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Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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OsCor

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Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSa 5. Dez 2020, 19:01

Aus dem Faden „Herbizide und Umweltgifte im Wein” ergibt sich für mich eine ganz einfache Frage, die Frage im Titel dieses Threads.
Anhand der Piwi-Rebsorten (Solaris, Helios und Regent) erwarte ich mir jedoch keine großen Weine
Das geht ja wohl nicht nur Stollinger so, oder?
Ich habe hier im Ort einen Winzer, der schon sehr lange mit PIWIs arbeitet, der aber ganz offensichtlich ohne „Standardrebsorten” nicht überleben kann. Ich kaufe (nicht nur) da immer mal wieder PIWIs aus verschiedenen Jahrgängen. Aber zu meinem Leidwesen muss ich sagen, dass ich mich mit der Aromatik der vorhandenen Sorten einfach nicht anfreunden kann. Wenn ich dann lese, wie es den Winzern bezüglich des Pilzdrucks geht, frage ich mich, ob das für diese noch lange machbar ist, ohne auf die ungeliebten PiWis umzusteigen.
Heuer hatte ich mit einer (einzeln im Garten stehenden) Tafeltraube massiv Probleme mit Echtem Mehltau, der allerdings glücklicherweise relativ spät im Reifeprozess auftrat und den ich mit der Entfernung der betroffenen Blätter (und einer einmaligen Behandlung mit einem Schwefelpräparat) halbwegs in den Griff bekam.

Könnt ihr euch vorstellen, in absehbarer Zeit umzusteigen?

Gruß
Oswald
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EThC

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSa 5. Dez 2020, 21:29

OsCor hat geschrieben:Könnt ihr euch vorstellen, in absehbarer Zeit umzusteigen?

...mir ist es im Prinzip egal, aus welcher Rebsorte ein Wein gemacht ist, "es muß hald schmegge!". Woran es liegt, daß die Piwi-Sorten im ambitionierten Weinbau nicht so richtig in Fahrt kommen, weiß ich nicht, ich hab auch recht wenig Erfahrung damit. Gerade neulich hatte ich aber wieder einen äußerst guten Rotwein von Lisa Bunn im Glas, der aus Regent und Cabernet Dorsa besteht ( viewtopic.php?f=50&t=3384&start=380#p137051 ). Und dann gibt's von Pojer e Sandri einen sehr attraktiven Schäumer aus Solaris ( viewtopic.php?f=19&t=454&start=20#p124892 ). Das war's dann aber auch mit positiven Piwi-Erfahrungen bei mir...
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSa 5. Dez 2020, 21:39

Grundsätzlich bin ich ja ein großer Freund der alteingesessenen Sorten (Riesling, Spätburgunder, Weißburgunder, Muskateller, Silvaner...). Aber mittlerweile habe ich erfahren, dass man auch aus allen möglichen Neuzüchtungen richtig schöne Weine machen kann.

Müller-Thurgau? Kaufe ich nicht! Äh, kaufe ich mittlerweile doch (und zwar bevorzugt bei Egon Schäffer oder auch bei Krämer/Röttingen)....

Bacchus? Bäh, fürchterliche Sorte, geht gar nicht! Tja, seitdem ich einen Bacchus von Hofmann getrunken habe, weiß ich, dass man auch aus dieser Traube mehr als anständige Weine hervorbringen kann...

Scheurebe? Zugegebenermaßen finde ich die schon lange sehr interessant.... :oops:

Nun sind Müller-Thurgau, Bacchus und Scheurebe (und Huxelrebe und Rieslaner und Albalonga....) allesamt keine PIWIs. Aber es sind vergleichsweise neue Sorten, die ihr Potential erst richtig zeigen, wenn sich gute Winzer sehr ernsthaft und sehr ehrgeizig mit ihnen befassen. Und ich vermute/hoffe, dass es sich mit den PIWIs nicht viel anders verhält: Bislang haben sich vielleicht zu wenige Erzeuger, von denen hochklassige Weine zu erwarten sind, hinreichend um sie gekümmert :?: .

Selbst aus Dornfelder :mrgreen: kann man ja bei entsprechendem An - und Ausbau richtig überzeugende Weine produzieren. Warum dann nicht aus Regent?

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Sa 5. Dez 2020, 22:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Ralf Gundlach

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSa 5. Dez 2020, 22:05

Ich habe schon gereiften Regent (10 Jahre alt) vom Weingut Römerkelter getrunken, der mir durchaus gefallen hat. Da bin ich bei Bernd: wenn ein ambitionierter Winzer gefallen an der Rebsorte hat kann das Ergebnis richtig Spaß machen.
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Lars Dragl

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 00:32

Hallo!

Ich hatte mal einen Sauvignac aus Rheinhessen im Glas der echt klasse war und durchaus nicht teuer. Es gibt ihn nur nicht zu kaufen, weil so wenig angebaut wird und die kleine Menge dann unter der Hand weggeht. Für mich der bisher überzeugendste PIWI. Da geht noch einiges und das wird auch so kommen, denn Spritzmittel ist auch nicht billig.

Grüße

Lars
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EThC

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 10:11

Bernd Schulz hat geschrieben:Selbst aus Dornfelder :mrgreen: kann man ja bei entsprechendem An - und Ausbau richtig überzeugende Weine produzieren.

...das ist mir allerdings neu :o
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 11:02

In Rot hatte ich noch nichts aus einer PiWi im Glas, was mir wirklich gefallen hätte. In Weiß fand ich das eine oder andere aus Solaris und Johanniter ganz ansprechend - wobei "ansprechend" immer noch heißt, dass es bei mir keinen Kaufreflex ausgelöst hat.

Im Hinblick auf die Frage, ob PiWis eine Chance bei "echten" Weinliebhabern haben, wurde weiter oben ja schon erwähnt, dass es eine wichtige Voraussetzung wäre, wenn sich ein paar wirkliche Könner ernsthaft mit den Sorten befassen. Und das scheint mir (noch?) sehr selten der Fall zu sein. Wo ich Wein aus PiWis ins Glas bekommen habe, war das meistens von eher unbekannten Betrieben aus den hinteren Reihen. Wenn die aber schon mit ihren klassischen Sorten (welche die meisten ja immer noch neben den PiWis im Anbau haben) nichts wirklich Überzeugendes in die Flasche bringen, warum sollte es denen dann mit den PiWis gelingen?

Aber selbst wenn sich Könner damit beschäftigen würden, blieben noch eine ganze Reihe von Punkten offen:

- Bislang werden die PiWis genauso wie alle Neuzüchtungen zuvor relativ wahllos ausgepflanzt. Wenn die erstmal eine Sortenzulassung haben, kann jeder, der möchte, und dorthin, wo es ihm gerade in den Kram passt. Wie bei anderen Rebsorten auch gibt es aber auch für diese Sorten mit Sicherheit Standortpräferenzen, um die maximale Qualität herauszuholen: Kalk oder lieber nicht? Eher schwere oder eher leichte Böden? Urgestein? Frühe oder späte Lagen? Welche Unterlagsrebe ist standortabhängig optimal? Die Klärung dieser Fragen wäre schon mal ein Generationenprojekt.

- Hat man den optimalen Standort gefunden, brauchen die Reben erst einmal ein vernünftiges Alter, um wirkliche Spitzenleistungen zu erbringen.

Und genau hier beginnt es jetzt zu hapern: warum sollte ein wirklich guter Winzer so ein Langfristprojekt beginnen, wenn er mit den klassischen Sorten hervorragende Ergebnisse erzielt, und Kunden hat, die dafür so viel bezahlen, dass er sich den Aufwand mit dem Pflanzenschutz mühelos leisten kann? - Das wäre schon etwas für echte Überzeugungstäter.

Es kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Image. Leidenschaftliche Weintrinker sind häufig eher konservativ, und Neuzüchtungen hatten auch in der Vergangenheit nur selten einen guten Ruf. Hier kommmt aber noch hinzu, dass die PiWis ausgesprochen attraktiv für die Bedienung des unteren Preissegments sind, weil der finanzielle Aufwand für den Pflanzenschutz gering ist und die Sorten geradezu ideal für den voll mechanisierten Anbau mit Minimalschnitt sind. Wenn sich aber dadurch die Gleichung PiWi = billig etabliert, wird es nur noch schwieriger.

Zusammengefasst würde ich die Ausgangsfrage dieses Threads so beantworten: vielleicht, aber eher nicht, und ganz bestimmt nicht in näherer Zukunft. Ich werde das jedenfalls nicht mehr erleben :?

Gruß
Ulli
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OsCor

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 11:47

Ullis Beitrag zufolge brauche ich mich schon aus Altersgründen nicht mehr um Piwis zu kümmern. Danke dafür :-) Mein Interesse ist auch eher intellektuell begründet.
Manchmal denke ich, es könnte (bei mir etwa) einfach daran liegen, dass ich mich an die Aromatik gewöhnen muss - also solange nur oder häufig Piwis trinken, bis ich mich daran gewöhnt habe oder, naja, bis sie mir zum Halse…
Es gibt ein Aromen- und Geschmacksportfolio, das ich dem Produkt Wein zuschreibe. Die Piwis liegen da halt am Rand.
Aber nachdem es hier ja auch einige gibt, die Müller-Thurgau nur dann mögen, wenn er eigentlich gar nicht danach schmeckt… :-)

Gruß
Oswald
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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 11:55

OsCor hat geschrieben:Es gibt ein Aromen- und Geschmacksportfolio, das ich dem Produkt Wein zuschreibe. Die Piwis liegen da halt am Rand.
Aber nachdem es hier ja auch einige gibt, die Müller-Thurgau nur dann mögen, wenn er eigentlich gar nicht danach schmeckt… :-)

...ich weiß genau genommen gar nicht, wie Solaris, Regent und Cabernet Dorsa "eigentlich" schmecken, weil ich davon bisher fast nichts im Glas hatte. Ich weiß nur, daß das sehr gut schmecken kann, also nach "richtigem" Wein im besten Sinne.
Was genau stört Dich denn an den bisher probierten Piwis? Bzw. was würdest Du von denen erwarten?
Viele Grüße
Erich

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OsCor

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 12:28

Im Gegensatz zu dir fällt es mir sehr schwer, einzelne eventuelle Bestandteile zu identifizieren und als angenehm oder unangenehm zu bezeichnen.
Es kommt vor, dass ich rieche und „es widersteht” mir mehr oder weniger. Bis jetzt habe ich Helios, Solaris und Muscaris aus mehreren Jahrgängen probiert und durchaus als trinkbar empfunden. Cabernet Dorsa war mir bisher nicht als Piwi geläufig.

Ich kann auch nicht sagen, was ich erwarte/erhoffe - vielleicht einfach einen Wein, wie ich ihn kenne, von dem ich aber weiß, dass keine Fungizide eingesetzt werden mussten.

Die Grundfrage in diesem Thread ist aber: Wie empfindet jemand, der viel Erfahrung mit „konventionellem” Wein hat, die Piwi-Sorten; ist da gelegentlich Lust zum Probieren da oder ist das ganz aus der Welt?

Gruß
Oswald
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