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Kupfer im Bioweinbau

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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UlliB

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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 17:37

Getreide und insbesondere Mais sind gegen Pilzkrankheiten auch nicht sonderlich anfällig. Flächenbezogen sind die tatsächlichen Aufwandsmengen an Kupfer im Biolandbau bei Hopfen am höchsten, gefolgt von Obst, Wein, und Kartoffeln. Die Größenordnung ist aber bei all diesen Kulturen die gleiche, im Schnitt bei 2-4 kg/ha und Jahr.

Gruß
Ulli
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Herr S.

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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:06

Markus Vahlefeld hat geschrieben: Bio ist ein Trend von satten Menschen und satten Gesellschaften. Das mag unschön klingen, ist aber eine Tatsache.


Hallo Markus,

leider hast Du recht. Auf das Bösartigste konfrontiert wurde ich mit dieser Wahrheit, als ich 2005 in Niger war, irgendwo auf dem platten Land bei Dosso. Und wie ich mir ein schattiges Plätzchen unter einem der wenigen Neem-Bäume suche sitzt neben mir, gänzlich ungeniert, der 25 kg Sack Lindan.

Letztendlich geht es doch darum, daß die Leute sich wieder Gedanken über das machen, was auf Ihren Tellern landet und wie es dahin kommt. Und hier hat Robert einen wunden Punkt angesprochen, denn solange Essen nach Auto, iPhone, Urlaub (weit weg wg. der Flugkilometer :shock: ), dem nächsten Bundesliga-Spieltag usw erst auf Platz 27 der deutschen "Muss ich mal wieder drüber nachdnken"-Liste steht, wird sich nichts ändern, die nächsten Skandale sind einprogrammiert *Sarkasmus-Modus aus*.´Um die Dikussion mal mit weiterem Futter zu versorgen: Was denkt Ihr, können wir die gesamte Weltbevölkerung "bio" (sorry für die Verallgemeinerung) bedienen z.B. über alte Anbautechniken, Fruchtfolgen, integrierten Anbau etc. oder benötigen wir bessere Techniken (weiße/grüne Gentechnik, hochwirksame & extrem selektive Pflanzenschutzmittel)? Soviel vorweg: Ich weiß es nicht, ich schließe aber ungerne von vornerein etwas aus und würde den breit aufgestellten Weg wählen d.h. das Eine tun ohne das Andere zu lassen.

Viele Grüße aus dem Thalys gen Brüssel,
Björn
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VillaGemma

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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:06

Markus Vahlefeld hat geschrieben:A
Und man kann in den Produkten weder eine höhere Geschmacksdichte, noch eine geringere Schadstoffbelastung á la "gesünder" nachweisen. Ebenfalls: blind ist bio nicht zu schmecken. Folglich ist Bio keine sinnliche Kategorie, sondern eine spirituelle. Und das ist das Problem: wir sind kein Religionsforum :lol:
B
Mich würde interessieren, ob Weinbau als intensive Monokultur mehr Kupfer benötigt als Weizen- oder Maisanbau? Kann jemand dazu etwas sagen?


Zu A) Falsch. Bitte einfach mal die vielen Stichproben von Ökotest / Greenpeace zum Thema Erdbeeren im Winter, Paprika usw. lesen. Oder mal ernsthaft mit dem Thema befassen. Denn was Du schreibst, ist hier einfach falsch. Ich habe auch so manchmal das Gefühl, dass die, die eben kein Wert auf BIO legen (die Mehrheit), sich mit solch krudem Kram die Welt so zurecht biegen will, weil sie inständig Angst haben, dass da doch was dran sein könnte an der vollkommen logischen Gesundheit von echten Bioprodukten?! Ich weiß es nicht und kann es nicht nachvollziehen, was Dich zu dieser Aussage hinreisen lässt? Zeig mir doch bitte mal Artikel / Verweise oder "Irgendwas", dass demeter/Bioland Getreide/Paprika oder was auch immer die gleiche Belastung hat wie konventionelles. Ich kenne solche Artikel nicht!

Was aber stimmt: Bio-Produkte haben nicht notwendigerweise mehr Vitamine, etc. etc. ...aber die Belastung ist bei Bioland + Demeter einfach nicht vorhanden. Was wiederrum nachgewiesen wurde: Das Mastfleisch ist von der Qualität unbeschreibbar viel schlechter als echtes Bio-Fleisch. Auch logisch, Thema artgerechte Haltung.

zu B)
Hängt auch stark vom Gebiet ab. Kann man so generell sicherlich nicht sagen, oder man fängt mal wieder an, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Ich habe mir mal sagen lassen, dass man auf Sizilien so gut wie gar nicht gegen viele Schädlinge spritzen muss, einfach wegen des Klimas. In Deutschland wäre der Vergleich sicherlich interessant.

Zum gekauften Apfel+Kupfer. Ja, wird wohl so sein, da die Äpfel aus Deutschland sind. Frage beim nächsten mal meinen Bioland-Apfel-Verkäufer mal zum Thema ;)
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VillaGemma

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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:18

Herr S. hat geschrieben:[Was denkt Ihr, können wir die gesamte Weltbevölkerung "bio" (sorry für die Verallgemeinerung) bedienen z.B. über alte Anbautechniken, Fruchtfolgen, integrierten Anbau etc. oder benötigen wir bessere Techniken (weiße/grüne Gentechnik, hochwirksame & extrem selektive Pflanzenschutzmittel)?


Hallo Björn,

es hieß immer: Geht nicht. Dachte ich auch, weil (leider) wiederrum logisch. Wenn man Kunstdünger auf den Boden knallt und alles an Unkraut wegspritzt, dazu alle Schädlinge mit Chemie bekämpft, dann ist der Ertrag größer.

Letztes Jahr jedoch habe ich einen interessanten Bericht auf Arte oder ZDFneo zum Thema gesehen. Zum Glück wird auch im Bereich Biolandwirtschaft geforscht, exakt was die Themen Fruchtfolge, Erhaltung der Böden usw usw angeht. Und siehe da, man legte sich gar nicht mehr so fest, dass es eine Utopie sei, man könnte Deutschland (fangen wir mal klein an) nicht komplett auf Bio-Landwirtschaft umstellen. Die Erträge werden nämlich immer besser, eben weil die Böden "nachhaltig" bearbeitet werden und weil man auch hier eine Lernkurve verzeichnet. Letzten endes fand ich das interessant, und die hatten in dem Beitrag auch einige Beispiele genannt, wo sich wie was verbessert hat. Aber ich bin kein Landwirt und kann die Info nur so weitergeben, nicht bewerten.

Ich habe für mich letzten Endes festgestellt, dass ich der Chemieindustrie beim Thema keinen Millimeter weit traue. Daher versuche ich, den Krams so gut es geht zu meiden. Insbesondere die ganzen tollen "zutaten" in Fertiggerichten, Brot, ...macht Arbeit, weil man sich immer umschauen muss, vor allem auf Dienstreisen, wo man denn was "zu Essen" herbekommt. Und man macht sich auch nicht nur Freunde, wie gerade hier :lol: , und man stellt fest: So richtig interessiert das keinen weil ...man kann ja sowieso nix machen. Doch man kann! Jeden Tag mit jedem gekauften Produkt. Amen.

VG,
Robert
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UlliB

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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:24

Herr S. hat geschrieben:Um die Dikussion mal mit weiterem Futter zu versorgen: Was denkt Ihr, können wir die gesamte Weltbevölkerung "bio" (sorry für die Verallgemeinerung) bedienen z.B. über alte Anbautechniken, Fruchtfolgen, integrierten Anbau


Zu dem Thema gibt es ziemlich konkrete Berechnungen (ich finde nur leider die Quelle nicht wieder :oops: ) - ja, es ginge, auch mit den niedrigeren Erträgen der Biolandwirtschaft, aber nur unter einer Voraussetzung: drastische Reduktion des Fleischkonsums, deutliche Reduktion des Konsums von Milch, Käse, Eiern. Im Prinzip ein veganer Lebensstil mit einzelnen, kurzen Unterbrechungen.

Das würde nebenbei übrigens noch ein paar mit der Tierhaltung verbundene Umweltprobleme lösen und der Verbreitung von Zoonosen entgegenwirken. Und, ach ja, gesünder wäre die Ernährung auch noch.

Machbar? Ja. Durchsetzbar? Nie.

Gruß
Ulli
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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:28

UlliB hat geschrieben:Machbar? Ja. Durchsetzbar? Nie.

Schätze ich genauso ein! Leider.
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Gerald

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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:29

Machbar? Ja. Durchsetzbar? Nie.


Ich glaube schon, dass sich das früher oder später durchsetzen wird. Ähnlich wie derzeit die Sache mit dem Rauchen.

Denn während man Umweltschäden gedanklich ja leicht wegschieben kann, ist es bei der eigenen Gesundheit schon anders. Und wenn dann noch ein gesellschaftlicher Druck dazukommt (wer im Gasthaus mit einem großen Schweinsbraten am Teller "erwischt" wird, wird schief angesehen), dann könnte sich etwas bewegen.

Aber leider natürlich nicht von heute auf morgen, vermutlich ist das eher eine Frage von Jahrzehnten ...

Grüße,
Gerald
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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:30

C9dP hat geschrieben:nur das dein Bioapfel eben auch mit Kupfer behandelt wird. Und damit du eben auch schuld hast, wenn im Boden keine Regenwürmer mehr leben.

Ja, es wird ja nicht nur der Apfel sein :( ...es werden viele Gemüsesorten dabei sein. Aber ich glaube, dass der Kupfer trotz allem sich eher abbaut wie eine vollkommen unnatürliche Chemikalie, die übers Grundwasser in die Flüsse zurück in unser Trinkwasser gelangt.

Ich möchte auch generell noch anmerken: Es gibt nicht nur Kupfer. Es gibt auch Nützlinge, natürliche Hilfsmittel (Brennessel, Knoblauch,...) und auch den generellen Ansatz weg von den riesigen Monokulturen, wo sich Schädlinge eben auch besonders gut vermehren können hin zu Diversifikation (siehe Delinat neben demeter) im Anbau. Das absichtliche Anlegen von Hecken, Sträuchern, ...
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Gerald

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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:34

Das absichtliche Anlegen von Hecken, Sträuchern, ...


hilft gut gegen Insekten, Spinnmilben etc, da man dadurch Nützlinge fördert, die sich von diesen Tierchen ernähren.

Bei Pilzerkrankungen wird es aber nicht viel helfen, vielleicht sogar kontraproduktiv sein (wegen der verringerten Durchlüftung). Meiner Ansicht nach gibt es keine Alternative zur Züchtung / Anpflanzung von pilzresistenten Nutzpflanzen.

Grüße,
Gerald
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VillaGemma

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Re: Kupfer im Bioweinbau

BeitragMo 22. Jul 2013, 18:38

Gerald hat geschrieben:Ich glaube schon, dass sich das früher oder später durchsetzen wird. Ähnlich wie derzeit die Sache mit dem Rauchen.


Beim Rauchen gibt es bessere Statistik, mit der einwandfrei die schädliche Wirkung bewiesen werden konnte. Langzeitstudien hingegen bei Menschen, die sich "normal, nicht bio" ernähren. Schwierig. Dazu eben, dass sich die meisten Menschen in Deutschland eben nicht fürs Essen interessieren, außer es muss schnell gehen und billig sein. Bei mir an der Arbeit (schon gar nicht repräsentativ, weil hoher Anteil Akademiker) interessiert sich fast niemand für gutes Essen und noch viel weniger für BIO. Das ist die Realität, leider.

Von daher: Nein, ich glaube nicht daran, dass sich groß was ändern wird. Egal wie verheerend die Resultate der Massenzucht sind. Weiß man ja schon seit vielen Jahren/Jahrzehnten.

Die Industrie hat es einfach gut hinbekommen, den Leuten per Werbung zu suggerieren, dass sie, auch bei total niedrigem Preis, ein Spitzenprodukt bekommen. Das muss man Ihr lassen. Und die paar Störenfriede wie meiner einer spielen finanziell keine Rolle.
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