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Südtirol - klein aber fein

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragDi 24. Aug 2021, 10:14

Und was sonst noch erwähnenswertes en passant ins Glas kam ...

Carlotto Ferruccio "Filari di Mazzon" Pinot Nero '17 - kräftiger, konzentrierter PN Vertreter, viel Frucht und Tannin, stimmige Säure - modern aber nicht overdone, die Erfahrung anderer Jahrgänge zeigt, dass der Wein trotz seiner modernen Anmutung sehr schön reifen kann.

Ignaz Niedrist "Berg" WB '19 - rundum stimmig, Frische und Substanz

KG Kurtatsch "Graun" M-T '16 - toll gereifter M-T ... aromatische Wahrnehmung eher Richtung exotischer aber leicht erdiger Sauvignon, gute Frische. Nicht nur ein Feldmarschall kann reifen, auch ein Graun tut's, evtl. nur nicht so lange.

Weingut Hofstätter "Vigna Oberkerschbaum" Sauvignon '16 - exotisch vollaromatischer Sauvignon, Maracuja, Mango, Melone, sehr schön integrierte Säure, nix grünes, nix kantiges - vollrunder Genusswein, solo oder zu asiatisch inspirierter Küche
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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EThC

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragDi 24. Aug 2021, 11:31

...vielen Dank für die ausführlichen Eindrücke! :D

Ich war bei unserem letzten Südtirol-Kurztrip nur bei einzigem Gut, nämlich bei Abraham in Eppan. Ich hatte mir aufgrund meiner chronischen Kellerfülle ein sehr knappes Limit gesetzt, was ich einkaufe und das habe ich mit dem einen Besuch bereits ausgereizt... :lol:

Aus 20 gab's da noch nix, die kleine, aber feine Kollektion fand ich insgesamt sehr überzeugend, bewegt sich irgendwo zwischen Klassik und Freestyle. Der Besuch dauerte gut zwei Stunden und das Gespräch mit dem Winzerehepaar war äußerst informativ, entspannt und freundlich. Auch die Erzählungen über die anscheinend doch nicht ganz unerheblichen Zwistigkeiten zwischen DOC- und IGT-Winzern -insbesondere auch mit den Genossenschaften- waren schon spannend...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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amateur des vins

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragDi 24. Aug 2021, 12:16

Danke für die Berichte Ralf!

...und besonders für den Hinweis auf den Essig von Widmann. 8-)
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragDi 24. Aug 2021, 14:34

Hallo Ralf,

auch von mir vielen Dank für den Bericht.

Dass die "Jausenstation" bei Tiefenbrunner in der bisherigen Form nicht mehr existiert, bedaure ich schon - das war bei unseren Südtirol-Aufenthalten immer ein fester Anlaufpunkt. Ok, ganz weg ist sie ja nicht, nur ein wenig anders...
Kaum vorstellbar, dass sich hier künftig eine Bussladung Rentner verlustieren wird
Das steht sogar ganz explizit auf der neu gestalteten Homepage, die ich mir gleich mal angesehen habe: keine Busgesellschaften mehr.

Tiefenbrunner folgt hiermit ja nur einem in Südtirol seit Jahren zu sehenden Trend zum "Upgrade" - Genossenschaften, Kellereien, die diversen Schnapsbrenner, viele Hotels und Restaurants: alles wird moderner und schicker (und auch teurer). Ganz offensichtlich möchte man den Billigtourismus loswerden und stellt auf eine solventere Kundschaft ab. Mit der Modernisierung und "Gentrifizierung" geht aber zumindest hier und da auch ein Verlust an Ursprünglichkeit und Authentizität einher. So richtig toll finde ich das nicht; irgendwann sieht es da aus wie inzwischen eigentlich überall (von der grandiosen Landschaft natürlich abgesehen).

Deine Informationen zu den 20ern nehme ich mal als Warnhinweis... ob die 21er besser werden, ist wohl auch eher zweifelhaft. Da geht bei denen wie bei uns eher in die Richtung "viel zu nass".

Gruß
Ulli
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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMi 25. Aug 2021, 12:53

UlliB hat geschrieben:Tiefenbrunner folgt hiermit ja nur einem in Südtirol seit Jahren zu sehenden Trend zum "Upgrade" - Genossenschaften, Kellereien, die diversen Schnapsbrenner, viele Hotels und Restaurants: alles wird moderner und schicker (und auch teurer). Ganz offensichtlich möchte man den Billigtourismus loswerden und stellt auf eine solventere Kundschaft ab. Mit der Modernisierung und "Gentrifizierung" geht aber zumindest hier und da auch ein Verlust an Ursprünglichkeit und Authentizität einher. So richtig toll finde ich das nicht; irgendwann sieht es da aus wie inzwischen eigentlich überall (von der grandiosen Landschaft natürlich abgesehen).


Ich würde durchaus die gleichen Schlüsse ziehen. Deutlich schlägt sich dies schliesslich auch im Preisniveau der örtlichen Gastronomie nieder. Ein Glas Wein auf der Terrasse oder zur Begleitung eher beginnend ab 5€ aufwärts ... das noch nicht vom (gehobenen) Tourismus geprägte Trentino liegt hier noch eher bei ca. 60% auf's Glas bezogen...

UlliB hat geschrieben:Deine Informationen zu den 20ern nehme ich mal als Warnhinweis... ob die 21er besser werden, ist wohl auch eher zweifelhaft. Da geht bei denen wie bei uns eher in die Richtung "viel zu nass".


Einige wenige Stimmen meinten, der Wein würde einfach noch etwas länger brauchen um sich zu entwickeln, solle dann aber auch mit Langläuferqualitäten aufwarten können... naja.
Nach der Füllung ähnlich flach war in meiner Erinnerung lediglich 2014, Die Weine brauchten dann ca. 1/2 bis 3/4 Jahr auf der Flasche, um eine vergleichsweise kurze Hochphase zu entwickeln - Langläufer waren hier im Eigentlichen nicht zu verzeichnen.
2014 war aber ein klimatisch durchschnittliches Jahr, relativ kühl und mit viel Niederschlägen, die Bedingungen also völlig anders als in 2021 mit viel Sonne, Hitze und Trockenheit.
Wie schon gesagt, man wird sehen ...

Der Ausblick auf 2021 ist ebenfalls nicht so gut. Ähnlich wie bei uns viel Niederschläge, partiell im Süden auch starke Hagelschäden. Ein gefälliger Herbst könnte da natürlich noch einiges retten, die Mengen, ob gut oder mittelprächtiger Qualität, werden jedenfalls nicht all zu gross sein.
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragDo 18. Nov 2021, 10:42

Erntebericht 2021 des Südtiroler Weinkonsortiums


Bozen, 26. Oktober 2021

Weinlese 2021 in Südtirol:
Anspruchsvoller, vielversprechender Jahrgang

Kurz vor Ende der Traubenernte zieht die Südtiroler Weinwirtschaft eine erste Bilanz, die durchaus
positiv ausfällt. Trotz später Blüte und teils widerspenstiger Witterung präsentiert sich der Jahrgang
2021 als anspruchsvoll, konzentriert und komplex: mit eleganten, vielversprechenden Weißweinen
und charaktervollen, strukturierten Rotweinen.

Mit der Weinlese klingt zumindest in den Weinbergen ein „turbulentes Jahr“ aus, wie Andreas Kofler,
Präsident des Konsortiums Südtirol Wein und Obmann der Kellerei Kurtatsch, betont. Mit einem guten
Ende: „Südtirols Kellermeister, Weinbauern und Winzer freuen sich auf einen abwechslungsreichen
und qualitativ vielversprechenden Jahrgang 2021“, so Kofler. Dieser falle für die Weißweine
durchwegs überaus gut aus, bei den Rotweinen gebe es lagenbedingte Unterschiede, insgesamt sei
es aber ein sehr guter Jahrgang, ist sich der Präsident des Konsortium Südtirol Wein sicher.
Leicht unter dem Durchschnitt liegt indes die Erntemenge, bei der ein Minus von fünf bis zehn Prozent
verzeichnet wird. Dafür gibt es zwei Gründe: „Die Erntemenge hängt einerseits mit der eingeführten
DOC-Reduzierung bei den Hektarerträgen zusammen, andererseits mit dem etwas geringeren
Traubengewicht“, so Kofler. Letzteres ist wiederum auf die in diesem Jahr besondere Witterung
zurückzuführen.

Späte Blüte, spätere Ernte

So begann das Jahr mit einer langen und außergewöhnlichen Trockenheit. Darauf folgte ein zu kühler
März, der vierzehn Frosttage mit sich brachte. Anfang April war es für eine kurze Zeit warm, bis das
Wetter wieder umschlug und am 7. April den Höhepunkt der Kältewelle erreichte. „Dies führte zu einer
etwas verspäteten Rebenblüte“, so Hansjörg Hafner, Bereichsleiter Weinbau im Südtiroler
Beratungsring für Obst‑ und Weinbau.
In den wärmeren Gebieten im Unterland und Etschtal begann die Vollblüte erst Ende Mai und Anfang
Juni, also mit fast zwei, in höheren Lagen drei Wochen Verspätung im Vergleich zum langjährigen
Durchschnitt. Dieser Trend setzte sich bis zum Reifebeginn fort. Die Zeit zwischen Vollblüte und
Reifebeginn war geprägt von einem trockenen und warmen Juni, gefolgt von einem äußerst
regenreichen Juli.

Vor der Ernte turbulente Witterung

Mit 150 Millimeter fiel im Juli 56 Prozent mehr Regen als im langjährigen Durchschnitt. Auffallend war
dabei die Intensität der Niederschlagsereignisse, die örtlich teils erhebliche Schäden verursachte.
Einige Lagen – vor allem im Überetsch und Unterland – wurden von stärkeren Hagelschlägen in
Mitleidenschaft gezogen.
Auch in der ersten Augustwoche waren kräftige Gewitter mit starken Niederschlägen zu verzeichnen.
Bei mittleren Tagestemperaturen lagen die Regenmengen weit über den langjährigen Mittelwerten.
Pünktlich zu Beginn der Traubenlese beruhigte sich das Wetter und wartete mit idealem Herbstwetter
auf. Mit warmen Temperaturen am Tag und kühlen Nächten sowie strahlend klarem, blauem Himmel
wurden die ersten Trauben geerntet, bis Ende September und Anfang Oktober neue Niederschläge
einsetzten.
Während die wechselhafte Witterung die Weinbauern vor der Ernte kräftig ins Zittern brachte, gibt’s
gute Nachrichten von der Krankheitsfront. „Es gab in den Weinbergen keinen großen Krankheitsdruck,
abgesehen von kleinen Fäulnisproblemen in der Reifephase bei einigen Burgundersorten“, erklärt
Barbara Raifer, Verantwortliche des Bereichs Weinbau im Landesversuchszentrum Laimburg. Raifer
betont allerdings auch, dass die Bewässerungssteuerung im Weinbau eines der zentralen Themen sei
und in Zukunft noch verstärkt werde. „Sie wird uns in Forschung und Praxis begleiten, damit unsere
Weinbauern auf den zunehmenden Hitze- und Trockenstress der Reben reagieren können.“

Ein sehr guter, vielversprechender Weißwein-Jahrgang

Im Unterland und in einigen Gebieten des Etschtals startete die Traubenlese in diesem Jahr Ende
August mit den weißen Sorten Pinot Grigio und Sauvignon, also rund zehn Tage später als im Vorjahr.
Richtig los ging die Ernte dann Mitte September mit den weißen Traubensorten in den tieferen Lagen.
„Die Qualität der Trauben beim Eintreffen in den Kellereien war ausgezeichnet, mit idealer Balance
zwischen den heuer etwas höheren Säurewerten und den Zuckergradationen“, freut sich Stephan
Filippi, Kellermeister der Kellerei Bozen und Vizepräsident der italienischen Önologenvereinigung.
Für Filippi präsentieren sich „die jungen Weißweine 2021 sehr fruchtbetont, anregend frisch, mit
lebendiger Struktur und elegantem Mundgefühl“. Beste Voraussetzungen für vielversprechende
Weißweine mit großem Entwicklungspotenzial also.

Auch für Hans Terzer, Kellermeister der Kellerei St. Michael-Eppan und Vorsitzender der Südtiroler
Kellermeister, ist 2021 ein sehr schönes Weißweinjahr. „Wir sind mit allen Sorten sehr zufrieden:
Weißburgunder und Pinot Grigio punkten mit schöner Mineralität und viel Struktur, der Sauvignon mit
reifer Frucht und schönem Säurespiel, der Gewürztraminer mit eleganter Struktur, Riesling, Sylvaner
und Veltliner mit klassischen Aromen und jugendlicher Frische“, so Terzer. „Einzig beim Chardonnay
gab es 2021 geringere Erntemengen als bei den anderen Sorten, dafür aber ebenfalls gute
Qualitäten.“

Gute Rotweinqualitäten

Mit der Ernte der ersten roten Trauben, Blauburgunder und Vernatsch, haben Südtirols Weinbauern in
diesem Jahr um den 20. September begonnen. Sehr zufrieden ist Stephan Filippi mit den Vernatsch-
Qualitäten des Jahrgangs: „Die Trauben waren gesund und reif mit hohen Zuckerwerten. Wir haben
sehr gute Qualitäten in den Kellern – mit viel Frucht, Typizität und guter Struktur.“
Auch auf den Lagrein hat sich das ideale Herbstwetter positiv ausgewirkt. Die Trauben waren bei der
Ernte „wunderschön reif und knackig und wiesen vielversprechende Mostwerte auf“, so Filippi. „Die
Jungweine überzeugen schon jetzt mit schöner, reifer Frucht, toller Farbe, guter Säure und etwas
weniger Alkohol.“ Beim Blauburgunder gab es dort, wo man mit der Ernte etwas abwarten konnte,
sehr gute bis herausragende Qualitäten – insbesondere in den klassischen Blauburgunder-Lagen im
Unterland. Auch beim Cabernet und Merlot gab es trotz kühler Witterung je nach Lage interessante
Qualitäten.

Mit Einsatz und Fleiß

Viel geleistet haben im Weinberg und bei der Ernte auch in diesem Jahr wieder Südtirols Weinbauern,
lobt Andreas Kofler: „Die Ernte musste heuer aufgrund der unbeständigen Witterung in relativ kurzer
Zeit eingebracht werden. Auch bei der Verarbeitung der Trauben in den Kellereien wurde schnell und
mit viel Einsatz gearbeitet“, so Kofler.

Für Nachfragen und weitere Informationen
Konsortium Südtirol Wein


Ich interpretiere das mal so:
Bei Weiss wie Rot wird es selektiv topp Weine geben. Spätreifende Rote sind wohl eher problematisch. Die Basisweine allg. können evtl. wie schon in 2020 eher mittelprächtig ausfallen.
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragFr 18. Feb 2022, 10:46

Ein Nachruf auf den unerwartet verstorbenen Winzer Franz Haas, dessen Weine nicht ganz unschuldig an meiner Liebe zu Südtirol sind ... in memoriam

https://www.weinkenner.de/franz-haas-besonderes-gespuer-fuer-burgunder/
Grüsse

Ralf

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UlliB

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragFr 18. Feb 2022, 13:35

olifant hat geschrieben:Ein Nachruf auf den unerwartet verstorbenen Winzer Franz Haas, dessen Weine nicht ganz unschuldig an meiner Liebe zu Südtirol sind ... in memoriam

https://www.weinkenner.de/franz-haas-besonderes-gespuer-fuer-burgunder/

Traurig zu lesen. Wir haben jahrelang einen Teil unseres Urlaubs in einer Ferienwohnung bei einem seiner Vertragswinzer verbracht, da hat man schon mitbekommen, wie penibel er war. Und er war, wie auch im verlinkten Artikel erwähnt, einer der Pioniere des Südtiroler Trends "in die Höhe", möglicherweise sogar ein Visionär; Weinbau mit Edelrebsorten deutlich oberhalb von 1000 Metern ist in Mitteleuropa auch in Zeiten des Klimawandels (noch) sehr ambitioniert.

Mit seinen Weinen habe ich mich allerdings - mit Ausnahme der Blauburgunder - immer schwer getan. Die meistens recht säuremilde und für meine Begriffe dadurch spannungsarme Stilistik ist einfach nicht meins. Aber die große Zahl treuer Stammkunden zeigt, dass er den Geschmack vieler Leute getroffen hat, in seinem Betrieb waren jedenfalls immer Kunden, wenn wir da vorbeigefahren sind (und das war wirklich sehr häufig).

Es bleibt abzuwarten, ob die Kinder dem bisherigen Hausstil und auch den ambitionierten Projekten treu bleiben, oder einen anderen Weg einschlagen.

Gruß
Ulli
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olifant

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 21. Feb 2022, 09:33

Einmal mehr darf man sagen, viel zu früh ... Ich wünsche seiner Familie und dem Betrieb, dass sie diesen kaum zu kompensierenden Verlust zu überstehen.

Als ich Ende der 80er Anfang der 90er einerseits vom Wein und andererseits von Südtirol infiziert wurde, war Hass über eine gute Dekade hinweg feste Anlaufstelle. Insofern bin ich das evtl. ein wenig voraingenommen, was die Qualtät des Betriebs anbelangt.
Jedoch, ... ausser dem Blauburgunder hatte und habe ich aber durchaus noch einige andere ziemlich konstant gute Weine von Haas auf der Agenda.
Bei Weiss ist die "Manna" stets zu beachten. Hier war er einer der Ersten, der im höherklassigen Bereich auf eine ausdrucksstarke Weisse Cuveé gesetzt, bzw. entwickelt hat.

Ebenso ist m.E. in Weiss auch die rel. neu im Portofolio befindlichen Sauvignon und der trockene Muskateller alles andere als verkehrt, ausser dem aufgerufenen Preis ;) - aber das ist natürlich relativ zu sehen.

Bei Rot sind imA die Pinot Nero zwingend hervorzuheben. Allerdings sind die Cuveé Istante und der Merlot Schweitzer jahrgangsabhängig ebenfalls zu beachten.
Grüsse

Ralf

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jessesmaria

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Re: Südtirol - klein aber fein

BeitragMo 1. Aug 2022, 09:48

Urlaub heißt bei uns auch im Grunde immer auch Forschungsreise, so auch in Südtirol. Während ich bislang nur wenige bekannte Winzer bzw. Genossenschaften kannte, wie z. B. die Kellerei Girlan, durften wir über eine Woche hinweg nun viele kleinere Winzer kennenlernen.

Exzellent ist der Weißburgunder "Sanctissimus" Riserva 2015 der Kellereigenossenschaft St. Pauls - Eppan, ein großer, gehaltvoller und vielschichtiger Wein mit schon schöner Reifung, der aber auch seinen Preis hat. Der Weissburgunder 2013 von Thomas Niedermayr ist der letzte, den er gemacht und erst 2019 abgefüllt hat, nunmehr baut er nur noch PiWis an, da letztlich nur diese mit seiner Philosophie (absolut biodivers und ohne Chemie, auch ohne Kupfer etc.) kompatibel sind. Der Wein ist sehr schön, elegant, kommt aber in Sachen Komplexität nicht an den Sanctissimus ran.
Sehr erfrischend, leicht und trinkig ist der Cuvée "Tonsur" 2020 von Pranzegg, der neben Weissburgunder auch Chardonnay, Müller Thurgau und Sylvaner beinhaltet, wobei die Hälfte des Weins über den kompletten Gärverlauf Schalenkontakt hat, worauf noch ein Jahr Ausbau im großen Holzfass folgt. Dadurch natürlich eine gute Struktur mit Tannin, trinkt sich fast wie Bier, nur edler. Der Gewürztraminer 2017 desselben Winzers ist ähnlich in seiner Art, farblich und geschmacklich noch intensiver, würzig, wobei die Rebsorte kaum identifizierbar ist (was beim Gewürztraminer freilich was heißen will). Top!
Ein weiteres Highlight war der Eisacktaler Sylvaner „Lahner“ 2019 vom Taschlerhof, mit feinem Holz (nur 50% im großen Holzfass), geschmeidig, füllig und sehr harmonisch, passt wunderbar zum Essen. Letzteres gilt auch für den sehr rassigen, archetypischen Oberberg Sauvignon Blanc 2018 von Kornell, ein exzellentes Weingut. Der Wein ist elektrisierend, komplex, grasig und fruchtig zugleich, ganz toll.

Bei den Rotweinen durften wir (trollinger-geschädigte) erfahren, dass Vernatsch nicht nur eine unterschätzte, sondern eigentlich die qualitativ hochstehendere Rebsorte als Lagrein ist. Tatsächlich gibt es außer den sehr frischen und leichten Vernatschs auch komplexere Vertreter. Sehr überzeugend ist der Kalterersee Vernatsch "Erbe + Auftrag" 2018 des Ausnahmewinzers Andi Sölva, der 22 Monate lang in französischer und lokaler Eiche gereift ist. In der Nase nobel und tiefgründig, am Gaumen komplex und füllig, so wie ich die Rebe noch nie kennengelernt habe. Andererseits überzeugte auch der Lagrein Riserva “Staffes" 2018 von Kornell in seiner rustikal-würzigen, eleganten, nicht zu breiten Art. Auf der feineren und zurückhaltenderen Seite ist der Südtiroler Blauburgunder Vigna Hausmannhof 2019 von Haderburg, der sicherlich noch einige Jahre in der Flasche verträgt, aber auch jetzt schon Spaß macht. Die Tannine sind weich, der Wein kommt frisch, aber sehr harmonisch und elegant daher.
Für Merlot-Trinker (und alle anderen) ist der Merlot Riserva „Brenntal“ 2018 von Kurtatsch eine unbedingte Empfehlung: gute Säure, intensiv, herb, weit entfernt von Merlot-Kitsch.

Eine tolle Süßweinentdeckung ist schließlich der Mitterberg Rosenmuskateller 2020 vom Ansitz Waldgries, mit perfekter Süß-Säure-Balance, perfekt natürlich zu Schokoladendesserts. Eine animierende Säure hat auch der Petit Manseng 2020 der Kellerei St. Pauls, mit exotischer Frucht und leichten Botrytisnoten, der sich problemlos mit Mosel-Auslesen messen kann.

Alles in einem eine enorme Vielfalt auf extrem hohem Niveau und dementsprechend eine Weinregion, die in Zukunft wohl noch mehr Platz in meinem Keller einnehmen wird.
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