Re: Terroir vs. Keller
Verfasst: Sa 14. Sep 2013, 09:57
drehen wir den spieß doch mal um.
wäre eine lage derart relevant und auch dominant für den wein wie teils unterstellt, dann würde dies umgekehrt eine erzeugerklassifikation wie im bordeaux ad absurdum führen. hier kann schließlich jeder fast beliebig seine fläche ausdehnen und es ist wohl kaum bestritten, dass die (wie auch immer) 'gemachte' stilistik des erzeugers dominiert.
und das schreibe ich als absolut eingefleischter burgunder-liebhaber.
meines erachtens tendieren wir 'wine-nerds' dazu das thema komplizierter zu machen als es eigentlich ist und neigen zu theoretischen ergüssen, die nichts mehr mit ganzheitlichem weingenuss zu tun haben. letzlich kann aus meiner sicht eine typizität nicht unabhängig von der historischen entwicklung und prägung der weine innerhalb einer region betrachtet werden.
am beispiel burgund heißt das für mich, dass in einer sehr kleinen anbauregion (ich beschränke mich bewußt mal auf die cote d'or) mit sehr ähnlichen bodenverhältnissen und lagencharakteristika, die oft nur minimal abweichen, sowie der beschränkung auf 2 rebsorten historisch sehr früh verschiedenartige weine mit unterschiedlichen nuancen erzeugt wurden. über einen sehr langen zeitraum hinweg bildete sich so eine stilistik die von einer überwiegenden mehrheit der verkoster als typisch für die jeweilige lage empfungen wird. natürlich hat daran die originäre qualität der lage einen erheblichen anteil, allerdings ist für mich eindeutig, dass die herstellungsart des jeweiligen erzeugers für den jeweiligen wein dies bei weitem überlagert. wir haben erzeuger, die komplett auf holz verzichten, erzeuger, die auf 100% neuholz mit erheblichem toasting setzen und wir haben alles dazwischen, wir haben erzeuger, die temperaturgesteuert eher kalt vergären und erzeuger, die sich um die temperaturen überhaupt nicht scheren und alles dazwischen, wir haben erzeuger, die überpumpen und erzeuger, die hinunterstoßen, wir haben erzeuger, die mit reinzuchthefen vergären und andererseits die spontis, wir haben erzeuger, die den konzentrator verwenden und andere, die das im leben nicht tun würden.....
im ernst: die lage müßte da ja schon sowas von dominant sein wenn sie dort überall gleichermaßen durchscheinen sollte. deswegen ist meines erachtens der ansatz, die jeweilige lage erzeugerübergreifend blind herausschmecken zu wollen (und dann auch noch bei weinen von erzeugern, die man noch nicht kennt) eine illusion.
trotzdem -und das ist aus meiner sicht das entscheidende- wird fast jeder der weinmacher für sich in anspruch nehmen mit seiner art der weinbereitung die lage optimal zum ausdruck zu bringen, aber eben ganz eindeutig im rahmen seiner jeweiligen philosophie. und hier meine ich, dass nur ein relativer quervergleich verschiedener weine von verschiedenen erzeugern einen verkoster wirklich weiterbringt. benjamin lewin hat dazu in seinem buch "In Search of Pinot Noir" sehr interessante feststellungen und verkostungsnotizen, insbesondere am beispiel vieler jahrgänge des clos de la marechale, wo die weine bis einschließlich 2003 von faiveley erzeugt wurden und ab 2004 von j.-f. mugnier. und im zusammenhang mit der verkostung verschiedener jahrgänge clos st. jacques von allen 5 erzeugern schreibt er zusammenfassend den für mich entscheidenden satz: "Terroir is relative rather than absolute."
wäre eine lage derart relevant und auch dominant für den wein wie teils unterstellt, dann würde dies umgekehrt eine erzeugerklassifikation wie im bordeaux ad absurdum führen. hier kann schließlich jeder fast beliebig seine fläche ausdehnen und es ist wohl kaum bestritten, dass die (wie auch immer) 'gemachte' stilistik des erzeugers dominiert.
und das schreibe ich als absolut eingefleischter burgunder-liebhaber.
meines erachtens tendieren wir 'wine-nerds' dazu das thema komplizierter zu machen als es eigentlich ist und neigen zu theoretischen ergüssen, die nichts mehr mit ganzheitlichem weingenuss zu tun haben. letzlich kann aus meiner sicht eine typizität nicht unabhängig von der historischen entwicklung und prägung der weine innerhalb einer region betrachtet werden.
am beispiel burgund heißt das für mich, dass in einer sehr kleinen anbauregion (ich beschränke mich bewußt mal auf die cote d'or) mit sehr ähnlichen bodenverhältnissen und lagencharakteristika, die oft nur minimal abweichen, sowie der beschränkung auf 2 rebsorten historisch sehr früh verschiedenartige weine mit unterschiedlichen nuancen erzeugt wurden. über einen sehr langen zeitraum hinweg bildete sich so eine stilistik die von einer überwiegenden mehrheit der verkoster als typisch für die jeweilige lage empfungen wird. natürlich hat daran die originäre qualität der lage einen erheblichen anteil, allerdings ist für mich eindeutig, dass die herstellungsart des jeweiligen erzeugers für den jeweiligen wein dies bei weitem überlagert. wir haben erzeuger, die komplett auf holz verzichten, erzeuger, die auf 100% neuholz mit erheblichem toasting setzen und wir haben alles dazwischen, wir haben erzeuger, die temperaturgesteuert eher kalt vergären und erzeuger, die sich um die temperaturen überhaupt nicht scheren und alles dazwischen, wir haben erzeuger, die überpumpen und erzeuger, die hinunterstoßen, wir haben erzeuger, die mit reinzuchthefen vergären und andererseits die spontis, wir haben erzeuger, die den konzentrator verwenden und andere, die das im leben nicht tun würden.....
im ernst: die lage müßte da ja schon sowas von dominant sein wenn sie dort überall gleichermaßen durchscheinen sollte. deswegen ist meines erachtens der ansatz, die jeweilige lage erzeugerübergreifend blind herausschmecken zu wollen (und dann auch noch bei weinen von erzeugern, die man noch nicht kennt) eine illusion.
trotzdem -und das ist aus meiner sicht das entscheidende- wird fast jeder der weinmacher für sich in anspruch nehmen mit seiner art der weinbereitung die lage optimal zum ausdruck zu bringen, aber eben ganz eindeutig im rahmen seiner jeweiligen philosophie. und hier meine ich, dass nur ein relativer quervergleich verschiedener weine von verschiedenen erzeugern einen verkoster wirklich weiterbringt. benjamin lewin hat dazu in seinem buch "In Search of Pinot Noir" sehr interessante feststellungen und verkostungsnotizen, insbesondere am beispiel vieler jahrgänge des clos de la marechale, wo die weine bis einschließlich 2003 von faiveley erzeugt wurden und ab 2004 von j.-f. mugnier. und im zusammenhang mit der verkostung verschiedener jahrgänge clos st. jacques von allen 5 erzeugern schreibt er zusammenfassend den für mich entscheidenden satz: "Terroir is relative rather than absolute."