Lorne Malvo hat geschrieben:Dennoch sollte doch auch mal Leuten, die noch nicht so lang im Forum sind oder eher noch am Anfang im Hobby stehen erlaubt sein, solche Themen, die sie interessieren, neuerlich zu behandeln.
Wenn man noch nicht so sehr orientiert ist und für sich die Weinwelt noch kaum abgesteckt hat, ist es einfach immer spannend zu wissen, was denn tatsächlich die teuren Pretiosen bieten und wie sich die Korrelation von Preis und Genuss oder Charakter, auch aus der Erfahrung anderer, entwickeln.
Da gibts sicherlich die, die schon fast alles durch haben und nun müde gähnen, aber das Forum sollte doch auch für wiederkehrende Fragen und neue Mitglieder Raum schaffen.
Denke ich...
Danke für dein Verständnis!
EThC hat geschrieben:Ich weiß jetzt auch nicht, was das im Allgemeinen an verwertbarem Nutzen bringen soll.
Dann hast du wohl schon so viel Wein getrunken, dass du ziemlich genau weißt, was du willst.
Ich glaube, für alle, die nicht so viel Erfahrung haben (und das sind wahrscheinlich mind. 95% der Bevölkerung) ist diese Frage doch sehr wichtig. Es geht ja um Kriterien bei der Kaufentscheidung. Wenn man nicht alles (bzw. vieles) kennt, muss man sich auf äußere Merkmale verlassen können. Da gehört doch der Preis ganz wesentlich dazu.
Die Webweinschule beispielsweise sagt:
Die Kurzform der Antwort auf die Frage: ‚Wie viel muss ich für eine gute Flasche Wein ausgeben?’ lautet also: ‚Das kommt auf Eure persönliche Schmerzgrenze an, darauf wie viele Kröten Ihr vertragen können, bis Ihr die gute Flasche Wein gefunden habt.‘ Wenn Ihr hart im Nehmen seid, reichen zwei Euro. Eure beiden besten Ratgeber (Eure Leber und die Webweinschule) raten jedoch: legt ein paar Euro drauf.
Wenn ich als Laie so etwas lese, denke ich natürlich: Ich muss nur lange genug suchen, dann werde ich auch mit 2€ glücklich sein. Dann zahle ich doch nicht etwa das Zehnfache, nur um eine Abkürzung zu nehmen?
Mir hat diese Strategie noch nicht geholfen. Ich möchte im besten Fall keinen Wein trinken, der bloß "trinkbar" ist, sondern Wein, der mich und mein Leben um eine Erfahrung bereichert, an der ich mich auch nach dem flüchtigen Trinkvergnügen noch erfreuen kann. Wenn ich an die beiden Brunello-Weine denke, die ich oben beschrieben habe, kann ich mich immer noch an die starken Eindrücke lebhaft erinnern; sie werden mich weiter begleiten. Die Exemplare unter 10€ dieses Tastings sind keiner Erinnerung wert. Das kann Zufall sein – hätte ich nicht blind getestet, würde ich sowieso unterstellen, mir hätten die Brunello-Weine nur besser gefallen, weil ihr Name so ehrwürdig ist und viel verspricht; und natürlich weil sie gut sein müssen, da sie so viel gekostet haben.
austria-traveller hat geschrieben:Ich glaube mich erinnern zu können, dass mal gesagt wurde eine Flasche Wein kostet in der Erzeugung max. 20.-
Alles darüber hinaus ist Marketing.
Dieses Argument habe ich noch nie so genau verstanden: Im Idealfall würde doch der Preis mit der Qualität des Weines korrelieren, nicht mit den Herstellungskosten, nicht? Um mal wieder einen Vergleich zur Musik zu ziehen (da die Musik von allen Künsten den größten Reizfaktor hat, eignet sie sich irgendwie gut...): natürlich kann ich bereit sein, für ein Konzert mit den Berliner Philharmonikern mehr Geld auszugeben, als für ein Provinzorchester – nicht, weil ich glaube, die Musiker aus Berlin haben mehr geübt und sich besser vorbereitet (also da höhere Kosten entstanden sind), sondern weil ich mir eine höhere Qualität und damit ein eindringlicheres Konzerterlebnis verspreche.
Genauso darf doch ein Winzer, der einfach einen grandiosen Wein macht, trotz gleicher Erzeugungskosten mehr dafür verlangen, und der Wein ist dennoch seinen Preis wert – Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Idealerweise würde ich also umgekehrt am hohen Preis auch erkennen, dass mich eine besondere Art von Erlebnis erwartet, aber dem ist natürlich nicht so, da die Rechnung nur funktionieren würde, wenn Anspruch & Qualität das einzige Nachfragekriterium und Geschmack objektiv wäre. Natürlich kostet auch das Konzert der Berliner Philharmoniker im Baden-Badener Festspielhaus deswegen mehr, weil sich die feinen Leute dort sehen lassen möchten. Beim Wein dürfte der Effekt noch größer sein...
Natürlich kann die geistreichste Musik jemanden subjektiv gar nicht ansprechen, weil er sie nicht versteht.
Wenn man das aber zu Ende denkt und alles nur dem subjektiven Geschmack überlässt, hätte man gar keine Diskussionsgrundlage mehr (deshalb versuchte Kant ja auch Schönheit im Bereich der Künste außerhalb des Betrachters zu verorten)...