Ach, noch etwas: In der Selbstdarstellung Österreichs findet sich dieses bemerkenswerte Zitat:
'Biowein aus Österreich
Zu den wichtigen Merkmalen des biologischen Weinbaus gehört der Verzicht auf chemische Düngung sowie auf Pestizide, Insektizide und Herbizide. Die erlaubten Schwefelobergrenzen liegen um ein Drittel unter den gesetzlichen Höchstwerten. Während sich herkömmlich produzierte Weine bei Schadstoffanalysen regelmäßig als wahre Chemiekeulen entpuppen, kann man Bioweine rückstandsfrei genießen.'
Zitiert aus:
http://www.austria.info/at
http://www.austria.info/at/land-und-leu ... 23805.html
Pestizidrückstände in GG, Smaragd & Co?
- Alas
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Re: Pestizidrückstände in GG, Smaragd & Co?
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
- Gerald
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Re: Pestizidrückstände in GG, Smaragd & Co?
Lieber Alas,
es macht keinen sehr seriösen Eindruck, wenn man die Befangenheit von Autoren gerade so annimmt, wie sie ins eigene Konzept passen. Ein Artikel von Prof. Redl ist unseriös, da der Autor auch bei BASF einmal etwas geschrieben hat. Aber die Artikel auf der Webseite der Interessensvertretung von Betonproduzenten/verarbeiter über Betoneier sind glaubwürdig?
Und:
Grüße,
Gerald
es macht keinen sehr seriösen Eindruck, wenn man die Befangenheit von Autoren gerade so annimmt, wie sie ins eigene Konzept passen. Ein Artikel von Prof. Redl ist unseriös, da der Autor auch bei BASF einmal etwas geschrieben hat. Aber die Artikel auf der Webseite der Interessensvertretung von Betonproduzenten/verarbeiter über Betoneier sind glaubwürdig?
Und:
das ist natürlich keine Selbstdarstellung Österreichs, sondern eine Seite der Österreich Werbung, die bestimmt viel von Tourismus verstehen. Ob das aber auch auf toxiologische oder önologische Fragen zutrifft? Übrigens hat die Chefin dort zusammen mit mir das Chemiestudium begonnen, es aber nach kurzer Zeit abgebrochen und sich der Werbung bzw. Sozialwissenschaften zugewandt.In der Selbstdarstellung Österreichs findet sich dieses bemerkenswerte Zitat
Grüße,
Gerald
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Re: Pestizidrückstände in GG, Smaragd & Co?
Hallo WeinWalter,
danke für das interessante Zitat. Da ich beruflich in der analytischen Chemie zu tun habe, ist mir natürlich auch der teilweise unsachliche Zugang von manchen "Konsumentenvertretern" aufgefallen. Da gab es schon öfters Rückfragen, wenn z.B. ein Wert unter der Nachweisgrenze lag und daher z.B. mit "< 0,01 mg/l" angegeben wurde - in der Art "na, was soll das heißen, wieviel ist jetzt wirklich drin?" Manchmal muss man eben gewisse Kenntnisse mitbringen, um Untersuchungen richtig interpretieren zu können. Hatten wir aber auch mit dem Schwefelgehalt von Blumenkohl
Trotzdem finde ich persönlich nicht, dass alles eitel Wonne ist, solange die gefundenen Pestizidkonzentrationen unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Denn diese sind ja teilweise - siehe Fenhexamid mit 5 mg/kg - ziemlich hoch. Auch wenn es nach Stand der Wissenschaft unbedenklich ist.
Zumindest ich habe ein Problem damit, über den Ausdruck verschiedener Lagen, Rebsortenklone oder Jahrgangscharakteristika zu diskutieren, aber einfach völlig zu verdrängen, dass möglicherweise recht erhebliche Mengen ( 5 mg/kg ist für mich jedenfalls eine "erhebliche Menge") völlig naturfremder Substanzen im Wein herumschwimmen. Das ist bei einem Discounterwein OK, meiner Meinung nach aber nicht für ein high-interest-Produkt. Hier muss ich sogar Alas einmal beipflichten
Dazu war ja die eigentliche Frage des Threads nicht, ob (österreichische) Weine allgemein stark pestizidbelastet sind, sondern ob man bei bestimmten Weinstilen wie dem Wachauer Smaragd, wo die Trauben oft extrem spät geerntet werden, eine signifikant höhere Belastung als bei anderen Weinen erwarten darf. Konkrete Untersuchungsergebnisse dazu habe ich leider nicht gefunden.
Grüße,
Gerald
danke für das interessante Zitat. Da ich beruflich in der analytischen Chemie zu tun habe, ist mir natürlich auch der teilweise unsachliche Zugang von manchen "Konsumentenvertretern" aufgefallen. Da gab es schon öfters Rückfragen, wenn z.B. ein Wert unter der Nachweisgrenze lag und daher z.B. mit "< 0,01 mg/l" angegeben wurde - in der Art "na, was soll das heißen, wieviel ist jetzt wirklich drin?" Manchmal muss man eben gewisse Kenntnisse mitbringen, um Untersuchungen richtig interpretieren zu können. Hatten wir aber auch mit dem Schwefelgehalt von Blumenkohl
Trotzdem finde ich persönlich nicht, dass alles eitel Wonne ist, solange die gefundenen Pestizidkonzentrationen unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Denn diese sind ja teilweise - siehe Fenhexamid mit 5 mg/kg - ziemlich hoch. Auch wenn es nach Stand der Wissenschaft unbedenklich ist.
Zumindest ich habe ein Problem damit, über den Ausdruck verschiedener Lagen, Rebsortenklone oder Jahrgangscharakteristika zu diskutieren, aber einfach völlig zu verdrängen, dass möglicherweise recht erhebliche Mengen ( 5 mg/kg ist für mich jedenfalls eine "erhebliche Menge") völlig naturfremder Substanzen im Wein herumschwimmen. Das ist bei einem Discounterwein OK, meiner Meinung nach aber nicht für ein high-interest-Produkt. Hier muss ich sogar Alas einmal beipflichten
Dazu war ja die eigentliche Frage des Threads nicht, ob (österreichische) Weine allgemein stark pestizidbelastet sind, sondern ob man bei bestimmten Weinstilen wie dem Wachauer Smaragd, wo die Trauben oft extrem spät geerntet werden, eine signifikant höhere Belastung als bei anderen Weinen erwarten darf. Konkrete Untersuchungsergebnisse dazu habe ich leider nicht gefunden.
Grüße,
Gerald
Re: Pestizidrückstände in GG, Smaragd & Co?
Hallo Alas
Und was Bio angeht. Hier in Deutschland sind derzeit gerade Bioeier häufiger mit PCB belastet. Also schütz auch Bio nicht vor Schadstoffen. Im übrigen solltest du bei einer möglichst gesunden Lebensweise darauf achten. dass du keine Giftstoffe zu dir nimmst. Daher würde ich den Alkohol weglassen
Wein ist vor allem ein Lebens- oder vielmehr Genussmittel und somit sehr wohl vergleichbar mit Hühnern und Eiern und allen anderen Lebensmitteln. Und was die Visitenkarten angeht gibt es die auch beim Schinken, Käse...Meiner Meinung nach ist Wein in der Tat ein einmaliges Kulturprodukt. Man kann in keinem anderem Land einen Smaragd produzieren und kaum ein anderes Produkt versteht sich so sehr als Visitenkarte eines Landes.
Und dieser hohe Anspruch steht in einem eklatanten Widerspruch zur Transparenz bei Herstellung und Inhalt, ganz zu schweigen von der großen Menge an Chemikalien, die da verbraucht wird.
Und was Bio angeht. Hier in Deutschland sind derzeit gerade Bioeier häufiger mit PCB belastet. Also schütz auch Bio nicht vor Schadstoffen. Im übrigen solltest du bei einer möglichst gesunden Lebensweise darauf achten. dass du keine Giftstoffe zu dir nimmst. Daher würde ich den Alkohol weglassen
Viele Grüße
Aloys
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Re: Pestizidrückstände in GG, Smaragd & Co?
Du möchtest sicher nicht suggerien, daß dies ein spezielles Bio-Problem ist:-)C9dP hat geschrieben:...Und was Bio angeht. Hier in Deutschland sind derzeit gerade Bioeier häufiger mit PCB belastet...
siehe
http://www.agrarheute.com/pcb-eier-auri ... ller-stand
Aber wir sind ja nicht im Eierforum:-)
Re: Pestizidrückstände in GG, Smaragd & Co?
Nee, möchte ich nicht, da ich selber auch darauf achte eher regional, bio und saisonal zu kaufen.
Ich mache da nur keine Religion draus.
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Viele Grüße
Aloys
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Re: Pestizidrückstände in GG, Smaragd & Co?
Habe gerade gesehen, dass es zur Bekämpfung der Botrytis auch rein biologische Verfahren gibt, nämlich mit Hilfe eines natürlich vorkommenden hefeähnlichen Pilzes (Aureobasidium pullulans), der die möglichen Eintrittsstellen für die Botrytiszellen "blockiert" - ähnlich wie beim Menschen eine intakte Darmflora die Gefahr einer Besiedlung mit Krankheitserregern reduziert.
Ein solches Produkt wird von einem niederösterreichischen Betrieb hergestellt/vertrieben:
http://www.bio-ferm.com/index.php?id=196
Laut Webseite ist das Produkt auch im biologischen Landbau zugelassen, es gibt positive Erfahrungsberichte von einigen durchaus bekannten Winzern.
Sind solche Verfahren zur Botrytisbekämpfung eigentlich schon weiter verbreitet oder verwendet die große Mehrheit nach wie organisch-chemische Botrytizide wie weiter vorne im Thread diskutiert?
Grüße,
Gerald
Ein solches Produkt wird von einem niederösterreichischen Betrieb hergestellt/vertrieben:
http://www.bio-ferm.com/index.php?id=196
Laut Webseite ist das Produkt auch im biologischen Landbau zugelassen, es gibt positive Erfahrungsberichte von einigen durchaus bekannten Winzern.
Sind solche Verfahren zur Botrytisbekämpfung eigentlich schon weiter verbreitet oder verwendet die große Mehrheit nach wie organisch-chemische Botrytizide wie weiter vorne im Thread diskutiert?
Grüße,
Gerald
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Re: Weinfrühling Gols
Hallo Bernhard,
danke für die Information. An 1996 kann ich mich leider nicht richtig erinnern, mein diesbezüglicher Horizont beginnt eigentlich erst ab 1997 Aber mit Weinen wie 2010 könnte ich mich schon anfreunden. Wobei Wein natürlich nicht alles ist, davon abgesehen freut man sich ja doch über Sonne und Wärme im Sommer
Ein Wermutstropfen dabei, ist dass in feuchten Jahren auch für Leichtweine vermutlich Botrytizide eingesetzt werden müssen, oder? Und diese - wie einmal hier diskutiert - sind zum Zeitpunkt der Lese ja keineswegs verschwunden oder abgebaut, sondern können sich in recht erheblichen Mengen im Wein wiederfinden ...
Grüße,
Gerald
danke für die Information. An 1996 kann ich mich leider nicht richtig erinnern, mein diesbezüglicher Horizont beginnt eigentlich erst ab 1997 Aber mit Weinen wie 2010 könnte ich mich schon anfreunden. Wobei Wein natürlich nicht alles ist, davon abgesehen freut man sich ja doch über Sonne und Wärme im Sommer
Ein Wermutstropfen dabei, ist dass in feuchten Jahren auch für Leichtweine vermutlich Botrytizide eingesetzt werden müssen, oder? Und diese - wie einmal hier diskutiert - sind zum Zeitpunkt der Lese ja keineswegs verschwunden oder abgebaut, sondern können sich in recht erheblichen Mengen im Wein wiederfinden ...
Grüße,
Gerald
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Re: Weinfrühling Gols
Hallo Gerald,
Botrytizide können noch viel mehr als die meisten anderen modernen (d.h. spezifisch und vergleichsweise schonend wirksam) Pflanzenschutzmittel ausschließlich vorbeugend eingesetzt werden. Häufig ist wird die Behandlung zum "Traubenschluß" empfohlen, d.h. bevor die Beeren so groß sind, dass das dahinterliegende Stielgerüst (samt den Blüterückständen als Botrytisherde) völlig verdeckt ist.
Da auch wir Weinbauern über keine halbwegs brauchbaren längerfristigen Wetterprognosen verfügen, läßt sich deine Gleichung (nasser September = mehr Botrytizideinsatz) nur sehr bedingt aufrechterhalten. Wer Botrytizide verwendet (wie auch ich bei manchen Sorten), tut dies meist aufgrund eines generellen Botrytisrisikos, nicht unbedingt wegen eines besonders jahrgangsspezifischen Risikos für Fäulnis, denn wenn sich das herauskristallisiert, ist es meist schon zu spät.
Solche Spätspritzungen (die eigentlich durch die Wartefrist (bei Botrytiziden wie bei den meisten anderen Mitteln zwischen 28 und 35 Tagen) de facto verboten sind) sind dann wohl auch der Grund für den einen oder anderen Rückstand. Bei sachgerechter Anwendung ist damit nach meinen Infos nicht zu rechnen.
Jetzt aber wieder zurück "on topic", oder?
Bernhard
Botrytizide können noch viel mehr als die meisten anderen modernen (d.h. spezifisch und vergleichsweise schonend wirksam) Pflanzenschutzmittel ausschließlich vorbeugend eingesetzt werden. Häufig ist wird die Behandlung zum "Traubenschluß" empfohlen, d.h. bevor die Beeren so groß sind, dass das dahinterliegende Stielgerüst (samt den Blüterückständen als Botrytisherde) völlig verdeckt ist.
Da auch wir Weinbauern über keine halbwegs brauchbaren längerfristigen Wetterprognosen verfügen, läßt sich deine Gleichung (nasser September = mehr Botrytizideinsatz) nur sehr bedingt aufrechterhalten. Wer Botrytizide verwendet (wie auch ich bei manchen Sorten), tut dies meist aufgrund eines generellen Botrytisrisikos, nicht unbedingt wegen eines besonders jahrgangsspezifischen Risikos für Fäulnis, denn wenn sich das herauskristallisiert, ist es meist schon zu spät.
Solche Spätspritzungen (die eigentlich durch die Wartefrist (bei Botrytiziden wie bei den meisten anderen Mitteln zwischen 28 und 35 Tagen) de facto verboten sind) sind dann wohl auch der Grund für den einen oder anderen Rückstand. Bei sachgerechter Anwendung ist damit nach meinen Infos nicht zu rechnen.
Jetzt aber wieder zurück "on topic", oder?
Bernhard
Hier gibts mehr von mir zu lesen: www.bernhard-fiedler.at
- Gerald
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Re: Weinfrühling Gols
Hallo Bernhard,
nur kurz noch dazu: da hatten wir ja schon einen Thread zum Thema - da könnte man ggf. weiterschreiben:
http://www.dasweinforum.de/viewtopic.ph ... =10#p44212
Zumindest für das häufig verwendete Fenhexamid ist mir ein wissenschaftlichen Artikel im Web untergekommen: http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1 ... 71#preview
Laut den Autoren bleibt in Trauben bzw. dem Most relativ viel von der ausgebrachten Menge auch nach der Wartezeit von 21 Tagen erhalten und wird auch später nicht metabolisiert. Die Grenzwerte sind ja relativ hoch gesetzt, die werden natürlich normalerweise nicht überschritten.
Es ist meiner Ansicht nach schon ein Unterschied, ob Greenpeace & Co Werte von Pestiziden knapp über der Nachweisgrenze von 0,01 mg/l (wenn ich mich richtig erinnere) finden, oder ob wirklich mehrere mg/l sich im Wein wiederfinden. Wobei man dem Weinbau zugute halten muss, dass man mit - konventionell angebauten - Erdbeeren vermutlich noch ein Vielfaches davon zu sich nimmt ...
Grüße,
Gerald
nur kurz noch dazu: da hatten wir ja schon einen Thread zum Thema - da könnte man ggf. weiterschreiben:
http://www.dasweinforum.de/viewtopic.ph ... =10#p44212
Zumindest für das häufig verwendete Fenhexamid ist mir ein wissenschaftlichen Artikel im Web untergekommen: http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1 ... 71#preview
Laut den Autoren bleibt in Trauben bzw. dem Most relativ viel von der ausgebrachten Menge auch nach der Wartezeit von 21 Tagen erhalten und wird auch später nicht metabolisiert. Die Grenzwerte sind ja relativ hoch gesetzt, die werden natürlich normalerweise nicht überschritten.
Es ist meiner Ansicht nach schon ein Unterschied, ob Greenpeace & Co Werte von Pestiziden knapp über der Nachweisgrenze von 0,01 mg/l (wenn ich mich richtig erinnere) finden, oder ob wirklich mehrere mg/l sich im Wein wiederfinden. Wobei man dem Weinbau zugute halten muss, dass man mit - konventionell angebauten - Erdbeeren vermutlich noch ein Vielfaches davon zu sich nimmt ...
Grüße,
Gerald