Aktuelle Zeit: Di 19. Mär 2024, 04:53


Riesling in Deutschland

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
  • Autor
  • Nachricht
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6508
  • Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55

Re: Riesling in Deutschland

BeitragMi 9. Dez 2020, 19:15

Georg R. hat geschrieben:Als ganz ganz grobe Orientierung möchte ich einen Arbeitskollegen zitieren, der mir bei einem Gespräch über Wein folgendes erzählt hat:
"Rieslinge von der Mosel sind mir zu süss"

Nun, er ist eher Biertrinker, doch dieser Satz (ohne dass ich ihn darauf angesprochen hätte) hat mich doch überrascht.

Denn meine eigenen, sehr beschränkten Erfahrungen, decken sich doch mit seiner Aussage.
Die Erzeuger von der Nahe oder Rheinhessen z.B. setzen eher auf durchgegorene Rieslinge, an der Mosel vertraut man immer noch dem dienlichen Zuckerschwanz.


Mit meinen persönlichen Erfahrungen deckt sich das nicht. Mit der Bezeichnung "trocken" versehene M-S-R-Rieslinge von guten Erzeugern wirken auf mich grundsätzlich nicht süßer als trockene Rieslinge aus Rheinhessen oder von der Nahe.

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Michl

  • Beiträge: 1205
  • Registriert: Di 22. Okt 2013, 18:04

Re: Riesling in Deutschland

BeitragMi 9. Dez 2020, 19:50

Kurz auch meinen Senf dazu, denn "barock" als ein wesentliches Kennzeichen pfälzer Weine haut für mich so nicht hin. In der sehr vielsagenden Definition von Kle gewinnt der Begriff eine durchaus positive Bedeutung, die ich so bei einigen pfälzer Weinen finden kann, auch eher als in anderen Regionen (ganz wunderbar z.B. bei manchen Weinen von Koehler-Ruprecht). Nach meinem Empfinden wird der Begriff aber häufig pejorativ verwendet, sprich für üppige, zu ausladende, schwere und eher wenig trinkfreudige Weine. In dieser Definition ist "der" pfälzer Riesling mitnichten prototypisch barock (schon eher mancher pfälzer Grauburgunder). Barock ist für mich eher ein im Rückzug befindliches Stilmerkmal, das nie eine ganze Region prägte und nach meiner Wahrnehmung seit einigen Jahren nicht mehr dem vinophilen Zeitgeist entspricht.
Viele Grüße

Michl
Offline

Mauritius

  • Beiträge: 11
  • Registriert: Mo 15. Jun 2020, 15:42
  • Wohnort: Zürich

Re: Riesling in Deutschland

BeitragDo 10. Dez 2020, 12:24

Gibt es dann so etwas wie "prototypische" Rieslinge pro Region?
Wenn ja, was wäre eine Empfehlung?
Offline

Lurchus

  • Beiträge: 70
  • Registriert: Di 13. Mai 2014, 17:15

Re: Riesling in Deutschland

BeitragFr 11. Dez 2020, 11:23

Zum Thema Süße: Mosel ist halt die Region, wo klimabedingt am besten Rieslingweine mit Restsüße funktionieren. Ist auch die Region, wo das am meisten kultiviert wird und die prominentesten Vertreter herkommen. Was jetzt nicht heißt, dass es da nicht knochentrockene, hervorragende Weine gibt und Winzer,die sich da drauf spezialisieren. Aber sagen wir mal so, Rieslige mit >10g RZ/l sind an der Mosel jetzt schon deutlich häufiger als in Franken...
Wobei ich halt eben finde dass die guten Vertreter nie einfach nur "süß" schmecken.Also ich habe schon mit restsüßen Mitellmoselkabis viele "trockentrockentrocken" Trinker*innen bekehrt, eben weil die ne eigene Spannung haben und im Idealfall nie klebrig sind. Ist so mittlerweile mein Lieblingsweinstil.

Ansonsten würde ich schon sagen, dass z.B. Mosel und Pfalz erkennbar und unterscheidbar sind. Ob "barock" das richtige Wort ist, wird hier ja zu recht diskutiert. Aber zb Pfalz tendetiell als "üppig" zu bezechnen und Mosel als "schlank" und "verspielt",triffts schon irgendwie.Wobei es extrembeispiele gibt, bzw Weingüter, die eben was anderes machen,als für die Region typisch is.
Saarweine sind da nochmal schlanker,heller und rassiger als die Kollegen von der Mittelmosel z.b...

Ich würde mich aber da nicht zuviel davon leiten lassen, was andere als Eindrücke dir mitgeben,sondern selber die Erfahrungen sammeln, am besten bei Verkostungsveranstaltungen.

Riesling ist echt nen spannendes Thema. Auch gerade deuscher Riesling.
Viel Spaß beim Entdecken!
Offline

Kle

  • Beiträge: 943
  • Registriert: Fr 10. Dez 2010, 17:18
  • Wohnort: Hamburg

Re: Riesling in Deutschland

BeitragFr 11. Dez 2020, 19:05

Manche „Abstempelungen“ scheinen gut zu funktionieren. Ich trinke selten Weine, die restsüß sind oder von der Saar. Als ich aber zufällig auf solche von Othegraven stieß, machte unter anderem die Säure sie zu einem überraschenden Genuss. Ein solcher, zu meinem Erlebnis gut passender Satz
Lurchus hat geschrieben: Saarweine sind da nochmal schlanker,heller und rassiger als die Kollegen von der Mittelmosel z.b...
ermahnt mich dann, dem Weingut nicht die gesamte Saar- Charakteristik in die Schuhe zu schieben!

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
Offline

Berwick

  • Beiträge: 23
  • Registriert: Do 31. Mär 2022, 23:50
  • Wohnort: Schwarzwald

Re: Riesling in Deutschland

BeitragDo 7. Apr 2022, 22:00

Georg R. hat geschrieben:Als ganz ganz grobe Orientierung möchte ich einen Arbeitskollegen zitieren, der mir bei einem Gespräch über Wein folgendes erzählt hat:
"Rieslinge von der Mosel sind mir zu süss"


Das war vielleicht mal so.
Vorherige

Zurück zu Allgemeines Weinwissen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen

cron