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- Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:29
Hallo zusammen,
Hier mein Beitrag zum Thema:
Sehr gute Weine verbessern sich in der Regel mit dem Alter. In meiner Wahrnehmung zumindest. Spaßeshalber habe ich aus meinen Verkostungsnotizen mal alle Weine herausgesucht, die von mir 97 oder mehr Punkte bekommen haben. Das sind nach etwa 16 Jahren Aktivität bei https://www.verkostungsnotizen.net/ genau 20 Weine (von knapp 5000). Das Spektrum ist meinen Präferenzen entsprechend sehr rieslinglastig (12 von 20). Bei den Rieslingen reichte das Reifesprektrum bei der letzten Verkostung von 6,5 bis 18 Jahren. Die besten Rotweine meines Lebens, ein Clos Vougeot GC 1947, ein Corton GC 1961 und ein Beau Site 1959 waren am Tag der Verkostung deutlich über 50 Jahre alt. Hinzu kommt aus der Zeit, in der ich noch nicht systematisch Verkostungsnotizen geschrieben und archiviert habe, ein grandioser Pavie 1955, den ich 1999 im Glas hatte, vielleicht mein bester Wein aller Zeiten.
Zwischenfazit: Im Segment 97+ gibt es in meinem Archiv nur gereifte Weine. Allerdings hatte ich bei den meisten Weinen nicht die Möglichkeit, alt und jung zu vergleichen, da es sich um Einzelflaschen handelte. Die beiden Ausnahmen sind zwei trockene Riesling-GGe, die ich vor vielen Jahren ganz jung, sozusagen en primeur, im auf die Lese folgenden September im Glas hatte und dann noch mal etwa ten years after. In beiden Fällen gibt es eine Steigerung von 94 bzw. 95 auf 97, was bei mir ein signifikanter Unterschied ist, denn erstens hat mein Bewertungsmaßstab sich über die Jahre nicht verschoben, und zweitens bin ich mit Top-Bewertungen sehr knauserig. Exemplarisch poste ich mal einen der beiden Weine:
Bei Weinen, die ich öfter im Glas habe, gelten für mich folgende Regeln:
Sehr gute trockene Rieslinge aus Deutschland und Österreichkönnen gerne 5, 10 oder 15 Jahre reifen. Das hängt aber auch vom Jahrgang ab. 2008 und 2010 reifen phantastisch, viele deutsche 2011er GG-Rieslinge dagegen hatten schon vor einigen Jahren karamellige Reifenoten. 2017 hat auch ein tolles Potenzial.
Moselspät- und -auslesen brauchen mindestens 10, eher 15 bis 20 Jahre, um ihren Höhepunkt zu erreichen. 25 bis 30 Jahre sind in der Regel auch kein Problem, wenn der Korken hält.
Gute deutsche Spätburgunder reifen wunderbar über 10 oder 15 Jahre und manchmal auch länger. Ahrweine der mittleren Preisklasse um 20€ sind nach 5 bis 6 Jahren topp; einige bauen dann langsam ab.
Rotweine aus dem Burgund können in ihrer Jugend harsch und abweisend sein. Meine Erfahrungen hinsichtlich der Effekte langer Lagerung sind allerdings zu begrenzt und anekdotisch, als das ich mich zu diesem Thema aus dem Fenster lehnen würde. Ähnliches gilt für Chardonnay aus dem Burgund und roten Bordeaux, ganz zu schweigen von der Rhone.
Griechische Weißweine reifen oft überraschend gut. Die besten Assyrtika von Santorini erreichen erst nach fünf oder sechs Jahren ihren Höhepunkt, und auch bei Weinen vom Festland kann man tolle Überraschungen erleben. In der gehobenen Gastronomie in Griechenland werden diese Weine viel zu jung angeboten. Wo wir gerade bei Griechenland sind: Xinomavro aus Naoussa oder Amyndeo kann in der Jugend extrem abweisend sein und braucht meistens 5 bis 8 Jahre, gelegentlich auch mehr, um sich zu runden. Das Gleiche gilt für Nebbiolo, der in seiner Charakteristik und Tanninstruktur dem Xinomavro sehr ähnlich ist. Barolo, Barbaresco und auch viele Weine aus dem Valtellina brauchen deutlich mehr als 10 Jahre, bis sie sich in ihrer ganzen Schönheit zu präsentieren können.
Ach und dann Champagner: Ich trinke aktuell mit großem Vergnügen Blancs de Blancs der Jahre 2008 und 2010. Frisch degorgierter Champagner, auch NV, ist oft nicht ganz harmonisch, wirkt unbalanciert und unruhig, und profitiert dann von ein paar Jahren Lagerung im Keller.
Alles was ich geschrieben habe, ist natürlich subjektiv und beansprucht keine Allgemeingültigkeit. Oder wie man in Köln sagt: Jeder Jeck ist anders.
Herzliche Grüße
Michael
Hier mein Beitrag zum Thema:
Sehr gute Weine verbessern sich in der Regel mit dem Alter. In meiner Wahrnehmung zumindest. Spaßeshalber habe ich aus meinen Verkostungsnotizen mal alle Weine herausgesucht, die von mir 97 oder mehr Punkte bekommen haben. Das sind nach etwa 16 Jahren Aktivität bei https://www.verkostungsnotizen.net/ genau 20 Weine (von knapp 5000). Das Spektrum ist meinen Präferenzen entsprechend sehr rieslinglastig (12 von 20). Bei den Rieslingen reichte das Reifesprektrum bei der letzten Verkostung von 6,5 bis 18 Jahren. Die besten Rotweine meines Lebens, ein Clos Vougeot GC 1947, ein Corton GC 1961 und ein Beau Site 1959 waren am Tag der Verkostung deutlich über 50 Jahre alt. Hinzu kommt aus der Zeit, in der ich noch nicht systematisch Verkostungsnotizen geschrieben und archiviert habe, ein grandioser Pavie 1955, den ich 1999 im Glas hatte, vielleicht mein bester Wein aller Zeiten.
Zwischenfazit: Im Segment 97+ gibt es in meinem Archiv nur gereifte Weine. Allerdings hatte ich bei den meisten Weinen nicht die Möglichkeit, alt und jung zu vergleichen, da es sich um Einzelflaschen handelte. Die beiden Ausnahmen sind zwei trockene Riesling-GGe, die ich vor vielen Jahren ganz jung, sozusagen en primeur, im auf die Lese folgenden September im Glas hatte und dann noch mal etwa ten years after. In beiden Fällen gibt es eine Steigerung von 94 bzw. 95 auf 97, was bei mir ein signifikanter Unterschied ist, denn erstens hat mein Bewertungsmaßstab sich über die Jahre nicht verschoben, und zweitens bin ich mit Top-Bewertungen sehr knauserig. Exemplarisch poste ich mal einen der beiden Weine:
Bei Weinen, die ich öfter im Glas habe, gelten für mich folgende Regeln:
Sehr gute trockene Rieslinge aus Deutschland und Österreichkönnen gerne 5, 10 oder 15 Jahre reifen. Das hängt aber auch vom Jahrgang ab. 2008 und 2010 reifen phantastisch, viele deutsche 2011er GG-Rieslinge dagegen hatten schon vor einigen Jahren karamellige Reifenoten. 2017 hat auch ein tolles Potenzial.
Moselspät- und -auslesen brauchen mindestens 10, eher 15 bis 20 Jahre, um ihren Höhepunkt zu erreichen. 25 bis 30 Jahre sind in der Regel auch kein Problem, wenn der Korken hält.
Gute deutsche Spätburgunder reifen wunderbar über 10 oder 15 Jahre und manchmal auch länger. Ahrweine der mittleren Preisklasse um 20€ sind nach 5 bis 6 Jahren topp; einige bauen dann langsam ab.
Rotweine aus dem Burgund können in ihrer Jugend harsch und abweisend sein. Meine Erfahrungen hinsichtlich der Effekte langer Lagerung sind allerdings zu begrenzt und anekdotisch, als das ich mich zu diesem Thema aus dem Fenster lehnen würde. Ähnliches gilt für Chardonnay aus dem Burgund und roten Bordeaux, ganz zu schweigen von der Rhone.
Griechische Weißweine reifen oft überraschend gut. Die besten Assyrtika von Santorini erreichen erst nach fünf oder sechs Jahren ihren Höhepunkt, und auch bei Weinen vom Festland kann man tolle Überraschungen erleben. In der gehobenen Gastronomie in Griechenland werden diese Weine viel zu jung angeboten. Wo wir gerade bei Griechenland sind: Xinomavro aus Naoussa oder Amyndeo kann in der Jugend extrem abweisend sein und braucht meistens 5 bis 8 Jahre, gelegentlich auch mehr, um sich zu runden. Das Gleiche gilt für Nebbiolo, der in seiner Charakteristik und Tanninstruktur dem Xinomavro sehr ähnlich ist. Barolo, Barbaresco und auch viele Weine aus dem Valtellina brauchen deutlich mehr als 10 Jahre, bis sie sich in ihrer ganzen Schönheit zu präsentieren können.
Ach und dann Champagner: Ich trinke aktuell mit großem Vergnügen Blancs de Blancs der Jahre 2008 und 2010. Frisch degorgierter Champagner, auch NV, ist oft nicht ganz harmonisch, wirkt unbalanciert und unruhig, und profitiert dann von ein paar Jahren Lagerung im Keller.
Alles was ich geschrieben habe, ist natürlich subjektiv und beansprucht keine Allgemeingültigkeit. Oder wie man in Köln sagt: Jeder Jeck ist anders.
Herzliche Grüße
Michael