Fr 14. Jan 2011, 21:19
Liebe Forianer!
Nachdem ich diesen Thread eröffnet hatte, muss ich mich jetzt ein bisschen outen. Ich gestehe, Mitglied in einer Weinbruderschaft zu sein und zwar genauer gesagt in der Österreichischen Weinbruderschaft. Nicht nur das: ich bin sogar "Trinkerfunktionär" in unserer lokalen Komturei
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Die Österreichische Weinbruderschaft ist im Internet unter
http://www.owb.at präsent.
Was ich einleitend über die "Weinfolklore" geschrieben habe, stimmt ja leider wirklich. Das dürfte auch der Grund sein, dass das Durchschnittsalter - zumindest bei uns - recht hoch ist; der natürliche Abgang stellt für die Weinbruderschaften ein ernst zu nehmendes Problem dar!
An und für sich halte ich Weinbruderschaften für durchaus sinnvoll. Man trifft sich mit Gleichgesinnten, diskutiert über Wein und mit Wein verbundenen Themen, hat die Möglichkeit, immer wieder an interessant zusammen gestellten Verkostungen teilzunehmen. Aus der Mitgleidschaft bei der Weinbruderschaft entstehen auch häufig echte Freundschaften.
Auch dem teilweise in den Beiträgen kritisch gesehenen Aufnahmeprozedere kann ich im Ergebnis nur Gutes abgewinnen. Jemand, der zu einer Weinbruderschaft gehen will, muss durch einige Zeit zeigen, dass er "dazu passt"; daher auch die Unterstützung eines Beitrittsgesuchs durch bestehende Weinbrüder. Weinbruderschaften sind entgegen anderslautender Meinung eben keine Saufvereinigungen, sondern befassen sich durchaus seriös mit dem Kulturthema Wein. Sollte einmal jemand bei einer Verkostung zuviel über den Durst gekostet haben, wird der betreffende in aller Regel etwas scheel angesehen. Kommerzielle Interessen sollten bei einer Weinbruderschaft auch nichts verloren haben. Weinbruderschaften sind eben - ich spreche hier von Weinbruderschaften in nicht Weinbau treibenden Regionen - Vereinigungen von interessierten Weinkonsumenten.
Dass das Aufnahmeritual nicht jedermanns Geschmack ist, ist halt so (ist auch nicht meiner). Es wird ja keiner gezwungen, Mitglied zu werden.
Weiterer Vor- oder auch Nachteil einer Weinbruderschaft. Es gibt einen im Voraus bestimmten Jahreskalender, an dem man sich orientieren kann. Natürlich wird eine gewisse Teilnahme an den Veranstaltungen erwartet; Pflichtpräsenzen wie bei anderen Gesellschaftsvereinen gehören aber nicht dazu. Außerdem wird man zum aktiven Mitmachen eingeladen, und zwar durch die Organisation von Verkostungen. Ich habe schon vieles von anderen Weinbrüdern erfahren, die einen anderen weinmäßigen Interessenschwerpunkt als ich haben. Besonders interessant sind solche Verkostungen, bei denen die Weine vor Ort eingekauft werden, die man also über den Fachhandel gar nicht erwerben kann.
Insgesamt gesehen, muss ich aber feststellen, dass sich Weinbruderschaften am absteigenden Ast befinden. Ein etwas modernerer Zugang täte vielen Bruderschaften gut, damit der natürliche Abgang nicht zum finalen Problem wird
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