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Südtirol - die Rotweine

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 24. Sep 2018, 11:57

... gestern im Glas ...

Meraner 2017 (Vernatsch), Kränzelhof / Graf Pfeil - Tscherms, Schrauber

transparentes Mittelrot; würzige rote Frucht (Süsskirsche und Erdbeeren), florale Noten (Veilchen), gewisser Mandelton - sehr schöne Nase; am Gaumen leichtes Mittelgewicht, klare würzig-aromatische rote Frucht korrespondierend zur Nase, dito florale und mandeltonige Noten, angenehm verwoben, gewisse Mineralik, feines Tannin, sehr gut eingepasste animierende Säure, angenehme aromatische Tiefe; langer sauberer Abgang auf würzige Frucht, angenehm kühl - 16,5-17/20 op.

Ansprechender Vernatsch des Kränzelhofs, empfehlenswert.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMi 2. Jan 2019, 10:38

... zu den Festtagen im Glas ...

Donà Noir 2003 Pinot Nero, Hartmann Donà - Auer, NK, pnp
opakes dunkles Kirschrot; dichte würzige leicht gereifte Kirsch- und Beerenfrucht, feines Holz, Leder, Kakao; am Gaumen enorm dicht, noch immer sehr kompakt, angereifte dichte Kirsch- und Preiselbeerfrucht, würzig-schmutzige Unterholz-/Waldbodennoten, im Hintergund feines Holz, dichte reife aber voll presente warme Tannine, perfekt eingepasste Säure (- jedoch völlig im Extrakt aufgehend), Struktur- und Konzentrationsmonster, große Tiefe, öffnet sich nur sehr langsam; sehr langer, etwas fordernder Abgang, auf dichte intakte Frucht gepaart mit würzigen angehenden Reifenoten und üppigem warmen Tannin - 17,5(-18)/20 op
Für Südtiroler Pinot Nero / Blauburgunder ein ungewöhnliches dichtes Strukturmonster, sollte m.E. noch gute 5 Jahre liegen oder aber ordentlich karaffiert werden.
Der heiße Jahrgang wird nicht kaschiert, sondern m.E. gegenteilig zur Geltung gebracht. Der Wein wirkt daher zwar nicht zwingend Regions- oder Sortentypisch, dafür in jedem Falle sehr (gelungen) Jahrgangstypisch.
Grüsse

Ralf

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UlliB

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragFr 4. Jan 2019, 12:51

Wenn ich in Südtirol bin, trinke ich gerne lokalen Blauburgunder. Viele von denen sind gut, einige sehr gut - aber trotzdem habe ich meistens nichts gekauft und mitgenommen; die qualitative Distanz zu guten Burgundern aus Burgund ist immer noch sehr groß (die Preisunterschiede blende ich hier mal bewußt aus). Die Lücke scheint sich allerdings bei einigen Erzeugern in den letzten Jahren zunehmend zu schließen, und dieser Wein zeigte sich gestern Abend schon herausragend gut:

Südtiroler Blauburgunder Riserva 2015 (Ignaz Niedrist, Girlan) 14%Vol. Direkt ins Glas. Dunkles, aber transparentes Kirschrot. Unmittelbar ansprechende, wunderschöne Pinot-Nase, Himbeere über einem dunklen Untergrund, tief; ganz dezenter Holzeinsatz. Setzt sich so im Gaumen nahtlos fort, harmonisch und vielschichtig, auch hier das Spiel zwischen heller und dunkler Frucht, feinkörniges Tannin, feiner Säurebogen. Lang. Holz stützt, ist aber ganz im Hintergrund.

Vermutlich genau auf dem richtigen Fuß erwischt, noch in der Fruchtphase. Wirklich sehr, sehr schön - hervorzuheben ist hier auch der ziemlich perfekte Holzeinsatz, der bei vielen nicht-burgundischen Pinots immer noch ein Problempunkt ist. 24,50 € ab Gut; für das Gebotene ein sehr gutes PLV.

Gruß
Ulli
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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragFr 4. Jan 2019, 14:44

Hallo Ulli,

von den Anbaulagen des Mitterbergs (St. Pauls bis Kaltern) kommen nicht allzuviele Pinot-Hochkaräter. M.E. sind Niedrist, Stroblhof und KG Colterenzio (Schreckbichl) in diesem Bereich tonangebend.
Andere Erzeuger mit Pinots im Programm haben ihre Anbaulagen grossteils im Montaner Raum, auch wenn am Mitterberg ansässig, wie bspw. KG Girlan.

Niedrist hatte immer wieder schöne Jahrgänge im Portofolio, wie z.B. 2008, der sowohl jung, als auch gereift, sehr gut rüberkam.
Durchgängig, über alle Jahrgangsschwankungen hinweg, tun sich m.E. jedoch alle Erzeuger schwer einen hohen Standart zu halten.
Generell sehe ich aber bei den Pinot-Spezialisten, zu denen Niedrist ganz sicher gehört, über die Jahre einen grossen Qualitätszuwachs.
Grüsse

Ralf

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UlliB

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragFr 4. Jan 2019, 15:39

olifant hat geschrieben:von den Anbaulagen des Mitterbergs (St. Pauls bis Kaltern) kommen nicht allzuviele Pinot-Hochkaräter. M.E. sind Niedrist, Stroblhof und KG Colterenzio (Schreckbichl) in diesem Bereich tonangebend.

Hallo Ralf,

Niedrist hat mittlerweile noch einen weiteren Pinot noir im Angebot, den Blauburgunder "vom Kalk", der nicht vom Mitterberg kommt, sondern von Eppan-Berg, wo die Reben auf Kalk stehen. Dieser Wein ist allerdings deutlich teurer (42 €); probiert habe ich ihn nicht. Wir waren zur Lesezeit da, und der Winzer war erkennbar in Eile und nicht dazu aufgelegt, eine längere Verkostung anzubieten. Kann man ja verstehen...

Apropos Preise: da ist in Südtirol einiges in Bewegung gekommen, viele Betriebe bieten mittlerweile den einen oder anderen Wein im hohen zweistelligen oder gar dreistelligen Bereich an, und bei Rotweinen ist das häufig Pinot noir. Von Franz Haas habe ich in einem Restaurant ein Glas vom Pònkler 2012 ergattert, die Reben für diesen Wein stehen extrem hoch in Aldein, und das merkt man ihm auch an: sehr frisch und elegant. Der Flaschenpreis im Handel liegt irgendwo bei 80 €.

Auf Empfehlung der Wirtin vom Dorfnerhof in Gschnon hatte ich beim letzten Aufenthalt dort einen Blauburgunder von einem Betrieb, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört hatte: Ferruccio Carlotto in Auer. Die Trauben für diesen Wein ("filari di Mazzon") kommen, wie der Name schon sagt, aus Mazzon. Der Wein war ziemlich gut - kennst Du diesen Betrieb etwas näher?

Gruß
Ulli
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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 7. Jan 2019, 09:14

Hallo Ulli,

Zum Mitterberg zählen für mich auch die Lagen von Eppan-Berg - evtl. hätte ich von "Überetsch" sprechen sollen?

Von Carlotto Ferruccios PN hatte ich bisher zwei verschiedene Jahrgänge im Keller. Beide gemeinsam hatten als junge Weine eine sehr expressive, fast untypische, Frucht, die sich aber nach 5-6 Jahren zu einem sehr schönen Gesamtpaket entwickelte.
Der Vorgängerbetrieb selbst hatte Anfang der 90er regelmäßig einen schönen Lagrein. Um 2000 hat sich der Betrieb anscheinend neu aufgestellt - war dann aber bis zu meinem ersten Pinot gegen Ende der 00er Jahre deutlich unter meinem Radar - und auch in der Gastronomie so gut wie nicht vertreten, (was in Südtirol ja durchaus einiges zu sagen hat.) Seitdem ist vorallem der PN regelmäßig auf Weinkarten anzutreffen.
Mit 18.000 Fl./Jahr gesamt gehört der Betrieb zu den Kleinen. Ausser dem Lagrein und dem PN gibt es noch einen Vernatsch, den ich jedoch noch nie im Glas hatte.
Grüsse

Ralf

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UlliB

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 7. Jan 2019, 10:39

olifant hat geschrieben:Zum Mitterberg zählen für mich auch die Lagen von Eppan-Berg - evtl. hätte ich von "Überetsch" sprechen sollen?

Danke für die Erklärung. Als "Mitterberg" hätte ich tatsächlich nur den deutlich sichtbar mitten im Tal liegenden Berg angesehen, zwischen der Etsch im Osten und der Straße Bozen-Kaltern im Westen - weintechnisch die Lagen unmittelbar bei Frangart, Girlan, Schreckbichl und die paar Parzellen in Montiggl. Alles westlich der Straße hätte ich nicht mehr dazu gerechnet. So wird das nach meiner Einschätzung auch von den Erzeugern in Girlan verstanden.

Danke für die Erläuterungen zu Carlotto. Was Südtirol betrifft, bist Du echt ein Lexikon... :ugeek:

Gruß
Ulli
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Michl

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 7. Jan 2019, 13:28

UlliB hat geschrieben:Was Südtirol betrifft, bist Du echt ein Lexikon...


Ich nehme das jetzt einfach auch einmal zum Anlass, dir, Ralf, einen herzlichen Dank für die Vielzahl an Beiträgen auszusprechen. Deine Empfehlungen und und Einordnungen sind Gold wert, auch wenn ich leider sehr selten davon profitiere, da ich zu selten italienischen Wein trinke.
Viele Grüße

Michl
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Philst

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragFr 11. Jan 2019, 11:22

olifant hat geschrieben:... gestern im Glas ...

Campill 2011, Pranzegg - Bozen, Vinoloc-Verschluss
dunkles leicht trübes Rubinrot; blau-rotfruchtig, wild-würzig, erdige Nase mit mineralischen Anklängen und einem floral-welken Bukett im Hintergrund; am Gaumen gutes Mittelgewicht, dichte wild-aromatische würzige Frucht korrespondierend zur Nase, (... das "wild" kann man wörtlich nehmen, das geht in Richtung Goudron, Teer,...), welk-florale Noten, kräftiges angereiftes Tannin, sehr schöne Säurebalance, gute recht kräftige Struktur, intensiv und recht druckvoll, "verdampft" im Glas - sprich: schluck und wech..; langer intensiv aromatischer wild-würziger Abgang mit welk-animalischen Nachhall - 17,5(+)/20 op

Das soll ein Vernatsch sein? Das könnte auch als Ghemme oder Gattinara durchgehen - Nebbioloassoziationen mit jeder Nase und jedem Schluck, dazu eine Dichte, Tannin und Säure, die ich bei Vernatsch, auch bei Pranzegg, noch nicht hatte.
Derart "Wild" und dicht sind die anderen Jahrgänge des Campill bis dato nicht gewesen -just RAW- für mich der "echte" andere Vernatsch; auch gehörig anders als Plattner's Antheos, auch eine Vernatsch-Benchmark, der jedoch vollkommen geschliffen daherkommt.


Ich hatte den Wein letztes Wochenende im Glas und ich finde, dass er super beschrieben ist. Mir selbst ist am ersten Tag zeitweise noch ein intensives Mandelaroma aufgefallen, das aber zwischendurch aber auch immer wieder verschwand. Auch fand ich die Säure manchmal etwas zu hervorstechend.

Auch wenn ich die Aromatik des Weins ähnlich wahrgenommen haben wie olifant, so war ich am ersten Tag etwas unschlüssig, aber mir der Stil jetzt gefällt oder nicht. Spontan hätte ich gesagt "Nette Erfahrung, aber kein Nachkauf". Dafür war der Wein irgendwie etwas zu ruppig, bzw. rustikal, vielleicht auch einfach zu ungewöhnlich.

Am zweiten Tag war der Wein aber deutlich eleganter und charmanter und wirklich schön. Am ersten Tag hätte ich noch gesagt, dass er seinen Zenit schon überschritten hat, am zweiten Tag habe ich eher noch weiteres Potential gesehen. Vielleicht lag es auch an den Gläsern. Am ersten Abend habe ich das Eisch Rotwein-Glas probiert, am zweiten Abend war es das Zalto Burgunder-Glas. Insgesamt ein spezieller Wein. Ich kann es nachvollziehen, wenn diese Richtung begeistern, aber auch totale Ablehnung hervorrufen kann. Ein Wein des Jahres war es für mich aber sicher nicht.
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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragDi 22. Jan 2019, 10:57

Hallo Philst,

der '11er kommt m.E. inzwischen in ein Stadium in dem er zweifelsfrei als Vernatsch zu erkennen und zu geniessen ist - hat aber immerhin 7 - 8 Jahre gedauert - aber es ist weiterhin kein Vernatsch "von der Stange".
Auch die anderen bisherigen Jahrgänge scheinen sich nicht unähnlich zu presentieren, zu reifen und zu verhalten.

Alles in Allem ein schöner, aber durchaus in den frühen Jahren, fordernder Wein.
Grüsse

Ralf

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