Hallo Björn,
Nun, bei ökologischer Bewirtschaftung wirst Du um Kupfer gegen Peronospora und der sich zunehmend ausbreitenden Schwarzfäule kaum herumkommen. Chardonnay soll gerade gegen letzteren Pilz recht empfindlich sein. Kürzlich war ich im DLR Bernkastel. Dort sagte man mir, dass Zink deutlich kritischer als Kupfer sei. Dort wo verzinkte Pfähle gestanden haben, darf man keinesfalls mehr eine Jungrebe pflanzen, da sie nicht anwachsen bzw. absterben wird. Das hängt natürlich auch mit der lokal erhöhten Zinkkonzentration zusammen. Das Kupfer verteilt sich zumindest bei der PSM-Applikation deutlich weitläufiger.
80 bis 90 cm sind bei Flachbogen nicht allzu viel. Aus meiner Sicht solltest Du den höheren Wert anstreben, vielleicht sogar Richtung 1m gehen. Sonst kann es Dir passieren, dass Du nicht genügend Augen auf der kurzen Strecke unterkriegst. Dafür kannst Du dann eventuell die Gassenbreite reduzieren, vielleicht auf 1,8m. Es hängt natürlich davon ab, was Deine Mitstreiter für Traktoren haben. Natürlich auch, was sie für eine PSM-Maschinerie haben. Ein Traktor mit Tank auf 3 Punkt-Befestigung lässt sich natürlich viel leichter rückwärts manövrieren als ein Nachläufertank. Und viel hängt vor allem auch von den Fahrkünsten des Traktorpiloten ab. Das nutzt aber alles nix, wenn der Traktor per se zu breit ist. Das müsstest Du mit den Leuten vor Ort klären. Der übliche Fall ist es natürlich nicht, dass ein Traktor wieder rückwärts hinaus fahren muss. Dennoch solltest Du Dir überlegen, ob Du nicht den Pflanzenschutz auf kürzere/mittlere Sicht selbst machen willst. Alleine auch aus Autonomiegründen. Für die Winzer wirst Du immer das fünfte Rad am Wagen sein. Deren eigene Arbeit geht für sie naturgemäß immer vor. In kritischen Jahren stehst Du dann blöd da. Ich finde bspw., dass die Motorrückensprühgeräte eine optimale Wahl für den Klein(st)winzer sind. Die Dinger kosten nicht viel, haben eine ausgezeichnete Applikationsqualität aufgrund der Sprühtechnik und vor allem kannst Du damit sehr genau zielen. Es geht durch die Zielgenauigkeit deutlich weniger Mittel durch Abdrift verloren, so dass Du auch den Kupfereintrag geringer halten kannst. ich sehe das immer wieder an der Mosel, wenn die Raupenfahrzeuge in Einzelpfahlanlagen PSM ausbringen. Ein sehr großer Anteil landet zwangsläufig gar nicht auf den Pflanzen, sondern im Nirvana, verpufft also nutzlos (dito Hubschrauber, sehr oft mit noch viel mehr Abdrift). Zwar gibt es Maschinerie, die durch optische Sensoren erkennt, ob eine Pflanze kommt oder nicht und dann entsprechend sprüht oder eben nicht. Aber diese Technik ist sehr teuer und deshalb kaum verbreitet. Natürlich kann ein Profiwinzer mit Motorsprühgerät nicht wirklich ökonomisch agieren, da er dann viel zu wenig Fläche pro Zeiteinheit erzielt. Man muss immer bedenken, dass er Schlagkraft braucht, um notfalls einige Hektar in sehr kurzer Zeit mit PSM versehen zu können. Das brauchst Du aber auf Deinen 400m² alles nicht.
Jetzt bin ich deutlich vom Thema abgeschweift. Zurück zum Flachbogen. Chardonnay soll empfindlich(er) gegen Botrytis sein. Deshalb wäre es eventuell ratsam, die Traubenzone ein wenig gegeneinander zu versetzen. Das erreichst Du durch einen (leicht) geformten Bogen besser. Das ist übrigens auch ein zusätzlicher Vorteil des Drahtrahmens. Du kannst nachträglich problemlos einen zusätzlichen Biegedraht weiter unten anbringen, wenn Du feststellen solltest, dass Du mit Flachbogen nicht so gut hinkommst. Hier noch ein Link zu einem für Dich bestimmt interessanten Artikel:
http://www.lvwo-bw.de/pb/,Lde/Startseit ... AGE=669634Ich muss anmerken, dass all der Sermon, den ich hier von mir gegeben habe, nur meine unmaßgebliche Meinung und Einschätzung ist. Es wird bestimmt Winzer geben, die anderer Meinung sind, eventuell (wenn nicht sogar: sicherlich) auch fachlich fundierter. Meine "Stärken" liegen eher im önologischen Bereich. Wende Dich vielleicht auch einmal an das DLR in Neustadt oder Bernkastel. Die geben Dir garantiert auch wertvolle Tipps! Die Leute in Neustadt kenne ich nicht (ist für Dich natürlich näher), aber die Leute in Bernkastel sind sehr hilfsbereit. Und beim Telefonat ist es ja eh egal, wie weit die Entfernung voneinander ist, Hauptsache RLP.
http://www.dlr-mosel.rlp.de/Internet/gl ... DSR7JQ672EViele Grüße
Markus
PS: noch übersehen. Nein, aktuell habe ich (noch) keine Corten-Pfähle im Einsatz. Meine Drahtrahmenparzelle hatte ich "fertig" gekauft. Sie ist durch die Bank mit Holzpfählen bestückt. Wenn ich jedoch in absehbarer Zeit Pfähle austauschen muss (einige werden wohl bald fällig), dann werde ich auf jeden Fall Corten einsetzen.