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Objektive Weinkriterien

Sterne, Punkte, Trauben - oder Obstkörbe
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VillaGemma

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Objektive Weinkriterien

BeitragSa 27. Jul 2013, 16:51

Ein Thema schwirrt mir schon länger im Kopf herum: Das Thema, gibt es objektive Kriterien, nach denen man einen Wein bewerten kann. Ich glaube, dass es sehr schwierig ist, solche zu finden, ohne auf subjektive Vorlieben zu stoßen. Ich hatte in meinem "Parker-Thread" schon angedeutet, dass ich der Meinung bin, dass genau hier der Fehler im System steckt. Auch wenn "wir" die "Parkerisierung" von Weinen ein ganzes Stück weit verneinen konnten, so spielen bei ihm sicherlich seine Vorlieben eine Rolle. Wäre auch ein bißchen abstrus, würde er Weine sehr hoch bewerten, die so gar nicht nach seinem Geschmack sind.

Soviel zum Vorwort. Ich meine, 1-2 objektive Kriterien gefunden zu haben:

1. Ich würde die Dauer des Geschmacks als wichtigsten Punkt ins Feld führen. Wie lange schmeckt ein Wein, Thema Abgang. Hat der Wein einen langen Abgang. Schmeckt man ihn auch noch nach einer, zwei oder gar drei Minuten im Mund.

2. Hat der Wein eine Vielzahl von Aromen, oder ist er hier eher eindimensional. Wobei das für mich, ehrlich gesagt, schon gar nicht mehr so wichtig ist. Aber ein Wein, der nur nach einer Sache intensiv schmeckt, ist vielleicht schon ziemlich langweilig und somit auch objektiv schlechter. Ich "erwarte" in aller Regel einen schönen intensiven Brombeergeschmack, dazu auch gern ein wenig Schwarzkirsche. Nur die grob 50 Aromen, die Lobenberg so benennt, die schmecke ich in den Weinen meistens nur zu einem kleinen Teil und brauche ich auch nicht alle zusammen.

3. Alkohol nicht/wenig schmeckbar und auch wenig im Glas riechbar (bei korrekter Temperierung). Der Wein sollte mMn nicht "sprittig" schmecken und riechen.

4. Kein Aroma sticht total hervor (zB der Wein schmeckt einfach nur nach Holz+Alkohol).

5. Der Wein hat keine Fehler, aber das sollte ohnehn klar sein.

Was fällt Euch so ein, was man als objektive Kriterien verwenden könnte...oder ob die genannten überhaupt als solche durchgehen.

Das Thema Säure ist zB schon höchst subjektiv. Ich brauche Säure, gut eingebunden, aber was heisst das schon ;-) ..dito Tannine
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Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
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Alas

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Re: Objektive Weinkriterien

BeitragSa 27. Jul 2013, 18:12

Hallo!

Selbst wenn es diese Kriterien gäbe, bräuchte man einen Wein, der sich nicht verändert, also nach sechs Monaten anders schmeckt
und
einen Menschen, der zu jeder Zeit und in jeder Situation ein gleiches Geschmacksempfinden hätte. :)

Vielleicht solltest du Geld in die Entwicklung von Wein als Pulver stecken. Versuche zu alkoholischen Getränken gibt es schon:

http://www.test.de/Alcopops-als-Pulver- ... 1254456-0/

Gruß

Alas
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mixalhs

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Re: Objektive Weinkriterien

BeitragSa 27. Jul 2013, 18:48

Objektiv: Säure, Restzucker, Alkoholgehalt und noch andere Werte die man messen kann.

Subjektiv: alles andere.

Wenn ein Institut 12,7% Alkohol und ein anderes 13,1% gemessen hat, dann entscheidet eine Kontrollmessung, wo denn nun der Messfehler liegt. Wenn der Wein einen langen Abgang hat und es unterschiedliche Meinungen darüber gibt, ob der Nachhall 93 Sekunden oder 114 Sekunden dauert, dann gibt es keine Möglichkeit zu entscheiden, was richtig und was falsch ist, weil es bei subjektiven Eindrücken eben kein Richtig und kein Falsch gibt..
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VillaGemma

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Re: Objektive Weinkriterien

BeitragSo 28. Jul 2013, 08:27

Alas hat geschrieben:Selbst wenn es diese Kriterien gäbe, bräuchte man einen Wein, der sich nicht verändert, also nach sechs Monaten anders schmeckt


Was Du schreibst, ist nicht falsch. Aber so der eine oder andere "größere" Wein, den ich kenne und mein Eigen (alles C9dP) nenne, ändert sich innerhalb eines Jahres nicht so sehr. Die Stimmung ist schon nicht ganz unwichtig. Aber gerade die von mir benannten, zugegeben, recht wenigen Kriterien, wie Abgang/Länge des Geschmacks, sind da recht/ziemlich konstant, weshalb ich das durchaus ins Feld führen würde. Das ist auch so das einzige, neben der deutlich intensiver schmeckenden Frucht, was die Weine "objektiv" von einfacheren Weinen unterscheidet.

Zur Säure: Sehe ich nicht als objektiv, weil der eine mag sie, der andere nicht. Ich habe schon so krankhaft saure Weine gehabt, die bei mir gegen 0 Punkte trebten. Nur ist das absolut subjektiv, denn a) waren das keine Lagerweine und b) muss es Leute geben, denen sowas schmeckt. Sonst gäbe es diese Weine nicht.
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Daniel Villbrandt

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Re: Objektive Weinkriterien

BeitragDo 8. Aug 2013, 13:33

Ein Geschmacksurteil kann meiner Meinung nach nicht objektiv gültig sein. Daher ist es schwer, für den Geschmack objektive Kriterien anzuführen. Könnte ein Widerspruch in sich selbst sein.
Was aber schon funktionieren kann, ist, Kriterien zu entwickeln, bei denen die Allgemeinheit übereinstimmt. Im Sinne von: „Wenn viele der gleichen Meinung sind, dann ist es auch richtig.“ Das birgt sicherlich auch Risiken, ist aber vielleicht ein erster Schritt. Und diese müssen nicht fest an den Geschmack gebunden sein.

Insofern finde ich den Vorschlag 1 (Dauer des Geschmacks) ganz gut. Es geht dann nicht darum, zwischen Sekunden zu entscheiden, sondern allgemeiner, ob ein Wein sofort nach dem 1. Schluck verschwindet, oder ob er länger bleibt. Hier eine punktgenaue Skala zu entwickeln, dürfte nicht funktionieren. Aber jeder wird schon sagen können, ob der Geschmack nach ein paar Momenten noch immer da ist.

Zudem kann zwar auch ein eindimensionaler Wein überaus lecker sein, aber mehrere Aromen und ein komplexerer Charakter sprechen sicherlich für eine höhere Qualität (Punkt 2). Diese muss jetzt wiederum nicht jedem schmecken, aber man wird nur schwer abstreiten können, dass die Qualität (nicht Geschmack) des Weines durch eine höhere Komplexität besser ist. Ein Hemd hat ja eben auch eine höhere Qualität, je mehr bzw. dichter die Textur gewoben wurde (sieht man jetzt einmal von einem Vergleich zwischen unterschiedlichen Materialien wie Baumwolle und ägyptischer Seide ab).

Es ist wohl genau die Frage, was man unter Qualität versteht. Wenn man Qualität mit „muss mir schmecken“ gleichsetzt, dann gibt es keine objektive Bewertung. Sieht man Qualität aber eher als die Güte der Machart eines Weines, dann wird man sich schon eher auf allgemeine Kriterien einigen können. Zum Beispiel: ökologischer Weinanbau, Handlese, eingesetzte Kellertechnik, Güte des Verschlusses, Art und Dauer des Ausbaus (First, Second, Third Fill). Und diese Kriterien sind von allen Personen gleich überprüf- und nachvollziehbar. Daher sind sie aus meiner Sicht am ehesten dazu geeignet, objektive Kriterien zu erfüllen. Man müsste sich nur vorher einigen, ob denn Handlese besser ist, ob ein ökologischer Anbau besser ist, welche Art des Ausbaus die beste ist etc. Und hier gehen die Meinungen ja auch wieder auseinander. Dennoch, ich bleibe dabei, schaut man auf die Machart eines Weines, hat man am ehesten die Chance, zu objektiven Kriterien zu kommen. Denn kein Winzer wird seinem billigsten und qualitativ geringsten Wein die größte Aufmerksamkeit schenken.

Messbare Kriterien wie Restzucker, Säure und dergleichen geben kein Urteil ab (ich glaube, darum geht es ja bei Kriterien), sondern sind lediglich eine Auflistung von Fakten. Ob 2, 3, 4 g Zucker pro Liter gut sind, wäre ein Urteil, aber eben wieder ein geschmackliches. Daher eignen sie sich vermutlich weniger als objektive Kriterien (Betonung liegt nicht auf objektiv, sondern auf Kriterien).

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