amateur des vins hat geschrieben:Es gibt kein "VDP-Preisfindungssystem".
Karsten,
ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass es bei der Einführung der damals noch dreistufigen Qualitätspyramide klare Vorgaben des VDP zur Preisgestaltung gegeben hat. Die betrafen zum einen den Mindestpreis für ein GG sowie die Preisrelation zum Orts- und Gutswein. Ok, die Wortwahl war nicht "Vorgabe", sondern "Empfehlung", da ein Verband ja keine verbindlichen Preisvorgaben machen darf, aber die meisten Winzer haben es schon so verstanden und sich daran gehalten. Dass die Marktrealität bei den Top-Betrieben die Vorgaben längst obsolet gemacht haben, ist sicher richtig. Aber es gibt im VDP ja auch weniger bekannte Betriebe, die sich erkennbar schwer mit den Vorgaben getan haben und zum Teil immer noch tun.
Die Preisrelation zwischen GG und restsüßem Wein aus gleicher Lage ist tatsächlich interessant. Aktuelles Beispiel Emrich-Schönleber: Halenberg GG 2021 - 49 €, Halenberg Spätlese 2021 - 24 €, Halenberg Auslese 2021 - 34 €.
Bei einem Besuch vor einigen Jahren auf dem Gut habe ich Werner Schönleber gefragt, ob Arbeitsaufwand und Traubenqualität für die Spätlese geringer als für das GG ist. Seine klare Antwort: nein, das ist nicht so. Und für die Auslese sei der Aufwand sogar größer und der Ertrag niedriger als beim GG.
Auf die darauf folgende Frage, wie sich dann die Preisrelation ergibt, zuckte er mit den Schultern und sagte, dass restsüße Weine ganz schwer zu verkaufen sind und die Leute nicht bereit seien, für eine süße Spät- oder Auslese von der Nahe den selben Preis wie für ein GG zu bezahlen. Rein wirtschaftlich betrachtet müsse man die Produktion dieser Weine eigentlich einstellen.
Gruß
Ulli