weinige Biere?

[Gerald]

Ich hoffe es ist mir verziehen, wenn ich den Threadtitel umdrehe zu "bierige Weine?"

Da fällt mir zuallererst der südburgenländische Uhudler ein (aus verschiedenen Direktträgern), der neben der typischen Walderdbeer-Aromatik auch öfters eine eigenartig bierähnliche Note hat, die das Geschmackserlebnis doch sehr stark trübt. Es gibt aber auch sehr gut gemachte Uhudler, die abgesehen von der intensiven Beerennote durchaus weinartig schmecken und eben genau dieses "bierige" nicht aufweisen.

Grüße,
Gerald

Für Bierinteressierte im Raum Rhein-Main ist die Bierboutique "Ølwechsel" in Bockenheim eine empfehlenswerte Adresse:
http://www.edlebiere.de/

Hier findet man feine Landbiere aus der fränkischen Schweiz, die zeigen, dass es in Franken nicht nur Wein sondern auch das "bessere Bier" gegenüber den Altbayern gibt , dazu findet man dort erstklassige belgische Biere und auch interessante Sachen aus dem Königreich Großbrittanien. Die Jungs der Bierboutique bieten auch regelmäßige Verkostungen an.

Wie schrecklich,

da muss ich mich schon wieder outen Ich habe ja ein Jahr in Belgien gelebt und bin seitdem immer noch häufig dort. Nach dem Motto "das Leben ist zu kurz, um schlechte Biere zu trinken" (übrigens auch das Motto vom Landbierparadies in Nürnberg, dazu aber gleich) habe ich dann laut meiner Verkostungsliste insgesamt 152 verschiedene belgische Biere getestet.

Mein grobes Ergebnis: Wahnsinn, wie vielfältig die Bierwelt ist! Natürlich macht es keinen Sinn, wenn ich jetzt hier die 20 besten Biere nach meinem Geschmack aufliste. Zu den Trappistenbieren (weil sie im Ausland am bekanntesten und auch am besten zu bekommen sind) nur so viel: Chimay war richtig am Boden, erholt sich aber wieder leicht. Westmalle ist nur mittelprächtig. Rochefort bleibt ganz traditionell, ist aber erst nach einem Jahr zu genießen. Westvleteren ist der Oberkult, aber die Biere sind auch gut.

Orval hat zwar in der Herstellung industrielle Ausmaße angenommen, aber die Qualität ist nicht gesunken. Das "Weinige" kommt auch von den Brettanomyces, die beim Orval ihr Unwesen treiben. Längst nicht so stark wie bei einer "Oude Gueuze", aber doch so viel, dass es deutlich spürbar ist. Andere Trappistenbrauer haben die "Bretts" verbannt, weil sie - wie sicher die meisten Winzer - der Meinung sind, dass flüchtige Säure kein echtes Qualitätsmerkmal ist. Die "alten" Belgier schwören aber auf den Geschmack. Längeres Lagern von zwei bis drei Jahren bindet die Aromen besser ein, das Bier wird noch weiniger aber milder. Extrembrauer wie Cantillon, Hanssens oder De Cam geben auf ihren Bierflaschen als Haltbarkeitsdatum übrigens 25 Jahre an Ein De Cam von 2002, das ich neulich getrunken habe, war jedenfalls in Bestform.

Ein bisschen was dazu habe ich bei meinem letzten Brüssel-Besuch geschrieben:
http://chezmatze.wordpress.com/2010/08/ ... -bruessel/

Ansonsten bin ich natürlich auch von fränkischen Bieren zutiefst überzeugt. In Nürnberg bin ich immer zum "Landbierparadies" gefahren, um mir einen gemischten Kasten abzuholen. Großartige, handwerkliche Biere! Als ich Nürnberg verlassen habe, hat mir die Verkäuferin einen Zettel mit der Adresse ihres Online-Shops mitgegeben, falls ich "mal Heimweh hätte".

Bislang habe ich mir noch nichts schicken lassen, aber Ihr könnt es ja mal versuchen. Würde mich interessieren, welche Erfahrungen Ihr mit den Lieferungen macht. Hört sich alles ja wirklich gut an:
http://www.landbierparadies.com/

Viele Grüße aus dem ziemlich bierfernen Paris
Matze