Lakrisi hat geschrieben:EThC hat geschrieben:...Ein Wein, der durchgegoren nur 9 % Alkohol hat, hat demnach bei der Lese gerade mal knapp 70 °Oe, das ist in Zeiten des Klimawandels mit immer höheren Temperaturen nix, in Italien zweimal nix. Um so was zu schaffen, muß man die Trauben entweder sehr früh -quasi grün- ernten...
Das hängt schlicht von der Sorte ab. Einige Trauben produzieren nicht so viel Zucker. Nebenbei, die meisten davon sind in Deutschland gänzlich unbekannt. Leider sterben auch tolle Sorten zunehmend aus (kein Profit).
Die Ernte erfolgt in südlicheren Regionen, wenn die Trauben reif sind. Sie wurden schon immer reif. Mal etwas früher, mal später. Hier ändert sich durch den Klimawandel rein gar nichts, außer dass dieses "Phänomen" immer weiter nach Norden rückt.
...daß der Klimawandel in Italien nicht stattfindet, war mir neu, ich dachte bis jetzt, das gilt nur für die USA...
Lakrisi hat geschrieben:EThC hat geschrieben:...Aufgezuckert wird heute bei ordentlichen Qualitäten eigentlich nur noch selten,
Da sprechen unabhängige Untersuchungen eine andere Sprache (siehe Stern Artikel und viele mehr). Mehr Alkohol = verkauft sich besser. Folglich schraubt man gern noch etwas oben auf...
...ich habe von ordentlichen Qualitäten gesprochen. Der Stern als Massenblatt bezieht sich wahrscheinlich auf Massenwein, also den, der in den Supermärkten verkauft wird und das sind mindestens 80 % der in D konsumierten Weine, wenn nicht mehr. Um den geht's aber hier im Forum meist nicht.
Lakrisi hat geschrieben:EThC hat geschrieben:...weil es nunmehr vielen Reben schlicht zu warm ist...
Dann erntet man früher. Bei uns sind 45°C im Schatten schon mal drin. Die Trauben freut es. Trauben, die keine Sonne vertragen, sind mir nicht geläufig.
...Riesling z.B.? Der wird auch aus gutem Grund im südlichen Italien nicht angebaut; es gibt halt nun mal Sorten, die eher kühles Klima bevorzugen, ob Du das nun glaubst oder nicht. Bei den höheren Temperaturen besteht u.a. auch das Problem, daß die Mostgewichte am Ende der Reife innerhalb weniger Tage so abrupt in die Höhe schnellen, so schnell kommt dann keiner mehr mit der Lese hinterher. Im Ergebnis gibt's dann oft Weine mit zu wenig Säure, die einfach nur breit und klebrig wirken.
Lakrisi hat geschrieben:EThC hat geschrieben:Schwefel: je nach Terroir und Rebsorte ist im Most von Haus aus mehr oder weniger Schwefel enthalten. Um die Weine zu stabilisieren, wird allermeistens noch Schwefel dazugegeben, was aus meiner Sicht erst mal nix Schlimmes ist, wenn man's nicht übertreibt. Weine ganz ohne Schwefel gibt es praktisch nicht, Weine ohne Schwefelzusatz dagegen schon.
Gute Böden weisen keinen hohen Schwefelgehalt auf. Der natürliche Schwefelgehalt ist im Vergleich zu dem, was hinzugegeben wird, vernachlässigbar. Einen Zusatz rieche ich meist auf Anhieb.
Ich habe schon vor Ewigkeiten die Beobachtung gemacht, dass ein hoher Schwefelgehalt (der Geruch und Geschmack davon) bei unseren deutschen Nachbarn als Qualitätskriterium erachtet wurde. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass teure Weine und Sekte hier oft geschwefelt wurden (um Verluste zu vermeiden).
Bei mir ist es genau anders herum, da ist der Schwefel eigentlich schon ein Ausschlusskriterium.
Sorry, aber das ist Quatsch! Gipskeuper ist z.B. einer der besten Böden für Weinbau und der strotzt geradezu vor Schwefel, in gebundener Form halt. Ich bezweifle auch, daß Du die paar Milligramm Sulfit im Wein riechen kannst. Wenn Du was schwefliges riechst, ist das eher Schwefelwasserstoff (Geruchsschwelle 0,003 mg/m³ Luft), der stammt dann aber nicht ursächlich von einer SOx-Dosierung, sondern eher von Hefen, die im Laufe der Gärung vor allem aus schwefelhaltigen Aminosäuren H2S produzieren, was wiederum passieren kann, wenn Weine unsachgemäß hergestellt werden. Auch gänzlich ungeschwefelte Weine können intensiv schwefelig riechen; probier mal Rieslinge, die auf Basaltgestein gewachsen sind oder einen Negramoll von La Palma, da gibt's Streichholzschachtelreibefläche, Flint, Schwarzpulver, Pech und (pastösen) Schwefel pur...
Lakrisi hat geschrieben:EThC hat geschrieben:Ansonsten beziehe ich mich auf die Aussage eines der Blogger-Urgesteine in D, der (wenn ich mich recht erinnere) mal sinngemäß geschrieben hat, daß ein "ehrlicher Wein" in D ab ca. 8 EUR/l möglich ist.
Und den würden Sie dann täglich zum Essen trinken (wollen)?
Warum nicht? Was spricht dagegen?
Lakrisi hat geschrieben:EThC hat geschrieben:Lösung für Deine Nachfrage...
Ich sehe es schon kommen, dass ich mir auch noch den Wein schicken lassen muss.
Es kommt eh schon fast alles per Post aus China. Jetzt kommt auch noch der Wein vom DHL-Mann hinzu. Das sind Trübe Aussichten für die Zukunkt...
Ich würde mich freuen, wenn Du einen Dir genehmen Wein findest, schreib doch dann mal eine Verkostungsnotiz für uns. Vielleicht probiert den dann auch der ein oder andere hier und kann sich dann sein eigenes Urteil dazu bilden...