Re: Südtirol - die Rotweine
Verfasst: Di 1. Okt 2019, 10:53
amateur des vins hat geschrieben:Und jetzt gerade im Glas:
Ansitz Waldgries, Antheos 2017
Wie ich erst jetzt sehe, hat Ralf für den Wein ja über die Jahre ordentlich die Trommel gerührt.
Ich hingegen hatte wieder den Bonus völliger unwissender Unbedarftheit.
Die Robe erinnert mich an Pommard 1er von Aleth Girardin: Makelloses, klares, mittleres Rubinrot.
Die Nase ist fruchtig, aber auch Mischwald und etwas Bleistift finde ich. Geht Richtung Blaubeere, mit etwas Pflaume, und auch irgendetwas rotes ist drin. Weder besonders warm noch kühl vom Charakter.
Am Gaumen zunächst seidiger Auftakt mit denselben Aromen wie in der Nase; hier eher kühl. Dann übernimmt die milde, aber üppige Säure, begleitet von leichter zunehmender Bitternote, die vermutlich vom 20%-Whole-Bunch-Anteil herrührt.
Zuerst dachte ich, der sei strukturell unbalanciert, weil aromatisch schwach. Aber das stimmt nicht! Wenn man sich auf den Wein einläßt, und ihn nicht nebenher süffelt (was auch geht!), offenbart er feines Spiel zwischen Waldbeere und feiner Würze. Aber die Aufmerksamkeit braucht er! Dann ist er ein feiner, eleganter Wein von bemerkenswerter Länge. Nicht superkomplex, aber auch mitnichten simpel.
Schön, daß "Vernatsch" soviel interssanter klingt als "Trollinger", von "Schiava" ganz zu schweigen. Ich bin nämlich nicht sicher, ob ich beim T-Namen meine Clichés hätte beiseite lassen können. Wenn ich mich nicht täusche, ist das mein erster Kontakt mit dieser Rebsorte. Wie ich Ralf verstehe, durchaus untypisch in seiner Struktur und Machart, nämlich ernsthafter, als es die Rebsorte normalerweise zeigt. So muß das keineswegs der letzte Kontakt gewesen sein!
Edit:
[+3h] Hat gewaltig an Kraft zugelegt imho, ohne an Eleganz einzubüßen. Jetzt noch etwas eindrucksvoller.
... wird nicht nur über 3 Stunden an Kraft und Finesse zulegen, sondern in ca. 6 - 7 Jahren ein Optimum erreichen ... ist halt auch noch sehr jung
Struktur weisen durchaus auch andere Vernatsch' auf, KG Tramin Freisinger, KG N/M Galea, Gojer, Unterganzer und einige Andere mehr.
In der für St. Magdalener sehr geschmeidigen Machart ist der Plattner aber m.E. besonders, diese Machart trägt aber nicht nur der Antheos, sondern auch sein "normaler" St. Magdalener - untypisch ist das nicht, aber Bbesonders, da das nur wenige in dieser Machart so hinbekommen.
Untypisch für Vernatsch ist eher Pranzeggs Campill und auch Donà Rouge, auch wenn diese für sich ebenso gegensätzlich sind.
... und auch wenn Erich das (noch) nicht versteht, auf Vernatsch kann man sich richtig eintrinken, in einem Mass, dass dir andere Rote zeitweise richtig Schwierigkeiten bereiten können