Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
innauen
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Mi 9. Nov 2011, 15:04
Hallo, um diese Frage vielleicht final zu klären fragt Rene G. zurück: "was ist das?" Wein 1: Von der Nase her ein ziemlich grosser, aber leider ein zu alter Wein, das Bouquet zeigt nämlich deutliche Oxydationsnoten und Liebstöckel. Im Gaumen noch ein paar Feigen und auch einen gewissen Colheita-Portton, etwas Kaffee im Finale. Leider über dem Zenit obwohl ich diesem Greis noch eine gewisse Achtung zolle. 16/20 vorbei Wein 2: Offenes, tiefgründiges Bouquet, getrocknete Steinpilze, Trüffel, Ledernoten, wirkt etwas trocken in der Nase. Im Gaumen ist die Struktur leicht gezehrt, weil der Körper aber eine gute Konsistenz bietet, ist das ein ziemlich honorabler Food-Wein. 18/20 austrinken Wein 3: Trocken-süsses Bouquet, viel Trüffel, Leder, etwas Torf, rauchigen Cabernet zeigend. Fester Gaumen, immer noch gut stützende Adstringenz und fleischige Muskeln, beeindruckender, grosser Pauillac. Könnte ein 1970 Latour sein. 20/20 trinken Antwort: drei Mal Latour 1970. Alle aus der gleichen OHK. Aber Wein 3 dekantiert um 18 Uhr). Der Wein 2 dekantiert um 14.00 Uhr). Auch der Wein 1 war der Latour 1970 (dekantiert aber um 11.00 Uhr)! Allzueifriges Dekantieren ist schädlicher Voodoo und ich selbst dekantiere nur äusserst ungern. Hier der gesamte Artikel plus Dekatiertipps. http://www.weingabriel.ch/media/703aa70e7887fbfdffff80ada426365.pdfGrüsse, Wolf
Zuletzt geändert von innauen am Mi 9. Nov 2011, 15:46, insgesamt 1-mal geändert.
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Gerald
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Mi 9. Nov 2011, 15:15
Hallo Wolf, tolle und lehrreiche Versuchsanordnung. Nur zwei Sachen sind mir aufgefallen: a) Gabriel hat sich im Eifer des Gefechts offenbar vertippt und die Nummern der Weine durcheinandergebracht (Wein 3 wurde sowohl um 11:00 als auch 18:00 dekantiert - der um 11:00 muss wohl Wein 1 gewesen sein, sonst klingt das Ganze völlig unplausibel). In deiner Zusammenfassung kommt dafür der Wein 1 gleich doppelt vor - Reverenz an den Meister René ? b) mit "es gibt keinen Unterschied" zwischen den drei Flaschen hat der Autor natürlich auch nicht ganz Recht. Da die Flaschen ja mit Naturkork verschlossen sind, würde ich zumindest nicht ausschließen, dass die Korkvarianzen beim Ergebnis auch eine Rolle gespielt haben. Möglicherweise war Wein 1 schon zum Zeitpunkt des Öffnens hinüber aufgrund eines weniger optimalen Korkens? Grüße, Gerald
theater69
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Mi 9. Nov 2011, 15:27
Hallo wolf, vielen Dank für Deinen Hinweis. Ich habe mich schon oft gefragt, wann der "perfekte" Dekantierzeitpunkt eines Weines ist. Ich befürchte, ich liege so gut wie immer daneben Ist wahrscheinlich das gleiche Phänomen wie an der Börse: Nur die anderen verkaufen auf dem Höchststand und kaufen zum niedrigsten Kurs Blöd ist das jedenfalls dann wenn ich nur 1 Flasche von dem Jahrgang habe. Oder hat irgendjemand einen Tipp wie ich dem perfekten/optimalen Zeitpunkt nahe kommen kann?
LG Andreas
_________________________________________________________________ Es soll keiner so wenig Wein trinken, dass er seiner Gesundheit schadet (Marc Aurel)
susa
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Mi 9. Nov 2011, 15:32
Ich sehe Dekantieren auch hauptsächlich zu dem Zweck, noch nicht ganz trinkreife Weine durch Belüften etwas zu öffnen. Ein perfekt gereifter Wein muss nicht dekantiert werden (und Depot ist nicht tödlich ). lieben Gruß susa
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sorgenbrecher
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Mi 9. Nov 2011, 15:34
theater69 hat geschrieben: Oder hat irgendjemand einen Tipp wie ich dem perfekten/optimalen Zeitpunkt nahe kommen kann?
nur die wenigsten dürften unter "perfekten / optimalen Zeitpunkt" denselben verstehen. ich gehe meist so vor, dass ich nach dem öffnen der flasche einen probeschluck nehme und auch die entwicklung im glas über einige minuten verfolge und erst dann entscheide, ob wirklich dekantiert werden sollte. nur in den allerwenigsten fällen geht der wein dann in die karaffe, öfter entscheide ich mich für vorsichtiges doppeltes dekantieren zurück in die gespülte flasche und auch sehr oft für den verzicht auf das dekantieren bzw. karaffieren. oft entwickelt sich dann der wein aus meiner sicht über die nächsten stunden beim trinken im glas sehr gut.
Gruß, Marko.
theater69
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Mi 9. Nov 2011, 15:42
... na, dann werde ich mich mal der aufwendigen Tätigkeit einer entsprechenden Testreihe widmen ...
LG Andreas
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sorgenbrecher
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Mi 9. Nov 2011, 15:44
nimm einfach 3x 1970iger latour und schau, ob du zum selben ergebnis wie gabriel kommst....
Gruß, Marko.
weinfex
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Mi 9. Nov 2011, 15:52
Gerald hat geschrieben: b) mit "es gibt keinen Unterschied" zwischen den drei Flaschen hat der Autor natürlich auch nicht ganz Recht. Da die Flaschen ja mit Naturkork verschlossen sind, würde ich zumindest nicht ausschließen, dass die Korkvarianzen beim Ergebnis auch eine Rolle gespielt haben. Möglicherweise war Wein 1 schon zum Zeitpunkt des Öffnens hinüber aufgrund eines weniger optimalen Korkens?
Grüße, Gerald
Ich bin da voll bei Gerald, zumal die 3 Flaschen mit absoluter Wahrscheinlichkeit unterschiedliche Füllstände hatten (was ebenso absolut normal ist)... P.S. Bei einer perfekten 70er Latour dürfte das 11.00Uhr dekantieren überhaupt kein Problem darstellen...
Grüsse weinfex
Gerald
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Mi 9. Nov 2011, 16:02
P.S. Bei einer perfekten 70er Latour dürfte das 11.00Uhr dekantieren überhaupt kein Problem darstellen...
vielleicht doch, denn Gabriel hat ja nur die Uhrzeit, aber nicht den Tag angegeben Grüße, Gerald
harti
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Mi 9. Nov 2011, 17:42
Da wir den 70er Latour auch in unserer Vertikale hatten ( viewtopic.php?f=29&t=1279 , viewtopic.php?f=21&t=1199&p=26212#p26148 ), kann ich die Ausführungen von Gabriel nur unterstreichen. Auch bei uns wurden die Flaschen viele Stunden vor der Probe doppelt dekantiert. Ich habe mir notiert: Leichter Muff in der Nase, Bakalitanmutungen; am Gaumen gezehrt, vorstehende Säure, trocknend, gute Länge; hätte großartig sein können. (Ausschließen kann man natürlich nicht ganz, dass auch ein Flaschenfehler ursächlich für den enttäuschenden Eindruck gewesen sein mag - was ich aber nicht glaube). Grüße Hartmut
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