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Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

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Alas

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragMi 17. Jul 2013, 22:14

Hallo!

Wie ist denn der Einfluß auf den amerikanischen Wein?

Fragender

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
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Markus Vahlefeld

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 07:23

Alas hat geschrieben:Wie ist denn der Einfluß auf den amerikanischen Wein?

Außer dass sein Bruder in Oregon Wein anbaut, ist mir nicht weiter bekannt, dass es Parker-Weine in den USA gibt.

Im Ernst: Wein wird von den Produzenten gemacht, nicht von den Weinkritikern. Es wäre vielmehr die Aufgabe eines Psychologie-Forums, den Einfluss von Verbraucherschutzorganisationen auf das Kundenverhalten zu untersuchen.

Welchen Einfluss haben die Stiftung Warentest, foodwatch und Öko-Test auf das Kundenverhalten in Deutschland? Wie verändern selbsternannte Qualitätstester die öffentliche Meinung und beeinflussen derart die Wahrnehmung und schliesslich auch die Herstellungsweise eines Produkts? Welche medialen "Nebenerzeugnisse" (andere Medien, TV, Zeitgeist etc.) sind nötig, um die Wahrnehmung der Relevanz der "Tester" zu steigern? Welcher quasi-wissenschaftliche Anstrich ist dazu notwendig? Wo werden ganz bewusst Kampagnen (Verleihung von Preisen etc.) gefahren, die bestimmte Herstellungsweisen fördern bzw. diskreditieren?

Das wären in der Tat interessante Fragen, die nach der Wirkungsweise von Medien-, Kunden- und Produzentenverhalten fragen. Nur ohne deren Antworten bleibt die Frage "Welchen Einfluss hat Parker auf die Weine" eher Stammtischgeschwätz.

Just my 2cents
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C9dP

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 08:08

Naja, den Einfluss von Parker kann man schon an einzelnen Beispielen erkennen. Nimm als Beispiele mal Pontet Canet, Haut Bailly oder auch Clos Saint-Jean mit ihren Spitzencuvees. Das er allerdings nicht alleiniger Faktor ist, beweisen dann vielleicht Tertre Roteboeuf und Figeac. Wobei die schon lange etabliert sind. Soit ist der Einfluss von Parker eventuell eher auf "Newcomer" beschränkt.

Den Einfluss erkennt man an anderer Stelle auch durch die ganzen TÜV-Zertifiezierungen des letzten Jahre. Ich denke nicht, dass Unternehmen dafür viel Geld zahlen würden, wenn nicht auch ein entsprechender Mehrwert generiert werden würde.

Und auf die vor einigen Jahren mal aufgedeckte Verbindung zwischen dem Verkauf der Stiftung Warentest und der Bewertung von LIDL-Produkten lasse ich ich mal nicht weiter aus.
Viele Grüße

Aloys
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Markus Vahlefeld

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 08:22

C9dP hat geschrieben:Naja, den Einfluss von Parker kann man schon an einzelnen Beispielen erkennen. Nimm als Beispiele mal Pontet Canet

Nein, es bleibt der Einfluss der Produzenten auf den Wein. Diese WOLLEN gerne viele Punkte, damit sie höhere Akzeptanz beim KUNDEN erhalten. Unterstellen wir das mal als gegeben - was eine ganz normale betriebswirtschaftliche Entscheidung ist -, dann haben die KUNDEN den großen Einfluss auf die Produzenten. Aber am Ende bleibt es der PRODUZENT, der die Entscheidungen trifft. Er wird zu nichts gezwungen und kann sich immer auch anders entscheiden.

Interesseant an dieser Stelle ist wirklich nur, welchen Einfluss die Medien auf das Kundenverhalten haben. Indem wir hier bei Parker diesen Punkt völlig überspringen, blenden wir uns selbst aus und "waschen unsere Hände in Unschuld". Das ist zwar menschlich, aber dennoch Stammtisch.

Und Pontet Canet halte ich für ein eher schlechtes Beispiel für das, was man landläufig als "Parkerisierung" beschreibt. Denn die Umstellung auf Bio-dyn und Amphoren und und und sind ja das Gegenteil von dem, was man Parker so gerne unterstellt.
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olifant

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 08:27

VillaGemma hat geschrieben:Und wie schaut es aus im Vino Nobile? Haben die schon immer auf Barriques gesetzt? Und sind die Weine dadurch besser geworden. Auch hier kenne ich leider nur den Ist-Stand von heute...


Der exzessive Einsatz von Barriques, nahezu generell der Einsatz von Barriques bei ital. Traditionsweinen, war bis Ende der 80er, Anfang der 90er eher die Ausnahme denn die Regel. Der Ausbau fand eben 'traditionell' statt.
Gerne erinnere ich mich noch an meinen Toskanabesuch '92, bei dem wir versch. Brunellogütern einen Besuch abstatteten, und dort dann die neu angeschaften Barriques stolz gezeigt wurden, und bei Altesino der Gang durch einen alten Fasskeller in dem noch kaum Barriques standen, dafür aber dutzende alte grosse Fässer, und die Repräsentantin fast schon entschuldigend sinngemäß bemerkte: 'die alten Fässer werden schon bald alle durch Barriques ersetzt, wir wollen in Zukunft modernen wein machen'.
Barrique war eben auch Mode - ob dies an Parker lag, oder es zu diesem Zeitpunkt auch mit einer allg. Modernisierung der ital. Weinwirtschaft zusammenhing - wer weiss schon? Es war eben angesagt Weine nach bordelaiser Vorbild zu kreieren, die verkauften sich Gut. Punkt.

Ob die Vino Nobile dadurch besser geworden sind? Ich denke dass die wenigsten VNdM der damaligen Zeit ein Genuss waren. Ob mir überholzte Weine besser schmecken? ;)
Es gibt heute einige Produzenten die ich gerne mag, teils mit, teils ohne Barrique.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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UlliB

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 08:27

C9dP hat geschrieben:Naja, den Einfluss von Parker kann man schon an einzelnen Beispielen erkennen. Nimm als Beispiele mal Pontet Canet, Haut Bailly [...]


Es wundert mich, dass Du ausgerechnet diese beiden Weine nennst. Es ist schon richtig, dass Parker sie sehr hoch bewertet, aber sie entsprechen beide gerade nicht dem Stereotyp vom "parkerisierten" Wein (fette Frucht; sattes, weiches Tannin; zugeholzt) - was übrigens auch einiges über dieses Stereotyp aussagt. Pontet Canet geht mittlerweile einen völlig individuellen und vermutlich von jeder Kritik gänzlich unabhängigen Weg.

Dass Parker erheblichen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg etlicher Bordeaux-Güter hatte und auch heute noch hat, ist ganz sicher richtig (das gilt rückblickend dann auch in den beiden genannten Fällen). Und ja, es gab auch eine Phase des stilistischen Einflusses, das ist absolut nicht zu verkennen. Dieser scheint mir aber in den letzten Jahren immer weniger relevant zu werden; in dieser Hinsicht haben sich die meisten bekannten Erzeuger (wenn auch nicht alle) mittlerweile weitgehend emanzipiert.

Gruß
Ulli
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VillaGemma

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 08:43

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Interesseant an dieser Stelle ist wirklich nur, welchen Einfluss die Medien auf das Kundenverhalten haben. Indem wir hier bei Parker diesen Punkt völlig überspringen, blenden wir uns selbst aus und "waschen unsere Hände in Unschuld". Das ist zwar menschlich, aber dennoch Stammtisch.

Tut mir leid, das verstehe ich noch nicht so ganz genau. Die Medien spielen hier doch erstmal gar keine Rolle. Das Team Parker bewertet Weine und stellt diese Bewertungen anfangs in Newslettern, dann in einem Buch und bald auch online zur Verfügung. Als Kaufberatung. Auch aufgrund der Kompetenz von RP wurde das ein Erfolg, oder anders: Viele Kunden haben sich an diese Bewertung angelehn, auch und vielleicht weil sie selbst (noch) nicht so viel Ahnung von Wein haben/hatten. Das würde ich jetzt nicht als Stammtisch bewerten, sondern als Gruppendynamik (ähnliches war auch immer mal wieder an der Börse zu beobachten, aber anderes Thema).

So, damit hat Parker, wenn auch nur in einigen Bereichen, einen durchaus großen Einluss erlangt und konnte den Erfolg von Weingütern durchaus beeinflussen. Positiv und negativ.

Aber es ist interessant zu lesen, dass es eben nicht die breite Masse an Winzern in F. betrifft, zum. nach einhelliger Meinung hier im Forum. Im Film werden eben einige Winzer recht lang interviewt (sorry Ulli, auch bzw. insbesondere im Burgund bzw. Languedoc). Daher fand ich das als interessantes Thema.
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VillaGemma

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 08:48

olifant hat geschrieben:Ob die Vino Nobile dadurch besser geworden sind? Ich denke dass die wenigsten VNdM der damaligen Zeit ein Genuss waren. Ob mir überholzte Weine besser schmecken? ;)
Es gibt heute einige Produzenten die ich gerne mag, teils mit, teils ohne Barrique.


Danke für die Info. Letzteres sehe ich ähnlich, wobei auch mein aktueller Lieblings-VNdM von Ruffino wohl im Holz war, müsste ich aber nochmal nachlesen. Aber ich würde ihn auch nicht als "holzig" bezeichnen. Da sehe ich eher die Grand Reservas ganz weit vorn und die mag ich auch schon seit vielen Jahren nicht mehr. Wobei ich da nie "richtig" Geld ausgegeben habe für Flaschen. Und aktuell fahre ich mit dem C9dP auch sehr gut...
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olifant

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 10:23

VillaGemma hat geschrieben:Danke für die Info. Letzteres sehe ich ähnlich, wobei auch mein aktueller Lieblings-VNdM von Ruffino wohl im Holz war, müsste ich aber nochmal nachlesen. Aber ich würde ihn auch nicht als "holzig" bezeichnen. Da sehe ich eher die Grand Reservas ganz weit vorn und die mag ich auch schon seit vielen Jahren nicht mehr. Wobei ich da nie "richtig" Geld ausgegeben habe für Flaschen. Und aktuell fahre ich mit dem C9dP auch sehr gut...


Immerhin betrachten wir bei VNdM eine Zeitspanne von knapp 25 Jahren, in dieser Zeit hat sich vieles verändert - nicht nur im Ausbau. Massgeblich bei vielen Erzeugern war und ist eine Neubepflanzung der Weinberge mit neu selektierten Klonen, Pflanzdichte, Lage, usw.. Ein weiterer Punkt sind Reglementänderungen der Cuvéetierung des VNdM (ähnlich Chianti), und und und ...

Die Ära Parker fällt in Italien mehr oder minder mit Umwälzungen, Modernisierungen und 'Revolutionen' im ital. Weinbau zusammen. Prägend für die Stilorientierung in Italien war aber sicher der Gambero Rosso, evtl. auch Veronelli. Parker, bzw. Galloni, stellen für Italien sicherlich eine wesentlich untergeordnetere Grösse dar.
Natürlich wurden und werden seitens der jeweiligen Erzeuger 100 PP für vereinzelte Weine entsprechend 'gefeiert', aber mit der Barrique- und Konzentrationsmode (Marmelade mit Holz als Parfüm :shock: :lol: ) war doch wohl durch den Geschmack des GR in dieser Zeit geprägt (- und die Frage sei gestattet wodurch der Geschmack des GR beeinflusst wurde).
Derzeit ändern sich wieder Vorlieben und Geschmack, man wird sehen wohin die Reise geht und wer in Italien eine Meinungsführerschaft erarbeitet.
Grüsse

Ralf

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harti

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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

BeitragDo 18. Jul 2013, 10:46

olifant hat geschrieben:
VillaGemma hat geschrieben:Danke für die Info. Letzteres sehe ich ähnlich, wobei auch mein aktueller Lieblings-VNdM von Ruffino wohl im Holz war, müsste ich aber nochmal nachlesen. Aber ich würde ihn auch nicht als "holzig" bezeichnen. Da sehe ich eher die Grand Reservas ganz weit vorn und die mag ich auch schon seit vielen Jahren nicht mehr. Wobei ich da nie "richtig" Geld ausgegeben habe für Flaschen. Und aktuell fahre ich mit dem C9dP auch sehr gut...


Immerhin betrachten wir bei VNdM eine Zeitspanne von knapp 25 Jahren, in dieser Zeit hat sich vieles verändert - nicht nur im Ausbau. Massgeblich bei vielen Erzeugern war und ist eine Neubepflanzung der Weinberge mit neu selektierten Klonen, Pflanzdichte, Lage, usw.. Ein weiterer Punkt sind Reglementänderungen der Cuvéetierung des VNdM (ähnlich Chianti), und und und ...

Die Ära Parker fällt in Italien mehr oder minder mit Umwälzungen, Modernisierungen und 'Revolutionen' im ital. Weinbau zusammen. Prägend für die Stilorientierung in Italien war aber sicher der Gambero Rosso, evtl. auch Veronelli. Parker, bzw. Galloni, stellen für Italien sicherlich eine wesentlich untergeordnetere Grösse dar.
Natürlich wurden und werden seitens der jeweiligen Erzeuger 100 PP für vereinzelte Weine entsprechend 'gefeiert', aber mit der Barrique- und Konzentrationsmode (Marmelade mit Holz als Parfüm :shock: :lol: ) war doch wohl durch den Geschmack des GR in dieser Zeit geprägt (- und die Frage sei gestattet wodurch der Geschmack des GR beeinflusst wurde).
Derzeit ändern sich wieder Vorlieben und Geschmack, man wird sehen wohin die Reise geht und wer in Italien eine Meinungsführerschaft erarbeitet.

Parker hat sich nur kurze Zeit (keine 10 Jahre) und nur am Rande mit italienischen Weinen beschäftigt und wurde dann von Daniel Thomases abgelöst, der auch für Veronelli geschrieben hat.

Ich denke auch, dass sich die Italiener ihre Holzexzesse selbst zuschreiben müssen. Ich vermute, dass diese Entwicklung auch durch den Erfolg der Super-Weingüter wie Gaja oder Sassicaia mit angestoßen wurde. Holzweine gab es übrigens zuhauf bereits seit Ende der 80er Jahre, da hatte Parker mit seiner Arbeit in Italien noch gar nicht angefangen.

In Burgund war die Parker-Phase auch nur kurz, viele Bewertungen entstammen seinem - nur einmal aufgelegten - Buch über Burgunder aus dem Jahr 1990. Mit dem Jahrgang 95 war dann Schluss und Parker überließ Rovani das Heft.

Die Languedoc-Phase hielt übrigens auch nur bis zum Jahrgang 1996, ab Jg. 1997 war ebenfalls Rovani zuständig.

Grüße

Hartmut
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