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Die Typologie der Weintrinker

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Gaston

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 10:59

Gerald hat geschrieben:es gibt ja auch Wein mit Bildern von Mussolini, Hitler oder Stalin am Etikett, würdet ihr den auch kaufen, wenn der Inhalt stimmt (was in dem genannten Fall ja vermutlich nicht zutrifft)? :o



Nein.
Beste Grüße
Gaston
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austria_traveller

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 12:27

Gerald hat geschrieben:einerseits sollte man ja vor allem auf den Inhalt achten, nicht auf Name oder Etikett. Andererseits - es gibt ja auch Wein mit Bildern von Mussolini, Hitler oder Stalin am Etikett, würdet ihr den auch kaufen, wenn der Inhalt stimmt (was in dem genannten Fall ja vermutlich nicht zutrifft)? :o

Nein, das natürlich nicht. Es darf natürlich nicht sein, dass der Wein irgendeinen Bezug zu einem Massenmöder; Verbrecher, wie auch immer hat.
Aber ich finde an dem Wort "Porno" nichts besonderes. Ich meine, auf einem Kindergeburtstag wird ja selten Wein getrunken und sonst glaube ich nicht, dass ich mit so einer Flasche in Erklärungsnotstand kommen könnte. ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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thvins

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 13:14

Natürlich gibt es unterschiedlich stark ausgeprägte ethische Grenzen beim Geschmack und auch in der Kunst - und das ist auch gut so.

Es ist aber noch ein weiter Unterschied zwischen einem Hitler verehrenden Weinetikett (ich persönlich sah hier meine ehtische Grenze schon bei Weinen mit dem Konterfei von Jean Marie Le Pen überschritten) und einer Verballhornung von Pinot Noir zu Porno Noir... Das das nicht jeder witzig finden muss, ist schon klar - es findet auch nicht jeder das Etikett des Ocho 2003 witzig... Aber da ist bei mir noch keine Grenze überschritten, zumal ja das Etikett an sich nicht so krass daher kommt, sieht man vom Namen ab. Kinder, die noch nicht lesen können, werden noch keine Fragen dazu stellen und Kinder, die lesen können, fragen dich sowieso eines Tages: "Papa, was ist ein Porno?" Ob sie das Wort nun aus der Bildzeitungstitelseite entnommen haben oder von einem Weinetikett, auf eine solche Frage muss man sich bei Kindern heute einfach gefasst machen - sicher auch auf die Frage: " Papa, wer ist Stalin?"

Ich hab den Artikel gestern auch gesehen, wo dieser Wein angekündigt wurde, mein Gedanke war - "Typisch, der Winepunk mal wieder", mit einem Grinsen auf dem Gesicht dazu, auf die Idee, einen ethischen Aufschrei zu machen, wäre ich deswegen nicht gekommen.
Und ich denke mal, der Inhalt der Flasche wird weniger zu einem Aufschrei veranlassen, als ein gewisser anderer Weine mit einem auf sich aufmerksam machenden Design in der letzten Zeit. Dessen bin ich mir beim Zanzo eigentlich sicher.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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Gaston

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 13:25

Hallo Torsten,

nur zur Klarstellung: für mich ist mit Porno noir keine "Grenze überschritten", auch möchte ich meine kritische Anmerkung keineswegs als "Aufschrei" verstanden wissen. Davon bin ich weit entfernt. Alles eine Frage des Geschmacks, wem gefällts bitte schön. Mich spricht das eben nicht an, finds eher abtörnend und fad. Aber kein "Aufschrei", das ist ziemlich überinterpretiert. ;)
Beste Grüße
Gaston
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octopussy

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 13:28

Gaston hat geschrieben:nur zur Klarstellung: für mich ist mit Porno noir keine "Grenze überschritten", auch möchte ich meine kritische Anmerkung keineswegs als "Aufschrei" verstanden wissen. Davon bin ich weit entfernt. Alles eine Frage des Geschmacks, wem gefällts bitte schön. Mich spricht das eben nicht an, finds eher abtörnend und fad. Aber kein "Aufschrei", das ist ziemlich überinterpretiert. ;)

Dito. Wobei sich Torsten im Zweifel auf den unpassenden Vergleich von Gerald bezog. Mir geht es genauso wie dir, Gaston. Ich kann so einem Weinnamen auch nichts abgewinnen, muss nicht mal schmunzeln. Mich erinnert das ein bisschen an diese "NPA" T-Shirts. Wer nicht weiß, was das ist, einfach mal googlen.
Beste Grüße, Stephan
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Gerald

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 13:50

Hallo,

natürlich ist das Wort "Porno" mit Bildern von Massenmördern nicht vergleichbar. Es geht aber in beiden Fällen um eine grundsätzliche Frage, nämlich ob für einen "ausgewiesenen Weinliebhaber" nur der Inhalt zählen darf oder man auch andere Aspekte berücksichtigen darf. Also neben sichtbarer Provokation auf dem Etikett (recht harmlos wie im genannten Beispiel oder eben abstoßend mit solchen Bildern) auch z.B. eine öffentliche Selbstinszenierung des Winzers, die bei dem einen oder anderen ablehnende Reaktionen hervorruft.

Meine persönliche Meinung dazu: es gibt viel mehr interessante Weine, als man in einem Leben jemals probieren kann. Wenn das "Drumherum" (also z.B. eben die Provokation am Etikett) nervt, kaufe ich eben statt dessen einen anderen interessanten Wein. Einen Wein mit "Porno" am Etikett muss ich jedenfalls nicht haben, aber wahrscheinlich gibt es eine Zielgruppe, die genau das anspricht (die gibt es allerdings auch für den Wein mit dem "unpassenden Vergleich" :o )

Grüße,
Gerald
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Birte

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 13:56

Ich habe mit dieser Art von Weinetiketten überhaupt keine Schwierigkeiten und sie provozieren mich auch nicht. Im "Porno Fall" muss man auch noch bedenken, dass das Wort "porno" in der Jugendsprache seit langem dasselbe bedeutet wie "geil". Manchmal sprechen mich solche Etiketten auch an. Neulich begegnete mir im Kaufhof der "Kung Fu Girl Riesling". Das Etikett fand ich witzig, habe aber festgestellt, dass das bei mir mit dem Vorurteil einherging, dass da nichts Gutes drin sein kann. Die Herkunft Washington hat mich dann endgültig vom Kauf abgehalten. Vielleicht muss ich nach Weihnachten doch mal zuschlagen, um meine Vorurteile zu überprüfen. ;)
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Sabine

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 14:06

Hallo zusammen,

dann hat es vielleicht nicht nur mit der Frage des Geschmacks und der Toleranzgrenze zu tun, sondern auch mit dem Jahrgang - nicht des Weines, sondern des Trinkers.

Denn ich zucke auch heute noch innerlich zusammen, wenn mir jemand seine Begeisterung mit dem Wort "geil" mitzuteilen versucht. Meine Kinder jedoch benutzen diesen wie auch andere Ausdrücke mit einer Selbstverständlichkeit und denken sicherlich nicht über die ursprüngliche Bedeutung nach.

Bei Porno Noir gefällt mit durchaus die Wortspielerei mit Pinot Noir, kaufen würde ich mir den Wein aber auf gar keinen Fall (nicht in dieser Flasche zumindest ;-))

Viele Grüße
Sabine
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Gerald

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragDo 19. Dez 2013, 14:12

Der "Kung Fu Girl" Wein ist ein gutes Beispiel. Ich finde ja überhaupt Etiketten eher problematisch und wenig kaufanimierend, wenn sie Phantasiebezeichnungen tragen, die nichts mit dem Wein zu tun haben. Ganz besonders dann, wenn sie über diesen Phantasienamen eine besonders hohe Qualität suggerieren sollen wie z.B. "Imperial" einer burgenländischen Rotweincuvée ...

Grüße,
Gerald
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mixalhs

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Re: Die Typologie der Weintrinker

BeitragFr 2. Sep 2016, 15:27

Einer fehlt noch: der Redundanztrinker.

Wenn die taz am 23.11.2013 mit Jürgen Dollase nicht über Essen, sondern über Wein gesprochen hätte, wäre der Begriff bestimmt gefallen:

Auch im Spitzenlokal Borchardt essen Promis meist Schnitzel.
Das sind bildungsferne Esser. Redundanzesser.

Was sind Redundanzesser?
Bei Adornos Einführung in die Musiksoziologie gibt es Hörertypen und einer ist der Redundanzhörer. Das kann man eins zu eins auf Esser übertragen. Das ist der Esser, der immer das Gleiche essen will. Man kann Adorno weiterdenken: Diese Art zu essen ist zutiefst kleinbürgerlich und letztlich für Leute, die gern in autoritären Systemen leben, wo sie wissen, ich mache das Richtige.


Der vollständige Text hier: http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=hi&dig=2013%2F11%2F23%2Fa0027&cHash=1b6e944bc25ad7ba472cd67a1f3b7831
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