So 10. Jan 2021, 21:52
Ich wage mal die steile These, dass eine Rebsorte wie Lambrusco per se gar nicht grundsätzlich gut oder schlecht sein kann, zumindest als Rohprodukt gesehen. Eine Orange kann auch nicht per se schlecht sein. Ich kann zwar sagen, ich mag keine Orangen, aber dann sagt das nur etwas über mich aus und hat absolut null Gültigkeit darüber hinaus.
Ich kann aber mit gutem Grund feststellen, dass eine unbehandelte und biologisch angebaute Navel-Orange aus Sizilien im Januar besser ist als eine für den Massenverkauf produzierte aus Spanien im November. In dem Moment urteile ich über das Produkt (natürlich in Bezug auf den Menschen), nicht mehr nur über meinen ganz subjektiven Geschmack. Dafür benötige ich aber Urteilsvermögen.
Ich denke, es kann auch guten Lambrusco geben (auch wenn ich kein Lambrusco-Kenner bin), genauso wie es auch guten Trollinger (z. B. von Aldinger) geben kann.
Vielleicht nochmal ein Vergleichsversuch, mit Käse:
Mir kann Beaufort besser schmecken als Comté, Gorgonzola besser als Roquefort, aber die Produkte an sich sind nicht von Natur aus besser als andere. Wohl aber gibt es gut und schlecht produzierten aller dieser Käse. Und da kommt wieder der Preis ins Spiel: Während ich mir einen (relativ gesehen) billigen, weißen, jungen Winterbeaufort aus dem Tiefland lieber spare, kann ich jungen Comté in Spitzenqualität zu einem besseren Preis bekommen. Um das herauszufinden, braucht es aber eine langwierige, intensivere Auseinandersetzung mit der Materie, Abkürzungen bekommt der Konsument leider nicht (denn den Markt interessiert nur der Gewinn).
So ist es wohl auch beim Wein... Es kann guten deutschen Riesling für wenig Geld geben, den sehr viel teureren Brunello aus dem Supermarkt spare ich mir aber ggf. lieber, weil ich bestenfalls weiß, dass guter Wein dort bei einem andren Preisniveau anfängt. Allgemein scheint es wohl so zu sein, dass italienische und französische Weine bei gleicher Qualität teurer sind als deutsche. Das gilt natürlich nicht für alle, denn anscheinend können manche Deutschen (z. B. renommierte Aar-Winzer) die burgundischen Preisstandards übernehmen, während selbst die allerrenommiertesten Moselwinzer (z. B. Molitor) ihre besten (trockenen) Lagen(!)-Rieslinge für 15€ verkaufen. Warum? Keine Ahnung. Einem Anfänger würde aber mehr Durchblick bei den Preisen sicher helfen und ihm einiges ersparen (im doppelten Sinne).
Ansonsten:
Nono hat geschrieben:Ich kaufe sonst fast nur im Biomarkt ein, aber Wein normalerweise nicht.
So halte ich es auch.