Biodynamischer Weinbau

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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Alas
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Re: Biodynamischer Weinbau

Beitrag von Alas »

Hallo!
Gerald hat geschrieben:und alles, was nicht in sein Konzept passt (z.B. die Kupfer-Problematik) mit mehr oder weniger passenden Worten beiseite schiebt. Solche Winzer gibt es auch in Österreich einige.
Also Gerald, echt, einige?
Ich habe doch schon ein paar Flaschen von solchen... getrunken. Was schieben die denn noch beiseite, außer Kupfer? Eventuell was Giftiges, oder Gesundheitsschädliches? Wen meinst du denn? Ist da einer bei, von dem ich etwas getrunken habe? Kannst du bitte mal bei meinen VKN schauen? Hoffentlich habe ich meiner Frau nichts schädliches ins Glas gegossen. UFF.

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
C9dP
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Re: Biodynamischer Weinbau

Beitrag von C9dP »

Nur mal so als Zwischenbemerkung: Ich ziehe meinen Hut ganz tief vor Michael Wagner! Die grundsätzliche Gelassenheit, mit der er als Winzer in diesem von Nichtwinzern :mrgreen: dominierten Forum auftritt, ist nach meinen bisherigen Erfahrungen alles andere als selbstverständlich.
Dem kann ich mich nach einigen Startschwierigkeiten :oops: vorbehaltlos anschließen.
Viele Grüße

Aloys
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Gerald
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Re: Biodynamischer Weinbau

Beitrag von Gerald »

Hallo Alas,

zu deinen Fragen im einzelnen:

a) außer Kupfer sehe ich noch Pyrethrum (laut demeter zugelassen) als problematisch, da toxisch für alle Insekten (auch Nützlinge) und außerdem für Wasserlebewesen. Wird aber vermutlich viel seltener eingesetzt als Kupferpräparate. http://de.wikipedia.org/wiki/Pyrethrum

b) von den mir bekannten "Kupferverharmlosern" habe ich keinen in deinen VKN gefunden. Der Winzer, der mir dabei immer zuerst einfällt (auch mit den "feinstofflichen Schwingungen" & Co), macht aber trotzdem ziemlich gute Weine ...

Meiner bescheidenen Meinung nach wird es Bioweinbau, der seinen Namen wirklich verdient, erst dann geben, wenn pilzresistente Sorten zum Einsatz kommen und man daher auf Kupfer verzichten kann. Das sind allerdings eben nicht die bekannten "Edelsorten" wie Riesling, Veltliner, Pinot & Co, man müsste also zuerst die Qualität optimieren und dann die Nachfrage bei den Kunden dafür wecken. Das ist sicherlich keine einfache und schnell zu realisierende Aufgabe, ich kann daher schon verstehen, dass den meisten Winzern dieser Weg zu schwierig ist ...

Grüße,
Gerald
MichaelWagner
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Re: Biodynamischer Weinbau

Beitrag von MichaelWagner »

Danke Bernd, Ha, Aloys - Startschwierigkeiten :D war da was :shock: ?

Mir macht's auch Spass hier und es schult ungemein ;)
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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medoc
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Re: Biodynamischer Weinbau

Beitrag von medoc »

Gerald hat geschrieben:
Schwieriger wird es für mich, wenn der Winzer aus Überzeugung mit "feinstofflichen Schwingungen" und Ähnlichem argumentiert und alles, was nicht in sein Konzept passt (z.B. die Kupfer-Problematik) mit mehr oder weniger passenden Worten beiseite schiebt. Solche Winzer gibt es auch in Österreich einige.

Grüße,
Gerald
Ich denke es ist eher eine Glaubensfrage, alles was nicht beweisbar ist, ist für einen wissenschaftlich denkenden Menschen auch schwer akzeptabel. Und davon gibt es auch ganz viele Winzer. Man kann von beiden Seiten aus alles totreden. Ich denke wie so oft liegt der Weg in der Mitte, ein wenig Toleranz würde da weiterhelfen.
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Alas
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Re: Biodynamischer Weinbau

Beitrag von Alas »

Grüß dich Gerald!

Besten Dank für deine Antwort und das Durchsehen meiner VKN.
Wenn mein Schreibtisch etwas freier ist, nehme ich mich der Thematik noch mal an.

Gruß

Alas
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Markus Vahlefeld
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Re: Biodynamischer Weinbau

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Alas hat geschrieben:Kannst du bitte mal bei meinen VKN schauen? Hoffentlich habe ich meiner Frau nichts schädliches ins Glas gegossen.
Bester Alas,

ich bin mir nicht sicher, ob es Ironie sein soll, aber es ist etwas dem Niveau der Diskussion abträglich, wenn Du unterstellst, dass - egal welche Weine - "schädlich" sein sollen. Schädlich sind nur Weine, die dann nicht verkehrsfähig sind. Kein Bio-Wein und auch kein konventionell erzeugter Wein ist per se schädlich oder - was das Gegenteil wäre - gesundheitsfördernd. Wein ist Wein und jede Art der legalen Erzeugung ist mehr als OK und verspricht Genuss.

Die Gründe, warum Menschen Bio-Produkte vorziehen, sind rein ideologischer oder quasi-religiöser Natur. Die Produkte selbst schmecken weder zwingend besser noch sind sie "gesünder". Die Juden mögen's kosher, die Moslems mögen's halal und der gemeine Gutmensch mag es halt bio.

Und bitte lasst uns nicht vergessen, dass die tödliche Ehec-Seuche vorletztes Jahr von Sprossen aus einem Biobetrieb verursacht wurde. Wäre sie von einem konventionellen Hof gekommen, hätte es mit 100%iger Sicherheit eine Grundsatzdiskussion um konventionelle Landwirtschaft gegeben. Da es aber ein Biobetrieb war und unsere Medien IMHO grün durchseucht sind, wurde der Umstand, dass es ein Biobetrieb war, höflich unter den Tisch gekehrt. Ich verstehe jeden konventionellen Erzeuger, dem da der Kamm schwillt.

Inzwischen kam auch eine Antwort von Herrn Randolf Kauer, die ich hier mal wiedergebe:
Sehr geehrter Herr Vahlefeld,

leider liegt die Dissertation von Herrn Meissner noch nicht vor.
Das Promotionsvorhaben ist für Anfang 2014 geplant.
Danach wird auch die Dissertation veröffentlicht.
Ich bitte daher noch um etwas Geduld.

Mit den besten Grüßen

R.Kauer
mixalhs
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Re: Biodynamischer Weinbau (oxidierter Wein)

Beitrag von mixalhs »

Am Donnerstag hatte ich eine 2007er Falkenlay von Clemens Busch, die offensichtlich oxidiert war: orangegelb, mit leichten, aber deutlichen Oxidationsnoten, wobei man aber immer noch schmeckte, wie der Wein eigentlich gemeint war. Es mag ein Einzelfall sein, vielleicht aber auch eine Konsequenz der Biodynamik. Es könnte ja sein, dass Clemens Busch mit Schwefel etwas zu sparsam umgeht oder vielleicht auch nur bei diesem Wein zu sparsam damit war. Vielleicht haben ja biodynamisch hergestellte Weine auch generell ein Haltbarkeitsproblem, wenn die Lagerung über eine gewisse Zeit hinausgeht. Wer weiß mehr als ich?
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Gerald
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Re: Biodynamischer Weinbau

Beitrag von Gerald »

Ich glaube, das hat mit Biodynamik direkt nichts zu tun, sondern um den "vin naturel" - Gedanken, Wein ohne Sulfitzusatz zu produzieren. Laut Demeter ist nämlich Schwefelung durchaus zulässig.

Allerdings gibt es doch viele Winzer, die beides kombinieren wollen - mit meiner Ansicht nach oft interessanten (aber nicht unbedingt wohlschmeckenden) Ergebnissen.

Grüße,
Gerald
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UlliB
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Re: Biodynamischer Weinbau (oxidierter Wein)

Beitrag von UlliB »

mixalhs hat geschrieben: Vielleicht haben ja biodynamisch hergestellte Weine auch generell ein Haltbarkeitsproblem, wenn die Lagerung über eine gewisse Zeit hinausgeht.
Mir fällt bei dieser Frage gerade auf, dass die meisten Weine in meinem Keller, die biodynamisch erzeugt wurden, rot sind. Und bei denen kann ich kein Haltbarkeitsproblem erkennen.

Ach ja, zumindest ein Weißer fällt mir jetzt doch ein, den ich im Keller habe, und der stammt sogar von einem der Väter der Biodynamie: Coulée de Serrant. Auch da: kein Haltbarkeitsproblem - und ich habe über 20 Jahre alte Exemplare.

Ein generelles Problem mit der Haltbarkeit scheint es wohl nicht zu geben.

Was Schwefel betrifft: biodynamisch heißt ja nicht notwendigerweise ohne Schwefelzusatz produziert; das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Gruß
Ulli
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