"Voodoo" im Weinbau

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
Benutzeravatar
weingeist
Beiträge: 1029
Registriert: Mi 28. Mär 2012, 20:37
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Wien

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von weingeist »

Winzer (einen Südtiroler und einige Burgenländer könnte ich da nennen), beschallen Ihre Weine während des Gär- und Reifeprozesses mit Musik, wobei ich mir bei den Stilrichtungen jetzt nicht mehr sicher bin (Klassisch und Jazz waren aber sicher dabei). In meinen menschlichen Augen ist das absoluter Nonsens, aber wäre ich ein gärender Wein, würden mich Andy Borg oder Andrea Berg zu Höchstleistungen beflügeln..... ;)

Ist doch genauso "Voodoo" - oder etwa nicht?

"OT On" - ich durfte einmal einen (angeblichen) Voodoopriester bei der Arbeit beobachten, was teilweise "lächerlich" ausgesehen hat, teilweise etwas gewöhnungsbedürftig war, und doch bei einer seiner Aktion ein Ergebnis gebracht hat, das ich bis heute noch nicht nachvollziehen kann (allerdings lässt ein David Copperfield auch die Freiheitsstatue verschwinden, also warum mache ich mir da wegen einem Voodoopriester Gedanken..... ;) ) "OT Off"
Liebe Grüße
weingeist
Benutzeravatar
susa
Beiträge: 4163
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 15:33
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Niederrhein
Kontaktdaten:

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von susa »

Die Beschallungskiste gibt es ja in verschiedenen Spielarten. Ich hab mal von einem Landwirt gelesen, der so eine Art Glockenspiele in seinen Feldern aufgehängt hat und zwar nicht, um Vögel zu vertreiben, sondern um mittels dieser Klänge den Weizen zu bespaßen (Formulierung jetzt von mir).

lg
s
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
Benutzeravatar
Alas
Beiträge: 1022
Registriert: Mo 20. Feb 2012, 21:14
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hinter dem Meer

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von Alas »

Hallo!
weingeist hat geschrieben:Hallo Alas,
Du bist doch in manch Deiner Kommentare auch nicht immer soooo vorsichtig.....
Damals habe ich nicht kommentiert, sondern eine Zeitung aus deiner Heimat zitiert.
susa hat geschrieben:Alas, in Deutschland bzw. im deutschen Sprachraum ist es durchaus üblich, wissenschaftlich nicht belegbare Methoden, die dennoch im festen Glauben an ihre Wirksamkeit angewendet werden, kurz mit "Voodoo" zu bezeichnen.
Naja, jetzt steht es in den Zeichen der wörtlichen Rede.
In meinen vierzig Jahren Aufenthalt im deutschsprachigem Raum ist mir die Verwendung des Begriffs so nicht begegnet. Vielleicht ist das ja neu oder es wird in Gegenden verwendet, in denen das Hochdeutsch nicht ganz so rein ist.
Im Wesentlichen ging es mir darum, den wehrten Autor des Beitrags vor einer möglichen juristischen Unwägbarkeit zu bewahren.

So..., jetzt werde ich einen 'Voodoo'-Wein aus einem 'Voodoo'-Zalto-Glas geniessen und mich freuen auch noch den Abschnitt des 'Voodoo'-Zeitalters erleben zu dürfen.

Es grüßt :)

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
Benutzeravatar
susa
Beiträge: 4163
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 15:33
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Niederrhein
Kontaktdaten:

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von susa »

Alas hat geschrieben:...
In meinen vierzig Jahren Aufenthalt im deutschsprachigem Raum ist mir die Verwendung des Begriffs so nicht begegnet. Vielleicht ist das ja neu oder es wird in Gegenden verwendet, in denen das Hochdeutsch nicht ganz so rein ist.
...
Anything the native speaker says is correct.

ist glaube ich von Chomsky ;)
lg
s
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
Benutzeravatar
Alas
Beiträge: 1022
Registriert: Mo 20. Feb 2012, 21:14
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hinter dem Meer

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von Alas »

Guten Morgen Susa!
susa hat geschrieben: Anything the native speaker says is correct.

ist glaube ich von Chomsky ;)
Nun, wenn du ein Chomsky-Groupie bist, dürftest du eigentlich nur Vine Naturel trinken. 8-)

Guten Tag

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
mixalhs
Beiträge: 1780
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:29

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von mixalhs »

"Voodoo" kenne ich auch in dieser Bedeutung: Zauberei, die auf die wirkt, die an sie glauben. Der Begriff wird benutzt, um ernstgemeinte Dinge/Ideen/Theorien, die einer wissenschaftlchen Grundlage entbehren, ins Lächerliche zu ziehen, sei es die Schwingung des Betoneis, in dem der Wein gärt, sei es das Vergraben des Schädels eines weißen Milchzickleins im Weinberg bei Vollmond, sei es das Besprühen der Reben mit bis unter die Nachweisgrenze in Wasser verdünnten Substanzen.

Meine Meinung dazu: Wer's glaubt wird selig.

Aber WinzerInnen, die solches tun, kümmern sich aber auch sonst sehr um ihre Reben und um ihren Wein. Und das tut dem Wein gut. Der Voodoo-Zauber ist einfach stark korreliert den Dingen, auf die es im Weinbau wirklich ankommt. Und dann schmecken mir Weine von PJ Kühn oder Clemens Busch, obwohl ich die Biodynamik, die dahintersteckt, für Voodoo halte.
Benutzeravatar
Alas
Beiträge: 1022
Registriert: Mo 20. Feb 2012, 21:14
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hinter dem Meer

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von Alas »

Hallo!
mixalhs hat geschrieben:Aber WinzerInnen, die solches tun, kümmern sich aber auch sonst sehr um ihre Reben und um ihren Wein. Und das tut dem Wein gut. Der Voodoo-Zauber ist einfach stark korreliert den Dingen, auf die es im Weinbau wirklich ankommt. Und dann schmecken mir Weine von PJ Kühn oder Clemens Busch, obwohl ich die Biodynamik, die dahintersteckt, für Voodoo halte.
Meiner Meinung nach ergibt sich aus der 'Voodoo'-Haltung eine doppelte Problematik:

1. Durch die selbst gesetzte Methodik als alleinige Erkenntnisweise eines wissenschaftlichen Handels ('Naturwissenschaft') grenzt man andere Methoden aus, und zwar mit Mitteln, die sich selbst nicht an die eigenen Grundsätze halten. Sinnvoller wäre es die eigenen Methoden als begrenzt anzuerkennen, bzw., dass diese selbst ja eine beständige Revision erfahren.

2. Die Erkenntnismenge wird als endlich behauptet, was sie natürlich nicht ist. Vielmehr schafft jeder Erkenntnisgewinn mehr Unkenntnis, wie sich geometrisch leicht nachweisen lässt. ( Jede größere Fläche hat einen größeren Umfang, als eine kleinere. )

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
Benutzeravatar
Gerald
Administrator
Beiträge: 7657
Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Wien

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von Gerald »

Hallo,

nur zur Erläuterung: ich habe überhaupt kein Problem und keine Berührungsängste mit wissenschaftlich (noch) nicht nachweisbaren Lehren, wie sie oft unter "Esoterik" zusammengefasst werden. Ganz besonders nicht mit traditionellen Vorstellungen wie eben dem "echten" Voodoo bzw. seinen Varianten in anderen Regionen, insb. Lateinamerika. Ich durfte einmal in Brasilien bei einer Candomblé-Zeremonie teilnehmen (natürlich nur als Beobachter), es war wirklich faszinierend. Auch wenn dort keine unerklärlichen Phänomene vorgekommen sind, wie dass jemand in Trance eine ihm völlig unbekannte Yoruba-Sprache spricht.

Was mich aber massiv stört ist, wenn man solche Dinge mit pseudowissenschaftlichen Erklärungen zusammenmischt, um damit der eigenen Story einen quasi wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Konkret hier die "Schwingungen". Was soll da genau schwingen und wie? Meist mit dem Zusatz "feinstofflich".

Oder die (tatsächlich mögliche) Messung von Redoxpotential als Zeichen, dass der Wein "gesund" ist. Mit Wasser, Phosphorsäure, Kaliumdisulfit und Natronlauge kann man bei geeignetem Mischverhältnis eine - sicher nicht besonders gesunde - Lösung zusammenbasteln, die genau dieselben Werte für Redoxpotential, pH und Leitfähigkeit wie der "supergesunde" Wein hat.

Sehr schön wird diese Problematik der pseudowissenschaftlichen Erklärungen übrigens in folgendem Interview ausgeführt:

http://derstandard.at/1363709682106/Qua ... ung-zu-tun

Grüße,
Gerald
C9dP
Beiträge: 801
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:10

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von C9dP »

Hallo Alas,

deine Ausführungen zum Problem der Naturwissenschaft ergeben wenig Sinn. Gerade in der Erforschung und Erklärung des Unbekannten und in der Erweiterung des Wissenshorizontes liegt der eigentliche Antrieb der Wissenschaftler. Sonst hätten es kaum Physiker wie Einstein, Heisenberg oder Hawking zu solchen Ergebnissen geschafft.

Mein Grundproblem mit vielen Esotherikanhängern ist aus meiner Sicht, dass die sehr missionarisch unterwegs sind und versuchen alle anderen von Ihrer Sichtweise zu überzeugen. Wenn jemand glaubt mit irgendwelchen Betoneiern und Musikstücken den Wein positiv zu beeinflussen, dann kann er daran gerne glauben. Solche schlichtwe schwachsinnigen Erklärungen sind jedoch positiv gedeutet gutes Marketing oder drastischer ausgedrückt Verbrauchertäuschung.
Viele Grüße

Aloys
Benutzeravatar
Herr S.
Beiträge: 1068
Registriert: So 12. Dez 2010, 14:11
Wohnort: Bockenheim a.d. Weinstrasse

Re: "Voodoo" im Weinbau

Beitrag von Herr S. »

Hallo zusammen,

am Wochenende begebe ich mich als Wiederholungstäter in die Hände eines elsässischen "Voodoo"-Anhängers in Wettolsheim. Nur ist dort von "Voodoo" keine Spur. Auf die Frage "Warum Biodynamik?" kam die lapidare Antwort "Parce que ca marche". Das ähnelt in seiner Pragmatik ein wenig dem Totschlagargument aus dem konventionellen Anbau "Viel hilft viel". Wie dem auch sein, so lange mir der "Voodoo" schmeckt ist alles ok.

Viele Grüße,
Björn
--------------------------------------------
"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
Antworten

Zurück zu „Tendenzen im Weinbau“