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Preiskategorien und Weincharakter

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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jessesmaria

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Preiskategorien und Weincharakter

BeitragDi 5. Jan 2021, 21:28

Wahrscheinlich gab es diese Diskussion schon zigfach. Ich versuche dennoch mal eine Kategorisierung, die sich aus meinen noch immer Anfängererfahrungen der letzten Jahre ergeben hat:

- bis ~12€: selten Weine, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen
- ca. 12–20€: teils attraktive Weine, man spürt einen Unterschied zur unteren Preiskategorie
- 20–30€: Weine, die häufig im Gedächtnis bleiben; "Wow"-Effekt beim ersten Schluck möglich
- 30€+: dito, aber noch stärker. Sehr komplexes Aromaprofil

Gilt z. B. für: Pinot Noir, Sangiovese
Gilt z. B. nicht für: deutschen Riesling (schon für 11-12€ sehr gut, für 15–20€ spitze)
Schließt natürlich nicht aus, dass teure Weine zu teuer verkauft werden und eigentlich in eine niedrigere Kategorie passen.

Auch aufgefallen ist mir: Es gibt nicht nur gut und schlecht, sondern Passendes zu jedem Anlass. Gereifte trockene Riesling-Auslesen für 30€ können zu gewichtig sein für einen unspektakulären Dienstag Abend zu Brot und Wurst.

So, jetzt dürft ihr mir gerne sagen, dass das alles so gar nicht hinkommt, bloß Einbildung ist (denn was teuer ist, schmeckt bekanntlich deshalb auch besser) und es (wenigstens ab einem bestimmen Preis) kaum eine Korrelation zwischen Preis und Charakter bzw. Anspruch des Weins gibt.

... Oder aber meine Thesen weiter ausdifferenzieren.

Beispiel Sangiovese, Chianti

Meine frischesten Erinnerungen, die mich u. a. zu dieser Kategorisierung bewogen haben, beruhen auf einem Sangiovese/Chianti-Blindtasting. Ich mache gerne Blindtastings, um Rebsorten oder Anbaugebiete kennenzulernen und mich nicht vom Preis oder Renommee des Weins beeinflussen zu lassen.

Punkteskala: 1 = schlechteste, 10 = beste Bewertung

Die verkosteten Weine waren:

1 x Villa Antinori Chianti Classico Riserva 2015 = 15,90 EUR

6+, 2. Tag 7+ Punkte: Schöner Wein mit viel Fassaromen (Vanille, Eiche), Veilchen, Thymian

1 x Lamole di Lamole Chianti Classico Riserva DOCG 2015 = 18,90 EUR

6-, 3. Tag 7 Punkte: Etwas trüber als der unmittelbar davor verkostete Rosso di Montalcino, süßlich in der Nase (Sirup, Kirsch), etwas bitter im Geschmack (Holundersaft)

1 x Lamole di Lamole Chianti Classico “Etichetta Bianca” DOCG 2016 = 11,88 EUR

5 Punkte: Unspektakulärer Wein, einfaches Aromenprofil; etwas pfeffrig. Eher langweilig und nichtssagend, bleibt nicht stark in Erinnerung.

1 x Argiano Brunello di Montalcino DOCG 2015 = 36,90 EUR

8+ Punkte: spannendster Wein, höchster Wiedererkennungswert, da vollkommen anders als die anderen; viel mehr komplexe Nicht-Primär-Fruchtaromen nach Tabak, Leder etc.; mein erster Eindruck: muss noch liegen bleiben, hat aber unglaublich Potenzial. Kam mir anfangs sehr schwierig vor, hat aber süchtig gemacht in dem Sinne, dass jeder weitere Schluck ein tieferes Verständnis zu versprechen schien (ähnliches Gefühl wie z. B. die erste Begegnung mit einem schwierigen Musikstück, z. B. von Mahler oder Brahms). Wegen der Schwierigkeit war es keine "Liebe auf den ersten Blick" und deshalb hatte ich mit einer höheren Punktzahl gezögert.

1 x Antinori Pian delle Vigne Rosso di Montalcino DOC 2018 = 16,90 EUR

8 Punkte: Sehr anmutiger, balsamischer, klarer und feiner Wein; Bouquet hat außer Frucht (Erdbeermarmelade) auch Rauch-/Tabaknoten

1 x Melini Chianti Neocampana Governo Rosso all'Uso Toscano 2017 = 6,45 EUR

4 Punkte: undurchsichtig, wenig charakteristisch, etwas "dick", einfaches Aromenprofil. Aber nicht anekelnd in dem Sinne, dass man nach einem Schluck das Glas wegstellen musste.

1 x Tenuta Fanti Brunello di Montalcino Vallocchio DOCG 2012 = 29,90 EUR

8-9 Punkte: feinster, rundester Wein, tolle Noten ähnlich eines hochwertigen Balsamicos (tradizionale). Sehr klar. In der Nase (dunkler Balsamico, weißer Pfeffer, Erdbeermarmelade u. a.) wahnsinnig reich und komplex, es ist schon eine ausdauernde Befriedigung, nur daran zu riechen.

1 x Reinsortiger Sangiovse aus dem real als schwarzes Schaf, ich weiß nicht mal, welcher das genau war = 4,99 EUR

2 Punkte: ungenießbar, roch nach Kirsch-Kaugummi. Einziger Wein, bei dem man sich vor dem zweiten Schluck sträuben musste.

Ergeben diese Blind-Eindrücke für euch wenigstens teilweise Sinn?
Zumindest zeigte sich, trotz gänzlicher Unvoreingenommenheit durch das Blindtasting, ein recht klares Gefälle: Die Brunellos haben die höchsten Punktzahlen, bei den Chiantis die teureren Riserva höhere als die günstigeren, die unter 10€ schmeckten am wenigsten.

Eine Vermutung (Erkenntnis?), die mir durch das Tasting gekommen ist, ist, dass die Beigabe von Cab. Sauv./Merlot den Wein etwas trüber macht (?). Die reinsortigen Sangioveses haben mir tendenziell besser gefallen. Sie wirkten auf mich feiner, seidiger, mit distinkteren Kräuter- und Fruchtaromen.

Fazit

Einerseits muss man sich von Nicht-Weinliebhabern gerne vermeintlich beweiskräftige Studien anhören, um die Weinbepreisung ad absurdum zu führen: wenn Experten angeblich in Blindverkostungen Aldi-Weine besser beurteilen als zehnfach teurere Premiumweine.
Andererseits bräuchte man ja keine 30€ für eine Flasche zahlen, wenn man nur genug Erfahrung und Überblick bräuchte, um unter den unendlich vielen Weinen für 15€ immer eine vergleichbare günstigere Alternative parat zu haben.
Schmecken die Weine der verschiedenen Preiskategorien doch grundsätzlich anders, zumindest zum Großteil? Ausnahmen bestätigen die Regel. Kann man die Kategorien vergleichen mit z. B. der Kategorisierung von Musik in leichte Unterhaltungsmusik (einfacher Chianti), Operette (Rosso di Montalcino) und Wagners Ring (Brunello)? Oder Thomas Mann (Brunello), 08/15-Krimi (10€-Chianti) und die BUNTE (5€-Sangiovese aus dem real)?
Zuletzt geändert von jessesmaria am Mi 6. Jan 2021, 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
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austria_traveller

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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 08:27

Ich glaube mich erinnern zu können, dass mal gesagt wurde eine Flasche Wein kostet in der Erzeugung max. 20.-
Alles darüber hinaus ist Marketing.
Ich würde bei deinen Bewertungen nicht so auf die Preise schauen, sondern einfach mal vorbehaltslos zu verkosten beginnen. Der feine Sangiovese um 30.- hat vielleicht vor vielen Jahren nur 15.- gekostet und war damals das Schnäppchen, nachdem wir alle suchen.
Gute Weine gibt es auch um wenig Geld - man muss sie nur finden ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Lorne Malvo

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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 10:03

Ich kann Deinen Post schon gut nachvollziehen.
Ich tue mich zwar generell mit Verallgemeinerungen schwer, aber es gibt für mich schon eine Preiskategorie, in der es auch für anspruchsvolle Genießer sehr interessante Tropfen gibt und wo der Preis und die Leistung in einem gesunden Verhältnis stehen, zudem häufig jeder weitere Euro auch mit Qualitätszuwachs einhergeht. Nach meiner Erfahrung/Anspruch ist es die Preiskategorie zwischen 10-30 €, die sich aber langsam auch nach oben entwickelt.
Selbst zw. 7-10€ kann man Gutes finden, es ist aber schwieriger.
Dass es zwischen 2-5€nur belangloser, charakterschwacher Massenwein sein kann, erklärt sich ja eigentlich von selbst

In der Preiskategorie 10-30 trifft das zumindest auf sehr viele Länder und Regionen (soweit mein Horizont das beurteilen kann) zu.
Bsp. fast zur Gänze auf Deutschland, Spanien, Italien, Österreich.
In Frankreich auf Languedoc, Elsass, Süd-Rhone und mit Abstrichen auch auf Loire, Jura (wohl nicht mehr lang), Nordrhone, Bordeaux und fast gar nicht mehr auf Burgund zu.

Wenn man dann im Flaschenpreis höher geht als 30, sind es teure Regionen/Orte, Seltenheit, Bluechips der Erzeuger, Kultweine, Einzellagen mit klarem Profil oder gar Spekulationsobjekte.

Wenn ich mich intensiver mit Wein beschäftigen wollte, würde ich zunächst in dem Bereich 10-30€ schauen und mich in eine Region hereintrinken, wo mich die Grundcharakteristik der Weine anspricht.
Das habe ich so gemacht und fand es immer ganz spannend mich mal eine Zeit zu fokussieren.

Ich finde, Dein Sangiovese Blindtasting zeigt das doch recht anschaulich.

Im Chianti bekommst du für um 15€ bsp. sehr schöne CCL von Top Erzeugern.
Ein Sprung Richtung Riservas oder Super-Sangiovese kann man machen, ob der Qualitätszuwachs das immer so rechtfertigt nötigt jedem aber schon Positionierung ab. Ich finde es verfeinert und intensiviert sich schon, aber den Sprung vom 5€ Billig Chianti zum 15€ Qualitäts-Chianti bekommste so nicht mehr hin.
Trotzdem können die paar Prozente nach ganz oben auch (mal) richtig geil sein.
Häufig gilt auch, je teurer, desto mehr Charakter.

Solche Blindtasting Aktionen können einem da schön (Achtung-tolles Wortspiel :roll: ) die Augen öffnen.

Für mich spielt neben dem PGV auch eine große Rolle, wie der Erzeuger strukturiert ist, wie angebaut wird, ob die Menschen dahinter sympathisch sind und ob ich die Philosophie mag. Dafür zahle ich auch gern mal Aufpreise. Genau wie für Stilistik, die sich in absoluten Zahlen und Qualitätswertungen schlecht fassen lässt.

Diese herausragenden Massenconsumer-Weine sind für mich Marketingmaschinen-Trophäen. Keine Qualität wie ich sie mir vorstelle.
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dylan

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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 11:13

Hallo Lars,
deinen Ausführungen kann ich weitestgehend nur zustimmen, allein der letzte Absatz deines Posts lässt mich etwas ratlos zurück.
Was zum Himmel sind "herausragende Massenconsumer-Weine"?
Meinst du damit die Weine, die bei ALDI und Co vertieben werden, oder aber überteuerte Icon-Weine wie z.B. Mouton, Giacosa Red Label u.a. mehr?

Grüße

dylan
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Lorne Malvo

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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 11:21

Hi dylan,

war vielleicht etwas unklar ausgedrückt.

Ich meine damit die Weine, die gern als „herausragend“ vermarktet werden.
Und irgendein Kritiker findet sich auch noch, der hohe Punkte gibt.
Massen-Barolo für 15€ von Aldi oder generell
Discounter-Weine ohne Qualität, die als „herausragend“ vermarktet werden.

Wer Icon-Weine zum Trinken kauft, da kann ich aber auch nicht sehr viel mit anfangen...
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dylan

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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 11:26

Danke für die aufklärenden Worte. Du liebst also keine von Luca Maroni hoch bepunkteten Weine. :D
Gegen Icon-Weine habe ich nichts einzuwenden, wenn man mich denn mittrinken lässt. ;)
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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 12:08

jessesmaria hat geschrieben:Wahrscheinlich gab es diese Diskussion schon zigfach.

...ähhh, ich denke schon. Ich weiß jetzt auch nicht, was das im Allgemeinen an verwertbarem Nutzen bringen soll. Daß ein Produkt in der Tendenz mit mehr Aufwand besser oder auch einfach charakteristischer und damit auch teurer wird, ist für mich eine Binsenweisheit. Irgendwann hört halt der Preis auf, sich im Wesentlichen an den Gestehungskosten zu orientieren und wendet sich den Möglichkeiten des Marktes zu, wo auch immer diese Grenze liegen mag, ich hab für D so eine Zahl von 35 Euronen je Eintel im Kopf.
Für den Einzelfall -und meine Einkäufe sind letztlich immer Einzelfälle- nützt mir das gar nichts, da muß mich jeder Wein mit seinem Preis für sich überzeugen, entweder durch eigene Verkostung oder eben durch Sekundärinformationen. Und dann muß ich mich entscheiden, ob mir die 5, 10, 20 oder 40 Euronen fürs Fläschchen das Geld wert sind oder eben nicht. Und diese Einschätzung wird bei jedem anders ausfallen...
Viele Grüße
Erich

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Lorne Malvo

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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 18:31

Ich sehe das zwar nicht sehr anders, dass das ein nicht eindeutig zu beantwortendes Thema ist.
Vielleicht hier schon des öfteren ohne Ergebnis behandelt wurde.

Dennoch sollte doch auch mal Leuten, die noch nicht so lang im Forum sind oder eher noch am Anfang im Hobby stehen erlaubt sein, solche Themen, die sie interessieren, neuerlich zu behandeln.
Wenn man noch nicht so sehr orientiert ist und für sich die Weinwelt noch kaum abgesteckt hat, ist es einfach immer spannend zu wissen, was denn tatsächlich die teuren Pretiosen bieten und wie sich die Korrelation von Preis und Genuss oder Charakter, auch aus der Erfahrung anderer, entwickeln.

Da gibts sicherlich die, die schon fast alles durch haben und nun müde gähnen, aber das Forum sollte doch auch für wiederkehrende Fragen und neue Mitglieder Raum schaffen.
Denke ich...
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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 18:44

Lorne Malvo hat geschrieben:Dennoch sollte doch auch mal Leuten, die noch nicht so lang im Forum sind oder eher noch am Anfang im Hobby stehen erlaubt sein, solche Themen, die sie interessieren, neuerlich zu behandeln.

...da hab' ich auch gar nichts dagegen, ganz im Gegenteil :!: Auch wenn meine Antwort darauf vielleicht etwas ernüchternd wirken mag, ich hab aber schlicht keine andere (mehr)... :o
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Preiskategorien und Weincharakter

BeitragMi 6. Jan 2021, 20:45

Lorne Malvo hat geschrieben:Dennoch sollte doch auch mal Leuten, die noch nicht so lang im Forum sind oder eher noch am Anfang im Hobby stehen erlaubt sein, solche Themen, die sie interessieren, neuerlich zu behandeln.


Klar, keine Frage!

Ich bin trotzdem weitgehend bei Erich, dessen preisliche Schmerzgrenze aber weit höher angesiedelt ist als die meinige.

jessesmaria hat geschrieben:Andererseits bräuchte man ja keine 30€ für eine Flasche zahlen, wenn man nur genug Erfahrung und Überblick bräuchte, um unter den unendlich vielen Weinen für 15€ immer eine vergleichbare günstigere Alternative parat zu haben.


Dass man für den doppelten Preis häufig auch eine höhere Qualität erhält, liegt auf der Hand. Und selbst Schnäppchenschnüffler wie ich finden nicht dauernd Weine, die für zehn Euronen genauso viel bieten wie die Konkurrenzflaschen vom Winzer nebenan, der 20 oder 30 Euro pro Pulle verlangen kann. Gleichwohl trinke ich genug Weine, die mich sehr zufriedenstellen und in mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, obwohl sie keine 20, keine 15 und häufiger noch nicht einmal 10 Euro gekostet haben. Um sie aufzuspüren, muss man allerdings häufiger nach links und rechts schauen - der Blick stur geradeaus auf die angesagten Namen führt in der Regel (die aber auch schon wieder durch Ausnahmen bestätigt wird) nicht zu ihnen.

jessesmaria hat geschrieben:Schmecken die Weine der verschiedenen Preiskategorien doch grundsätzlich anders, zumindest zum Großteil? Ausnahmen bestätigen die Regel. Kann man die Kategorien vergleichen mit z. B. der Kategorisierung von Musik in leichte Unterhaltungsmusik (einfacher Chianti), Operette (Rosso di Montalcino) und Wagners Ring (Brunello)?


Mir als Musiker drängt sich der Vergleich von Weinen aus unterschiedlichen Preiskategorien mit Musik, die wenig, etwas mehr und viel Gehalt besitzt, nicht wirklich auf. Mir sind schon genug teure Weine begegnet, die letztlich plakativ gestrickt waren und klar unter dem Etikett " zwar lautstark, aber eher vordergründige Unterhaltung" zu verbuchen waren. Und umgekehrt habe ich schon zahlreiche preiswerte Sachen getrunken, die vielleicht nicht an Wagners Ring erinnerten, aber sehr wohl an ganz feine, vielschichtige Kammermusik von Mozart, Beethoven oder Schubert.....

Herzliche Grüße

Bernd
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