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DIAM-Korken

Von Korken, Kapseln, Kellermessern
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RoCo

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Re: DIAM-Korken

BeitragDo 6. Mai 2021, 17:22

Hallo Gerald,

ich habe da auch noch ein Zitat von Dr. Sigmund Friedrich Hermbstaedt (1800).
Er schieb im "Systematische Grundriß der allgemeinen Experimentalchemie" zur Suberinsäure:
"ihr Geschmack ist sauer und bitter zugleich; und sie reizt sehr zum Husten".


Kleiner Rückblick.
Der Anlass für meinen Nachforschung war die Feststellung, dass mir sehr gut bekannte Weine sich sensorisch anders präsentierten, als die Jahre zuvor. Sie hatten einen neuen Verschluss. Bei anderen Weinen unterschiedlicher Herkunft / Rebsorte / Farbe entdeckte ich ähnliche ungewohnte Charakterzüge. Alle diese Weine waren mit Diam verschlossen.
Diam ... was ist das? Oh, dieser Hersteller garantiert Winzern die sensorischen Neutralität und die Homogenität ihrer Verschlüsse. Toll, aber warum schmecken die Weine damit anders, als bisher?
Dann fing ich an Schritt für Schritt mich mit dem Presskorken auseinanderzusetzen
und kam zur Suberinsäure.

Suberinsäure ist eine Korksäure welche in jedem Kork vorhanden ist. Sie ist als "REIZEND" eingestuft.
Die Werte welche bei den untersuchten Diam/Amorim Agglomeratkorken gemessen wurden sind sehr einheitlich.
Jeder Naturkork ist ein Unikat, die Unterschiede sind größer und somit wird auch der Einfluss nicht so einheitlich sein.
Wäre eine logische Erklärung für die sensorischen Unterschiede, welcher jeder von uns, bei den einzelnen Flaschen eines gleichen Weines mit Naturkorken schon bemerkt hat.

In der Vergangenheit hätte ich bei einigen Weinen schon auf Diam gewettet und verloren :oops:

Es geht nicht darum, irgendwelche Produzenten von Verschlüssen zu schaden.
Wenn sie den Verbraucherschutzvorschriften gerecht werden, ist alles gut.
Tricksen und täuschen sie, wird ihnen irgendwann jemand auf die Schliche kommen.
Für die Weinbranche gibt es keine Ausnahmen!

Diam Bouchage, Amorim und andere Produzenten haben sich auf Grund der TCA-Problematik meist auf die Messung geruchsaktiver Stoffe beschränkt. So übersahen sie die anderen sensorischen Veränderungen. Aus dem Fehlen von TCA kann man nicht auf eine sensorische Neutralität schließen.


Geschmack Suberinsäure

Gerald du bist so dicht dran! Eine „komplexen Matrix wie Wein“ ist hochsensibel,
geringste Mengen können sie aus dem ursprünglichen Gleichgewicht bringen.
Denke an TCA, da reichen 4ng/l.

Suberinsäure stülpt keinen markanten Eigengeschmack oder Geruch über den ursprünglichen sensorischen Fingerabdruck (Aussehen, Geschmack, Geruch, Trigeminale Wahrnehmungen).
SA greift in die Struktur des Weines ein und verändert den „ursprünglichen Weincharakter“.

Der „ursprüngliche Fingerabdruck“ ist den meisten Weinkonsumenten nicht bekannt.
Wie soll er dann Abweichungen erkennen?

Wie sollen Winzer/Önologen die Unterschiede erkennen, wenn sie mehrere Weine mit
identischen Presskorken testen und / oder ein unbrauchbares Testverfahren anwenden?

Viele Grüße und einen schönen Abend!

Rolf
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Gerald

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Re: DIAM-Korken

BeitragDo 6. Mai 2021, 18:11

Hallo Rolf,

hustenreizend sind viele feste organische Säuren, wenn man sie als Staub oder auch als Dampf (beim Erhitzen) einatmet.

Und bei der "komplexen Matrix wie Wein": gerade hier würden die anderen Komponenten viel eher alles überdecken.

Aber immerhin hast du gerade die Homöopathie bewiesen: die Suberinsäure schmeckt als Reinsubstanz nur leicht säuerlich (und vielleicht auch ein bisschen bitter), aber in Verdünnung von 1:1.000.000.000 (also de facto D9) wie in deinem Experiment kommt erst der langanhaltende, kratzige Gaumeneindruck zustande. :)

Ich will ja gar nicht in Frage stellen, dass der von dir beschriebene sensorische Effekt für dich und vielleicht auch andere Menschen nachvollziehbar ist - aber die arme Suberinsäure ist da sicherlich nicht schuld, da musst du wohl weitersuchen. Ganz abgesehen davon, dass Naturstoffe wie Korkrinde sehr komplex aufgebaut sind und das Ganze wohl von keiner Einzelsubstanz kommt, sondern vermutlich einer Mischung vieler verschiedener Polyphenole.

Grüße
Gerald
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RoCo

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Re: DIAM-Korken

BeitragDo 6. Mai 2021, 18:44

Ach Gerald,
wir reden an einander vorbei.
Du hast nicht den Artikel richtig gelesen.... oder nicht verstanden... ich weiß es nicht :?:
Wo nimmst du die Erkenntnis her, dass Suberinsäure nicht so wirken kann?

Im Bezug auf Suberinsäure hast du frei Hand..... mach Versuche ...
dann deine Vorgehensweise dokumentieren und dann hier die Ergebnisse präsentieren.
Oder geh in Richtung Phenole ..... ;)

"Es kann nicht sein, was nicht sein darf bzw. was vorher noch keiner entdeckt hat."

Passt schon! Bin dann mal wieder weg.... und viel Spaß bei der Forschung!

Gruß und eine schöne Zeit.
Rolf
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Gerald

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Re: DIAM-Korken

BeitragDo 6. Mai 2021, 18:55

Hallo Rolf,

laut wikipedia ist die bitterste natürlich vorkommende Substanz (Amarogentin, aus dem gelben Enzian) in einer Verdünnung von 1:58.000.000 noch deutlich wahrnehmbar.

Nach deinen Ausführungen kannst du aber die Suberinsäure noch in einer Konzentration von ca. 1000 ng pro Liter wahrnehmen. Das wäre dann eine Verdünnung von 1:1.000.000.000 und damit fast 20 Mal mehr als das Amarogentin. Gratulation, das ist eine Weltsensation und die gesamte Sensorik muss umgeschrieben werden. ;)

Sorry, selbst wenn an deinen Beobachtungen grundsätzlich etwas dran sein sollte, machst du es mit solchen Theorien jedem Weinfreund sehr, sehr leicht, dich nicht ernst zu nehmen ...

Grüße
Gerald
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Lars Dragl

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Re: DIAM-Korken

BeitragSa 22. Jan 2022, 15:27

Hallo!

Nachdem ich gerade wieder sehr schlechte Erfahrungen mit Presskorken, auch von DIAM gemacht habe, ging mir das Thema nicht aus dem Kopf und ich habe etwas gegoogelt. Unten ein paar links dazu. Es scheint immer mehr Widerstand gegen die Presskorken insgesamt zu geben und doch mehr Menschen als gedacht, die sich an Fehltönen stören.

Mal ist vom einem Leimton (THN) die Rede, dann wieder von Subarinsäure. Ob man Cordes jetzt glauben will oder nicht, er scheint inzwischen lange nicht mehr so alleine dazustehen, wie noch vor einigen Jahren. Obwohl man sich chemisch offensichtlich noch nicht so ganz einig ist, tut sich anscheinend gerade etwas.

Meine letzten Erfahrung mit Presskorken waren alle negativ, etwa ein namhafter Bordeaux aus 2005 der völlig ungenießbar war, aber auch junger Rotwein, Schaumwein und Sherry, bei denen ein unangenehm kratziger Eindruck im Rachen zurück blieb, obwohl der Abgang des Weins lange vorüber war.

Ich bin wirklich gespannt, was in einigen Jahren über gelagerte Weine mit DIAM, etwa von der DdC berichtet wird. Aus meiner Erfahrung mit Presskorken insgesamt, besteht doch eine erhebliche Gefahr von langen Gesichtern. Ich wünsche jedoch dennoch allen, dass dem nicht so ist und sie viel Freude mit ihren Weinen haben werden.

Die Aussage, die Gerald im vorangegangenen Beitrag als völlig unwahrscheinlich kritisiert hat, wird in dem link zu den weinfreaks so auch gemacht!? Sie stammt in diesem Fall wohl auch von Cordes!?


Herzliche Grüße

Lars


https://wp2020.schneider-oenologie.de/w ... luesse.pdf

https://www.weinfreaks.de/verkostungen/ ... gerne-nein

https://www.rindchen.de/verschlusssache-bei-wein.html
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Fasano

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Re: DIAM-Korken

BeitragSa 22. Jan 2022, 16:05

Ab wann hat DdC denn auf DIAM Korken umgestellt?
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Lars Dragl

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Re: DIAM-Korken

BeitragSa 22. Jan 2022, 16:25

Fasano hat geschrieben:Ab wann hat DdC denn auf DIAM Korken umgestellt?


Hallo!

Laut eigener Internetseite sind alle ab Jahrgang 2015 in weiss und alle ab 2016 in rot mit zu 100% mit DIAM verschlossen. Davor wurden allerdings auch schon damit experimentiert.

https://www.news-domainedechevalier.com

Eintrag vom 30.03.2018.

Grüße

Lars
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Fasano

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Re: DIAM-Korken

BeitragSa 22. Jan 2022, 17:41

Da habe ich wohl Pesch, habe 2016, 2019, 2020 gekauft. Da stellt sich die Frage:steigern sich mit zunehmender Flaschenalterung die negativen Geschmacksempfindungen oder sind diese von Anfang an vorhanden?
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Ollie

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Re: DIAM-Korken

BeitragSa 22. Jan 2022, 18:35

Fasano hat geschrieben:Da stellt sich die Frage:steigern sich mit zunehmender Flaschenalterung die negativen Geschmacksempfindungen oder sind diese von Anfang an vorhanden?


Von Anfang an, aber es wird mit der Zeit schlimmer. Ich habe einen 2019er nur noch zu Sauce verarbeiten können - und sogar die hatte noch einen ganz kratzigen Hals gemacht. (Wahrscheinlich von der aufkonzentrierten Suberinsäure - eine Reduktion zu machen, war halt das doofste überhaupt.) Der 2018er ist mittlerweile völlig untrinkbar, der geht nicht mal mehr zum Kochen. :shock:

Habe dem Weingut einen bösen Brief geschrieben, daraufhin haben sie mir die Weine durch solche unter Normalkork getauscht, ich musste nur den Versand bezahlen (meine Flaschen hin- und die neuen her). War's mir aber wert.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Re: DIAM-Korken

BeitragSa 22. Jan 2022, 18:40

ymmd! :lol:
Besten Gruß, Karsten
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