzten Jahre wäre Deutschland gesamthaft doch unter ferner liefen....

Und wer sich solche Weine dann noch leisten kann und auch den Zugang hat diese überhaupt kaufen zu können, der soll sie doch ruhig kaufen (auch zu besseren Konditionen). Von mir aus. ich muss nicht jeden tollen Wein getrunken haben. Habe auch Keller-GG´s Kirchspiel und Hubacker im Keller direkt vom Weingut, käme aber letztlich nie auf die Idee, Sekundärmarktpreise für diese Weine zu bezahlen. An der Stelle kippt bei mir dann das PLV.

Solche Übertreibungen gibts doch überall und sind nicht an Keller festzumachen. Deswegen wäre ich auch dafür, an anderer Stelle mit diesem Thema weiterzudiskutieren, aber nicht (mehr) im Keller-Thread.

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 21:36
von EThC
Bradetti hat geschrieben:Grundhaft muss ich sagen: Ich habe nichts gegen solche deutschen Weine und den entsprechenden Preisen. Sie bringen Deutschland gesamthaft ja schon wieder auf die Landkarte, wie hier bereits geäußert wurde.

Hmmm, ich muß gestehen, daß ich mit "Deutschland, Deutschland..." recht wenig anfangen kann, generell finde ich solche Nationalismen eher bedenklich. Wenn jemand guten Wein macht (egal wo), warum muß das dann gleich so einen patriotischen Touch bekommen?

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 22:28
von Bradetti
Nee, ich bin nicht patriotisch und das war auch nicht patriotisch gemeint.
Guck zum Beispiel nach Frankreich. Die Franzosen sind schon "stolz" auf ihre Weine aus Bordeaux, Burgund, Champagne usw.
Und gerade wenn man an die Jahrzehnte denkt, wo deutscher Wein (zu Recht?) verrissen wurde, finde ich es schon schön, wenn wir nun wieder ein anderes Bild zeigen können.

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 22:55
von Bernd Schulz
Bradetti hat geschrieben:Und gerade wenn man an die Jahrzehnte denkt, wo deutscher Wein (zu Recht?) verrissen wurde, finde ich es schon schön, wenn wir nun wieder ein anderes Bild zeigen können.


Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich das grundsätzlich auch schön!

Nur würde ich diesen "Stolz" (inwieweit er überhaupt wünschenswert ist, lasse ich mal dahingestellt) viel weniger als manch anderer hier im Forum an irgendwelchen Mondpreisen, die für irgendwelche Hastenichtgesehen/getrunken-Weine (die natürlich durchaus herausragend sein können) nicht nur auf nationaler Ebene gezahlt werden, festmachen wollen. Viel entscheidender ist für mich eine breitere Basis von bezahlbaren Weinen, die gelegentlich international auf Interesse stoßen können - und zwar auch bei Weinfreunden, die keine absolut beliebigen Summen ausgeben können/wollen (unser Wein-Schwede ist dafür ein sehr gutes Beispiel - er interessiert sich stark für erstklassige deutsche Erzeugnisse aus Burgundersorten, ohne dass es dafür der Initialzündung durch einen aberwitzig hochpreisigen Kultwein bedurft hätte).

Anders formuliert: Die Wertschätzung, die deutscher Wein international genießt, möchte ich erst einmal nicht alleine an irgendwelchen Höchstkursen, die einzelne zum Kultwein aufgebauschte Tropfen erzielen, festmachen. Ich vertrete sogar die eigenwillige Auffassung, dass sich Wertschätzung auch beim Wein nicht rein monetär messen lässt....obwohl ich ja immer wieder gerne über Weinpreise diskutiere :oops:....

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Weingut Keller

BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 23:19
von EThC
Bradetti hat geschrieben:finde ich es schon schön, wenn wir nun wieder ein anderes Bild zeigen können.

Da ist es doch wieder, das "wir"! "Wir" haben keinen einzigen Tropfen Wein gemacht. Das war in diesem Fall ein Winzer aus Rheinhessen. Und dann gibt es aus diesem Berufsstand noch ein paar andere begnadete Leute. Und zwar nicht nur in D. Oder gibt's hier was zu gewinnen? "Wir" trinken die Weine allenfalls. "Wir" sind auch nicht Weltmeister oder Papst oder sonstwas. "Wir" ist nur dann gerechtfertigt, wenn man selbst was relevantes dazu beigetragen hat...