Hallo allerseits,
auch ich bin wieder zurück aus Strasbourg und möchte euch meine Eindrücke als Neuling ebenfalls nicht vorenthalten. Achtung: Doktorarbeit #2.
Zunächst einmal Verzeihung für das Durcheinander mit den Standnnummern - auch ich musste vor Ort feststellen, dass sich hier diverse Fehler engeschlichen hatten. Durch die App, die vor Ort eine große Hilfe war und die ich jedem nur empfehlen kann, ist mir das dann aber doch erst spät aufgefallen.
Nun aber zu meinen Eindrücken: Wir fuhren Samstag morgen aus der Stuttgarter Gegend los mit dem Plan, ca. 30 min. vor Messebeginn vor Ort zu sein. Da die Straßen trocken und frei waren, hätte das auch gut klappen können, wären nicht die Straßen in Strasbourg von der Autobahnausfahrt bis zur Messe völlig verstopft gewesen. Wir standen dort noch einmal gut 30 Minuten im Stau, bis wir schließlich direkt auf dem Messeparkplatz zum Glück noch parken konnten. Dieses vorab: Da keinerlei Öffnungszeiten an diesem Messeparkplatz angeben waren und der Parkplatz kostenlos war, haben wir kurzerhand das Auto dort übernachten lassen, sind mit der Bahn zum Hotel (Haltestelle direkt an der Messe, fünf Stationen ohne Umsteigen zu unserem Hotel) und haben Sonntag morgen unsere Einkäufe abgesammelt und ins Auto gebracht. Keine Ahnung, ob der Platz sicher ist, aber meinem Skoda ist nichts passiert und da wir Sonntag morgen zeitig da waren (9:45 Uhr) konnten wir unser Vehikel auf dem fast leeren Parkplatz umparken und perfekt an einem der Seitenausgänge platzieren, um nur einen kurzen Weg zum Auto zu haben.
Ich würde es wieder so machen.
Auf dem Weg vom Auto zum Eingang traf uns zunächst beim Blick auf die lange Warteschlange der Schlag. Völlig umsonst, denn diese wird sehr schnell abgefertigt und wir waren nach wenigen Minuten drin. Erster Eindruck: Oh Gott, sind das viele Stände.
Zum Glück kamen wir dank euch mit unserer Winzerliste an, die wir abgrasen konnten. Ansonsten hätten wir keine Ahnung gehabt, wor wir anfangen und aufhören sollen. Es fiel uns so schon schwer genug, da klar war, dass wir nie alle schaffen können, die wir aufgeschrieben hatten. Trotzdem waren wir zu Beginn etwas überfordert, was sich mit der Zeit legte. Leider mussten wir feststellen, wie eingerostet unser Französisch ist, somit waren längere Unterhaltungen kaum möglich. Wir hattten dennoch durchweg sehr nette Begegnungen mit den eigentlich ausnahmslos sehr sympathsichen Winzern.
Natürlich haben wir es nicht geschafft, unsere Liste komplett "abzuarbeiten", dafür waren es einfach zu viele und wir zu unsicher. Aber wir hatten jede Menge Spaß dabei und für mich steht fest, dass ich im nächsten Jahr wieder hinfahren werde. Danke Oberpfälzer, dass du mich dazu überredet hast!
In der Halle herrschte schon Gedränge, aber ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Unangenehme Begegnungen mit unangenehmen Deutschen / Menschen a la "Keiler neigschifft" hatte ich übrigens gar nicht. Ich fand die Atmosphäre sehr entspannt, sowohl das Publikum als auch die Winzer. Einzig gestört hat mich, dass es nur über den Hauptausgang die Möglichkeit gab, mal kurz ins Freie zu gelangen, um frische Luft zu schnappen. Durchgehalten haben wir leider nicht bis zum Schluss, bereits um 16 Uhr war der Ofen aus, der Gaumen überfordert und die Beine schmerzten. Ich hoffe, beim nächsten Mal etwas mehr Kondition zu haben.
Nun aber zu den Winzern und Weinen. Ich kann nicht mehr bei allen, die ich besucht habe, genau sagen, was mir sehr gut gefallen hat oder was nicht. Festhalten kann ich, dass ich (vermutlich) dank meiner Liste keinen schlechten Wein im Glas hatte - Es ging bei "gut" los, die Empfehlungen waren also allesamt Gold wert. Manche Weine lösten allerdings nicht direkt einen Kaufreflex aus, obwohl sie sehr gut waren. Gut möglich, dass ich bei einer Verkostung am kommenden Tag anders eingekauft hätte, aber in etwa so hatte ich die Weine empfunden, an die ich mich noch erinnern kann. Folgende Winzer haben wir geschafft und alle boten auch etwas für unseren "kleineren" Geldbeutel, d.h. maximal 20 € pro Flasche:
Domaine Rougeyron - Hier haben wir nur die Roten probiert, die wir allesamt sehr spannend fanden. Gekauft haben wir dennoch nichts - warum, kann ich nicht mehr sagen, wir waren jedenfalls kurz davor. Sehr netter Winzer, schöne Weine, aber vielleicht waren wir uns nicht sicher, weil sie schon sehr speziell waren und es unser letzter Standbesuch war. Nächstes Jahr geh ich sicher wieder hin. Auf ein Neues!
Domaine Cazes Wir haben auch hier nur die Roten probiert, die wir lecker fanden, die uns aber zu "trocken" am Gaumen waren.
Domaine Alain Gautheron Hier haben wir uns quer durch die Weißen probiert, die uns auch wirklich gut geschmeckt haben, irgendwie präzise. Wir hatten uns auch zwei Weine notiert, aber da wir ziemlich am Anfang dort waren wollten wir erst einmal weitertesten und haben am Ende dann doch nichts gekauft, sondern an einem anderen Stand, sieh weiter unten.
Domaine Tortochot Es gab drei Weine unter 20 € (17-19€), die wir auch probiert haben. Ich fand sie sehr gut, da meine Angetraute allerdings nur ein "gut" dazu abgeben konnte und ich irgendwie das Gefühl hatte, für den Preis im Priorat einen für uns beide hervorragenden Wein zu bekommen, haben wir doch von einem Kauf abgesehen.
Domaine Cheveau et Fils Hier haben wir ebenfalls nur die beiden Roten verkostet (beide unter 10 €), die uns auch gut gefallen haben. Mitgenommen haben wir dennoch nichts - vielleicht ein Fehler.
Domaine Felix Sehr günstige, gute Weißweinpalette. Wie auch schon bei Gautheron hatten wir uns zwei Weine notiert, am Ende dann aber doch nicht zugeschlagen.
Chateau Masburel hatte eine sehr leckere Palette, wir haben dennoch nicht zugeschlagen, da wir zu diesem Zeitpunkt schon anderweitig Geld über den Ladentisch geschoben hatten und uns dies noch ein wenig besser gefiel, nämlich bei ...
Chateau Tertre de Leyle Ein sehr leckerer Rotwein für unter 10 €! Ich bin schon gespannt auf die Nachverkostung, aber der hat uns vor Ort wirklich sehr gut gefallen für den Preis. Genauer haben es sechs Flaschen Chateau Le Tertre de Leyle Cotes de Bourg 2009 in meine Kofferraum geschafft. Unser erster Brdeaux.
Domaine Berthet-Bondet Waren wir, gekauft haben wir nichts, warum, weiß ich nicht mehr - war aber auch eher am Ende, vermutlich waren wir zu platt. Nächstes Jahr wieder.
Domaine de Pierre Belle Ich frage mich immer noch, warum ich bei den Rotweinen nicht zugeschlagen habe - eine sehr schöne Bandbreite und allesamt unter 16 €, supernette und bemühte Winzer. Weingstens den "6 coeurs" aus sechs Rebsorten hätte ich doch noch einpacken sollen ... Mist, vergessen.
Nun zu den Winzern, die einen besonderen Eindruck hinterließen und allesamt sehr herzlich und sympathisch waren (wie die meisten zuvor auch):
Rhone-Weine Auf der Suche nach Chateauneufs unter 20 € war ich an diversen Ständen, an denen es diesen teils auch gegeben hätte - Saint Siffrein, Bastide Saint Dominique, Olivier Hillaire, Mas de Bois Lauzion, Domaine Mathieu, Fontavin, Font de Michelle und Beaurenard. Gekauft habe ich keinen Chateauneuf, da mich im Vergleich zu den bei Lobenberg im Abverkauf erstandenen Domaine Cristia 2010, den ich im Keller habe, keiner der Kandidaten überzeugen konnte. Die Enttäuschung war diesbezüglich groß und sollte sich in Wohlgefallen auflösen, denn schließlich bin ich bei Font de Michelle mit einer Cote du Rohne Cuvee fündig geworden, die mir besser schmeckte als die verkosteten Chateauneufs (vom Font de Michelle C9 abgesehen, der mir zu teuer war): "Confidentia" de Font du vent aus dem Jahr 2010 aus 70% Syrah und 30% Grenache. Was mir erst jetzt auffällt: Font de Michelle steht nirgends auf den Etiketten, lediglich "Producteurs: Jean et Michel GONNET & Fils"?! Ein voller, fruchtiger Wein, der unser sehr, sehr gut gefallen hat und mit 13 € hervorragend ins Budget passte. Ein Volltreffer und auch hiervon wurden sechs Flaschen gekauft.
Chateau Pierre-Bise Eine sehr nette, herzliche Dame stand ganz alleine an ihrem Stand ohne jegliche Kundschaft, als wir eintrafen - und das ist mir ein völliges Rätsel. Aus unserer Sicht war ein Weißwein leckerer als der andere. Gekauft haben wir am Ende je 6 Flaschen der beiden Anjou-Weine (Les Rouannieres 2011 und Le Haut de la Garde 2012) für knapp über 10 Euro, die uns vor Ort richtig umgehauen haben. Ich bin schon gespannt, ob sie uns hier immer noch begeistern können. Als wir gingen, war am Stand übrigens wieder großes Gedränge. Vielleicht hat unsere Begeisterung ein Stück dazu beigetragen. Unser Favorit in Weiß.
Apropos Begeisterung:
Domaine du Grand Arc Hier haben wir uns auf die Vielzahl der Rotweine beschränkt, die bis auf einen allesamt unter der magischen 20€-Grenze lagen. Was mich immer noch ärgert: Auch wenn ich den teuersten für 27€ nicht gekauft hätte, hätte ich wenigstens mal probieren sollen, denn die anderen haben allesamt überzeugt, gleichgültig, aus welcher Preisklasse. Vor Ort waren wir begeistert und wussten am Ende nicht, welche Weine wir nun mitnehmen sollen. Wir haben uns spontan für jeweils eine Kiste Aux Temps d`Histoire 2011 und Cuvee des Quarante 2011 entschieden. Auch hier bin ich sehr gespannt, ob wir zu Hause ebenso darüber jubeln können. An diesem Stand hatten wir wie auch schon bei Font de Michelle und Pierre-Bise ein "Wow"-Erlebnis, bzw. eins nach dem anderen. Übrigens ging es dem Herrn, der neben uns verkostete, genauso und das Gedränge war wirklich groß am Stand - aber es lohnt sich, geduldig zu warten, bis man dran ist.
Das waren unsere subjektiven Eindrücke. Der Tipp, mit ausreichend Wasser und Brot anzureisen, war wirklich Gold wert, ebenso die vielen anderen Hinweise, wie etwa die App oder frühzeitig vor Ort zu sein und natürlich auch die Winzerliste. Sackkarren hatte ich übrigens keinen dabei. Man kann direkt am Eingang Sackkarren ausleihen - für eine Stunde kostenlos. Gefühlt 50% der Besucher kamen allerdings mit eigenen Wägelchen.
Wie erwähnt war dies sicher nicht mein letzter Besuch dort. Es hat großen Spaß gemacht, ist aber auch anstrengend. Mal sehen, wie sich die Weine mit etwas Abstand zur Messe schlagen und auch im Vergleich zu den Weinen, die bereits in meinem Keller liegen. Herzlichen Dank an alle für die unglaublich wertvollen Tipps! Ohne diese wäre es sicher nicht so spaßig und erfolgreich gewesen!
Was ich ich mir fürs nächste Mal vornehme:
- mein Französisch aufpolieren
- Herausfinden, wie man bei einem Wein erkennt, dass mal ein großer aus ihm werden wird, wenn man ihn ein paar Jahre in den Keller legt, obwohl er einem vor Ort vielleicht nicht so gut schmeckt wie einer, der direkt trinkbar ist.
- Meinen Keller vorher so leer wie möglich trinken.