Naja Marko,
*absolut off topic, ausgehend von den Möglichkeiten einer Traubenwäsche*
natürlich lässt sich über die Qualitätsdefinition immer streiten, zumal dies einerseits vom technischen / wissenschaftlichen Fortschritt, aber auch von Rückbesinnung auf Tradition (und in Vergessenheit geratene Ausbaumethoden), ebenso wie von Moden und wechselndem Zeit(geist)geschmack abhängig ist.
Es wird immer darauf ankommen, welche Produktionsphilosophie der Winzer anstrebt (und wie dieser Qualität und Qualitätsanspruch definiert) und ebenso davon, welche Vorstellungen von Qualität und welche Vorlieben, (geschmacklich und
weinphilosophisch), der Kunde hat. Ist dies Kompatibel, sind Winzer und Kunde glücklich, wenn nicht, dann nicht ...
sorgenbrecher hat geschrieben:naja, über die definition von qualität kann mann trefflich streiten, immer schonender im hinblick auf vermeidung von luftkontakt bei der pressung ist für mich kein qualitätsmerkmal....
Natürlich ist die Vermeidung von Luftkontakt per se kein Qualitätsmerkmal - ebenso wenig wie der Ausbau in Barriques, Nachternte, Spontangärung, Amphoren, Handselektion, Kuhhörner, Kaltmazeration, Rotofermenter, Ertragsbegrenzung, Microoxigenisierung, Baggersee- und Tiefseelagerung, und, und, und ...
Falls du jedoch ein Kunde wärst, der klare Aromatik in sortentypischen Weinen sucht, die dennoch Charakter und auch gewisses Reifepotential aufweisen, dann würden dir evtl. die klassischen Rebsortenweine von Pojer & Sandri gefallen können. Bist du aber ein Freund des gemischten Satzes und eher bodenständigen, urigen Weins, empfehle ich dir deren 'Besler' Weine, die als echter 'Gemischter Satz' gelesen und vinifiziert werden, und weil denen sonst zu langweilig wäre haben sie auch hervorragende Riserva im Programm, exzellente Süssweine (einer davon als 'Port'), einen sehr guten Spumante (der sich vor der Trentiner Konkurrenz nicht verstecken muss), diverse exzellente Grappe, einen Brandy, Fruchtbrände, Wein- und Fruchtessige ...
Die Kritiker würden natürlich sofort anmerken, dass hier auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig getanzt wird, und dass deswegen sowieso keine Qualität entstehen kann Was ich damit sagen will, die Wahrheit liegt wie so oft im Glas und natürlich auch auf deiner Zunge. Die Vermeidung von Luftkontakt ist per se kein Qualitätsmerkmal - aber Winzer, die sich Gedanken darüber machen, wie sie ihre Weine verbessern können und dabei Eigeninitiative zeigen und selbst zu cad und Schraubenzieher greifen, experimentieren, prüfen, forschen, sind mir schon mal per se nicht unsympathisch, auch falls dabei Irrwege beschritten werden sollten, bringen sie sich und ihre Zunft weiter. Vielleicht profitieren du oder ich früher oder später von Entwicklungen die für sich gesehen kein Qualitätsmerkmal darstellen. Das Qualitätsstreben muss ich jedoch in jedem Falle 100%ig anerkennen.
sorgenbrecher hat geschrieben:... wenn die winzer vor 100 jahren bereits so wie heute gearbeitet hätten, dann wären uns vermutlich schon viele genial gereifte weine entgangen, da sie schlichtweg instabiler und hinüber wären....
Auch stellt sich die Frage, ob die heutig, bzw. mit heutigen Mitteln, erzeugten Weine in 100 Jahren noch schmecken werden, oder dies überhaupt könnten, für mich nicht. Der in deiner Aussage implizierte Umkehrschluss wäre doch, dass derartig genussfähige Weine nur mit beschränkten Mitteln zu erzielen wären. Dies können wir erst in 100 Jahren beantworten. Da werden wir beide die Radieschen von unten betrachten und andere darüber richten.
Zudem sind derartige Weine, also die genussfähigen Hundertjährigen, auch heute eher die extreme Ausnahme denn die Regel. Derartige Ausnahmen wirst du rein stochiastisch betrachtet auch in 100 Jahren geniessen können, und damit mehr oder minder unabhängig von den derzeitigen Produktions- und Ausbaumethoden. Beweisen kann ich dir dies natürlich nicht