Mo 10. Feb 2014, 12:11
Gerald hat geschrieben:
A. Gelten für Beiträge im Forum dieselben Richtlinien wie für "richtige" journalistische Erzeugnisse wie z.B. Magazine und Zeitungen?
B. Soweit ich das verstanden habe, darf man eine Aussage zitieren, wenn sie im öffentlichen Raum erfolgt ist. Aber was genau ist "öffentlicher Raum"? Ist das bei einer Weinmesse der Fall, wo die Aussagen des Winzers auch von anderen, zufälligerweise in der Nähe stehenden Personen gehört werden können? Wie ist das bei facebook? Ist das der Fall, wenn ich ein Statement lesen kann, ohne mit dem Schreiber "befreundet" zu sein, da es z.B. in einer facebook-Weingruppe geschrieben wurde? Oder als Antwort in einem Thread eines anderen facebook-Mitglied, der so konfiguriert ist, dass ich mitlesen kann?
Grüße,
Gerald
Gerald. Grundsätzlich gelten für ein Forum die selben Regeln für einen Verlag. Ein Forum richtet sich als digitales Medium in gleicher Weise wie ein Buch oder eine Zeitschrift an die breite Öffentlichkeit. Wir registrieren erfreut die wachsende Zustimmung zum Forum, also dürfen wir uns über die Öffentlichkeit nicht wirklich beschweren.
Eine weit verbreitete Fehlannahme ist allerdings, dass Berichte von Journalisten einem Wahrheitsanspruch unterliegen würden. Presseberichte müssen aber die Persönlichkeitsrechte von Personen wahren. Vieles über das Journalisten schreiben ist weder wahr noch falsch, sondern erst einmal Vermutung.
Was geht und was geht nicht?
- Es geht, nicht einen Winzer XY als Kurfpuscher zu bezeichnen. Das wäre eine sogenannte Schmähkritik. Solch ein Beitrag müsste sofort entfernt werden.
- Es geht nicht, sich Gerüchte zu eigenen zu machen, die andere verbreiten. Nehmen wir den Schloss Schönborn Fall. Berichtet wurde über den Verdacht der Manipulation zB hier
http://www.yoopress.com/de/weinnews/wei ... nborn.html. Der Bericht ist m.E. journalistisch nicht unproblematisch, weil ich aus dem Bericht nicht entnehmen kann, dass auch Barth zu den Vorwürfen befragt wurde. Genau diese Möglichkeit zur Stellungnahme (und nicht der Zwang einen "wahren Bericht" zu schreiben, gehört aber zur journalistischen Sorgfalt). Graf Schönborn kann sich hier nicht beschweren, denn der kommt umfangreich zu Wort. Andererseits ist der Bericht ein Grenzfall, weil sich der Autor und der Graf ja auf die amtlichen Untersuchungen stützen können.
Wenn nun aber ein Winzer am Stand einer Weinmesse in gleicher Weise so über seine Kollegen herziehen würde und diese "Nachricht" hier im Forum Verbreitung finden würde, dann könnte der betroffene Kollege diese Berichterstattung hier sicherlich verhindern. Der Winzer könnte sie aber auch verhindern, wenn diese Aussagen nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren.
Ist eine Weinmesse also nun öffentlich oder nicht? Auf diese Frage antwortet der Jurist natürlich "kommt drauf an".
Was man Abends beim zwölften Glas Wein unter vier Augen von sich gibt, ist im Zweifel nicht öffentlich gesprochen worden und wer von solchen Gesprächen Aufnahmen machen will, den weise ich auf § 201 StGB hin:
http://dejure.org/gesetze/StGB/201.htmlWas wiederum auf der Pressekonferenz oder im Rahmen einer Ansprache geäußert wird, ist zweifelsfrei öffentlich. Und wenn nun ein paar Personen drum herum stehen? Dann ist es eine Frage der Auslegung und der Würdigung der Tatsachen. Das Wort, das in einer Gruppe von Weinkonsumenten geäußert wurde ist sicherlich sensibler zu hüten, als der gegenüber einem bekannten Journalisten oder Weinblogger geäußerte Satz.
Und Facebook? Kommt auch drauf an. Bei SPIEGEL-ONLINE werden gerne Sätze aus Twitter eingeblendet, um den Berichten mehr Lebensnähe zu geben. Das ist ok, denn Twitter ist ein öffentliches Medium. Quasi wie ein großes schwarzes Brett. Wer bei Facebook ein öffentliches Profil hat, schreibt auch an die Weltöffentlichkeit, wäre meine Einschätzung. Wer aber eine geschlossene Gruppe mit 5.000 Freunden pflegt, der wendet sich an eine Teilöffentlichkeit. Ob aus solchen Postings veröffentlicht werden kann? Ich weiss es nicht. Aber dafür sind ja die Gerichte da, um solche Streitfälle nämlich zu entscheiden.
Grüße,
wolf