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Südtirol - die Weißweine

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amateur des vins

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragMi 24. Apr 2019, 15:28

Das nenne ich mal Service! Antwort am nächsten Tag:
Guten Abend Herr Xxxxxxx,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Feedback zu unserem Quintessenz Pinot Bianco. Sie sind nicht der Einzige, den dieser Wein an einen Sauvignon erinnert, aber ich kann Ihnen versichern, dass er zu 100% aus Weißburgundertrauben gekeltert wurde und von der theoretischen Möglichkeit eines Sortenverschnitts von 15% mit anderen Südtiroler DOC Sorten kein Gebrauch gemacht wurde. Es ist mir selbst schon passiert, dass ich unseren Quintessenz Weißburgunder für einen Sauvignon gehalten habe (etwa bei einer Blindverkostung mit unserer italienischen Vertriebsmannschaft, wo ich nachkontrolliert habe, ob ich nicht versehentlich die Flaschen vertauscht habe). Unser Kellermeister ist diese Woche gerade im Urlaub. Er erklärt die Aromatik v.a. mit den speziellen mikroklimatischen Bedingungen (Höhenlage über 550m) und Bodenverhältnissen in St. Nikolaus, wo die Trauben für den Wein herkommen. Ich werde ihn nach seiner Rückkehr nochmals darauf ansprechen und ersuchen, Ihnen eine genauere Rückmeldung zu geben.

In dem Video, das Sie als Link mitgeschickt haben, spricht Andrea Moser zwar von Sauvignon. Er erwähnt ihn aber nur in einem Nebensatz, um zu erklären, dass beide Weißweine der Linie Quintessenz im Holz ausgebaut sind. Gerne können Sie unsere Erläuterungen mit anderen Weininteressierten teilen.

Wie gesagt werden wir uns nochmals melden, sobald Andrea Moser wieder im Haus ist. Einstweilen verbleibe ich mit schönen Grüßen vom See,

Tobias Zingerle

Geschäftsführer
Kellerei . Cantina Kaltern

Das angesprochene italienischsprachige Video ist dieses hier - nur der Vollständigkeit halber...
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragMi 24. Apr 2019, 17:47

amateur des vins hat geschrieben:Das nenne ich mal Service! Antwort am nächsten Tag:

...bin ich von den Südtiroler Winzern bis jetzt eigentlich nicht anders gewohnt, die sind immer recht bemüht und auskunftsfreudig. Finde ich sehr erfreulich... :)
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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olifant

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 26. Apr 2019, 09:30

... noch kurz mein Senf ...

Südtiroler WB mit SB-Noten sind mir nicht neu. Diese treten allerdings nicht in jedem Jahr auf, betroffen sind meist neuere Anlagen in ausgewählten Lagen.

Ich habe diesbezüglich vor ca. 3 Jahren, als mir ein paar Exemplare mit dieser Aromatik unterkamen, vor Ort bei der KG Nals/Margreid, KG Tramin und den Kurtatscher Genossen nachgefragt.
Die (mehr oder minder fundierten) Antworten (des jeweilig angesprochenen Personals) entsprachen im Wortlaut inetwa dem was dir die Kalterer geantwortet haben. Neben den Mikroklimata (in Höhenlage) scheinen dabei auch die Böden und die Klonwahl eine bestimmte Rolle zu spielen.
Eine besondere Rolle scheint aber dabei tatsächlich der Reiveverlauf / Jahrgang zu spielen, da mit dem nächsten Jahrgang die Aromen wieder ganz WB-typisch ausfallen können.

Da die Aromen m.E. nur in bestimmten Jahrgängen und zudem betriebsübergreifend auftreten kann man den Aussagen wohl Glauben schenken, dass kein SB Verschnitten wird.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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olifant

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 26. Apr 2019, 09:45

... vor Kurzem im Glas ...

Sylvaner 2016, Garlider (Chr. Kerschbaumer)- Feldthurns, Vinoloc, Bio (Bioland)

helles Strohgelb, grünl. Reflexe; reifer Apfel, gelbes Steinobst (Pfirsich?), mineralische Anklänge, Heublumen, Krüternoten (Koriander); am Gaumen leicht stoffig, saubere leicht mürbe gelbe Frucht, Brotteig, Heu, gewisse mineralische Töne, auch wieder Kräuter, stimmige Säure, sehr gute Balance, gewisse Tiefe, angenehmer Essensbegleiter; langer Abgang korrespondierend zum Gaumen - 17/20 op

Sehr schöner Sylvaner aus dem Eissacktal. Neben den durchaus klaren sortentypischen Aromen finden sich bei Garlider sortenübergreiffend Noten des Ausbaustils (autochtone Hefen, Ausbau auf Hefe).
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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amateur des vins

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 26. Apr 2019, 10:03

Danke, Ralf. Ich trinke ziemlich wenig südtiroler (und allgemein italienische) Weine, so daß mir das Phänomen bisher nicht begegnet ist. Ich glaub' denen auch, daß es 100% WB ist.

Leider sind "das Mikroklima" und selbst "die Böden und die Klonwahl" ziemliche Allgemeinplätze und erklären nichts. Aber davon abgesehen: Daß das nach Deiner Erfahrung von Jahr zu Jahr schwankt, läßt ja in der Tat - wie Du schreibst - vermuten, daß Lage, Boden oder Klon nicht als Erklärung ausreichen, sondern daß ein vorrangiger Einfluß des Witterungsverlaufs angenommen werden muß.

Letztens las ich irgendwo einen interessanten Artikel, der Anhand der Boden- und Pflanzenchemie erklärt hat, warum neuseeländischer SB so viel exotischer/plakativer/you-name-it daherkommt als welcher von der Loire. Ich habe die Details vergessen, aber nach dem Lesen hatte ich verstanden, warum dort signifikant mehr Pyrazine entstehen und ergo der SB dort so schmeckt, wie er schmeckt.

So etwas wünsche ich mir auch in diesem Fall.
Besten Gruß, Karsten
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stollinger

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 26. Apr 2019, 10:41

amateur des vins hat geschrieben:Leider sind "das Mikroklima" und selbst "die Böden und die Klonwahl" ziemliche Allgemeinplätze und erklären nichts. Aber davon abgesehen: Daß das nach Deiner Erfahrung von Jahr zu Jahr schwankt, läßt ja in der Tat - wie Du schreibst - vermuten, daß Lage, Boden oder Klon nicht als Erklärung ausreichen, sondern daß ein vorrangiger Einfluß des Witterungsverlaufs angenommen werden muß.

Letztens las ich irgendwo einen interessanten Artikel, der Anhand der Boden- und Pflanzenchemie erklärt hat, warum neuseeländischer SB so viel exotischer/plakativer/you-name-it daherkommt als welcher von der Loire. Ich habe die Details vergessen, aber nach dem Lesen hatte ich verstanden, warum dort signifikant mehr Pyrazine entstehen und ergo der SB dort so schmeckt, wie er schmeckt.


Hallo Karsten,

ist eine interessante Diskussion. Vielleicht meinst du diesen Artikel, den hatte ich vor einiger Zeit mal verlinkt:

https://www.chemistryworld.com/features ... 18.article

Da gibt es ein paar Indizien, die evtl. helfen könnten:

zum einen der unterschiedliche Aufbau der Zellmembran unter cool climat Bedingungen:

...3-mercaptohexanol and 3-mercaptohexyl acetate that give New Zealand Sauvignon blanc its distinctive passionfruit aroma....These molecules are typically found in Sauvignon blanc from New Zealand at several-fold higher concentrations that in the same variety produced elsewhere,....Firstly, their precursor – a linolenic acid – is more prevalent in Sauvignon blanc grapes grown in New Zealand than those in warmer climates. ‘Under cool climate conditions, cell membranes tend to have more unsaturated lipids in order to maintain the integrity of their lipid bilayer,’ Waterhouse says....

Zum anderen eine mechanisch recht harsche Verarbeitung der Trauben unter oxidativen Bedingungen:

The grape berries are bashed off the vine with a plastic beater bar and drop down onto a moving conveyer belt below. ‘It’s a rather violent process,’ says Waterhouse, which tends to break open the grapes. Once open to the air, the lipid precursor very rapidly oxidises (within a minute or so) to form the six-carbon α,β-unsaturated aldehyde.

Wenn sich die Erklärung mit deinen Geschmackseindrücken deckt, kannst du ja den Link an die Kellerei schicken und kommentieren lassen.

Grüße, Josef
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amateur des vins

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 26. Apr 2019, 11:38

stollinger hat geschrieben:Vielleicht meinst du diesen Artikel, den hatte ich vor einiger Zeit mal verlinkt:

https://www.chemistryworld.com/features ... 18.article
Danke, Josef, den Artikel meinte ich.
(Und habe damit offenbar meine Ahnungslosigkeit herausposaunt, weil Pyrazine darin garnicht vorkommen... :roll: :lol: )

Ich meinte aber garnicht die konkrete Anwendung genau dieses Artikels, sondern eine äquivalente Erklärung für den vorliegenden Fall. Oder anders gesagt: nicht für Passionsfrucht in NZ-SB, sondern für "Stachelbeere" in Südtirol-WB.
Besten Gruß, Karsten
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stollinger

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 26. Apr 2019, 13:19

amateur des vins hat geschrieben:Ich meinte aber garnicht die konkrete Anwendung genau dieses Artikels, sondern eine äquivalente Erklärung für den vorliegenden Fall. Oder anders gesagt: nicht für Passionsfrucht in NZ-SB, sondern für "Stachelbeere" in Südtirol-WB.


Hi Karsten,

bin mir nicht sicher, ob ich deinen Satz richtig verstanden habe...

Ich hoffe es kommt dir nicht vor als wollte ich dich verbessern oder unangenehm rum krugweißen. Für den Geruch von Grapefruit, Stachelbeere und Passionsfrucht sind flüchtige Thiole verantwortlich. Im Wesentlichen 3-Mercaptohexan-1-ol und 4-methyl-4-mercaptopentan-2-one. Beide können m.M. unter den im Artikel genannten Bedingungen aus der C6-Vorstufe aus der Zellmembran entstehen. Als welche der Frucht man das dann wahrnimmt liegt an der (relativen) Konzentration und am Verkoster.

Irgendeine Pyrazin-Verbindung macht das Aroma von grüner Paprika.

Grüße, Josef
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amateur des vins

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 26. Apr 2019, 14:19

stollinger hat geschrieben:Ich hoffe es kommt dir nicht vor als wollte ich dich verbessern oder unangenehm rum krugweißen.
Ich hoffe doch sehr, daß Du mich verbessern möchtest! 8-) Unangenehm ist mir vor allem die eigene Ahnungslosigkeit, verbunden leicht hibbeliger Neugier. ;)
stollinger hat geschrieben:Für den Geruch von Grapefruit, Stachelbeere und Passionsfrucht sind flüchtige Thiole verantwortlich. Im Wesentlichen 3-Mercaptohexan-1-ol und 4-methyl-4-mercaptopentan-2-one. Beide können m.M. unter den im Artikel genannten Bedingungen aus der C6-Vorstufe aus der Zellmembran entstehen. Als welche der Frucht man das dann wahrnimmt liegt an der (relativen) Konzentration und am Verkoster.
Ah, der Nebel beginnt sich ganz langsam zu lichten! Mir war nicht klar, daß diese Aromengruppe dieselbe chemische Ursache hat. Und deshalb nimmst Du eben doch an, oder hältst es zumindest für plausibel, die Prozesse könnten bei südtiroler WB und neuseeländischem SB dieselben sein - richtig interpretiert?

Aber für mich liest sich der Artikel schon so, als sei SB die Grundvoraussetzung; über andere Rebsorten wird keine Aussage getroffen. Dann kommen "Cool Climate" und lokale Hefen hinzu; das klingt plausibel (und könnte auf Südtirol auch zutreffen). Die mechanische Verletzung scheint dann nur noch als Verstärker/Beschleuniger zu fungieren.

Weiß ich nicht, ob diese Erkenntnis wirklich auf den südtiroler WB anwendbar ist. :?
Besten Gruß, Karsten
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stollinger

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Re: Südtirol - die Weißweine

BeitragFr 26. Apr 2019, 15:16

amateur des vins hat geschrieben:Ah, der Nebel beginnt sich ganz langsam zu lichten! Mir war nicht klar, daß diese Aromengruppe dieselbe chemische Ursache hat. Und deshalb nimmst Du eben doch an, oder hältst es zumindest für plausibel, die Prozesse könnten bei südtiroler WB und neuseeländischem SB dieselben sein - richtig interpretiert?


Ja, das nehme ich an. Bei Trauben aus höheren Lagen, hast du ja ähnlich, wie in cool-climate Regionen, einen großen Unterschied in den Tag-Nacht-Temperaturen. Deshalb halte ich es durchaus für plausible, dass die Konzentration an Linolsäure in den Zellmembranen (die für mein Verständnis in jeder Sorte vorkommt) auch hier relativ erhöht ist.

amateur des vins hat geschrieben:Aber für mich liest sich der Artikel schon so, als sei SB die Grundvoraussetzung; über andere Rebsorten wird keine Aussage getroffen. Dann kommen "Cool Climate" und lokale Hefen hinzu; das klingt plausibel (und könnte auf Südtirol auch zutreffen). Die mechanische Verletzung scheint dann nur noch als Verstärker/Beschleuniger zu fungieren.


Der zweite Teil der Entstehung muss dann natürlich auch passen. Also die Oxidation zu dem C6-ungesättigtem Aldehyd.
Und der 3. Schritt, die Reaktion mit einer Schwefelquelle (im Artikel z.B. Glutathion oder Sulfite die bei der Verarbeitung zugegeben werden). Ein solches Aldehyd ist schon relativ reaktiv. Die Reaktion mit einer Schwefelverbindung steht natürlich in Konkurrenz mit Reaktionen mit anderen Verbindungen.

Sprich, die Verarbeitung und Vinifikation und die Mostzusammensetzung als Resultat von Lesezeitpunkt, Witterung und Rebsorte etc. haben auch ihren Beitrag.

In Scheurebe hat man ja auch mitunter Aromen von Grapefruit, Stachelbeere. Weiter vorne wurde auch grüner Veltliner erwähnt. Ich würde nicht denken, dass es exklusiv bei SB so ist.

amateur des vins hat geschrieben:Weiß ich nicht, ob diese Erkenntnis wirklich auf den südtiroler WB anwendbar ist. :?

Ja, wäre zu schön :D .

Grüße, Josef
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