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Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

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Mahoney_jr

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragMo 20. Mär 2023, 22:30

Ich finde mich selbst hier gut beschrieben. Wegen der Lockdown Phase habe ich viel über "empfohlenen" Maximal-Konsum von Alkohol gelesen und bin sehr konsequent mit den geläufigen Regeln:

- Mindestens zwei Tage Pause pro Woche, besser weniger als zwei Flaschen Wein
- ab und zu mal eine längere Pause

Deshalb habe ich tatsächlich ein "Alkoholbudget", welches ich anfänglich mit einer App verfolgt habe.

Dabei ist aufgefallen, dass der Killer dafür nicht der regelmäßige Konsum zum Abendessen ist (mein bevorzugter Anlass), sondern die auswärtigen Treffen mit Freunden bzw. Partys. Man sollte definitiv die restliche Woche Pause machen, wenn man ein Wochenende mal einen draufgemacht hat.

Mein Körper reagiert gut, wenn ich eine zeitlang nicht trinke, allerdings fehlt mir tatsächlich der Genuss von Wein auf psychologischer Ebene. Es ist zum Glück rein emotional nicht die Belohnung nach harter Arbeit oder das Wegtrinken von Frust und Sorgen, sondern der Spaß beim Öffnen der Flasche, bzw. dem Verfolgen seiner Entwicklung in Laufe der Tage (ich trinke oft über vier-fünf Tage verteilt eine Flasche). Einfach Neugier, Genuss mit Wein und etwas Essen.

Da ich ein paar introvertierte Züge habe (viele Menschen auf einmal sind eher Stress für mich z.B.), habe ich oft befürchtet, dass ich tatsächlich auf Partys Alkohol "brauche". Aber seit meinem Budget weiß ich, dass ich sehr gut mit alkoholfreiem Bier in diesen Situationen zurechtkomme (gerne Jever wenn's "ähnlich wie Bier" schmecken soll, oder Bitburger 0/0, wenn "zuckerfreie Limonade" angesagt ist. Übrigens hat Jever weniger Kalorien, was mich gewundert hat).

Ich wünsche allen eine hervorragende Gesundheit und maßvollen, aber hohen Genuss gleichermaßen.
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Heino

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragMo 2. Okt 2023, 11:19

Ich bin 62 Jahre alt und stehe heute noch nach über 40 Jahren im Berufsleben. Ich bin Vorstandsvoesitzener einer Bank trage immer sehr teure Anzüge, weisse Hemden mit Krawatten. Ich Ahabe dadurch ein sehr gepflegtes Aussehen. Mein großer Fehler ist, dass ich wenn ich mit Kollegen eine Bar besuche nicht aufhören kann zu trinken. Meine Kollegen sind meistens schon längst gegangen, dann bleibe ich noch oft bis zur Schließung der Bar am Tresen und betrinke mich so sehr, dass ich kaum noch stehen kann. Ich weiss dann nicht mehr wie ich nach Hause komme und bin auch schon oft morgens im Gebüsch meines Vorgartens aufgewacht. Meine teuren Anzüge sind meistens total ruiniert. Ich bin seid 10 Jahren geschieden, es wartet zu Hause keiner auf mich. Inzwischen passiert mir so eine Aktion fast jeden Freitag. In der Woch trinke ich gar keinen Alkohol. Ich frage mich oft, ob ich trotzdem schon abhängig bin.
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foxtrot

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragMo 2. Okt 2023, 19:28

Abhängigkeit kann sicher verschiedene Ausprägungen haben, aber "nicht aufhören können" gehört sicher dazu...

Ach ja, ein Thema, in dem eh schon ungefähr alles, was dazugehört, gesagt wurde - nur noch nicht von allen. :D

Ich halte mich für einen reinen Genusstrinker:
- ein richtiger Rausch ist für mich nur unangenehm (ein leichter Schwips geht gerade noch, strebe ich aber auch nicht an)
- ich will gesund bleiben
- an Sporttagen trinke ich sowieso nichts, und Sporttage habe ich drei pro Woche

Insgesamt halte ich mich im Alltag an die WHO-Empfehlung (entspricht ca. einer Flasche Wein pro Woche), und das ist der Rahmen, der laut Studien (auch jüngeren Datums) gesundheitlich unbedenklich sei (ob förderlich, kann man streiten). Zu besonderen Anlässen kanns aber auch einmal mehr werden.
Auch sonst achte ich aufgrund nicht ganz optimaler Voraussetzungen, mich gesund zu halten, zumindest solange ich "leistungsfähig" bleiben muss, und auch, weil es einem gesund und fit einfach besser geht als weniger gesund und schlapp. Deshalb auch die drei Sporttage, und manches mehr, was aber nur weiter vom Thema abschweifen würde.

Also ja, es gibt die reinen Genusstrinker. Dass ich auf diesem Weg vielleicht kein großer Weinexperte werde - es gibt Schlimmeres. Guter Wein schmeckt trotzdem gut.
lg, Wolfgang
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JPO

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragMo 2. Okt 2023, 19:53

Hallo Heino, Deine Geschichte erinnert mich an einen guten Freund, ebenfalls geschieden alleinlebend, etwas jünger als Du und steht im aktiven Arbeitsleben. Ich kenne Ihn aus den Schulzeiten, er war schon damals derjenige von uns, der am meisten in sich reinschütten konnte. Er ist mittlerweile ebenfalls häufig am Wochenende dermassen hacke, dass er auf dem Stuhl einschläft. Er trinkt aber auch in der Woche etwas. Trotzdem fällt es mir schwer, ihn als Alkoholiker einzustufen. Es gibt ja von diversen Institutionen aufgestellte Kriterien, die jemanden als Alkoholiker identifizieren. Im Falle meines Freundes würde ich bei den folgenden Kriterien keinen Haken machen können:
- Rückzug aus dem Sozialleben - er ist weiterhin ein beliebter Mensch in unserem Freundeskreis und findet wie schon zu Jugendzeiten schnell bei jeder Gelegenheit Anschluss, weiss mit Witz zu unterhalten und zeigt sehr viel Emphatie. Mir scheint nicht, dass er nur noch Sauffreunde hat
- Schwierigkeiten den Alltag zu meistern - soweit ich erkennen kann scheint sein Job gefestigt zu sein, seine Wohnung macht einen top aufgeräumten Eindruck, er kocht für sich etc.
- Entzugserscheinungen bei Nichttrinken - kann ich zwar nicht wirklich beurteilen, aber in diese Richtung ist mir bisher nichts aufgefallen
- häufig ist das Trinken von Hochprozentigem ein Indikator für die Abängigkeit. Er trinkt eigentlich nur Bier.

Ist er trotzdem Alkoholiker? Möglicherweise.

Dies ist ja Dein erster Beitrag, also gehe ich davon aus dass Du Hilfe suchst. Ich weiss nicht ob dir der Vergleich zu meinem Bekannten hilft. Eine Ferndiagnose ist sicherlich nicht möglich. Aber wenn Du schon selber Zweifel äusserst, möchtest Du ja zumindest etwas an Deinem Verhalten ändern. Spontan fällt mir dazu auf Basis Deines Beitrags ein, dass Du einen Deiner Kollegen, der regelmässig mit Dir in der Kneipe ist, ins Vertrauen ziehen solltest. Der soll dann die Aufgabe bekommen, spätestens wenn er selber geht, Dich ebenfalls aus der Kneipe zu ziehen.

Ebenfalls solltest Du dies mit Deinem Hausarzt besprechen. Ärzte können durchaus gute Gesprächspartner sein, trotz allgegenwärtigen Stethoskop und Reflexionshammer.
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Lars Dragl

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragMo 2. Okt 2023, 20:53

Heino hat geschrieben:Ich bin 62 Jahre alt und stehe heute noch nach über 40 Jahren im Berufsleben. Ich bin Vorstandsvoesitzener einer Bank trage immer sehr teure Anzüge, weisse Hemden mit Krawatten. Ich Ahabe dadurch ein sehr gepflegtes Aussehen. Mein großer Fehler ist, dass ich wenn ich mit Kollegen eine Bar besuche nicht aufhören kann zu trinken. Meine Kollegen sind meistens schon längst gegangen, dann bleibe ich noch oft bis zur Schließung der Bar am Tresen und betrinke mich so sehr, dass ich kaum noch stehen kann. Ich weiss dann nicht mehr wie ich nach Hause komme und bin auch schon oft morgens im Gebüsch meines Vorgartens aufgewacht. Meine teuren Anzüge sind meistens total ruiniert. Ich bin seid 10 Jahren geschieden, es wartet zu Hause keiner auf mich. Inzwischen passiert mir so eine Aktion fast jeden Freitag. In der Woch trinke ich gar keinen Alkohol. Ich frage mich oft, ob ich trotzdem schon abhängig bin.


Hallo Heino,

wenn du selbst soweit bist, dann such dir Beratung bei den Profis. Da musst du nur die Suchmaschinen befragen, die geben dir Antworten für deinen Wohnort. Wir können das hier nicht leisten, obwohl zumindest ich auch zu viel trinke. Das ist aber noch keine Qualifikation für irgend etwas.

Herzliche Grüße

Lars
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Udo2009

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragMo 2. Okt 2023, 21:03

Den unabhängigen Genusstrinker gibt es: hier.

Immer auf der suche nach etwas Neuem oder Ungewöhnlichen neben den"üblichen" Weinen von den Winzern, die man ohnehin kennt.

Würde auch mal gern Wein von den Pazifikinseln probieren... war mir bisher immer zu umständlich und zu teuer....
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maxilian7

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragDi 3. Okt 2023, 16:41

Heino hat geschrieben:Ich bin 62 Jahre alt und stehe heute noch nach über 40 Jahren im Berufsleben. Ich bin Vorstandsvoesitzener einer Bank trage immer sehr teure Anzüge, weisse Hemden mit Krawatten. Ich Ahabe dadurch ein sehr gepflegtes Aussehen. Mein großer Fehler ist, dass ich wenn ich mit Kollegen eine Bar besuche nicht aufhören kann zu trinken. Meine Kollegen sind meistens schon längst gegangen, dann bleibe ich noch oft bis zur Schließung der Bar am Tresen und betrinke mich so sehr, dass ich kaum noch stehen kann. Ich weiss dann nicht mehr wie ich nach Hause komme und bin auch schon oft morgens im Gebüsch meines Vorgartens aufgewacht. Meine teuren Anzüge sind meistens total ruiniert. Ich bin seid 10 Jahren geschieden, es wartet zu Hause keiner auf mich. Inzwischen passiert mir so eine Aktion fast jeden Freitag. In der Woch trinke ich gar keinen Alkohol. Ich frage mich oft, ob ich trotzdem schon abhängig bin.

Hallo Heino,
zunächst einmal Kompliment für deinen Beitrag. Dass du dir die Frage stellst, ob du abhängig bist, würde eher dagegen sprechen. Zumindest aber tust du deinem Körper mit den Alkoholmengen wirklich keinen Gefallen.
Ich schließe mich Lars an - es gibt sehr kompetente, einfühlsame und vertrauliche Profis für deine Situation.
Du hast den Mut, dich in einem Weinforum anzumelden, um deine Situation zu schildern. Ich bin mir sicher, du schaffst auch einen Telefonanruf: 08731 32573-12 (https://www.anonyme-alkoholiker.de/).
An die kannst du dich vorab auch per Mail wenden. Die Kollegen haben Situationen wie die deine schon sehr oft gehabt und können dir am besten weiterhelfen.

Viele Grüße und alles Gute,
Max
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maxilian7

  • Beiträge: 62
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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragDi 3. Okt 2023, 16:44

foxtrot hat geschrieben:Insgesamt halte ich mich im Alltag an die WHO-Empfehlung (entspricht ca. einer Flasche Wein pro Woche), und das ist der Rahmen, der laut Studien (auch jüngeren Datums) gesundheitlich unbedenklich sei (ob förderlich, kann man streiten).

Felix Bodmann hätte seine Freude mit dir in der aktuellen Blindflug Folge: https://www.schnutentunker.de/der-toedliche-tropfen/ ;)

Viele Grüße,
Max

P.S.: Ich halte das seit ca. 1 Jahr ebenfalls wie die WHO empfohlen, wenn auch mehr aus Neugierde. Ich trinke weniger, dafür deutlich bewusster. Gefällt mir gut.
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Heino

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragMi 4. Okt 2023, 04:50

Guten morgen.
Vielen Dank für Eure Beiträge.
Mein großes Problem besteht wirklich darin, dass ich nicht aufhören kann zu trinken, wenn ich erstmal angefangen habe. Wenn ich in der Woche arbeite denke ich nicht mal ans Trinken.
Am 2. Oktober waren wir vom Vorstand zu einer Feier in Hamburg geladen. Es gab vormittags bereits Sekt. Dann eine Schifffahrt auf der Alster. Da habe ich mir dann an der Bar schon wieder diverse Schnäpse reingezogen. Als die Veranstaltung zu Ende war, bin ich mit 2 Kollegen über das Wiedervereinigubgsfest gezogen. Wir haben jeden Bierdtand mitgenommen und sind gegen 20 Uhr alle 3 ziemlich angetrunken im Hotel angekommen. Während meine Kollegen auf ihre Zimmer gewankt sind, habe ich mich ins nächste Taxi gesetzt und bin zur Reeperbahn gefahren. Da dann durch diverse Bars gezogen. Wie ich ins Hotel gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Ich bin um 10 Uhr leider in meinen vollgepissten Businessklamotten neben dem Bett aufgewacht. Der totale Schreck von meinem Spiegelbild. Zerzauste Haare runtergezogene und befleckte Krawatte, Hemd aus der Hose und vollgepisste Anzughose usw. Ich Ekel mich so sehr vor mir selber. Wenn ich mir vorstelle, so total betrunken im Taxi zu liegen oder durch die Straßen zu torkeln........
Zum Glück haben mich so noch nie meine Kollegen und Mitarbeiter gesehen, die mich nur als seriösen und gepflegten Businessmann kennen.
Jedes Mal nehme ich mir vor, das war das letzte Mal. Aber es passiert immer wieder.Leider.
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olifant

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Re: Der unabhängige Genusstrinker – gibt es ihn überhaupt?

BeitragMi 4. Okt 2023, 10:02

Heino hat geschrieben:Ich bin 62 Jahre alt und stehe heute noch nach über 40 Jahren im Berufsleben. Ich bin Vorstandsvoesitzener einer Bank trage immer sehr teure Anzüge, weisse Hemden mit Krawatten. Ich Ahabe dadurch ein sehr gepflegtes Aussehen. Mein großer Fehler ist, dass ich wenn ich mit Kollegen eine Bar besuche nicht aufhören kann zu trinken. Meine Kollegen sind meistens schon längst gegangen, dann bleibe ich noch oft bis zur Schließung der Bar am Tresen und betrinke mich so sehr, dass ich kaum noch stehen kann. Ich weiss dann nicht mehr wie ich nach Hause komme und bin auch schon oft morgens im Gebüsch meines Vorgartens aufgewacht. Meine teuren Anzüge sind meistens total ruiniert. Ich bin seid 10 Jahren geschieden, es wartet zu Hause keiner auf mich. Inzwischen passiert mir so eine Aktion fast jeden Freitag. In der Woch trinke ich gar keinen Alkohol. Ich frage mich oft, ob ich trotzdem schon abhängig bin.

ymmd
... sorry, aber ich kann's nicht ernst nehmen :?
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
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