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Sensorik neu schreiben?

BeitragVerfasst: Di 17. Jan 2012, 15:16
von mvwein
Leider finde ich den Bericht nicht im Internet. Aber wer mal Lust hat darüber nachzudenken und zu diskutieren gehe bitte im TV auf Vox und Videotafel 151.
Angeblich ist jetzt der 6.Geschmackssinn da. Nach salzig,bitter,süß, sauer und umami kommt jetzt auch fett dazu. Gilt das auch nur für Essen oder auch für den Wein? Einige VKN hat man ja schon gelesen, das dort steht der Wein wäre fett. Was meint ihr?
Gruß Torsten

Re: Sensorik neu schreiben?

BeitragVerfasst: Di 17. Jan 2012, 15:35
von Gerald
Hallo Torsten,

nach meinem Verständnis betrifft das nur Fett im wörtlichen Sinn, mit dem metaphorisch verwendetem Begriff im Zusammenhang mit Wein dürfte es nichts zu tun haben.

So ein Sinn hat ja auch biologisch eine große Bedeutung, ganz ähnlich wie die Süßewahrnehmung (Information, dass das Lebensmittel gut verwertbare Kalorien enthält).

Grüße,
Gerald

Re: Sensorik neu schreiben?

BeitragVerfasst: Di 17. Jan 2012, 18:31
von susa
Die sensorische Wahrnehmung eines "fetten" Weins ist ja eine ganz andere als die von Butter, Sahne oder Gänseschmalz. Wenn man allerdings bedenkt, dass ein fetter Wein dieses Attribut einerseits wegen seiner Aromen und seinem Alkoholgehalt andererseits aber auch durch einen vergleichsweise hohen Anteil an Glyzerin bekommt, das ja auch eine etwas ölige Anmutung hat, dann lassen sich gewisse Parallelen herstellen.

Die Entdecker des 6. Geschmacks hatten aber sicher keinen Wein im Blick, als sie ihn definierten.

lieben Gruß
susa

Re: Sensorik neu schreiben?

BeitragVerfasst: Di 17. Jan 2012, 19:31
von Gerald
Hmmm, Glyzerin ist im Gegensatz zu Fetten und Ölen wasserlöslich, es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass die auf Fett ansprechenden Rezeptoren sich von Glyzerin oder Ähnlichem täuschen lassen. Im übrigen schmeckt Glycerin süß (griech. glykerós = süß), wird daher ohnehin schon vom Süßerezeptor aufgespürt, da ist der Fettrezeptor gar nicht notwendig ...

Grüße,
Gerald

Re: Sensorik neu schreiben?

BeitragVerfasst: Di 17. Jan 2012, 19:55
von mvwein
Das ist ja alles richtig was ihr schreibt. Dieser Fettsensor ist eher für Essen gedacht. Aber eins gebe ich doch zu bedenken. Wein und Essen gehören zusammen. Meine Frage ist eher, wenn ein Neuling mit einem Sensorikkurs beginnt. Sollte man dies mit ins Programm der Vermittlung mitaufnehmen oder nur am Rande erwähnen und sich auf die anderen 5 Geschmacksinne beschränken?

Re: Sensorik neu schreiben?

BeitragVerfasst: Di 17. Jan 2012, 20:55
von susa
Auch wenn Wein und Essen zusammengehören, so sind die Geschmacksbilder umami (Protein) und fett doch eindeutig dem Essen zuzuordnen und nicht dem begleitenden Wein. Da ist nur interessant, wie der Wein sich zusammen z.B. mit fettem Essen aromatisch verhält.

Ich denke, man kann es in einem Nebensatz erwähnen, schad ja nichts, aber sich für den Wein auf die vier altbekannten konzentrieren.

lieben Gruß
susa

Re: Sensorik neu schreiben?

BeitragVerfasst: Mi 18. Jan 2012, 08:54
von Gerald
Na ja, umami dürfte bei Weinen im Normalfall auch keine große Rolle spiele, bei der Geschmackswahrnehmung im engeren Sinn wird es also bei den "vier altbekannten" (wie schon von susa erwähnt) bleiben. Wobei salzig vielleicht auch weniger relevant sein dürfte als man von den derzeit so beliebten Beschreibungen einer "salzigen Mineralität" :D annehmen könnte.

Was aber in dem Zusammenhang vergessen wurde, aber sicher wichtiger als bittere oder eben salzige Eindrücke ist, ist die trigeminale Wahrnehmung, also Reize wie stechend, alkoholisch oder zusammenziehend (harte Tannine).

http://de.wikipedia.org/wiki/Trigeminale_Wahrnehmung

Grüße,
Gerald

Re: Sensorik neu schreiben?

BeitragVerfasst: Mi 18. Jan 2012, 09:12
von mvwein
Sehr gute Ergänzung. Und einen Satz aus dem Beitrag möchte ich hervorheben:
Das oral-trigeminale System ist weniger untersucht als das nasal-trigeminale.
Dem kann man wohl zustimmen.