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Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

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Markus Vahlefeld

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:25

Gerald hat geschrieben:Trotzdem ist es etwas anderes, ob man eine VKN als privater Konsument schreibt und positive wie negative Aspekte notiert.


Da besteht schon der erste und vllt. entscheidende Unterschied ziwschen uns. Mich interesseirt am meisten der Gesamteindruck, viel weniger die "Aspekte". Ich möchte Begeisterung erleben und nachvollziehen können. Das "wissenschaftliche" Punkten mit "negativen Aspekten" törnt mich eher ab :shock:

Denn sonst würde ja kein Mensch Parker & Co brauchen, einfach die Weinbeschreibung des Winzers heranziehen und fertig. ;)


Nun ja, ich bin ja auch der Ãœberzeugung, dass wirklich kein Mensch Parker braucht. ;)

Ich zumindest glaube schon fest daran, dass unabhängige Testberichte zusätzlich zur Produktbeschreibung des Herstellers (ganz egal welche Branche) einen Sinn haben ...


Durchaus! Deswegen braucht es ja auch ein Weinforum. Aber bei jedem Wein jetzt "negative" Aspekte aus dem Ärmel schütteln zu wollen, brauche ich jetzt auch nicht. Mir ist Begeisterung, die sich sprachlich auf hohem Niveau zu äussern weiss, am liebsten. B E G E I S T E R U N G
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Gerald

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:30

Hallo Markus,

Aber bei jedem Wein jetzt "negative" Aspekte aus dem Ärmel schütteln zu wollen, brauche ich jetzt auch nicht. Mir ist Begeisterung, die sich sprachlich auf hohem Niveau zu äussern weiss, am liebsten. B E G E I S T E R U N G


kann gut sein, dass hier einfach unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen. Wenn ich eine VKN lese, möchte ich mir ein Bild dieses Weins machen können - oft auch als Entscheidungshilfe, ob ich mir den Wein kaufen soll. Wenn die VKN aber nur Begeisterung ausdrückt, negative Aspekte aber einfach nicht erwähnt werden, dann werde ich mit diesem Wein vermutlich keine Freude haben und dem Autor der VKN in Zukunft nicht mehr vertrauen. Genauso ist es mir früher öfters eben mit den Weinbeschreibungen in den Katalogen mancher Händler gegangen. Jetzt nehme ich so etwas gar nicht mehr ernst und vertraue auf Quellen, bei denen ich annehme, dass sie positive wie negative Aspekte in ihre VKN aufnehmen.

Grüße,
Gerald
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Ollie

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:32

Das Hauptproblem ist doch nicht, dass der Haendler einen Wein vielleicht deshalb ins Program nimmt, weil er ihn gut findet, sondern dass der Haendler den Wein vielleicht deshalb gut findet, weil er ihn im Programm hat. Solange dieses Problem im Internetshop ausgelebt wird, wo so blumige oder euphorische Beschreibungen stehen duerfen, wie der Haendler sich nur ausdenken kann, ist das OK. Sobald es aber in ein Forum schwappt, wird die Grenze zwischen Werbung (im weitesten Sinne) und ehrlicher Meinung verwischt, weil nicht augeschlossen werden kann, dass kommerziellen Interessen dahinterstehen.

Es koennen uebrigens auch nicht-kommerzielle Interessen dahinterstehen, wenn sich ein Schreiber einen Mehrwert erhofft (oder ihn tatsaechlich bekommt), sich ueber Weine besonders positiv oder besonders negativ, auf jeden Fall besonders deutlich zu aeussern. Beispiel: Wenn ich seit Jahren ueber neukaledonischen Bananenbrand schriebe, waere ich zumindest in der Wahrnehmung des Forums ein Experte fuer neukaledonischen Bananenbrand. Wuerde ich nun zum Importeur neukaledonischer Bananenbraende, waere meine Selektion nicht viel vertrauenswuerdiger? Eben.

Versteht mich nicht falsch, ich unterstelle keinem Haendler, der hier ueber Weine aus seinem Programm (oder seiner Region) schreibt, dass er unehrlich oder unlauter sei. Aber so echt die Begeisterung auch sein mag: Gebt solchen Unterstellungen erst gar keinen Raum, dann koennen wir uns auch solche Diskussionen wie die aktuelle schenken. Und das, bitteschoen, ist das Problem der hier schreibenden Haendler, nicht der hier lesenden Konsumenten.

Zum oft vorgebrachten (und sicherlich gueltigen) Argument, dass man mit solch starren Regeln kein "Expertenwissen" rekrutieren koennte. Erstens: So starr werden die Regeln hier im Forum gar nicht gelebt, sondern - wie ich finde - es wird seeehr viel "Beinfreiheit" belassen. Zweitens, und das war auch ein Stein des Anstosses bei Barrique-Haus: Wenn die Beitraege mehrheitlich solche VKNs sind - und eben nicht die regelmaessige Teilnahme an Diskussionen auch ueber andere Wein -, dann wird der gute Wille des Forums etwas arg strapaziert. Sowohl BuschWein als auch thvins sind aktive Teilnehmer nicht nur dieses Forums, und das seit Jahren. Dass es persoenliche Bande gibt, sorgt ebenfalls dafuer, dass die Sache nicht oder nicht so sehr hochkocht. Neuankoemmlinge haben dagegen die Bringschuld, sich in die Soziologie eines Forums einzufuegen - und das gilt ausdruecklich nicht nur fuer Barrique-Haus.

Insofern, Markus, finde ich deine Spitze vom Staat, der reglementiert, daneben. Denn hier hat (im uebertragenen Sinne) ganz eindeutig "die Gesellschaft" und nicht "der [voellig abstrakte und deswegen boese?] Staat" den Schreibenden auf die Existenz von Eigenverantwortung hingewiesen - die erfahrungsgemaess solange nicht uebernommen wird, wie Verstoesse nicht sanktioniert werden.

Cheers,
Ollie
Zuletzt geändert von Ollie am Mi 23. Okt 2013, 19:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Einzelflaschenfreund

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:44

Hi,

können wir bitte mal versuchen, die Dinge auseinanderzuhalten?
Die initiale Kritik bezog sich auf wiederkehrende Merkmale bei den Barrique-Haus (BH)-Verkostungsnotizen, die für manchen Leser Fragen aufwarfen bezüglich der Kohärenz mit den BH-eigenen Ansprüchen und des empfängerseitigen Nutzwerts. Auf diese Diskussion hat BH sich offen eingelassen, unterschiedliche Wahrnehmungen und Schlussfolgerungen liegen in der Natur der Sache. Kein Grund zur Aufregung und spätestens seit einer Klarstellung Geralds auch nichts, was bezüglich des FORUMS irgendeinen ordnungspolitischen Charakter hätte.

Etwas anderes ist dies, sofern es um die Plattform verkostungsnotizen.net geht. Gerald hat die aktuell gültigen Regeln klargestellt und auch begründet.
Mir scheint, einige Diskussionsbeiträge, die sich für stärkere Offenheit gegenüber Händler- VKN einsetzen, bringen hier was durcheinander. Ich finde nämlich auch, dass diese VKN unter der Datenbank-Domain fehl am Platze wären – es fehlt der Kontext, diese Notizen einzuordnen (und, JA, es gibt Grenzfälle zwischen Profis und Nicht-Profis, aber irgendwo muss die Linie nun mal gezogen werden – auch Händler sind ja lediglich bezüglich ihrer EIGENEN Weine limitiert). Gleichzeitig hat hier imho niemand gefordert, Händler mögen auch im Forum schweigen. Sie sollten nur auch nicht erwarten, dass ihre Texte undiskutiert und unhinterfragt bleiben. Das ist nun mal Sinn eines Forums, und wer auf Nachfragen notorisch schweigt, dessen Texte werden dann von vielen eben irgendwann auch anders aufgefasst als die eines offen Mitdiskutierenden.
Aus all dem sollte eigentlich auch schon klar werden, dass Torsten hier gar nicht gemeint sein kann, denn erstens schreibt er keine VKN zu eigenen Weinen für verkostungsnotizen.net, zweitens diskutiert er hier aktiv mit.

Außerdem möchte ich vorschlagen, Befangenheits-Vorbehalte nicht als Ausdruck von Misstrauen in die persönliche Integrität zu sehen, sondern als schlichte „Hygienemaßnahme“. Es geht nicht darum, jemanden persönlich für schäbig, schlitzohrig oder was auch immer zu halten, sondern STRUKTURELLE Befangenheitsgründe zu beachten, die im Falle von Händlern, die über ihre Weine schreiben, nun einmal bestehen (so wie ja auch ein befangener Richter nicht als jemand gilt, dessen Charakter insgesamt als nicht vertrauenswürdig anzusehen wäre).

Btw, und gerade weil er Moderator ist, mag ich es mir hier jetzt auch nicht verkneifen: Ich musste schon im H-L-Thread kurz an mich halten, als Markus darum bat, aus einem Weinforum keine Ideologie-Plattform zu machen. Dem folgend, würde ich mir wünschen, auch hier mit polemischen Zuspitzungen à la „sozialistische Neidgesellschaft“ vorsichtiger zu sein und generell vielleicht den eigenen Umgang mit derartigen Seitenhieben zu überdenken (es gab da auch schon wiederholte Zwischen- und Obertöne in Richtung „Klima-Lüge, Öko-Terrorismus“ etc., bitte nicht am genauen Wortlaut aufhängen).
Ob man wiederum als jemand, der im Austeilen auch nicht ganz untalentiert ist, im Falle von (auch schärferen) Diskussionen gleich seinen Rückzug verkünden muss, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Beste Grüße
Guido
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Einzelflaschenfreund

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:46

Kreuzpost, Ollie ...
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Markus Vahlefeld

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:48

Ollie hat geschrieben:Denn hier hat (im uebertragenen Sinne) ganz eindeutig "die Gesellschaft" und nicht "der [voellig abstrakte und deswegen boese?] Staat" den Schreibenden auf die Existenz von Eigenverantwortung hingewiesen - die erfahnrungsgemaess solange nicht uebernommen wird, wie Verstoesse nicht sanktioniert werden.

Worum es mir ging: es gibt ein KILLERARGUMENT gegen jeden, der hier im Frum schreibt UND Händler ist. Und dieses Killerargument heisst: Du bist ja Händler! Und da ist es leider egal, ob er sich hier in die Soziologie einfügt (wie thvins) oder eben nicht. Um es pathetich zu formulieren: es ist das Damokles-Schwert eines jeden, der mit Wein handelt und gerne im Forum schreibt. Wann es niedersaust, ist reine Willkür.
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Ollie

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:50

Einzelflaschenfreund hat geschrieben:Btw, und gerade weil er Moderator ist, mag ich es mir hier jetzt auch nicht verkneifen: Ich musste schon im H-L-Thread kurz an mich halten, als Markus darum bat, aus einem Weinforum keine Ideologie-Plattform zu machen. Dem folgend, würde ich mir wünschen, auch hier mit polemischen Zuspitzungen à la „sozialistische Neidgesellschaft“ vorsichtiger zu sein und generell vielleicht den eigenen Umgang mit derartigen Seitenhieben zu überdenken (es gab da auch schon wiederholte Zwischen- und Obertöne in Richtung „Klima-Lüge, Öko-Terrorismus“ etc., bitte nicht am genauen Wortlaut aufhängen).


Ja, genau.

Cheers,
Ollie
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Markus Vahlefeld

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:53

Einzelflaschenfreund hat geschrieben:Dem folgend, würde ich mir wünschen, auch hier mit polemischen Zuspitzungen à la „sozialistische Neidgesellschaft“ vorsichtiger zu sein und generell vielleicht den eigenen Umgang mit derartigen Seitenhieben zu überdenken (es gab da auch schon wiederholte Zwischen- und Obertöne in Richtung „Klima-Lüge, Öko-Terrorismus“ etc., bitte nicht am genauen Wortlaut aufhängen).

Oha, ich fühle mich ertappt :oops:

Da hast Du Recht und ich gelobe Besserung. Manchmal juckt es mir einfach in den Fingern...
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Moulis

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 14:54

Ollie hat geschrieben:Das Hauptproblem ist doch nicht, dass der Haendler einen Wein vielleicht deshalb ins Program nimmt, weil er ihn gut findet, sondern dass der Haendler den Wein vielleicht deshalb gut findet, weil er ihn im Programm hat. Cheers,
Ollie


Da muss ich mal für Torsten eine Lanze brechen.
Ich denke bei ihm ist das so.(?)
Zumindest hört es sich so an.
Ist als Händler wahrscheinlich aber nur möglich, wenn man sehr auf ein kleines Segment spezialisiert ist.
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octopussy

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

BeitragMi 23. Okt 2013, 15:03

BuschWein hat geschrieben:Kann mir mal jemand erklären warum ein Weinhändler schlechten Wein einkaufen sollte, auch hier wieder von einigen postuliert, den er dann nur mit Lügen gegenüber seinen Kunden verkaufen kann.

Hallo Armin,

da sich dieser Post auf etwas bezieht, das ich geschrieben habe, möchte ich dazu noch Stellung nehmen. Wenn du meinen Post verständnisvoll gelesen hättest, hättest du gelesen, dass ich gerade nicht ein generelles Misstrauen gegenüber schreibenenden Händlern habe, sondern es im Gegenteil völlig nachvollziehen kann, wenn man jeden Wein, den man im Angebot hat, positiv beschreibt, ob nun auf der eigenen Website oder in diesem oder einem anderen Forum. Nur, und das finde ich aus Konsumentensicht alles andere als verwerflich, muss man diese Händlereigenbeschreibungen eben "with a grain of salt" lesen.

Und zu deiner Frage: möglicherweise kannst du bei "deinen" Winzern immer aussuchen, welchen Jahrgang und welche Weine du kaufst und welche nicht. Ich als Winzer wäre hingegen nicht begeistert, wenn alle meine Weinhändler nur die guten Jahrgänge nähmen und nur die Spitzenweine oder die seltenen. Und jedenfalls bei Burgundern ist es eben so, dass ein "cherry picking" nur begrenzt möglich ist. Für jede Flasche Grand Cru musst du auch Village und Generique Weine kaufen. Und kaufst du einen Jahrgang nicht, kannst du nicht sicher sein, dass der Winzer zukünftig noch mit dir zusammenarbeiten will. Klar sind bei guten Winzern meist nicht nur die Spitzenweine, sondern auch die Basisweine gut. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das immer so ist.
Beste Grüße, Stephan
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