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Empfehlung Weingläser

Von Korken, Kapseln, Kellermessern
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Bernd Schulz

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragDo 10. Dez 2020, 23:01

amateur des vins hat geschrieben:Wunderbar!
Wie kommt's - sparst Du damit Weinvolumen und schonst Deine Leber? Oder einfach so?


Das Schonen der Leber war der ursprüngliche Plan, der hinter dem Gebrauch des INAO-Glases stand. Aber irgendwie funktioniert das nur sehr bedingt..... :twisted:

Ich bin nach Feierabend ein fauler Mensch, und der Umgang mit dem INAO-Glas ist halt sehr bequem. Es ist ratzfatz mit der Hand gespült (ich habe keine Spülmaschine); falls mal eines von den ca. 40 Stück, die ich (noch ;)) besitze, bei der Reinigung zu Bruch geht, löst das kein wirkliches Verlustgefühl aus.

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragFr 11. Dez 2020, 00:33

Ich finde es schon interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen bei verschiedenen Gläsern sind. Bei unseren Weinrunden (die pandemiebedingt gerade weitgehend pausieren) bringen manche Teilnehmer immer ihre eigenen Gläser mit, die dann auch gerne mal rumgehen, wenn die ausgetauschten Eindrücke sehr weit auseinander gehen. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Gläsern waren teils sehr drastisch, und das wurde nicht nur durch einen Rundenteilnehmer festgestellt...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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austria_traveller

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragFr 11. Dez 2020, 08:27

amateur des vins hat geschrieben:Wenn man nicht schwenkt, kann man sich tatsächlich minimale Unterschiede einbilden:

Guten Morgen,
Ich gehöre auch zu der Fraktion die sich solche Sachen "angeblich" einbilden.
Ich hatte mal eine Doku gesehen über die Produktion von Weingläsern. Es gingt um Riedel Gläser.
Da wurde erzählt dass es ganz besonders wichtig sei, wie das Glas geschwungen ist und in welchem Winkel der Wein auf die Zunge kommt, damit welche Geschmacksknospen wie angesprochen werden. Ich bin sicher Riedel investiert da einen Haufen Geld in solche Analysen.
Wenn es so egal wäre, könnten wir den Wein ja aus Wassergläsern oder Kaffeehäferln trinken - tun wir aber nicht.
Am besten du machst dir dein eigenes Bild und probierst es einfach mal aus.
glauer hat geschrieben:So ein Riedel Sommelier oder Zalto fasse ich selber nur noch zum Trinken an. Seither gibt es auch keinen Bruch mehr.

Ich auch.
Beim händischen Waschen habe ich schon so manches Glas zerlegt :lol:
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Gerald

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragFr 11. Dez 2020, 08:33

Wie schon zuvor geschrieben: ich könnte mir gut vorstellen, dass es einfach an der Temperatur liegt. Unterschiedliche Weingläser haben unterschiedliche Wärmekapazitäten, leiten je nach Bauform die Umgebungstemperatur besser oder schlechter in den Wein etc.

Vielleicht macht sich ja jemand einmal die Mühe, bei einer solchen Verkostung auch die Temperatur des Weines in den unterschiedlichen Gläsern zu messen und zu vergleichen.

Grüße
Gerald
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Bernd Schulz

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragFr 11. Dez 2020, 09:18

austria_traveller hat geschrieben:Wenn es so egal wäre, könnten wir den Wein ja aus Wassergläsern oder Kaffeehäferln trinken - tun wir aber nicht.


Wassergläser oder Kaffeetassen, die in der Regel einen zylindrischen oder gar nach oben sich konisch erweiternden Verlauf haben, vermeide ;) ich beim Weintrinken, weil ich dann so gut wie nichts rieche. Eine gewisse bauchige Form sollte ein Weinglas schon haben. Aber das, was Hersteller wie Riedel über den Winkel, mit dem der Wein auf die Zunge kommt, verzapfen, halte ich schlichtweg für Käse. Gut, die wollen ihre x verschiedenen Glastypen verkaufen und müssen sich so etwas aus den Fingern saugen....

Gerald hat geschrieben:Wie schon zuvor geschrieben: ich könnte mir gut vorstellen, dass es einfach an der Temperatur liegt. Unterschiedliche Weingläser haben unterschiedliche Wärmekapazitäten, leiten je nach Bauform die Umgebungstemperatur besser oder schlechter in den Wein etc.


Die Temperaturtheorie finde ich nicht abwegig, aber ich glaube, dass es sich tatsächlich um ein psychologisches Phänomen handelt. Wie in einem anderen Thread geschrieben habe ich es auf einer Weinprobe mit lauter erfahrenen Verkostern schon erlebt, dass ein und derselbe Wein aus ein und derselben Flasche zweimal hintereinander serviert auf breiter Front zu verschiedenen Eindrücken und Bewertungen führte....und zwar aus dem jeweils gleichen Glas getrunken....

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Fr 11. Dez 2020, 13:32, insgesamt 1-mal geändert.
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amateur des vins

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragFr 11. Dez 2020, 13:18

austria_traveller hat geschrieben:Ich gehöre auch zu der Fraktion die sich solche Sachen "angeblich" einbilden.
Gerhard, bitte nicht angegriffen fühlen! Wie ich bereits zuvor schrieb: paßt scho'.

Ich kann und will aber meine naturwissenschaftlich geprägten Denkmuster nicht abschalten. Und vor diesem Hintergrund kann die Hypothese nicht standhalten.

Der Mythos der "Geschmackszonen der Zunge", der dem Marketing der Firma Riedel immernoch zugrundeliegt [Link], ist übrigens seit längerem weitgehend widerlegt. Such' mal nach "taste map debunked" oder ähnlichen Begriffen.
austria_traveller hat geschrieben:Am besten du machst dir dein eigenes Bild und probierst es einfach mal aus.
Das habe ich. Meine Anmerkung zu Wassergläsern und Haferln [Link] kam nicht von ungefähr. ;) Genau deshalb bestehe ich seit langem darauf, Weingläser mit in den Campingurlaub zu nehmen, solange ich sie nicht selber tragen muß. :D Und die Begründung findet sich in meinem obigen, von Dir zitierten Beitrag: Ein Bouquet kann sich in derlei Gefäßen kaum entwickeln, weil sie sich nur schwer unfallfrei schwenken lassen und die Aromastoffe sich durch die nach oben offene Form zu schnell verflüchtigen.

Das bedeutet aber nicht, daß ich davon ausgehe, der Wein wäre in solch einem Gefäß ein anderer.

Bernd Schulz hat geschrieben:
Gerald hat geschrieben:[...] ich könnte mir gut vorstellen, dass es einfach an der Temperatur liegt. [...

Die Temperaturtheorie finde ich nicht abwegig, aber ich glaube, dass es sich tatsächlich um ein psychologisches Phänomen handelt. [...]
Beides scheint mir plausibel. Daß Psychologie eine große Rolle spielt, da bin ich mir relativ sicher.


Und noch etwas ist mir eben eingefallen:
Oft beginnen wir einen Wein zu probieren kurz bevor wir mit dem Kochen anfangen. Schon häufig, und insbesondere beim Anbraten von Fleisch, ist mir aufgefallen, daß ich dann lieber weggehe, weil die Wahrnehmung beeinträchtigt ist. Auch versenke ich beim "analytischen" Schnüffeln meine Nase weitestmöglich im Glas.

Ich behaupte also:
Die Wahrnehmung von Fremdgerüchen beeinflußt die Weinsensorik. Die relative Intensität von Wein- zu Fremdgerüchen hängt von der Geometrie des Weinglases ab: direkt von der Öffnung, indirekt vom Volumen und der Flüssigkeitsoberfläche, weil das die relative Intensität von Wein- zu Fremdgeruch beeinflußt.
Besten Gruß, Karsten
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Gaston

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragFr 11. Dez 2020, 16:22

Hallo,

ich gehöre zur Sowohl-als-auch-Fraktion. Einerseits ist es evident, das die Qualität des Glases das Genusserlebnis beeinflusst, andererseits habe ich manchmal schon das Gefühl, dass da ein grosses Brimborium drum gemacht wird - siehe den berühmten Winkel, mit dem der Wein die Zunge berührt.

Ich hab alles Mögliche zu Hause, Zalto, Gabriel, Schott, Spiegelau, wobei das Zalto Universal mein Favorit ist. Für Partys u.ä. kann ich die Taste-Reihe von Schott empfehlen - ein robustes, funktionales und relativ ansehnliches Alltagsglas zum Superpreis. Dass ein und der selbe Wein ganz anders schmecken kann, kann am Glas liegen, kann aber auch eher psychologische oder Tagesformbedingte Gründe haben - so zumindest meine Erfahrung.

Neuerdings stellt auch die böhmische Traditionsglashütte Kvetna 1794 mundgeblasene Weingläser her. Das ganze sieht ein weinig nach einer Zalto-Kopie aus (zumindest die Auriga-Reihe), gibs aber etwa zum halben Preis. Ich hab mal zwei Gläser bestellt, mal sehen was die taugen... https://kvetna1794.cz/kategorie-produktu/sklenicky
Beste Grüße
Gaston
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austria_traveller

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragFr 11. Dez 2020, 17:11

amateur des vins hat geschrieben:Gerhard, bitte nicht angegriffen fühlen! Wie ich bereits zuvor schrieb: paßt scho'.

Kein Problem; jeder wie er mag ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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OsCor

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragFr 11. Dez 2020, 19:51

Mein Lieblings-EDEKA führt eine ordentliche Auswahl an Craft-Bieren und bietet auch ein spezielles Glas an, das aussieht wie ein sog. Teku-Pokal, aber ohne Stiel.
Für mich kann ich sagen, dass damit der Biergenuss enorm gesteigert worden ist. Irgendwann kam ich auch auf die Idee, mal einen Wein daraus zu trinken - und siehe da: Gar nicht mal schlecht; das Glas hat ja auch einige Eigenschaften, die gute Weingläser haben.
Einen geschmacklichen Quantensprung habe ich auch empfunden, als ich von den auf Weinfesten häufigen Sherry-Glas-ähnlichen Probiergläschen abkam.

Da ich kaum Rotwein trinke und praktisch nie hochwertige Weißweine, bin ich mir auch sicher, dass es für mich egal ist, welche Weinglas-Marke ich benutze.

Gruß
Oswald
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glauer

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Re: Empfehlung Weingläser

BeitragSa 12. Dez 2020, 17:10

Ich bin was die Gläser angeht eigentlich recht entspannt, solange es sich um eine ordentliche Qualität handelt, d.h. vor allem nicht zu dick und auch nicht viel zu klein. ZB mit dem einfachen (maschinell gemachten) Gabriel Glas deckt man eine ganze Menge an Situationen problemlos ab.
Bei Burgundern bin ich dann aber weniger entspannt. Da muss für mich auf jeden Fall ausreichend Volumen sein. Und da scheint mir auch der Winkel der Glasöffnung eine echte Rolle zu spielen. Wir hatten ursprünglich Zalto Burgund angeschafft, aber dann doch auf dringende Empfehlung unseres Dealers noch zwei Riedel Sommelier Grand Cru gekauft (die ich eigentlich meiden wollte, da absurd teuer und weil ich vor vielen Jahren an meinem ersten Abend als studentische Aushilfe in einem Restaurant gleich zweien davon beim Polieren den Kragen abgedreht hatte). Und die Unterschiede waren tatsächlich gewaltig (wir vergleichen/hinterfragen das auch in unserer Weinrunde regelmäßig wieder, eigentlich immer mit gleichem Ausgang). Im Sommelier sind die Weine fast durchgehend deutlich entspannter und ansprechender, man hat das Gefühl es fügt sich alles harmonisch zusammen. Das Zalto zerlegt die Weine fast, sie wirken oft etwas schärfer, man könnte allerdings auch sagen es ist analytischer. Da ich aber in der Regel in der Hoffnung auf grösstmöglichen Genuss trinke, greife ich jetzt primär zum Riedel. Und fast den grössten Unterschied (so bilde ich mir ein), macht dabei die ausladende Öffnung mit einer Lippe des Glases, durch die der Wein direkt auf die Zunge rinnt. Das ist beim Zalto und fast allen anderen, sich oben verengenden, Gläsern komplett anders. Ob das jetzt Hirngespinste sind oder nicht, für mich funktionierts.
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