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Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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Geschmacksneutralisation

Sa 29. Mai 2021, 22:25

Liebe Forumsmitglieder.

Ich bitte um Hilfe.

Wie neutralisiert ihr euren Gaumen?

Typische heikle Situationen:

Zum Abendessen gibt es zu würzig/scharfen Speisen einen restsüßen Riesling, danach soll noch ein Rotwein getrunken werden.
Heiligabend kommt die Familie zu Kaffee und Kuchen zusammen, unmittelbar danach wird immer ein Schaumwein geöffnet.
Und der Klassiker, mehrere Weine sollen nacheinander verkostet werden (man kann hier natürlich mit der richtigen Reihenfolge der Weine schon einiges machen, aber nicht immer).
Vom Zähneputzen will ich gar nicht reden.

Meine Erfahrungen:

Wasser hat keine ausreichende Wirkung.
Schwarzbrot ist zu geschmacksintensiv, Weißbrot/neutrale Kräcker werden beim Kauen süß.
Käse (Hand- oder Hartkäse, ich betone: einige Zeit vor dem Weingenuss!) verfälscht nach meinen Erfahrungen den Eindruck von den Gerbstoffen, die wirken oft viel milder.
Nüsse haben oft zu viel Eigengeschmack (Mandeln sind zu süß, Wallnüsse zu herb etc.)

Ich habe noch keine befriedigende Lösung gefunden. Wie handhabt ihr das?

VG, Nora

Re: Geschmacksneutralisation

Sa 29. Mai 2021, 23:06

...bei mir funzt Wasser völlig problemlos...

Re: Geschmacksneutralisation

Sa 29. Mai 2021, 23:50

EThC hat geschrieben:...bei mir funzt Wasser völlig problemlos...


Dito!

Ansonsten führt ein zweiter oder im ärgsten Falle auch dritter Schluck des nächsten Weins zur gewünschten "Neutralisation". Für mich problematisch wird es höchstens in groß besetzten Verkostungsrunden, in denen mir nur eine sehr geringe Menge des akut zu probierenden Getränks zur Verfügung steht.

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Geschmacksneutralisation

So 30. Mai 2021, 00:07

sehr spannende frage !

die "heiklen" situationen kenne ich auch sehr gut.
ich habe eine pragmatische lösung und eine tatsächlich funktionierende methode.

pragmatisch: wenn es mehrere weine in einem mehrgängigen essen sein sollen, versuche ich immer, mir vorher die zeit zu nehmen, die weine in ruhe durchzuprobieren (im idealfall mit einem weiteren weinverrückten zum austauschen).
gerade im familienkontext funktioniert das sonst nicht. das hat auch den vorteil, dass man feststellt, wenn die weine sich zum essen anders verhalten. auf das neutralisieren kommt es dann nicht mehr so an.
und in diesem setting tut es auch für mich das wasser.

funktionierende methode:
seit ich wein trinke (anfang der 80er) habe ich festgestellt, dass ein guter darjeeling first flush vor einer weinprobe getrunken die schmeckfähigkeit stark steigert. ich nutze das tatsächlich als standardvorbereitung zum weinprobieren; das funktioniert auch zwischendrin, passt aber natürlich nicht überall rein.

ich führe das auf den zarten duft, die minimalen gerbstoffe und die anregende wirkung des darjeeling zurück, und ich glaube, dass er auch vorherige geschmäcker "wegspült", auch wegen der temperatur.

gruss, matthias

Re: Geschmacksneutralisation

So 30. Mai 2021, 08:47

Also Wasser funktioniert bei mir auch gut. Stilles ! Wasser allerdings.

Bei meiner bisher einzigen "richtigen" Weinprobe gab es tatschlich Brotstückchen dazu - die haben auch sehr gut funktioniert.

Und außer Schwarzbrot und Weißbrot gibt es doch noch mehr: normales Graubrot z.B. Auch Laugengebäck finde ich passend - und das wird auch nicht süß. Zumindest meinem Geschmack nach nicht.

Re: Geschmacksneutralisation

So 30. Mai 2021, 17:08

Allegro hat geschrieben:Also Wasser funktioniert bei mir auch gut. Stilles ! Wasser allerdings.

Bei meiner bisher einzigen "richtigen" Weinprobe gab es tatschlich Brotstückchen dazu - die haben auch sehr gut funktioniert.

Und außer Schwarzbrot und Weißbrot gibt es doch noch mehr: normales Graubrot z.B. Auch Laugengebäck finde ich passend - und das wird auch nicht süß. Zumindest meinem Geschmack nach nicht.


Dem kann ich nur beipflichten. Stilles Wasser und gutes Grau-/Bauernbrot ist für mich stets ausreichend.

Re: Geschmacksneutralisation

So 30. Mai 2021, 20:56

Ich kenne die leidige Thematik besonders an Geburtstagen und ähnlichem, wenn es von Kaffee auf Schaumwein gehen soll. Da hat dann Wasser leider keine Chance, sorry. Ein echtes Patentrezept hab ich nicht, meistens muss das erste Glas dann als Gaumenputzer fungieren...

Re: Geschmacksneutralisation

Mo 31. Mai 2021, 10:48

Vielen Dank für Eure Antworten!

Das mit dem Tee werde ich sicherlich mal ausprobieren. Danke für den Tipp, Matthias.

VG, Nora

Re: Geschmacksneutralisation

Di 1. Jun 2021, 16:03

nora, bin gespannt auf dein experiment, bitte unbedingt berichten.

keine teebeutel, unbedingt blatt-tees und gefiltertes wasser.
gerade gibts bei betty-darling.de ein 3er-pack frühlingstees FTGFOP1 2021 (barnesberg, phoobsering, risheehat). aromenbeschreibung lobenbergscher qualität. oder sogar darüber.
besonders lecker auch der nilgiri 1st 2021 (für wein danach fast schon zu aromatisch...)

gruss, m

Re: Geschmacksneutralisation

Di 1. Jun 2021, 16:12

Barnesbeg /klugsche*ß
Phoobsering ist dieses Jahr sehr gut.

Gerade Flugtees kann ich mir nicht so gut vorstellen: Ich mag sie besonders ihrer ausgeprägten Frische wegen. Oder genauer: Ich mag diejenigen besonders gerne, die diese ausgeprägte, lange nachhaltende Frische aufweisen. Ich stelle mir das als zuwenig neutral vor.

Vielleicht probiere ich das ja mal aus. Aber wahrscheinlich nicht: Am besten funktioniert für mich der "Opferschluck" des nächsten Weines, und wenn das nicht geht, tut's Wasser ausreichend gut.
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