Warum liefern alte Reben bessere Weine?

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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Gerald
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Re: Warum liefern alte Reben bessere Weine?

Beitrag von Gerald »

Und waren das auch die gleichen Klone (idealerweise Reiser vom alten Weingarten entnommen)? Dazu auch gleiche Unterlagsrebe?

Und - last not least - kann man heutzutage noch so einfach sagen, dass höherer zuckerfreier Extrakt gleichbedeutend mit höherer Qualität ist? Früher war das bestimmt die allgemeine Sichtweise, aber gilt das heute noch?

Grüße,
Gerald
MichaelWagner
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Re: Warum liefern alte Reben bessere Weine?

Beitrag von MichaelWagner »

hi gerald,

Unterlage und Klon bei dem alten Weinberg: unbekannt. Ist kaum noch ausfindig zu machen in den neuen Weinbaukarteien. Das Thema Qualität ist natürlich so ne Sache - was ist Qualität? Woran macht man sie fest? Steht überall drauf, aber wo ists drin? Ich denke zuckerfreier Extrakt in Verbindung mit Mostgewicht sind zumindest unter der Voraussetzung, das handwerklich keine Fehler gemacht werden ganz passable Kriterien. Für mch persönlich, ist ein geschmacklich intensiverer, dichterer Wein eine entsprechend höhere Qualität. Und das ist hier der Fall.
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Gerald
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Re: Warum liefern alte Reben bessere Weine?

Beitrag von Gerald »

OK, vielleicht ist das an der Mosel anders als bei uns in Österreich. Da wurde lange Zeit versucht, immer dichtere, körperreichere Weine zu produzieren (sowohl in weiß als auch rot), in letzter Zeit gibt es aber eine sehr starke Gegenbewegung, siehe "neue Wachau" oder auch die "sauren" Rotweine vom Eisenberg oder Leithaberg. Gerade letztere bringen meiner Meinung nach die Herkunft besser zum Ausdruck und sind auch aromatisch komplexer.

Grüße,
Gerald
MichaelWagner
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Re: Warum liefern alte Reben bessere Weine?

Beitrag von MichaelWagner »

da kann durchaus ein Unterschied sein, da wir die "Alkoholproblematik" (13 %vol aufwärts) nicht so haben wie es teilweise in Ö dann der Fall war.
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Bernd Schulz
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Re: Warum liefern alte Reben bessere Weine?

Beitrag von Bernd Schulz »

Ich denke zuckerfreier Extrakt in Verbindung mit Mostgewicht sind zumindest unter der Voraussetzung, das handwerklich keine Fehler gemacht werden ganz passable Kriterien
Michael, hinsichtlich des zuckerfreien Extrakts stimme ich dir erst mal zu. Beim Mostgewicht bin ich inzwischen anderer Meinung.
da kann durchaus ein Unterschied sein, da wir die "Alkoholproblematik" (13 %vol aufwärts) nicht so haben wie es teilweise in Ö dann der Fall war.
Diese Problematik hatten wir auch in Deutschland zuletzt immer wieder. Vor allem in 2003, 2005, 2006 und teilweise auch 2009 und 2011. Gerade in den nördlichen Anbaugebieten erwiesen sich nicht wenige Weine deshalb als untypisch fett und schwerfällig. Ein angesichts niedriger Mostgewichte zunächst verschrieener Jahrgang wie 2008 wirkte dagegen wie eine Erlösung vom überhöhten Alkohol bzw. Restzucker.

In verflossenen Jahrzehnten mit vergleichsweise sehr kalten und sonnenarmen Sommern/Herbsten war man hierzulande oft froh, wenn man auf einigermaßen ordentliche Oechslewerte kam. Inzwischen hat sich - wohl aus verschiedenen Gründen - die Problematik umgekehrt: Der Freund des klassischen deutschen Stils stößt immer öfter auf wahre Alkohol- oder Süßemonster anstatt auf finessenreiche, filigrane Weine mit viel Extrakt und Spiel.

Und etliche Winzer wie Weinjournalisten haben das immer noch nicht verstanden. Über hohe Oechslezahlen wird unabhängig von allen anderen Parametern zunächst einmal ziemlich sinnfrei gejubelt..... :(

Beste Grüße
+
Bernd
Moselfan
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Re: Warum liefern alte Reben bessere Weine?

Beitrag von Moselfan »

Bernd Schulz hat geschrieben:
Ich denke zuckerfreier Extrakt in Verbindung mit Mostgewicht sind zumindest unter der Voraussetzung, das handwerklich keine Fehler gemacht werden ganz passable Kriterien
Michael, hinsichtlich des zuckerfreien Extrakts stimme ich dir erst mal zu. Beim Mostgewicht bin ich inzwischen anderer Meinung.
da kann durchaus ein Unterschied sein, da wir die "Alkoholproblematik" (13 %vol aufwärts) nicht so haben wie es teilweise in Ö dann der Fall war.
Diese Problematik hatten wir auch in Deutschland zuletzt immer wieder. Vor allem in 2003, 2005, 2006 und teilweise auch 2009 und 2011. Gerade in den nördlichen Anbaugebieten erwiesen sich nicht wenige Weine deshalb als untypisch fett und schwerfällig. Ein angesichts niedriger Mostgewichte zunächst verschrieener Jahrgang wie 2008 wirkte dagegen wie eine Erlösung vom überhöhten Alkohol bzw. Restzucker.

In verflossenen Jahrzehnten mit vergleichsweise sehr kalten und sonnenarmen Sommern/Herbsten war man hierzulande oft froh, wenn man auf einigermaßen ordentliche Oechslewerte kam. Inzwischen hat sich - wohl aus verschiedenen Gründen - die Problematik umgekehrt: Der Freund des klassischen deutschen Stils stößt immer öfter auf wahre Alkohol- oder Süßemonster anstatt auf finessenreiche, filigrane Weine mit viel Extrakt und Spiel.

Und etliche Winzer wie Weinjournalisten haben das immer noch nicht verstanden. Über hohe Oechslezahlen wird unabhängig von allen anderen Parametern zunächst einmal ziemlich sinnfrei gejubelt..... :(

Beste Grüße
+
Bernd

Sehe ich ähnlich, ich persönliche brauche keinen Riesling trocken mit 14,5% Vol oder mehr. Kabinett trocken mit max 11,5% und dann Spätlese/Auslese trocken bzw. GG oder wie auch immer es heißen soll mit max 12,5% evt. noch 13%. Ich mag diese Weine nicht wo mein ein Glas von trinkt und schon direkt merkt, dass man was getrunken hat. Auch im Restsüßenbereich: für mich ist das schönste immer noch nen Kabi von der Mosel 40-50g RZ, 8-9% Vol, 8-9 Säure da kommt Freude auf. Das hat mich besonders in 11 gestört wo es Kabinett mit 60-70g gab und Spätlese weit über die 100g. Und dann nichtmal wie in 10 eine schöne Säure dabei, dass es noch balanciert wirkt. Da lobe ich mir doch 12 da ist zumindest was restsüß von der Mosel angeht wieder alles in Ordnung sehr niedriger Alkohol (hab da schon einiges mit klassischen 7 - 7,5% im Spätlese Bereich gesehen) nicht zu überladene Restsüße und ne schöne spritzige Säure.
MichaelWagner
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Re: Warum liefern alte Reben bessere Weine?

Beitrag von MichaelWagner »

Hello, hello,

Klar, ich sagte ja auch beide Werte miteinander sind "ganz passable" Werte und nicht der Weisheit letzter Schluss. Was die Mostgewichte angeht hat man als Winzer ja nahezu alle Fäden in der Hand. Da ich auch nicht auf auch nicht auf Alloholmonster stehe, heißt es bei mir wenn's über 90 Oechsle geht: Ernte. Bei einer Vergärung auf 5-7 gr RZ liegt man dann noch im angenehmen Alkoholbereich, ist im trockenen Bereich und die Säure ist noch gut gepuffert.
Aber stimmt schon: es hat sich sowohl im Bereich der Winzer, vor allem aber auch in der Presse nach wie vor nicht durchgesetzt, dass ein Riesling unter 13% dem Geschmack der Trauben wesentlich mehr Raum gibt, als die brandigen "Granaten". Sind wohl die Überreste der Öchsleweltmeisterschaft aus den 80ern:)

Leider, aber wir arbeiten daran;)

Gruß! Michael
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