Re: Wein im Film
Verfasst: Mi 9. Mär 2011, 17:46
innauen hat geschrieben:Hallo,
es ist übrigens gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass es diese Weine in Polen und in von der Wehrmacht belieferten Restaurants oder Ofizierscasinos gab. Die deutsche Besatzungsmacht hat in Frankreich recht systematisch auch die Weinvorräte gerade der exzeptionellen Güter in BDX, Burgund und in der Champagne geplündert. Auf Seiten der Franzosen gab es dagegen Widerstand (Pichon Lalande gehörte zB einer jüdischen Familie; zugekaufte Trauben wurden unter berühmten Etiketten abgefüllt; Keller zugemauert), aber auch Kollaboration, denn der englische Markt war im Krieg natürlich abgeschnitten und Deutschland quasi monopolistischer Abnehmer. Das und mehr kann man in dem netten Buch "Wein und Krieg: Bordeaux, Champagner und die Schlacht um Frankreichs größten Reichtum" von Petie Kladstrup nachlesen.
Beste Grüße,
wolf
Ja, das Buch ist sehr nett und unterhaltsam geschrieben. Es wartet mit ein paar Erzählungen von Besitzern vor-während und kurz nach der deutschen Besatzung auf.
Unter anderen ist es den Chateauxbesitzern der 50 berühmtesten Chateaux gelungen die meisten ihrer Schätze (die älteren Jahrgänge vor 1939) vor den Eroberern zu verstecken. Sie hatten diese einfach in ihren Weinkellern , z.Teil aber auch in versteckt gelegen Höhlen, eingemauert.
Die neuen Mauern wurden vor den alten Mauern hochgezogen, dazwichen lagen die Weinflaschen. Die Neue Kellermauer wurde anschließend künstlich gealtert, und es wurden davor die "anderen" Bordeauxflaschen hingelegt. Diese waren aber zumeist mit einfachen Bordelaiser Rotwein gefüllt, deren Ettiketten mit den edlen Chateau und Jahrgängen versehen waren. Flaschenfälscher gab es also damals auch schon. Die tauchen jetzt doch wohl hoffentlich nicht bei ebay auf, oder?
So konnte der größte Teil der wirklich edlen Tropfen, hinter der "Neuen Kellermauer" ruhen bis der Krieg vorüber war. Das gleiche machten auch die großen und berühmten Restaurants in Paris und anderswo in Frankreich mit Ihren Weinkellern.
Herrmann G. und andere Parteibonzen gelang es trotzdem durch Diebstahl in den Weinkellern von Privatpersonen, sich an die edlen Tropfen zu bringen. So ruhen im heutigen Rumänien in einem alten Stollen oder Bunker, die zusammengeraubte Weinsammlung von Herrmann G. Dort liegen 1,2 Millionen Weinflaschen u.a. die großen Lafite, Mouton, Margaux und Latour Jahrgänge des 19. Jahrhunderts. Wie die alle nach dem Krieg dahingekommen ist, wäre ein Thema für ein eigenes Thread.
Nichtsdestotrotz hatten die U-Boot-Fahrer und andere deutsche auch, endlich einmal genügend Lafite, Margaux, Mouton u.a. zur Verfügung, um Ihre Partys zu feiern, auch wenn selten das drin war was drauf stand;) . Man gönnt sich ja sonst nix.
FW