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Re: Südtirol - die Rotweine

Mi 7. Aug 2019, 14:02

stollinger hat geschrieben:Hallo,

zuletzt über zwei Tage Kellerei Terlan - Lagrein Gries Riserva 2014 im Glas gehabt.

Der macht zur Zeit wenig Spaß. Ich habe den 2016 ab Hof gekauft, d.h. ich habe ihn probiert und für gut befunden. Damals war wohl die Frucht und Aromatik im Vordergrund, so wie ich auch Jochens Verkostung interpretiere ...
Gerade treten für mich eher unreife Gerbstoffe und unangenehme Bittertöne hervor, in der Nase stechend alkoholisch. Ich empfinde den Wein als uncharmant und grob.

Grüße, Josef


Hallo Josef,

in 2014 kamen i.d.R. allenfalls angenehm fruchtige, jung sehr schön zu trinkende, Rote auf die Flasche. Zum Lagern über mehrere Jahre war da m.E. wahrlich nicht viel dabei. Selbst die KG gibt eine Trinkreife gem. Homepage von nur 4 Jahren für den Jahrgang an. Meine Diagnose: liegen lassen wird nicht so viel bringen - hätteste den besser mal früher getrunken, auch wenn Riserva drauf steht.
In anderen Jahrgängen kann dass ganz anders ausfallen.
Meinen persönlichen Vorlieben entspricht der Gries ohnehin nur bedingt.

Lagerfähige Lagrein Riserva, bei denen das lohnt, gibt's nach meinem Geschmack bei der Abtei Muri (Riserva) und gegenüber bei der KG Bozen (Prestige Riserva und Taber Riserva).
Wenn's was naturnahes sein soll, dann Pranzegg (Laurenc).

Re: Südtirol - die Rotweine

Mi 7. Aug 2019, 15:04

Hallo Josef und Ralf,
danke euch für die Wasserstandsmeldung bzw. Einschätzung!
Ich hatte den Wein bisher 2 Mal im Glas (Feb. ´17 und Jan. ´18)
und fand ihn beides mal hervorragend - ja es war v. a. die schöne
Frucht, verbunden mit Frische, sehr trinkanimierend. Eine Flasche
habe ich noch im Keller.
Der 2015er hatte mir dagegen gar nicht zugesagt - too much von
allem und nicht nach meinem Geschmack.

Viele Grüße,
Jochen

Re: Südtirol - die Rotweine

Di 3. Sep 2019, 11:25

... gestern im Glas ...

Freisinger Vernatsch 2014, KG Tramin - Tramin
dunkles transparentes Kirschrot; klare herbe rote Frucht, etw. florale Noten, etw. Mineralik; am Gaumen mittelgewichtig, saubere Frucht vermengt mit steinig-mineralischen Noten, leicht mandeltönig, dazu traubige Noten (Schalen und Kerne) und noch etwas Mineralik, recht komplex (und "burgundisch"), angenehme Herbe vom Tannin, harmonisch, tief, schöner Trinkfluss; langer Abgang korrespondierend zum Gaumen - 17,5/20 op.

Dieses Exemplar zeigt sich als Ausnahme von der "2014er in Rot ist nicht so toll " - Regel ;)

Re: Südtirol - die Rotweine

Di 24. Sep 2019, 09:40

olifant hat geschrieben:... gestern im Glas ... (April '17)

Antheos St. Magdalener 2012, Waldgrieshof (Chr. Plattner) - Bozen (St. Magdalena)
sehr dunkles glänzendes transparentes Rubin-/Mittelrot; rotfruchtige feinwürzige Nase (Himbeere, Süsskirsche) mit recht intensiver Iris-Note und etw. mineral. Anklängen; am Gaumen konzentriertes Mittelgewicht, korrespondierend zur Nase ebenfalls Blütennoten und rote Früchte, belegte mineralische Noten, für Vernatsch recht kräftiges, reifes, dennoch leicht raues Tannin, ebenso rel. kräftige, sürbare Säure, sehr gute Struktur mit weiterem Potential, fruchtige Tiefe, wobei die Frucht nicht völlig entwickelt scheint, braucht noch Zeit; langer fruchtig-würzig-tanniniger Abgang mit schönem Nachhall - 17-17,5(+)/20 op

Sollte sicher nochmal 1- 3 Jahre liegen um sich vollends zu entfalten. Es gibt nicht viele, die kräftig strukturierte Vernatsch-Interpretationen auf die Flasche bringen, mir fällt da gerade mal noch Hartman Donà und Martin Gojer ein ... dieses Exemplar für Vernatsch geradezu ein Monument ;)


... gestern im Glas, ca. 2 1/2 Jahre Reife später ...

Antheos St. Magdalener 2012, Waldgrieshof (Chr. Plattner) - Bozen (St. Magdalena)

dunkles glänzendes transparentes Rubin-/Mittelrot; intensiv-betörende Iris-/Veilchen - Noten, dazu feinwürzige rote Beeren und Kirschen, gewisse Erdigkeit; am Gaumen konzentriertes Mittelgewicht, korrespondierend zur Nase wieder betörende Blütennoten und komplex rote Früchte, noch immer leicht mineralische Noten, Preiselbeergrün, Rauchig (Flint/Feuerstein), schön gereiftes Tannin, perfekte Säure, wunderschön strukturiert, tief, elegant, komplex und druckvoll; langer bis sehr langer würziger Abgang mit langem Nachhall - 17,5-18/20 op

WOW, im jetzigen Reifestadium mit das Beste was ich je aus Vernatsch im Glas hatte, ausser s.o. ... und den Elder vom Nusserhof würde ich auch noch dazu nehmen.

Re: Südtirol - die Rotweine

Mo 30. Sep 2019, 17:38

Als ich auf unserer Abreise aus Südtirol ein paar Flaschen weißer nachfaßte, habe ich auch ein Probekiste mit Einzelflaschen roter zusammengestellt (danke, Philip!). Ich habe mal ein bißchen geblättert: Ich glaube, da sind einige schöne und interessante Sachen dabei, und - Überraschung! - einige von Ralfs Favoriten. ;)

Den Anfang machte vor 5 Tagen

Clemens Waldthaler, Lagrein Raut 2014

"Raut" für sich ist nicht eindeutig - der Begriff bezeichnet die Toplinie des Weinguts.

Im Glas habe ich sehr dichtes, fast intransparentes dunkles Granatrot.
In der Nase Bleistift und etwas dunkles Leder. Mit Schwenken dunkle Minze und reife Wald- Brom- und Blaubeeren. Reif und intensiv, aber immer auf der kühlen Seite.
Auch am Gaumen eher kühler Charakter. Schöne Säure und elegante Tannine. Wenig schwarze Frucht, mehr Richtung Kirsche, aber insgesamt eher zurückhaltend. Wieder Zedernholz und dunkles Leder, aber fast kein erkennbares Toasting. Etwas After Eight.
Zum Abgang hin deutlicher werdend etwas schwarzer Pfeffer, und zuletzt wieder ein Soupçon Blaubeere.

Insgesamt nicht allzu lang, und auch sonst kann der Gaumen nicht ganz die Erwartungen erfüllen, die die Nase weckt. Aber jedenfalls ein guter Wein, der allerdings keine Begeisterungsstürme weckt.

Re: Südtirol - die Rotweine

Mo 30. Sep 2019, 17:57

Und jetzt gerade im Glas:

Ansitz Waldgries, Antheos 2017

Wie ich erst jetzt sehe, hat Ralf für den Wein ja über die Jahre ordentlich die Trommel gerührt. :geek:
Ich hingegen hatte wieder den Bonus völliger unwissender Unbedarftheit. 8-)

Die Robe erinnert mich an Pommard 1er von Aleth Girardin: Makelloses, klares, mittleres Rubinrot.
Die Nase ist fruchtig, aber auch Mischwald und etwas Bleistift finde ich. Geht Richtung Blaubeere, mit etwas Pflaume, und auch irgendetwas rotes ist drin. Weder besonders warm noch kühl vom Charakter.
Am Gaumen zunächst seidiger Auftakt mit denselben Aromen wie in der Nase; hier eher kühl. Dann übernimmt die milde, aber üppige Säure, begleitet von leichter zunehmender Bitternote, die vermutlich vom 20%-Whole-Bunch-Anteil herrührt.

Zuerst dachte ich, der sei strukturell unbalanciert, weil aromatisch schwach. Aber das stimmt nicht! Wenn man sich auf den Wein einläßt, und ihn nicht nebenher süffelt (was auch geht!), offenbart er feines Spiel zwischen Waldbeere und feiner Würze. Aber die Aufmerksamkeit braucht er! Dann ist er ein feiner, eleganter Wein von bemerkenswerter Länge. Nicht superkomplex, aber auch mitnichten simpel.

Schön, daß "Vernatsch" soviel interssanter klingt als "Trollinger", von "Schiava" ganz zu schweigen. :lol: Ich bin nämlich nicht sicher, ob ich beim T-Namen meine Clichés hätte beiseite lassen können. Wenn ich mich nicht täusche, ist das mein erster Kontakt mit dieser Rebsorte. Wie ich Ralf verstehe, durchaus untypisch in seiner Struktur und Machart, nämlich ernsthafter, als es die Rebsorte normalerweise zeigt. So muß das keineswegs der letzte Kontakt gewesen sein!

Edit:
[+3h] Hat gewaltig an Kraft zugelegt imho, ohne an Eleganz einzubüßen. Jetzt noch etwas eindrucksvoller.

Re: Südtirol - die Rotweine

Mo 30. Sep 2019, 20:59

...ich bin ja auch alles andere als ein Vernatschinger, aber vielleicht probier' ich das auch mal, von der weißen Seite her hab' ich das Weingut ja in recht positiver Erinnerung!

Re: Südtirol - die Rotweine

Mo 30. Sep 2019, 21:13

EThC hat geschrieben:...ich bin ja auch alles andere als ein Vernatschinger, aber vielleicht probier' ich das auch mal, von der weißen Seite her hab' ich das Weingut ja in recht positiver Erinnerung!
Ich wäre jedenfalls auf Deine Einschätzung gespannt.
Caveat: Dir womöglich nicht speziell genug.

Ich würde jetzt auch keine Verrenkungen machen, um an den Wein zu kommen. Aber so nebenbei gekauft war das echt gut, kann nicht meckern für 16 Ocken.

Re: Südtirol - die Rotweine

Di 1. Okt 2019, 08:24

na ja, ich steh' ja nicht ausschließlich auf "Freakweine" oder sonstwie "Zeuch neben der Spur", es muß halt gut zum Anlaß und / oder Essen passen und mir dabei letztlich Spaß machen. Den hatte ich im Falle Vernatsch bis jetzt nur einmal in Form der "Alten Reben" von Franz Gojer. Allerdings nur in relativ jung, mit etwas Lagerzeit hat der Wein dann doch merklich abgebaut...

Re: Südtirol - die Rotweine

Di 1. Okt 2019, 09:37

amateur des vins hat geschrieben:Als ich auf unserer Abreise aus Südtirol ein paar Flaschen weißer nachfaßte, habe ich auch ein Probekiste mit Einzelflaschen roter zusammengestellt (danke, Philip!). Ich habe mal ein bißchen geblättert: Ich glaube, da sind einige schöne und interessante Sachen dabei, und - Überraschung! - einige von Ralfs Favoriten. ;)

Den Anfang machte vor 5 Tagen

Clemens Waldthaler, Lagrein Raut 2014

"Raut" für sich ist nicht eindeutig - der Begriff bezeichnet die Toplinie des Weinguts.

Im Glas habe ich sehr dichtes, fast intransparentes dunkles Granatrot.
In der Nase Bleistift und etwas dunkles Leder. Mit Schwenken dunkle Minze und reife Wald- Brom- und Blaubeeren. Reif und intensiv, aber immer auf der kühlen Seite.
Auch am Gaumen eher kühler Charakter. Schöne Säure und elegante Tannine. Wenig schwarze Frucht, mehr Richtung Kirsche, aber insgesamt eher zurückhaltend. Wieder Zedernholz und dunkles Leder, aber fast kein erkennbares Toasting. Etwas After Eight.
Zum Abgang hin deutlicher werdend etwas schwarzer Pfeffer, und zuletzt wieder ein Soupçon Blaubeere.

Insgesamt nicht allzu lang, und auch sonst kann der Gaumen nicht ganz die Erwartungen erfüllen, die die Nase weckt. Aber jedenfalls ein guter Wein, der allerdings keine Begeisterungsstürme weckt.


... hab es evtl. schon öfter erwähnt, aber '14 ist nicht der Überfliegerjahrgang für Rote in Südtirol. Waldthalers Lagrein Raut spielt sicher nach wir vor in der Oberliga mit, ist aber etwas unstet - Best Of aus der Raut-Linie bei Waldthaler ist m.E. der Merlot, danach der Rosso.
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